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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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rührt ließ, und Italienern, die ich nicht verstand, --
zwar lediglich Franzosen; aber das, was eine große
Nation in ihrer größten Epoche hervorgebracht hat,
würde schon hingereicht haben, eine junge, durstige
Seele für lange Zeit zu stillen. Und dazu trat nun
noch von vornherein der Pfarrer mit seinen geliebten
jungen Deutschen. Am Sonntag Morgen hörte ich
ihn predigen und am Nachmittag klopfte ich an seine
Thür.

Ich war ein Kind an Lebenserfahrung und aus
einem härteren Stoffe geformt, als er. Gleichwohl
brachte ich schon aus dieser ersten Begegnung in Amt
und Haus das bedrückende Vorgefühl einer verfehlten
Existenz. Je länger ich ihn aber im Dienste einer
leiblich und geistig verwilderten Gemeinde kennen
lernte, den milden, sinnvollen Menschen und Christen,
dessen Grundneigung auf ein edles Maaß und har¬
monische Bildungen gestellt war, unverstanden, unge¬
liebt, die liebenswertheste und liebevollste Natur, um
so lebhafter fühlte ich in seiner Nähe buchstäblich ein
körperliches Weh, und so viel ich persönlich an ihm
verlor, ich fand keine Ruhe, bis ich ihn an einen
Platz gestellt wußte, wo seine Lehre und sein Vorbild
in empfänglicheren Gemüthern zünden durften.

rührt ließ, und Italienern, die ich nicht verſtand, —
zwar lediglich Franzoſen; aber das, was eine große
Nation in ihrer größten Epoche hervorgebracht hat,
würde ſchon hingereicht haben, eine junge, durſtige
Seele für lange Zeit zu ſtillen. Und dazu trat nun
noch von vornherein der Pfarrer mit ſeinen geliebten
jungen Deutſchen. Am Sonntag Morgen hörte ich
ihn predigen und am Nachmittag klopfte ich an ſeine
Thür.

Ich war ein Kind an Lebenserfahrung und aus
einem härteren Stoffe geformt, als er. Gleichwohl
brachte ich ſchon aus dieſer erſten Begegnung in Amt
und Haus das bedrückende Vorgefühl einer verfehlten
Exiſtenz. Je länger ich ihn aber im Dienſte einer
leiblich und geiſtig verwilderten Gemeinde kennen
lernte, den milden, ſinnvollen Menſchen und Chriſten,
deſſen Grundneigung auf ein edles Maaß und har¬
moniſche Bildungen geſtellt war, unverſtanden, unge¬
liebt, die liebenswertheſte und liebevollſte Natur, um
ſo lebhafter fühlte ich in ſeiner Nähe buchſtäblich ein
körperliches Weh, und ſo viel ich perſönlich an ihm
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[196/0203] rührt ließ, und Italienern, die ich nicht verſtand, — zwar lediglich Franzoſen; aber das, was eine große Nation in ihrer größten Epoche hervorgebracht hat, würde ſchon hingereicht haben, eine junge, durſtige Seele für lange Zeit zu ſtillen. Und dazu trat nun noch von vornherein der Pfarrer mit ſeinen geliebten jungen Deutſchen. Am Sonntag Morgen hörte ich ihn predigen und am Nachmittag klopfte ich an ſeine Thür. Ich war ein Kind an Lebenserfahrung und aus einem härteren Stoffe geformt, als er. Gleichwohl brachte ich ſchon aus dieſer erſten Begegnung in Amt und Haus das bedrückende Vorgefühl einer verfehlten Exiſtenz. Je länger ich ihn aber im Dienſte einer leiblich und geiſtig verwilderten Gemeinde kennen lernte, den milden, ſinnvollen Menſchen und Chriſten, deſſen Grundneigung auf ein edles Maaß und har¬ moniſche Bildungen geſtellt war, unverſtanden, unge¬ liebt, die liebenswertheſte und liebevollſte Natur, um ſo lebhafter fühlte ich in ſeiner Nähe buchſtäblich ein körperliches Weh, und ſo viel ich perſönlich an ihm verlor, ich fand keine Ruhe, bis ich ihn an einen Platz geſtellt wußte, wo ſeine Lehre und ſein Vorbild in empfänglicheren Gemüthern zünden durften.

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/203>, abgerufen am 25.11.2024.