François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.stituirt, um derlei naturalistische Ausschweifungen zu Er küßt ihren Mund, umschlingt sie, preßt sie Da jählings -- halt! Der Festordner hat Trom¬ ſtituirt, um derlei naturaliſtiſche Ausſchweifungen zu Er küßt ihren Mund, umſchlingt ſie, preßt ſie Da jählings — halt! Der Feſtordner hat Trom¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0252" n="245"/> ſtituirt, um derlei naturaliſtiſche Ausſchweifungen zu<lb/> vertragen. Nun aber an ihrem ſtolzeſten Tage einen<lb/> Prinzen von Geblüt die Lippen auf einer Schenkdirne<lb/> Lippen drücken zu ſehen, und <hi rendition="#g">wie</hi> zu drücken, — ſo<lb/> ſonder Kunſt und Methode! — ſie hat ſich von dieſem<lb/> ſchauderhaften Bilde niemals erholt; es war der To¬<lb/> desſtreich, der ſie getroffen.</p><lb/> <p>Er küßt ihren Mund, umſchlingt ſie, preßt ſie<lb/> an ſeine Bruſt und jagt mit ihr durch den Saal.<lb/> Im raſenden Tempo löſt ſich die blaue Schleife aus<lb/> ihrem Haar; er reißt ſie an ſich und birgt ſie an<lb/> ſeinem Herzen. Das goldene Gelock wallt und weht<lb/> im Wirbel bis zu den Knieen hinab. Die Ordnung<lb/> iſt aufgelöſt. Singend, jauchzend, athemlos ſtürmen<lb/> alle Paare hinter dem erſten drein. Ganz zuletzt auch<lb/> Jungfer Ehrenhardine nach einem züchtigen Handkuß<lb/> ihres Junkerchens.</p><lb/> <p>Da jählings — halt! Der Feſtordner hat Trom¬<lb/> peten und Pauken das Schweigſignal zugewinkt. Noch<lb/> ſehe ich, wie Dorothee, gleich einem geſcheuchten Reh,<lb/> durch die Seitenthür verſchwindet, wie der Prinz ein<lb/> ſchäumendes Glas hinunterſtürzt. Dann wirft mir<lb/> die Mutter die eigne Saloppe über den Kopf. Wirr<lb/> und jäh drängt alles nach dem Ausgang.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [245/0252]
ſtituirt, um derlei naturaliſtiſche Ausſchweifungen zu
vertragen. Nun aber an ihrem ſtolzeſten Tage einen
Prinzen von Geblüt die Lippen auf einer Schenkdirne
Lippen drücken zu ſehen, und wie zu drücken, — ſo
ſonder Kunſt und Methode! — ſie hat ſich von dieſem
ſchauderhaften Bilde niemals erholt; es war der To¬
desſtreich, der ſie getroffen.
Er küßt ihren Mund, umſchlingt ſie, preßt ſie
an ſeine Bruſt und jagt mit ihr durch den Saal.
Im raſenden Tempo löſt ſich die blaue Schleife aus
ihrem Haar; er reißt ſie an ſich und birgt ſie an
ſeinem Herzen. Das goldene Gelock wallt und weht
im Wirbel bis zu den Knieen hinab. Die Ordnung
iſt aufgelöſt. Singend, jauchzend, athemlos ſtürmen
alle Paare hinter dem erſten drein. Ganz zuletzt auch
Jungfer Ehrenhardine nach einem züchtigen Handkuß
ihres Junkerchens.
Da jählings — halt! Der Feſtordner hat Trom¬
peten und Pauken das Schweigſignal zugewinkt. Noch
ſehe ich, wie Dorothee, gleich einem geſcheuchten Reh,
durch die Seitenthür verſchwindet, wie der Prinz ein
ſchäumendes Glas hinunterſtürzt. Dann wirft mir
die Mutter die eigne Saloppe über den Kopf. Wirr
und jäh drängt alles nach dem Ausgang.
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