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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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den, behauptete sie, die nämliche, in welcher Fräulein
Hardinens Vater gefallen sei, und der Franzose hätte
obtinirt. Das konnte und wollte ich nicht glauben.
Ich schimpfte die Alte ein Schandmaul und würde sie
handgreiflich zur Ruhe gebracht haben, wenn sie, na,
wenn sie nicht eben ein Weib und obendrein ein altes
Weib gewesen wäre. Die aber blieb baumfest bei
ihrem Satz und in der Angst vor dem "grausamen
Bohnebart." Sie zitterte wie ein dürres Laub, so
oft ihr der Name über die Lippen lief. Es war nicht
anders, als ob der Bohnebart expreß in's Land gekom¬
men sei, um der alten Beckern auf den Leib zu gehen.

"So in Gift und Galle kamen wir in die Stadt.
Ich hatte noch nie eine gesehen und mir eine Stadt
weit anders vorgestellt. Nur hoch oben das große
Schloß, wie es allmälig aus dem Nebel hervortrat,
das gefiel mir. "Da möchte ich wohnen," sagte ich
und die Beckern schmunzelte geheimnißvoll: "Nun wer
weiß, Gustel, ob Du nicht noch eines Tages in einem
Prinzenschlosse logiren thust. Der Bohnebart ist auch
nur ein armer Junge gewesen, wie Du, und am Ende
ein Kaiser geworden." -- Und so ein Knirps! sagte
ich verächtlich.

"Bei den Worten kamen wir auf den Markt.

den, behauptete ſie, die nämliche, in welcher Fräulein
Hardinens Vater gefallen ſei, und der Franzoſe hätte
obtinirt. Das konnte und wollte ich nicht glauben.
Ich ſchimpfte die Alte ein Schandmaul und würde ſie
handgreiflich zur Ruhe gebracht haben, wenn ſie, na,
wenn ſie nicht eben ein Weib und obendrein ein altes
Weib geweſen wäre. Die aber blieb baumfeſt bei
ihrem Satz und in der Angſt vor dem „grauſamen
Bohnebart.“ Sie zitterte wie ein dürres Laub, ſo
oft ihr der Name über die Lippen lief. Es war nicht
anders, als ob der Bohnebart expreß in's Land gekom¬
men ſei, um der alten Beckern auf den Leib zu gehen.

„So in Gift und Galle kamen wir in die Stadt.
Ich hatte noch nie eine geſehen und mir eine Stadt
weit anders vorgeſtellt. Nur hoch oben das große
Schloß, wie es allmälig aus dem Nebel hervortrat,
das gefiel mir. „Da möchte ich wohnen,“ ſagte ich
und die Beckern ſchmunzelte geheimnißvoll: „Nun wer
weiß, Guſtel, ob Du nicht noch eines Tages in einem
Prinzenſchloſſe logiren thuſt. Der Bohnebart iſt auch
nur ein armer Junge geweſen, wie Du, und am Ende
ein Kaiſer geworden.“ — Und ſo ein Knirps! ſagte
ich verächtlich.

„Bei den Worten kamen wir auf den Markt.

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[18/0025] den, behauptete ſie, die nämliche, in welcher Fräulein Hardinens Vater gefallen ſei, und der Franzoſe hätte obtinirt. Das konnte und wollte ich nicht glauben. Ich ſchimpfte die Alte ein Schandmaul und würde ſie handgreiflich zur Ruhe gebracht haben, wenn ſie, na, wenn ſie nicht eben ein Weib und obendrein ein altes Weib geweſen wäre. Die aber blieb baumfeſt bei ihrem Satz und in der Angſt vor dem „grauſamen Bohnebart.“ Sie zitterte wie ein dürres Laub, ſo oft ihr der Name über die Lippen lief. Es war nicht anders, als ob der Bohnebart expreß in's Land gekom¬ men ſei, um der alten Beckern auf den Leib zu gehen. „So in Gift und Galle kamen wir in die Stadt. Ich hatte noch nie eine geſehen und mir eine Stadt weit anders vorgeſtellt. Nur hoch oben das große Schloß, wie es allmälig aus dem Nebel hervortrat, das gefiel mir. „Da möchte ich wohnen,“ ſagte ich und die Beckern ſchmunzelte geheimnißvoll: „Nun wer weiß, Guſtel, ob Du nicht noch eines Tages in einem Prinzenſchloſſe logiren thuſt. Der Bohnebart iſt auch nur ein armer Junge geweſen, wie Du, und am Ende ein Kaiſer geworden.“ — Und ſo ein Knirps! ſagte ich verächtlich. „Bei den Worten kamen wir auf den Markt.

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/25>, abgerufen am 21.11.2024.