Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Nachdem also überall/ beydes in Ungarn und Croatien/ der Johannitische Anhang gedämpfft: zoch der Cazianer hin vor Zips/ als deß Königs Johannis/ und seines Stamms / Erb-Sitz/ und brachte es/ fast mit dem ersten Stücken-Gruß/ in seine Gewalt. Hernach galt es Trentschin: darinn eine starke Besatzung lag/ und durch ihre starke Gegenwehr die Hoffnung der Einnahme mächtig schwächte. Zuletzt ist doch/ von dem Feld-Zeugmeister / durch Feuer-Einwerffen/ das Schloß in den Brand gebracht/ und nachdem hiedurch etliche Pulver-Thürne/ mit Verletzung vieler Leute/ in die Lufft gesprungen/ getrieben worden / einen Accord zu bitten. Nach dem Ubergange dieses festen Platzes/ folgten viel andre/ zu beyden Seiten deß Waag-Stroms ligende/ Oerter solchem Exempel/ und demütigten sich unter Königs Ferdinandi Gewalt. Unter solchen Kriegs-Flammen deß Königreichs Ungarn/ spielten die Türken/ wie die Diebe und Rauber/ welche aus andrer Leute Schaden ihren Gewinn suchen/ und die brennenden Häuser bestehlen und berauben. Sie belagerten Jaitz/ und weil der Commendant verzagt war / kam es/ durch unverantwortliche Ubergabe/ in ihre Hände/ zoch auch unterschiedliche Oerter mehr nach sich. Auf solche Weise verfiel diese Haupt-Festung von Bosnia/ zu grossem Nachtheil der Christenheit/ unters Joch deß Türkens. Welches hernach König Johannes/ in einem Schreiben/ an die/ zu Regensburg versammlete/ Reichs-Fürsten/ dem Römischen Könige/ Ferdinand/ mit ziemlich-scharffen und harten Worten/ geziehen: da er doch vielmehr selber/ durch seinen Ehrgeitz/ zu solchem Jammer die grösseste Ursach gegeben/ auch nachmals/ durch Beruffung der Türken/ ganz Ungarn verrathen/ und die ganze Christenheit in höchste Gefahr gebracht. So wirfft gemeiniglich der Allerschuldigste die Schuld auf andre. Wie manche/ wann sie / aus verdammtem Ehrgeitz/ ein Blut-Bad/ oder gemeiner Christenheit einen merklichen Schaden von Türken und Tartarn zugerichtet/ greiffen in Pilatus Hand-Becken/ um sich für rein und unschuldig an dem Blut so vieler tausend Christen zu erklären! ohnangesehn sie selbst die rechte Aufwiegler deß Erb-Feindes sind/ welche nicht nur die Hände/ sondern auch Herz und Gewissen/ mit dem Blut vieler tausend Christen/ aus gewissenloser Ehrsucht / beflecken. Wie schön König Johannes/ unter seinen militarischen Anschlägen/ die Sicherheit deß Christlichen Erdkreises habe in Betrachtung gezogen; hat sich/ über ein Jahr hernach / weltkündig entdeckt. Dann nachdem er/ die Zeit über/ in Polen/ von vielen Polnischen Herren/ in seinem Exilio, besucht/ und so höflich bedienet worden/ daß seine Hofstatt kein geringers Ansehn daselbst gehabt/ als vorhin in Ungarn; hat einer/ unter denselben / nemlich der Siradiensische Palatin (oder Weywod) Namens Hieronymus Lascus (oder/ wie ihn der de Rewa nennet/ Laskius) ein so wol in Kriegs-als Staats-Sachen/ hocherfahrner und trefflich verschmitzter Mann (rechter zu sagen/ eine gifftige Otter in den Busem der Christenheit) diesen Ahitophels-Rath ertheilt/ daß er/ weil ihm je/ weder von dem Rö- Nachdem also überall/ beydes in Ungarn und Croatien/ der Johannitische Anhang gedämpfft: zoch der Cazianer hin vor Zips/ als deß Königs Johannis/ und seines Stamms / Erb-Sitz/ und brachte es/ fast mit dem ersten Stücken-Gruß/ in seine Gewalt. Hernach galt es Trentschin: darinn eine