François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.Beieinander mit dem lieben, lehrsamen Herrn die er¬ Ich wußte von dem jungen Herrn nichts, als Beieinander mit dem lieben, lehrſamen Herrn die er¬ Ich wußte von dem jungen Herrn nichts, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0221" n="214"/> Beieinander mit dem lieben, lehrſamen Herrn die er¬<lb/> ſprießlichſten Dienſte geleiſtet haben, wenn zwiſchen<lb/> die neuen ſpaniſchen Helden unſeres Schiller und die<lb/> metriſchen Fehden von Lichtenberg <hi rendition="#aq">contra</hi> Voß nicht<lb/> immer von Neuem der zudringliche prinzliche Stören¬<lb/> fried gefahren wäre. Die alte Reckenburgerin hatte<lb/> wohl Recht: ihre erkorene Nachfolgerin war nicht<lb/> eben entzündlicher Imagination und die Warnungs¬<lb/> tafel mit dem ſpäten, ehelichen Correctiv war auch<lb/> nicht zum Ueberfluß aufgeſtellt; bei alledem aber war<lb/> es ein feuergefährliches Spielwerk, das ſie ſiebenzehn¬<lb/> jährigen Sinnen anvertraut hatte. So oft Dame<lb/> Weisheit den Verführer aus dem Felde ſchlug, lispelnd<lb/> und lächelnd gaukelte er ſich immer wieder ein. <hi rendition="#aq">Chassez<lb/> le naturel</hi>, <hi rendition="#aq">il retourne au galop!</hi></p><lb/> <p>Ich wußte von dem jungen Herrn nichts, als<lb/> daß mein Papa ihn einen Sauſewind genannt hatte,<lb/> und daß die Andeutungen der Gräfin dieſem Epitheton<lb/> nicht widerſprachen. Die Begierde ein Mehreres über<lb/> ihn zu erfahren, prickelte mich bis in die Zungenſpitze.<lb/> Ich machte endlich kurzen Proceß und platzte mit der<lb/> Frage: was von dem Stiefſohne meiner Tante zu<lb/> halten ſei? mitten unter die idylliſche Geſellſchaft im<lb/> ehrwürdigen Pfarrhauſe von Grünau.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [214/0221]
Beieinander mit dem lieben, lehrſamen Herrn die er¬
ſprießlichſten Dienſte geleiſtet haben, wenn zwiſchen
die neuen ſpaniſchen Helden unſeres Schiller und die
metriſchen Fehden von Lichtenberg contra Voß nicht
immer von Neuem der zudringliche prinzliche Stören¬
fried gefahren wäre. Die alte Reckenburgerin hatte
wohl Recht: ihre erkorene Nachfolgerin war nicht
eben entzündlicher Imagination und die Warnungs¬
tafel mit dem ſpäten, ehelichen Correctiv war auch
nicht zum Ueberfluß aufgeſtellt; bei alledem aber war
es ein feuergefährliches Spielwerk, das ſie ſiebenzehn¬
jährigen Sinnen anvertraut hatte. So oft Dame
Weisheit den Verführer aus dem Felde ſchlug, lispelnd
und lächelnd gaukelte er ſich immer wieder ein. Chassez
le naturel, il retourne au galop!
Ich wußte von dem jungen Herrn nichts, als
daß mein Papa ihn einen Sauſewind genannt hatte,
und daß die Andeutungen der Gräfin dieſem Epitheton
nicht widerſprachen. Die Begierde ein Mehreres über
ihn zu erfahren, prickelte mich bis in die Zungenſpitze.
Ich machte endlich kurzen Proceß und platzte mit der
Frage: was von dem Stiefſohne meiner Tante zu
halten ſei? mitten unter die idylliſche Geſellſchaft im
ehrwürdigen Pfarrhauſe von Grünau.
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Zitationshilfe: | François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/221>, abgerufen am 16.02.2025. |