und Nachreden, die dem natürlich feinen Sinne des Kindes und dem Tone, an den es sich in Reckenburgs Familienzimmer gewöhnt hatte, unleidlich widerstanden.
Mein Vater sah seinen Liebling in drohender Gefahr. "Das Kind ist zu schön für eine Schenk¬ jungfer," hörte ich ihn eines Tages in der vertrau¬ lichen Raths- und Schlafkammer der Mutter klagen. "Viel zu schön und zu apart für ihren Stand. Sie weiß nicht mehr, wo aus noch ein. Adelheid, Adel¬ heid, die kleine Dorl geht uns zu Grunde!"
"Du rechnest ohne den Faber, Eberhard," ent¬ gegnete die Mutter sehr bestimmt. "Allerdings mü߬ ten wir uns anklagen, das Mädchen seinem natür¬ lichen Terrain entrückt zu haben, hätten wir nicht seit Jahren diesen Ausgang vorausgesetzt. Der Mensch strebt hoch und das Gelingen steht ihm an der Stirn geschrieben; er goutirt Dorotheens feinere Lebensart, er kennt ihre mißliche Lage so gut wie wir selbst und wird, verlaß Dich darauf, Eberhard, nun, da der Tod seines Vaters ihn unabhängig gemacht hat, mit der Hochzeit nicht lange zögern."
"Gott geb's, Gott geb's!" versetzte der Vater, indem er sich freudig die Hände rieb.
Mir aber stockte während dieser Rede der Athem
und Nachreden, die dem natürlich feinen Sinne des Kindes und dem Tone, an den es ſich in Reckenburgs Familienzimmer gewöhnt hatte, unleidlich widerſtanden.
Mein Vater ſah ſeinen Liebling in drohender Gefahr. „Das Kind iſt zu ſchön für eine Schenk¬ jungfer,“ hörte ich ihn eines Tages in der vertrau¬ lichen Raths- und Schlafkammer der Mutter klagen. „Viel zu ſchön und zu apart für ihren Stand. Sie weiß nicht mehr, wo aus noch ein. Adelheid, Adel¬ heid, die kleine Dorl geht uns zu Grunde!“
„Du rechneſt ohne den Faber, Eberhard,“ ent¬ gegnete die Mutter ſehr beſtimmt. „Allerdings mü߬ ten wir uns anklagen, das Mädchen ſeinem natür¬ lichen Terrain entrückt zu haben, hätten wir nicht ſeit Jahren dieſen Ausgang vorausgeſetzt. Der Menſch ſtrebt hoch und das Gelingen ſteht ihm an der Stirn geſchrieben; er goutirt Dorotheens feinere Lebensart, er kennt ihre mißliche Lage ſo gut wie wir ſelbſt und wird, verlaß Dich darauf, Eberhard, nun, da der Tod ſeines Vaters ihn unabhängig gemacht hat, mit der Hochzeit nicht lange zögern.“
„Gott geb's, Gott geb's!“ verſetzte der Vater, indem er ſich freudig die Hände rieb.
Mir aber ſtockte während dieſer Rede der Athem
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und Nachreden, die dem natürlich feinen Sinne des
Kindes und dem Tone, an den es ſich in Reckenburgs
Familienzimmer gewöhnt hatte, unleidlich widerſtanden.
Mein Vater ſah ſeinen Liebling in drohender
Gefahr. „Das Kind iſt zu ſchön für eine Schenk¬
jungfer,“ hörte ich ihn eines Tages in der vertrau¬
lichen Raths- und Schlafkammer der Mutter klagen.
„Viel zu ſchön und zu apart für ihren Stand. Sie
weiß nicht mehr, wo aus noch ein. Adelheid, Adel¬
heid, die kleine Dorl geht uns zu Grunde!“
„Du rechneſt ohne den Faber, Eberhard,“ ent¬
gegnete die Mutter ſehr beſtimmt. „Allerdings mü߬
ten wir uns anklagen, das Mädchen ſeinem natür¬
lichen Terrain entrückt zu haben, hätten wir nicht ſeit
Jahren dieſen Ausgang vorausgeſetzt. Der Menſch
ſtrebt hoch und das Gelingen ſteht ihm an der Stirn
geſchrieben; er goutirt Dorotheens feinere Lebensart,
er kennt ihre mißliche Lage ſo gut wie wir ſelbſt und
wird, verlaß Dich darauf, Eberhard, nun, da der
Tod ſeines Vaters ihn unabhängig gemacht hat, mit
der Hochzeit nicht lange zögern.“
„Gott geb's, Gott geb's!“ verſetzte der Vater,
indem er ſich freudig die Hände rieb.
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/121>, abgerufen am 31.07.2024.
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