starke Besatzung lag/ und durch ihre starke Gegenwehr die Hoffnung der Einnahme mächtig schwächte. Zuletzt ist doch/ von dem Feld-Zeugmeister / durch Feuer-Einwerffen/ das Schloß in den Brand gebracht/ und nachdem hiedurch etliche Pulver-Thürne/ mit Verletzung vieler Leute/ in die Lufft gesprungen/ getrieben worden / einen Accord zu bitten. Nach dem Ubergange dieses festen Platzes/ folgten viel andre/ zu beyden Seiten deß Waag-Stroms ligende/ Oerter solchem Exempel/ und demütigten sich unter Königs Ferdinandi Gewalt. Unter solchen Kriegs-Flammen deß Königreichs Ungarn/ spielten die Türken/ wie die Diebe und Rauber/ welche aus andrer Leute Schaden ihren Gewinn suchen/ und die brennenden Häuser bestehlen und berauben. Sie belagerten Jaitz/ und weil der Commendant verzagt war / kam es/ durch unverantwortliche Ubergabe/ in ihre Hände/ zoch auch unterschiedliche Oerter mehr nach sich. Auf solche Weise verfiel diese Haupt-Festung von Bosnia/ zu grossem Nachtheil der Christenheit/ unters Joch deß Türkens. Welches hernach König Johannes/ in einem Schreiben/ an die/ zu Regensburg versammlete/ Reichs-Fürsten/ dem Römischen Könige/ Ferdinand/ mit ziemlich-scharffen und harten Worten/ geziehen: da er doch vielmehr selber/ durch seinen Ehrgeitz/ zu solchem Jammer die grösseste Ursach gegeben/ auch nachmals/ durch Beruffung der Türken/ ganz Ungarn verrathen/ und die ganze Christenheit in höchste Gefahr gebracht. So wirfft gemeiniglich der Allerschuldigste die Schuld auf andre. Wie manche/ wann sie / aus verdammtem Ehrgeitz/ ein Blut-Bad/ oder gemeiner Christenheit einen merklichen Schaden von Türken und Tartarn zugerichtet/ greiffen in Pilatus Hand-Becken/ um sich für rein und unschuldig an dem Blut so vieler tausend Christen zu erklären! ohnangesehn sie selbst die rechte Aufwiegler deß Erb-Feindes sind/ welche nicht nur die Hände/ sondern auch Herz und Gewissen/ mit dem Blut vieler tausend Christen/ aus gewissenloser Ehrsucht / beflecken. Wie schön König Johannes/ unter seinen militarischen Anschlägen/ die Sicherheit deß Christlichen Erdkreises habe in Betrachtung gezogen; hat sich/ über ein Jahr hernach / weltkündig entdeckt. Dann nachdem er/ die Zeit über/ in Polen/ von vielen Polnischen Herren/ in seinem Exilio, besucht/ und so höflich bedienet worden/ daß seine Hofstatt kein geringers Ansehn daselbst gehabt/ als vorhin in Ungarn; hat einer/ unter denselben / nemlich der Siradiensische Palatin (oder Weywod) Namens Hieronymus Lascus (oder/ wie ihn der de Rewa nennet/ Laskius) ein so wol in Kriegs-als Staats-Sachen/ hocherfahrner und trefflich verschmitzter Mann (rechter zu sagen/ eine gifftige Otter in den Busem der Christenheit) diesen Ahitophels-Rath ertheilt/ daß er/ weil ihm je/ weder von dem Rö- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0090" n="82"/> <p>Nachdem also überall/ beydes in Ungarn und Croatien/ der Johannitische Anhang gedämpfft: zoch der Cazianer hin vor Zips/ als deß Königs Johannis/ und seines Stamms / Erb-Sitz/ und brachte es/ fast mit dem ersten Stücken-Gruß/ in seine Gewalt. Hernach galt es Trentschin: darinn eine starke Besatzung lag/ und durch ihre starke Gegenwehr die Hoffnung der Einnahme mächtig schwächte. Zuletzt ist doch/ von dem Feld-Zeugmeister / durch Feuer-Einwerffen/ das Schloß in den Brand gebracht/ und nachdem hiedurch etliche Pulver-Thürne/ mit Verletzung vieler Leute/ in die Lufft gesprungen/ getrieben worden / einen Accord zu bitten. Nach dem Ubergange dieses festen Platzes/ folgten viel andre/ zu beyden Seiten deß Waag-Stroms ligende/ Oerter solchem Exempel/ und demütigten sich unter Königs Ferdinandi Gewalt.