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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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denlang durch Wald, Wiesen, Feld und endlich wieder
in ein Forstrevier geführt mit noch stattlicherem Be¬
stande und mit parkartiger verschlungenen Pfaden als
die früheren. Auch hier herrschte ein geschäftiges
Treiben. Viel kleinere Kinder als die kleine Hardine
sammelten die letzten blauen und die ersten rothen
Heidelbeeren des Sommers, alte Mütterchen kamen
und gingen mit Kräuter- oder Reisigbündeln, mit
Körben duftender Pilze. Von der Wiege bis zum
Grabe schien Alles im Reckenburg'schen zu arbeiten.
Aber die Kinder arbeiteten stumm, wie vorhin die Er¬
wachsenen und die Greise ebenfalls stumm, wie neben
ihnen die Kinder; auch sie starrten verblüfft dem fu߬
wandernden Paare nach, während eine gleichzeitige
militairische Cavalcade und mehrere vornehme Equipa¬
gen, welche in rascher Folge an ihnen vorübersausten,
ihre Aufmerksamkeit nicht im Geringsten erregten. Ver¬
geblich fragte der Invalid, was diese glänzende Auf¬
fahrt geputzter Damen und Herren zu bedeuten habe?
Sie zuckten schweigend die Achseln und bückten sich,
um ämsig weiter zu sammeln. "Ein curioses Völk¬
chen, meine Reckenburger!" sagte August Müller, "aber
ich werde ihm Mores lehren!"

Der tiefschattige Waldweg öffnete sich eben wieder

denlang durch Wald, Wieſen, Feld und endlich wieder
in ein Forſtrevier geführt mit noch ſtattlicherem Be¬
ſtande und mit parkartiger verſchlungenen Pfaden als
die früheren. Auch hier herrſchte ein geſchäftiges
Treiben. Viel kleinere Kinder als die kleine Hardine
ſammelten die letzten blauen und die erſten rothen
Heidelbeeren des Sommers, alte Mütterchen kamen
und gingen mit Kräuter- oder Reiſigbündeln, mit
Körben duftender Pilze. Von der Wiege bis zum
Grabe ſchien Alles im Reckenburg'ſchen zu arbeiten.
Aber die Kinder arbeiteten ſtumm, wie vorhin die Er¬
wachſenen und die Greiſe ebenfalls ſtumm, wie neben
ihnen die Kinder; auch ſie ſtarrten verblüfft dem fu߬
wandernden Paare nach, während eine gleichzeitige
militairiſche Cavalcade und mehrere vornehme Equipa¬
gen, welche in raſcher Folge an ihnen vorüberſauſten,
ihre Aufmerkſamkeit nicht im Geringſten erregten. Ver¬
geblich fragte der Invalid, was dieſe glänzende Auf¬
fahrt geputzter Damen und Herren zu bedeuten habe?
Sie zuckten ſchweigend die Achſeln und bückten ſich,
um ämſig weiter zu ſammeln. „Ein curioſes Völk¬
chen, meine Reckenburger!“ ſagte Auguſt Müller, „aber
ich werde ihm Mores lehren!“

Der tiefſchattige Waldweg öffnete ſich eben wieder

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[56/0063] denlang durch Wald, Wieſen, Feld und endlich wieder in ein Forſtrevier geführt mit noch ſtattlicherem Be¬ ſtande und mit parkartiger verſchlungenen Pfaden als die früheren. Auch hier herrſchte ein geſchäftiges Treiben. Viel kleinere Kinder als die kleine Hardine ſammelten die letzten blauen und die erſten rothen Heidelbeeren des Sommers, alte Mütterchen kamen und gingen mit Kräuter- oder Reiſigbündeln, mit Körben duftender Pilze. Von der Wiege bis zum Grabe ſchien Alles im Reckenburg'ſchen zu arbeiten. Aber die Kinder arbeiteten ſtumm, wie vorhin die Er¬ wachſenen und die Greiſe ebenfalls ſtumm, wie neben ihnen die Kinder; auch ſie ſtarrten verblüfft dem fu߬ wandernden Paare nach, während eine gleichzeitige militairiſche Cavalcade und mehrere vornehme Equipa¬ gen, welche in raſcher Folge an ihnen vorüberſauſten, ihre Aufmerkſamkeit nicht im Geringſten erregten. Ver¬ geblich fragte der Invalid, was dieſe glänzende Auf¬ fahrt geputzter Damen und Herren zu bedeuten habe? Sie zuckten ſchweigend die Achſeln und bückten ſich, um ämſig weiter zu ſammeln. „Ein curioſes Völk¬ chen, meine Reckenburger!“ ſagte Auguſt Müller, „aber ich werde ihm Mores lehren!“ Der tiefſchattige Waldweg öffnete ſich eben wieder

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/63>, abgerufen am 25.11.2024.