François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.ken Zeiten keine Rede war, braucht nicht erörtert zu Tag für Tag meldete sich ein Bewerber um die Und der Rechte kam noch zur rechten Zeit, bevor Louise v. Francois, Die letzte Reckenburgerin. I. 11
ken Zeiten keine Rede war, braucht nicht erörtert zu Tag für Tag meldete ſich ein Bewerber um die Und der Rechte kam noch zur rechten Zeit, bevor Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 11
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ken Zeiten keine Rede war, braucht nicht erörtert zu
werden, aber auch der Adel gewährte ſie nicht, denn
die reinſte Ahnenprobe führte eine abgeblühte Schöne
beſtenfalls in ein Fräuleinſtift. Nur eine Goldtonne
war ein zuverläſſiges Piedeſtal. Zwiſchen Feſt und
Spiel, inmitten der gewiſſenloſen Wirthſchaft eines
Brühl und ſeiner tollen Nacheiferer, gab es am Hofe
von Sachſen ein junges Mädchen, das mit heimlichem
Hohn die Schnüre ſeines Beutels feſt in den Händen
hielt und mit der nüchternen Berechnung eines Man¬
nes ſeinen Schatz zu mehren verſtand. Mochten die
Kartenhäuſer um ſie her zuſammenſtürzen, ſie ſtand
ſicher, ſie durfte ſteigen.
Tag für Tag meldete ſich ein Bewerber um die
Hand der reichſten Partie des Landes. Keiner ge¬
nügte ihrem hochſtrebenden Sinn. Sie war dreißig
Jahre alt geworden und wählte noch immer. „Der
Rechte wird kommen!“ ſagte ſie ſich, wenn ſie ihr
Contobuch zugeklappt und ein beredtes Schönpfläſter¬
chen auf die geſchminkte Wange geheftet hatte, um
ihrer Herrin — jetzt der Nachfolgerin der Brandenburg¬
ſchen Eberhardine — zu einem Feſte des unerſchöpf¬
lich erfinderiſchen, allgewaltigen Miniſters zu folgen.
Und der Rechte kam noch zur rechten Zeit, bevor
Louiſe v. François, Die letzte Reckenburgerin. I. 11
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