François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.zu bleiben -- der Invalid bäumte sich wie ein ange¬ Nun aber deckte sie die Erde. Er hatte ihr nicht Und wieder gingen Jahre dahin, aus welchen zu bleiben — der Invalid bäumte ſich wie ein ange¬ Nun aber deckte ſie die Erde. Er hatte ihr nicht Und wieder gingen Jahre dahin, aus welchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="39"/> zu bleiben — der Invalid bäumte ſich wie ein ange¬<lb/> ſchoſſener Hirſch. Er fühlte ſeine alten Wunden hef¬<lb/> tiger brennen als zu der Zeit, da die ſchwarze Liſette<lb/> ſie auf dem Schlachtfelde verbunden hatte, er wich<lb/> keinen Schritt aus der dunklen Kammer, ſo lange die¬<lb/> ſelbe die Leiche barg.</p><lb/> <p>Nun aber deckte ſie die Erde. Er hatte ihr nicht<lb/> gebührendlich mit Sang und Klang die letzte Ehre er¬<lb/> weiſen können, aber er war es gewohnt, einen braven<lb/> Kameraden mit einem Trauermarſche zur Grube zu<lb/> geleiten und mit einer luſtigen Weiſe heimzukehren.<lb/> Am Abend ſaß er in dem Weinhauſe, aus welchem<lb/> man ihn vor drei Tagen in die Sterbekammer abbe¬<lb/> rufen hatte. Der Schoppen kreiſte, die Würfel roll¬<lb/> ten wie ſonſt. Das Weib, die Mutter Liſette waren<lb/> verſchwunden, und bald nur die luſtige Marketende¬<lb/> rin noch eine ſtehende Figur in den Bildern, die<lb/> ſich unter dem Banner des ſchwarzen, wie des eiſer¬<lb/> nen Herzogs vor ſeinen Augen entrollten.</p><lb/> <p>Und wieder gingen Jahre dahin, aus welchen<lb/> die kleine Hardine keine Erinnerung bewahrte, als daß<lb/> ſie oftmals hungerte und immer fror. Ein blödes,<lb/> zitterndes, trübſeliges Geſchöpf, ſchlich ſie am Morgen<lb/> aus der kalten, immer leerer werdenden Kammer,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0046]
zu bleiben — der Invalid bäumte ſich wie ein ange¬
ſchoſſener Hirſch. Er fühlte ſeine alten Wunden hef¬
tiger brennen als zu der Zeit, da die ſchwarze Liſette
ſie auf dem Schlachtfelde verbunden hatte, er wich
keinen Schritt aus der dunklen Kammer, ſo lange die¬
ſelbe die Leiche barg.
Nun aber deckte ſie die Erde. Er hatte ihr nicht
gebührendlich mit Sang und Klang die letzte Ehre er¬
weiſen können, aber er war es gewohnt, einen braven
Kameraden mit einem Trauermarſche zur Grube zu
geleiten und mit einer luſtigen Weiſe heimzukehren.
Am Abend ſaß er in dem Weinhauſe, aus welchem
man ihn vor drei Tagen in die Sterbekammer abbe¬
rufen hatte. Der Schoppen kreiſte, die Würfel roll¬
ten wie ſonſt. Das Weib, die Mutter Liſette waren
verſchwunden, und bald nur die luſtige Marketende¬
rin noch eine ſtehende Figur in den Bildern, die
ſich unter dem Banner des ſchwarzen, wie des eiſer¬
nen Herzogs vor ſeinen Augen entrollten.
Und wieder gingen Jahre dahin, aus welchen
die kleine Hardine keine Erinnerung bewahrte, als daß
ſie oftmals hungerte und immer fror. Ein blödes,
zitterndes, trübſeliges Geſchöpf, ſchlich ſie am Morgen
aus der kalten, immer leerer werdenden Kammer,
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