</p> <p>Unter solchen Kriegs-Flammen deß Königreichs Ungarn/ spielten die Türken/ wie die Diebe und Rauber/ welche aus andrer Leute Schaden ihren Gewinn suchen/ und die brennenden Häuser bestehlen und berauben. Sie belagerten Jaitz/ und weil der Commendant verzagt war / kam es/ durch unverantwortliche Ubergabe/ in ihre Hände/ zoch auch unterschiedliche Oerter mehr nach sich. Auf solche Weise verfiel diese Haupt-Festung von Bosnia/ zu grossem Nachtheil der Christenheit/ unters Joch deß Türkens. Welches hernach König Johannes/ in einem Schreiben/ an die/ zu Regensburg versammlete/ Reichs-Fürsten/ dem Römischen Könige/ Ferdinand/ mit ziemlich-scharffen und harten Worten/ geziehen: da er doch vielmehr selber/ durch seinen Ehrgeitz/ zu solchem Jammer die grösseste Ursach gegeben/ auch nachmals/ durch Beruffung der Türken/ ganz Ungarn verrathen/ und die ganze Christenheit in höchste Gefahr gebracht.</p> <p>So wirfft gemeiniglich der Allerschuldigste die Schuld auf andre. Wie manche/ wann sie / aus verdammtem Ehrgeitz/ ein Blut-Bad/ oder gemeiner Christenheit einen merklichen Schaden von Türken und Tartarn zugerichtet/ greiffen in Pilatus Hand-Becken/ um sich für rein und unschuldig an dem Blut so vieler tausend Christen zu erklären! ohnangesehn sie selbst die rechte Aufwiegler deß Erb-Feindes sind/ welche nicht nur die Hände/ sondern auch Herz und Gewissen/ mit dem Blut vieler tausend Christen/ aus gewissenloser Ehrsucht / beflecken.</p> <p>Wie schön König Johannes/ unter seinen militarischen Anschlägen/ die Sicherheit deß Christlichen Erdkreises habe in Betrachtung gezogen; hat sich/ über ein Jahr hernach / weltkündig entdeckt. Dann nachdem er/ die Zeit über/ in Polen/ von vielen Polnischen Herren/ in seinem Exilio, besucht/ und so höflich bedienet worden/ daß seine Hofstatt kein geringers Ansehn daselbst gehabt/ als vorhin in Ungarn; hat einer/ unter denselben / nemlich der Siradiensische Palatin (oder Weywod) Namens Hieronymus Lascus (oder/ wie ihn der de Rewa nennet/ Laskius) ein so wol in Kriegs-als Staats-Sachen/ hocherfahrner und trefflich verschmitzter Mann (rechter zu sagen/ eine gifftige Otter in den Busem der Christenheit) diesen Ahitophels-Rath ertheilt/ daß er/ weil ihm je/ weder von dem Rö- </p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0090]
Nachdem also überall/ beydes in Ungarn und Croatien/ der Johannitische Anhang gedämpfft: zoch der Cazianer hin vor Zips/ als deß Königs Johannis/ und seines Stamms / Erb-Sitz/ und brachte es/ fast mit dem ersten Stücken-Gruß/ in seine Gewalt. Hernach galt es Trentschin: darinn eine starke Besatzung lag/ und durch ihre starke Gegenwehr die Hoffnung der Einnahme mächtig schwächte. Zuletzt ist doch/ von dem Feld-Zeugmeister / durch Feuer-Einwerffen/ das Schloß in den Brand gebracht/ und nachdem hiedurch etliche Pulver-Thürne/ mit Verletzung vieler Leute/ in die Lufft gesprungen/ getrieben worden / einen Accord zu bitten. Nach dem Ubergange dieses festen Platzes/ folgten viel andre/ zu beyden Seiten deß Waag-Stroms ligende/ Oerter solchem Exempel/ und demütigten sich unter Königs Ferdinandi Gewalt.
