Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.auf beschlossen/ daß gegen künfftigen Frühling/ ihm eine Armade zu Hülffe gehn solle/ und ihn in sein Königreich wiederum einsetzen. Tribut ward ihm/ zu der Zeit/ annoch nicht aufgelegt. Laskius/ als der Abgesandte/ ist/ mit einem Gold-gewürktem Rock/ beschenkt; hernach / von dem Groß-Vezir/ Ibrahim/ und andren Regierungs-Räthen/ gastirt/ und damit/ zur Heimkehr/ erlassen worden. Was den Solimann hauptsachlich und am meisten/ zur Beschützung deß Johannis/ bewogen hat/ soll dieses gewest seyn/ daß ihn die Macht Käisers Carln deß Fünfften/ und dessen Herrn Bruders/ Königs Ferdinandi/ sorgfältig gemacht/ und in Furcht gesetzt/ es dürffte dem Ottomannischen Reich eine Gefahr erwecken/ daferrn Ferdinand/ über das allbereit besitzende Königreich Böhmen/ noch das Ungarische dazu erhielte; sintemal das Orientalische Käiserthum gar leicht einen Anstoß leiden könnte/ so Käiser Carl die Türken / zu Wasser/ König Ferdinand sie aber/ zu Lande/ aus Ungarn und Bulgarey / angriffe. Es soll auch die Legation Königs Ferdinandi an den Türkischen Suldan dem Gesuch deß Johannis einen grossen Nachdruck/ und/ beym Groß-Türken/ einen hefftigen Eifer entzündet haben. Dann bevor Lascus von Constantinopel abreisete/ gelangen zween Gesandten daselbst an/ von besagtem Könige: deren einer ein geborner Ungar/ der andre ein Teutscher war. Dieselbe hatten Befehl/ den Solimann/ um Freundschafft und Stillstand / zu ersuchen/ und demselben zu erklären/ wie König Ferdinand/ zu der Ungarischen Kron / viel besser/ und zwar doppelt/ berechtiget wäre. Der Ungarische/ so das Wort führte/ war ein aufgeblasener Trutz-Kopff/ und darum den Türken gar nicht angenehm: welche/ von den Christen/ keine stolze Reden leiden können / sondern so wol in den Worten und Geberden/ als in den Werken derselben/ eine demütige Manier erfordern: als die selbst sehr stolzmütig/ gähzornig/ und Ehrgeitzig sind / deßwegen sie sich/ über den Stolz andrer Leute/ desto leichter entrüsten: wie zwey bauchichte dünne Gläser/ wann sie einander ein wenig hart berühren/ alsofort brechen. Jetzgemeldter Ungar/ Namens Obertantz/ soll/ nach dem man ihn zum Solimann hinein geführt/ sein Gewerbe so hochmütig vorgetragen haben/ daß dem Suldan/ welcher gar zarte Ohren hatte/ die nichts Rauhes noch Hochtragendes gewohnt waren/ der Mut darüber von Zorn mächtig aufgeschwollen: Angemerkt/ er den Stillstand und die Freundschafft deß Solimanns/ mit dieser Bedingung/ begehrt hat/ daß der Suldan alle dem König Ludwig / dessen Schwester dem Könige Ferdinand vermählt wäre/ abgenommene Oerter/ und zwar insonderheit Griechisch Weissenburg zuförderst wieder abtreten müste/ woferrn er wolte / daß sein König den Stillstand halten solte. Wir Teutschen sagen zwar sonst/ ein Wort sey kein Pfeil; aber/ vor den Ohren eines zorn- und hochmütigen Tyrannen/ findet solches Sprichwort nicht Platz: dann allda kan ein unbedachtsames Wort gar leichtganze Felder voll Pfeile auf beschlossen/ daß gegen künfftigen Frühling/ ihm eine Armade zu Hülffe gehn solle/ und ihn in sein Königreich wiederum einsetzen. Tribut ward ihm/ zu der Zeit/ annoch nicht aufgelegt. Laskius/ als der Abgesandte/ ist/ mit einem Gold-gewürktem Rock/ beschenkt; hernach / von dem Groß-Vezir/ Ibrahim/ und andren Regierungs-Räthen/ gastirt/ und damit/ zur Heimkehr/ erlassen worden. Was den Solimann hauptsachlich und am meisten/ zur Beschützung deß Johannis/ bewogen hat/ soll dieses gewest seyn/ daß ihn die Macht Käisers Carln deß Fünfften/ und dessen Herrn Bruders/ Königs Ferdinandi/ sorgfältig gemacht/ und in Furcht gesetzt/ es dürffte dem Ottomannischen Reich eine Gefahr erwecken/ daferrn Ferdinand/ über das allbereit besitzende Königreich Böhmen/ noch das Ungarische dazu erhielte; sintemal das Orientalische Käiserthum gar leicht einen Anstoß leiden könnte/ so Käiser Carl die Türken / zu Wasser/ König Ferdinand sie aber/ zu Lande/ aus Ungarn und Bulgarey / angriffe. Es soll auch die Legation Königs Ferdinandi an den Türkischen Suldan dem Gesuch deß Johannis einen grossen Nachdruck/ und/ beym Groß-Türken/ einen hefftigen Eifer entzündet haben. Dann bevor Lascus von Constantinopel abreisete/ gelangen zween Gesandten daselbst an/ von besagtem Könige: deren einer ein geborner Ungar/ der andre ein Teutscher war. Dieselbe hatten Befehl/ den Solimann/ um Freundschafft und Stillstand / zu ersuchen/ und demselben zu erklären/ wie König Ferdinand/ zu der Ungarischen Kron / viel besser/ und zwar doppelt/ berechtiget wäre. Der Ungarische/ so das Wort führte/ war ein aufgeblasener Trutz-Kopff/ und darum den Türken gar nicht angenehm: welche/ von den Christen/ keine stolze Reden leiden können / sondern so wol in den Worten und Geberden/ als in den Werken derselben/ eine demütige Manier erfordern: als die selbst sehr stolzmütig/ gähzornig/ und Ehrgeitzig sind / deßwegen sie sich/ über den Stolz andrer Leute/ desto leichter entrüsten: wie zwey bauchichte dünne Gläser/ wann sie einander ein wenig hart berühren/ alsofort brechen. Jetzgemeldter Ungar/ Namens Obertantz/ soll/ nach dem man ihn zum Solimann hinein geführt/ sein Gewerbe so hochmütig vorgetragen haben/ daß dem Suldan/ welcher gar zarte Ohren hatte/ die nichts Rauhes noch Hochtragendes gewohnt waren/ der Mut darüber von Zorn mächtig aufgeschwollen: Angemerkt/ er den Stillstand und die Freundschafft deß Solimanns/ mit dieser Bedingung/ begehrt hat/ daß der Suldan alle dem König Ludwig / dessen Schwester dem Könige Ferdinand vermählt wäre/ abgenommene Oerter/ und zwar insonderheit Griechisch Weissenburg zuförderst wieder abtreten müste/ woferrn er wolte / daß sein König den Stillstand halten solte. Wir Teutschen sagen zwar sonst/ ein Wort sey kein Pfeil; aber/ vor den Ohren eines zorn- und hochmütigen Tyrannen/ findet solches Sprichwort nicht Platz: dann allda kan ein unbedachtsames Wort gar leichtganze Felder voll Pfeile <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0093" n="85"/> auf beschlossen/ daß gegen künfftigen Frühling/ ihm eine Armade zu Hülffe gehn solle/ und ihn in sein Königreich wiederum einsetzen. Tribut ward ihm/ zu der Zeit/ annoch nicht aufgelegt.</p> <p>Laskius/ als der Abgesandte/ ist/ mit einem Gold-gewürktem Rock/ beschenkt; hernach / von dem Groß-Vezir/ Ibrahim/ und andren Regierungs-Räthen/ gastirt/ und damit/ zur Heimkehr/ erlassen worden.</p> <p>Was den Solimann hauptsachlich und am meisten/ zur Beschützung deß Johannis/ bewogen hat/ soll dieses gewest seyn/ daß ihn die Macht Käisers Carln deß Fünfften/ und dessen Herrn Bruders/ Königs Ferdinandi/ sorgfältig gemacht/ und in Furcht gesetzt/ es dürffte dem Ottomannischen Reich eine Gefahr erwecken/ daferrn Ferdinand/ über das allbereit besitzende Königreich Böhmen/ noch das Ungarische dazu erhielte; sintemal das Orientalische Käiserthum gar leicht einen Anstoß leiden könnte/ so Käiser Carl die Türken / zu Wasser/ König Ferdinand sie aber/ zu Lande/ aus Ungarn und Bulgarey / angriffe.</p> <p>Es soll auch die Legation Königs Ferdinandi an den Türkischen Suldan dem Gesuch deß Johannis einen grossen Nachdruck/ und/ beym Groß-Türken/ einen hefftigen Eifer entzündet haben. Dann bevor Lascus von Constantinopel abreisete/ gelangen zween Gesandten daselbst an/ von besagtem Könige: deren einer ein geborner Ungar/ der andre ein Teutscher war. Dieselbe hatten Befehl/ den Solimann/ um Freundschafft und Stillstand / zu ersuchen/ und demselben zu erklären/ wie König Ferdinand/ zu der Ungarischen Kron / viel besser/ und zwar doppelt/ berechtiget wäre.</p> <p>Der Ungarische/ so das Wort führte/ war ein aufgeblasener Trutz-Kopff/ und darum den Türken gar nicht angenehm: welche/ von den Christen/ keine stolze Reden leiden können / sondern so wol in den Worten und Geberden/ als in den Werken derselben/ eine demütige Manier erfordern: als die selbst sehr stolzmütig/ gähzornig/ und Ehrgeitzig sind / deßwegen sie sich/ über den Stolz andrer Leute/ desto leichter entrüsten: wie zwey bauchichte dünne Gläser/ wann sie einander ein wenig hart berühren/ alsofort brechen. Jetzgemeldter Ungar/ Namens Obertantz/ soll/ nach dem man ihn zum Solimann hinein geführt/ sein Gewerbe so hochmütig vorgetragen haben/ daß dem Suldan/ welcher gar zarte Ohren hatte/ die nichts Rauhes noch Hochtragendes gewohnt waren/ der Mut darüber von Zorn mächtig aufgeschwollen: Angemerkt/ er den Stillstand und die Freundschafft deß Solimanns/ mit dieser Bedingung/ begehrt hat/ daß der Suldan alle dem König Ludwig / dessen Schwester dem Könige Ferdinand vermählt wäre/ abgenommene Oerter/ und zwar insonderheit Griechisch Weissenburg zuförderst wieder abtreten müste/ woferrn er wolte / daß sein König den Stillstand halten solte.</p> <p>Wir Teutschen sagen zwar sonst/ ein Wort sey kein Pfeil; aber/ vor den Ohren eines zorn- und hochmütigen Tyrannen/ findet solches Sprichwort nicht Platz: dann allda kan ein unbedachtsames Wort gar leichtganze Felder voll Pfeile </p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0093]
auf beschlossen/ daß gegen künfftigen Frühling/ ihm eine Armade zu Hülffe gehn solle/ und ihn in sein Königreich wiederum einsetzen. Tribut ward ihm/ zu der Zeit/ annoch nicht aufgelegt.
