François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.hatte sie die Bevorzugung der kleinen Plebejerin von Kaum hörte sie daher von den elterlichen Reise¬ An Dorotheens Geburtstag, dem 29. Septem¬ hatte ſie die Bevorzugung der kleinen Plebejerin von Kaum hörte ſie daher von den elterlichen Reiſe¬ An Dorotheens Geburtstag, dem 29. Septem¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="152"/> hatte ſie die Bevorzugung der kleinen Plebejerin von<lb/> Haus aus mit unholden Blicken angeſehen. „Gab<lb/> es denn kein adliges Kind, Dinchen, zur Geſellſchaft?“<lb/> brummte ſie Anfangs, und ſpäterhin: „Mußte es<lb/> denn Eine ſein von einer beſſeren Couleur, wenn auch<lb/> lange nicht ſo nobel und durabel, wie Fräulein Har¬<lb/> dine?“ Die Schenkung und der blinkende Verlobungs¬<lb/> ring konnten natürlich keine humane Auffaſſung be¬<lb/> wirken; ſeit ſich aber gar der bedrohliche Schellen¬<lb/> unter unter dem Lärvchen der Schenkentrine enthüllte,<lb/> hätte, — abgeſehen von den geſteigerten Erbſchafts¬<lb/> ausſichten in Reckenburg, — der Muhme gar nichts<lb/> Erwünſchteres, als meine zeitweiſe Entfernung von<lb/> Hauſe widerfahren können.</p><lb/> <p>Kaum hörte ſie daher von den elterlichen Reiſe¬<lb/> ſorgen, ſo erklärte ſie, daß ſie ſich die Begleitung nicht<lb/> nehmen und ihrem Fräulein kein Härchen auf dem<lb/> Wege krümmen laſſen werde. Man traf ſeine Abrede<lb/> und unter allerlei Zurüſtung gingen die Wochen im<lb/> Fluge dahin.</p><lb/> <p>An Dorotheens Geburtstag, dem 29. Septem¬<lb/> ber, langte die erſte Sendung des fernen Bräutigams<lb/> an: Brief und Schächtelchen. Sie öffnete das letz¬<lb/> tere haſtig und jubelte hellauf beim Anblick der koſt¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0159]
hatte ſie die Bevorzugung der kleinen Plebejerin von
Haus aus mit unholden Blicken angeſehen. „Gab
es denn kein adliges Kind, Dinchen, zur Geſellſchaft?“
brummte ſie Anfangs, und ſpäterhin: „Mußte es
denn Eine ſein von einer beſſeren Couleur, wenn auch
lange nicht ſo nobel und durabel, wie Fräulein Har¬
dine?“ Die Schenkung und der blinkende Verlobungs¬
ring konnten natürlich keine humane Auffaſſung be¬
wirken; ſeit ſich aber gar der bedrohliche Schellen¬
unter unter dem Lärvchen der Schenkentrine enthüllte,
hätte, — abgeſehen von den geſteigerten Erbſchafts¬
ausſichten in Reckenburg, — der Muhme gar nichts
Erwünſchteres, als meine zeitweiſe Entfernung von
Hauſe widerfahren können.
Kaum hörte ſie daher von den elterlichen Reiſe¬
ſorgen, ſo erklärte ſie, daß ſie ſich die Begleitung nicht
nehmen und ihrem Fräulein kein Härchen auf dem
Wege krümmen laſſen werde. Man traf ſeine Abrede
und unter allerlei Zurüſtung gingen die Wochen im
Fluge dahin.
An Dorotheens Geburtstag, dem 29. Septem¬
ber, langte die erſte Sendung des fernen Bräutigams
an: Brief und Schächtelchen. Sie öffnete das letz¬
tere haſtig und jubelte hellauf beim Anblick der koſt¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |