François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871."Aber Fräulein Hardine!" fiel ungeduldig die "Nun Fräulein Hardine," fuhr dieser fort, Frau Lisette fuhr auf wie electrisirt. -- "Eine "Ganz gewiß nicht unverdient, Lisette!" "Gezüchtigt mit eigener Hand! Und das soll "So? Du hättest also eher Deinen eigenen Die arme Mutter nahm bei dieser Gewissens¬ „Aber Fräulein Hardine!“ fiel ungeduldig die „Nun Fräulein Hardine,“ fuhr dieſer fort, Frau Liſette fuhr auf wie electriſirt. — „Eine „Ganz gewiß nicht unverdient, Liſette!“ „Gezüchtigt mit eigener Hand! Und das ſoll „So? Du hätteſt alſo eher Deinen eigenen Die arme Mutter nahm bei dieſer Gewiſſens¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0021" n="14"/> <p>„Aber Fräulein Hardine!“ fiel ungeduldig die<lb/> Zuhörerin ein, als hier der Erzähler eine Pauſe<lb/> machte.</p><lb/> <p>„Nun Fräulein Hardine,“ fuhr dieſer fort,<lb/> „Fräulein Hardine, die kam denn auch wohl dann<lb/> und wann auf Beſuch zu unſerem Probſt, ſchnitt aber<lb/> regelmäßig ein eſſigſaures Geſicht, ſo oft ich ihr vor¬<lb/> geführt ward, raiſonnirte, weil ich nichts lernen wollte,<lb/> und ſchimpfte mich einen Wildling oder dergleichen.<lb/> Einmal hat ſie mir in der Bosheit auch eine ganz<lb/> gehörige Backpfeife applicirt.“</p><lb/> <p>Frau Liſette fuhr auf wie electriſirt. — „Eine<lb/> Backpfeife!“ rief ſie mit dem Ausdruck höchſter Be¬<lb/> friedigung; „eine Backpfeife, Auguſt — “<lb/></p> <p>„Ganz gewiß nicht unverdient, Liſette!“<lb/></p> <p>„Gezüchtigt mit eigener Hand! Und das ſoll<lb/> nicht ſeine Mutter geweſen ſein!“</p><lb/> <p>„So? Du hätteſt alſo eher Deinen eigenen<lb/> Wurm als einen fremden durchgewichſt?“</p><lb/> <p>Die arme Mutter nahm bei dieſer Gewiſſens¬<lb/> frage ziemlich kleinlaut ihr Nähzeug wieder auf. —<lb/> „Ein adeliges Fräulein und unter den Augen der geiſt¬<lb/> lichen Obrigkeit, ſie muß doch ein Recht dazu beſeſſen<lb/> haben,“ — murmelte ſie wohl noch, wurde aber nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0021]
„Aber Fräulein Hardine!“ fiel ungeduldig die
Zuhörerin ein, als hier der Erzähler eine Pauſe
machte.
„Nun Fräulein Hardine,“ fuhr dieſer fort,
„Fräulein Hardine, die kam denn auch wohl dann
und wann auf Beſuch zu unſerem Probſt, ſchnitt aber
regelmäßig ein eſſigſaures Geſicht, ſo oft ich ihr vor¬
geführt ward, raiſonnirte, weil ich nichts lernen wollte,
und ſchimpfte mich einen Wildling oder dergleichen.
Einmal hat ſie mir in der Bosheit auch eine ganz
gehörige Backpfeife applicirt.“
Frau Liſette fuhr auf wie electriſirt. — „Eine
Backpfeife!“ rief ſie mit dem Ausdruck höchſter Be¬
friedigung; „eine Backpfeife, Auguſt — “
„Ganz gewiß nicht unverdient, Liſette!“
„Gezüchtigt mit eigener Hand! Und das ſoll
nicht ſeine Mutter geweſen ſein!“
„So? Du hätteſt alſo eher Deinen eigenen
Wurm als einen fremden durchgewichſt?“
Die arme Mutter nahm bei dieſer Gewiſſens¬
frage ziemlich kleinlaut ihr Nähzeug wieder auf. —
„Ein adeliges Fräulein und unter den Augen der geiſt¬
lichen Obrigkeit, ſie muß doch ein Recht dazu beſeſſen
haben,“ — murmelte ſie wohl noch, wurde aber nicht
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