Unter solchen Kriegs-Flammen deß Königreichs Ungarn/ spielten die Türken/ wie die Diebe und Rauber/ welche aus andrer Leute Schaden ihren Gewinn suchen/ und die brennenden Häuser bestehlen und berauben. Sie belagerten Jaitz/ und weil der Commendant verzagt war / kam es/ durch unverantwortliche Ubergabe/ in ihre Hände/ zoch auch unterschiedliche Oerter mehr nach sich. Auf solche Weise verfiel diese Haupt-Festung von Bosnia/ zu grossem Nachtheil der Christenheit/ unters Joch deß Türkens. Welches hernach König Johannes/ in einem Schreiben/ an die/ zu Regensburg versammlete/ Reichs-Fürsten/ dem Römischen Könige/ Ferdinand/ mit ziemlich-scharffen und harten Worten/ geziehen: da er doch vielmehr selber/ durch seinen Ehrgeitz/ zu solchem Jammer die grösseste Ursach gegeben/ auch nachmals/ durch Beruffung der Türken/ ganz Ungarn verrathen/ und die ganze Christenheit in höchste Gefahr gebracht.
So wirfft gemeiniglich der Allerschuldigste die Schuld auf andre. Wie manche/ wann sie / aus verdammtem Ehrgeitz/ ein Blut-Bad/ oder gemeiner Christenheit einen merklichen Schaden von Türken und Tartarn zugerichtet/ greiffen in Pilatus Hand-Becken/ um sich für rein und unschuldig an dem Blut so vieler tausend Christen zu erklären! ohnangesehn sie selbst die rechte Aufwiegler deß Erb-Feindes sind/ welche nicht nur die Hände/ sondern auch Herz und Gewissen/ mit dem Blut vieler tausend Christen/ aus gewissenloser Ehrsucht / beflecken.
Wie schön König Johannes/ unter seinen militarischen Anschlägen/ die Sicherheit deß Christlichen Erdkreises habe in Betrachtung gezogen; hat sich/ über ein Jahr hernach / weltkündig entdeckt. Dann nachdem er/ die Zeit über/ in Polen/ von vielen Polnischen Herren/ in seinem Exilio, besucht/ und so höflich bedienet worden/ daß seine Hofstatt kein geringers Ansehn daselbst gehabt/ als vorhin in Ungarn; hat einer/ unter denselben / nemlich der Siradiensische Palatin (oder Weywod) Namens Hieronymus Lascus (oder/ wie ihn der de Rewa nennet/ Laskius) ein so wol in Kriegs-als Staats-Sachen/ hocherfahrner und trefflich verschmitzter Mann (rechter zu sagen/ eine gifftige Otter in den Busem der Christenheit) diesen Ahitophels-Rath ertheilt/ daß er/ weil ihm je/ weder von dem Rö-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/90>, abgerufen am 27.07.2024. |