Höhe und forderte mit lauter Stimme den Kehraus. So stark der Unwille gewesen, die Großmuth gegen einen Gast von Geblüt war stärker. Lag doch an sich auch für die Donnerstagsgesellschaft nichts Ungebühr¬ liches in der Aufführung eines gewohnten Schlußtanzes, dessen bäurische Weise und buntscheckiger Wechsel nach dem Souper erst den rechten Humor zur Geltung brachten. Alt und Jung reihte sich zu Paaren, nur der Festordner stand noch auf der Lauer, um, nachdem sein hoher Chef sich entschieden, aus der Ueberzahl der Schönen die Würdigste als Anführerin zu erküren.
Jetzt aber, da Prinz Sansfacon der verehelichten Gruppe gleichgültig den Rücken kehrt, schießt er auf die Frau Amtmännin zu, bietet ihr begütigend die Hand und ist im Begriffe, mit ihr an die Spitze der Colonne zu treten, als -- o wehe, dreimal wehe unserer adligen Reunion! -- als er den Prinzen an den Schenktisch stürzen und Kellermeisters kleine Dorl in die Reihe ziehen sieht.
Ein Donnerschlag hätte nicht vernichtender zün¬ den können. Einen Augenblick stand Alles starr und stumm, dann helle Revolution! Die Frau Amtmännin kehrte mit einem kopfnickenden "bedanke mich," wieder um; sämmtliche Frauen und Fräulein von Adel traten
Höhe und forderte mit lauter Stimme den Kehraus. So ſtark der Unwille geweſen, die Großmuth gegen einen Gaſt von Geblüt war ſtärker. Lag doch an ſich auch für die Donnerſtagsgeſellſchaft nichts Ungebühr¬ liches in der Aufführung eines gewohnten Schlußtanzes, deſſen bäuriſche Weiſe und buntſcheckiger Wechſel nach dem Souper erſt den rechten Humor zur Geltung brachten. Alt und Jung reihte ſich zu Paaren, nur der Feſtordner ſtand noch auf der Lauer, um, nachdem ſein hoher Chef ſich entſchieden, aus der Ueberzahl der Schönen die Würdigſte als Anführerin zu erküren.
Jetzt aber, da Prinz Sansfaçon der verehelichten Gruppe gleichgültig den Rücken kehrt, ſchießt er auf die Frau Amtmännin zu, bietet ihr begütigend die Hand und iſt im Begriffe, mit ihr an die Spitze der Colonne zu treten, als — o wehe, dreimal wehe unſerer adligen Reunion! — als er den Prinzen an den Schenktiſch ſtürzen und Kellermeiſters kleine Dorl in die Reihe ziehen ſieht.
Ein Donnerſchlag hätte nicht vernichtender zün¬ den können. Einen Augenblick ſtand Alles ſtarr und ſtumm, dann helle Revolution! Die Frau Amtmännin kehrte mit einem kopfnickenden „bedanke mich,“ wieder um; ſämmtliche Frauen und Fräulein von Adel traten
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Höhe und forderte mit lauter Stimme den Kehraus.
So ſtark der Unwille geweſen, die Großmuth gegen
einen Gaſt von Geblüt war ſtärker. Lag doch an ſich
auch für die Donnerſtagsgeſellſchaft nichts Ungebühr¬
liches in der Aufführung eines gewohnten Schlußtanzes,
deſſen bäuriſche Weiſe und buntſcheckiger Wechſel nach
dem Souper erſt den rechten Humor zur Geltung
brachten. Alt und Jung reihte ſich zu Paaren, nur
der Feſtordner ſtand noch auf der Lauer, um, nachdem
ſein hoher Chef ſich entſchieden, aus der Ueberzahl der
Schönen die Würdigſte als Anführerin zu erküren.
Jetzt aber, da Prinz Sansfaçon der verehelichten
Gruppe gleichgültig den Rücken kehrt, ſchießt er auf
die Frau Amtmännin zu, bietet ihr begütigend die
Hand und iſt im Begriffe, mit ihr an die Spitze der
Colonne zu treten, als — o wehe, dreimal wehe
unſerer adligen Reunion! — als er den Prinzen an
den Schenktiſch ſtürzen und Kellermeiſters kleine Dorl
in die Reihe ziehen ſieht.
Ein Donnerſchlag hätte nicht vernichtender zün¬
den können. Einen Augenblick ſtand Alles ſtarr und
ſtumm, dann helle Revolution! Die Frau Amtmännin
kehrte mit einem kopfnickenden „bedanke mich,“ wieder
um; ſämmtliche Frauen und Fräulein von Adel traten
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/249>, abgerufen am 16.02.2025.
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