Laskius/ als der Abgesandte/ ist/ mit einem Gold-gewürktem Rock/ beschenkt; hernach / von dem Groß-Vezir/ Ibrahim/ und andren Regierungs-Räthen/ gastirt/ und damit/ zur Heimkehr/ erlassen worden.
Was den Solimann hauptsachlich und am meisten/ zur Beschützung deß Johannis/ bewogen hat/ soll dieses gewest seyn/ daß ihn die Macht Käisers Carln deß Fünfften/ und dessen Herrn Bruders/ Königs Ferdinandi/ sorgfältig gemacht/ und in Furcht gesetzt/ es dürffte dem Ottomannischen Reich eine Gefahr erwecken/ daferrn Ferdinand/ über das allbereit besitzende Königreich Böhmen/ noch das Ungarische dazu erhielte; sintemal das Orientalische Käiserthum gar leicht einen Anstoß leiden könnte/ so Käiser Carl die Türken / zu Wasser/ König Ferdinand sie aber/ zu Lande/ aus Ungarn und Bulgarey / angriffe.
Es soll auch die Legation Königs Ferdinandi an den Türkischen Suldan dem Gesuch deß Johannis einen grossen Nachdruck/ und/ beym Groß-Türken/ einen hefftigen Eifer entzündet haben. Dann bevor Lascus von Constantinopel abreisete/ gelangen zween Gesandten daselbst an/ von besagtem Könige: deren einer ein geborner Ungar/ der andre ein Teutscher war. Dieselbe hatten Befehl/ den Solimann/ um Freundschafft und Stillstand / zu ersuchen/ und demselben zu erklären/ wie König Ferdinand/ zu der Ungarischen Kron / viel besser/ und zwar doppelt/ berechtiget wäre.
Der Ungarische/ so das Wort führte/ war ein aufgeblasener Trutz-Kopff/ und darum den Türken gar nicht angenehm: welche/ von den Christen/ keine stolze Reden leiden können / sondern so wol in den Worten und Geberden/ als in den Werken derselben/ eine demütige Manier erfordern: als die selbst sehr stolzmütig/ gähzornig/ und Ehrgeitzig sind / deßwegen sie sich/ über den Stolz andrer Leute/ desto leichter entrüsten: wie zwey bauchichte dünne Gläser/ wann sie einander ein wenig hart berühren/ alsofort brechen. Jetzgemeldter Ungar/ Namens Obertantz/ soll/ nach dem man ihn zum Solimann hinein geführt/ sein Gewerbe so hochmütig vorgetragen haben/ daß dem Suldan/ welcher gar zarte Ohren hatte/ die nichts Rauhes noch Hochtragendes gewohnt waren/ der Mut darüber von Zorn mächtig aufgeschwollen: Angemerkt/ er den Stillstand und die Freundschafft deß Solimanns/ mit dieser Bedingung/ begehrt hat/ daß der Suldan alle dem König Ludwig / dessen Schwester dem Könige Ferdinand vermählt wäre/ abgenommene Oerter/ und zwar insonderheit Griechisch Weissenburg zuförderst wieder abtreten müste/ woferrn er wolte / daß sein König den Stillstand halten solte.
Wir Teutschen sagen zwar sonst/ ein Wort sey kein Pfeil; aber/ vor den Ohren eines zorn- und hochmütigen Tyrannen/ findet solches Sprichwort nicht Platz: dann allda kan ein unbedachtsames Wort gar leichtganze Felder voll Pfeile
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/93 |
Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/93>, abgerufen am 16.07.2024. |