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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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schrie, und würde über den Kutschenschlag gesprungen
und in meinen Wald zurückgelaufen sein, wenn Fräu¬
lein Hardine mich nicht an den Ohrlappen festgehal¬
ten und so lange darein gekniffen hätte, bis ich end¬
lich vom Heulen müde ward, mich auf die Bank
streckte und in Schlaf verfiel. Ich wachte wohl wie¬
der auf und erhob den vorigen Rumor. Fräulein
Hardine kriegte mich aber immer wieder bei den Oh¬
ren, ich schlief immer wieder ein und kann daher nicht
sagen, ob die Fahrt Stunden, Tage, Wochen lang
gedauert hat, oder wie ich im Uebrigen an mein Ziel
gekommen bin.

"Von der Zeit ab war ich im Waisenkloster und
schlecht gegangen ist es mir darin bei Leibe nicht.
Der alte Probst war eine Seele von einem Mann;
in Wahrheit ein Waisenvater und mir, wie es schien,
ganz absonderlich zugethan. Zu essen gab's reichlich
und Fuchtel lange nicht genug für uns wilde Brut.
Aber ich hatte kein Sitzefleisch; mich zog's zurück in
den Wald. Ein paarmal nahm ich auch Reißaus,
wurde natürlich aber wieder eingefangen, und mag
man aus diesem Grunde mich auch späterhin niemals,
wie manche von den größeren Jungen, in die Stadt ge¬
lassen haben, wenn es daselbst eine Extrabesorgung galt."

ſchrie, und würde über den Kutſchenſchlag geſprungen
und in meinen Wald zurückgelaufen ſein, wenn Fräu¬
lein Hardine mich nicht an den Ohrlappen feſtgehal¬
ten und ſo lange darein gekniffen hätte, bis ich end¬
lich vom Heulen müde ward, mich auf die Bank
ſtreckte und in Schlaf verfiel. Ich wachte wohl wie¬
der auf und erhob den vorigen Rumor. Fräulein
Hardine kriegte mich aber immer wieder bei den Oh¬
ren, ich ſchlief immer wieder ein und kann daher nicht
ſagen, ob die Fahrt Stunden, Tage, Wochen lang
gedauert hat, oder wie ich im Uebrigen an mein Ziel
gekommen bin.

„Von der Zeit ab war ich im Waiſenkloſter und
ſchlecht gegangen iſt es mir darin bei Leibe nicht.
Der alte Probſt war eine Seele von einem Mann;
in Wahrheit ein Waiſenvater und mir, wie es ſchien,
ganz abſonderlich zugethan. Zu eſſen gab's reichlich
und Fuchtel lange nicht genug für uns wilde Brut.
Aber ich hatte kein Sitzefleiſch; mich zog's zurück in
den Wald. Ein paarmal nahm ich auch Reißaus,
wurde natürlich aber wieder eingefangen, und mag
man aus dieſem Grunde mich auch ſpäterhin niemals,
wie manche von den größeren Jungen, in die Stadt ge¬
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[13/0020] ſchrie, und würde über den Kutſchenſchlag geſprungen und in meinen Wald zurückgelaufen ſein, wenn Fräu¬ lein Hardine mich nicht an den Ohrlappen feſtgehal¬ ten und ſo lange darein gekniffen hätte, bis ich end¬ lich vom Heulen müde ward, mich auf die Bank ſtreckte und in Schlaf verfiel. Ich wachte wohl wie¬ der auf und erhob den vorigen Rumor. Fräulein Hardine kriegte mich aber immer wieder bei den Oh¬ ren, ich ſchlief immer wieder ein und kann daher nicht ſagen, ob die Fahrt Stunden, Tage, Wochen lang gedauert hat, oder wie ich im Uebrigen an mein Ziel gekommen bin. „Von der Zeit ab war ich im Waiſenkloſter und ſchlecht gegangen iſt es mir darin bei Leibe nicht. Der alte Probſt war eine Seele von einem Mann; in Wahrheit ein Waiſenvater und mir, wie es ſchien, ganz abſonderlich zugethan. Zu eſſen gab's reichlich und Fuchtel lange nicht genug für uns wilde Brut. Aber ich hatte kein Sitzefleiſch; mich zog's zurück in den Wald. Ein paarmal nahm ich auch Reißaus, wurde natürlich aber wieder eingefangen, und mag man aus dieſem Grunde mich auch ſpäterhin niemals, wie manche von den größeren Jungen, in die Stadt ge¬ laſſen haben, wenn es daſelbſt eine Extrabeſorgung galt.“

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/20>, abgerufen am 21.11.2024.