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Francke, August Hermann: Einfältiger Unterricht Wie man die Heilige Schrift zu seiner wahren Erbauung lesen solle. Halle, 1708.

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Ein falscher Grund aber und un-
rechter Zweck ist es/ wenn man die
heilige Schrift lieset/ entweder zum
bloßen Zeit=Vertreib/ und weil hie
und da einige Historien darinnen
sind/ daran sich auch ein natürli-
ches Gemüth einiger massen ergö-
tzet:

Oder/ wenn man das Lesen der
heiligen Schrift als ein bloßes äus-
serliches Werck treibet/ gleichsam
voraus setzet/ daß man schon gar
fest in seinem Christenthum stehe/
und als zum Uberfluß diese Ge-
wohnheit frühe und abends häelt/
ein und ander Capitel zu lesen/ und
meynet dann/ man habe dadurch
dem lieben GOtt ein sonderlich gu-
tes Werck dargeleget; wie also vie-
le Menschen sich damit trösten/ daß
sie fleißig GOttes Wort lesen/ de-
ren Sinn und gantzes Leben mit dem
Worte GOttes doch im geringsten
nicht uberein stimmet:

Oder/ wenn man nur zu dem

Ende

Ein falſcher Grund aber und un-
rechter Zweck iſt es/ wenn man die
heilige Schrift lieſet/ entweder zum
bloßen Zeit=Vertreib/ und weil hie
und da einige Hiſtorien darinnen
ſind/ daran ſich auch ein natuͤrli-
ches Gemuͤth einiger maſſen ergö-
tzet:

Oder/ wenn man das Leſen der
heiligen Schrift als ein bloßes äuſ-
ſerliches Werck treibet/ gleichſam
voraus ſetzet/ daß man ſchon gar
feſt in ſeinem Chriſtenthum ſtehe/
und als zum Uberfluß dieſe Ge-
wohnheit fruͤhe und abends häͤlt/
ein und ander Capitel zu leſen/ und
meynet dann/ man habe dadurch
dem lieben GOtt ein ſonderlich gu-
tes Werck dargeleget; wie alſo vie-
le Menſchen ſich damit tröſten/ daß
ſie fleißig GOttes Wort leſen/ de-
ren Sinn und gantzes Leben mit dem
Worte GOttes doch im geringſten
nicht uberein ſtimmet:

Oder/ wenn man nur zu dem

Ende
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[4/0006] Ein falſcher Grund aber und un- rechter Zweck iſt es/ wenn man die heilige Schrift lieſet/ entweder zum bloßen Zeit=Vertreib/ und weil hie und da einige Hiſtorien darinnen ſind/ daran ſich auch ein natuͤrli- ches Gemuͤth einiger maſſen ergö- tzet: Oder/ wenn man das Leſen der heiligen Schrift als ein bloßes äuſ- ſerliches Werck treibet/ gleichſam voraus ſetzet/ daß man ſchon gar feſt in ſeinem Chriſtenthum ſtehe/ und als zum Uberfluß dieſe Ge- wohnheit fruͤhe und abends häͤlt/ ein und ander Capitel zu leſen/ und meynet dann/ man habe dadurch dem lieben GOtt ein ſonderlich gu- tes Werck dargeleget; wie alſo vie- le Menſchen ſich damit tröſten/ daß ſie fleißig GOttes Wort leſen/ de- ren Sinn und gantzes Leben mit dem Worte GOttes doch im geringſten nicht uberein ſtimmet: Oder/ wenn man nur zu dem Ende

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Zitationshilfe: Francke, August Hermann: Einfältiger Unterricht Wie man die Heilige Schrift zu seiner wahren Erbauung lesen solle. Halle, 1708, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francke_unterricht_1708/6>, abgerufen am 25.11.2024.