Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Strittigkeit um seine Kron/ sehr verunruhigt und verheert war; indem Prinz Albertus/ deß neuen Königs Uladislai Bruder/ dannoch ihn/ wiewol allezeit unglücklich / mit Krieg anfochte/ und mit dem Römischen Könige/ Maximilian/ der Handel auch annoch nicht beygelegt war: so ward endlich/ im Jahr 1491. eine friedliche Handlung angestellt / zu Preßburg in Ungarn/ und/ nach langer Verweigerung der Ungarn/ zu letzt/ auf diese beyde Haupt-Puncten/ eine Vereinigung gestifftet: 1. Daß König Uladislaus aller Oerter / die er bishero in Oesterreich annoch behalten/ sich begeben/ und alles Zuspruchs darauf verzeihen solte: 2. Daß/ auf den Fall König Uladislaus/ ohne männliche Erben/ oder dessen Kinder ohne Leibs-Erben/ mit Tode abgingen/ der Römische König Maximilian/ oder dessen Erben gerader Lini/ ohne einige Hinderniß allein zu der Kron Ungarn gelassen werden solten; Inhalts deß Vertrags/ welcher allbereit/ obberührter Gestalt/ bey Leben Königs Matthiä/ mit dem Käiser Friedrich/ zur Neu-Stadt/ aufgerichtet worden.

Bald hernach ist Käiser Friedrich (im Augusto 1493 sten Jahrs /) von so vielfältiger Unruh/ zu der ewigen Ruhe/ aufgenommen. Worauf Maximilianus/ als nunmehr Käiser/ in Begleitung vieler Fürsten/ aus Flandern nach Oesterreich zoch. Nach diesem führte Maximilianus noch manchen schweren Krieg/ in Italien/ Schweitz/ und andrer Orten. Und mangelte es auch inzwischen dem Königreich Ungarn nicht/ an vielfältigen Kriegs-Empörungen. Welche hie zu beschreiben/ ausser meinem Gleiß ist.

Als man aber schrieb 1515. kamen die drey Potentaten/ Maximilianus/ Römischer Käiser / Uladislaus/ König in Ungarn/ und Albertus/ nunmehr König von Polen/ in Wien zusammen; und ward damals/ Princessin Maria/ deß Käisers Enkelin/ dem/ wiewol noch zartem / Ungarischen Prinzen Ludwig; und gegenseits das Ungarische Fräulein Anna/ Königs Uladislai Tochter/ einem von deß Käisers Enkeln/ zur Braut versprochen; es mögte nun gleich Carolus/ oder Ferdinandus künfftig seyn. Maximilianus hatte einen Sohn/ nemlich Philippum; und ein Fräulein/ nemlich die Margaretam. Philippo vermählte er deß Arragonischen Königs Ferdinandi Tochter/ Johannam: welche demselben die Königreiche Kastell/ Legion/ und Granata zubrachte/ und ihm Söhne und Töchter gebar; namentlich Carolum/ der nachmals Römischer Käiser worden/ und den Spanischen Prinzen und Erz-Herzogen in Oesterreich/ Ferdinandum: welcher nachmals/ mit gemeldter Ungarischen Prinzessin Anna/ zu Lintz/ Beylager gehalten; dagegen seine Schwester/ Prinzessin Maria / an den jungen König Ludwig/ verheirathet/ auch/ im Jahr 1521. zu Stuhl-Weissenburg in Ungarn/ gekrönt worden.

Als nun nachmals der unglückselige König Ludwig/ in der Niderlage vor Mohatz/ unter seinem Pferde im Morast erstickt war: that der Siebenbürgische Weywod/ Johannes Zapoliai / ein überaus ehrgeitziger Mensch/ sein Möglichstes/ daß er die Gemüter der Ungarischen Magnaten an sich ziehen mögte/ mit rei-

Strittigkeit um seine Kron/ sehr verunruhigt und verheert war; indem Prinz Albertus/ deß neuen Königs Uladislai Bruder/ dannoch ihn/ wiewol allezeit unglücklich / mit Krieg anfochte/ und mit dem Römischen Könige/ Maximilian/ der Handel auch annoch nicht beygelegt war: so ward endlich/ im Jahr 1491. eine friedliche Handlung angestellt / zu Preßburg in Ungarn/ und/ nach langer Verweigerung der Ungarn/ zu letzt/ auf diese beyde Haupt-Puncten/ eine Vereinigung gestifftet: 1. Daß König Uladislaus aller Oerter / die er bishero in Oesterreich annoch behalten/ sich begeben/ und alles Zuspruchs darauf verzeihen solte: 2. Daß/ auf den Fall König Uladislaus/ ohne männliche Erben/ oder dessen Kinder ohne Leibs-Erben/ mit Tode abgingen/ der Römische König Maximilian/ oder dessen Erben gerader Lini/ ohne einige Hinderniß allein zu der Kron Ungarn gelassen werden solten; Inhalts deß Vertrags/ welcher allbereit/ obberührter Gestalt/ bey Leben Königs Matthiä/ mit dem Käiser Friedrich/ zur Neu-Stadt/ aufgerichtet worden.

Bald hernach ist Käiser Friedrich (im Augusto 1493 sten Jahrs /) von so vielfältiger Unruh/ zu der ewigen Ruhe/ aufgenommen. Worauf Maximilianus/ als nunmehr Käiser/ in Begleitung vieler Fürsten/ aus Flandern nach Oesterreich zoch. Nach diesem führte Maximilianus noch manchen schweren Krieg/ in Italien/ Schweitz/ und andrer Orten. Und mangelte es auch inzwischen dem Königreich Ungarn nicht/ an vielfältigen Kriegs-Empörungen. Welche hie zu beschreiben/ ausser meinem Gleiß ist.

Als man aber schrieb 1515. kamen die drey Potentaten/ Maximilianus/ Römischer Käiser / Uladislaus/ König in Ungarn/ und Albertus/ nunmehr König von Polen/ in Wien zusammen; und ward damals/ Princessin Maria/ deß Käisers Enkelin/ dem/ wiewol noch zartem / Ungarischen Prinzen Ludwig; und gegenseits das Ungarische Fräulein Anna/ Königs Uladislai Tochter/ einem von deß Käisers Enkeln/ zur Braut versprochen; es mögte nun gleich Carolus/ oder Ferdinandus künfftig seyn. Maximilianus hatte einen Sohn/ nemlich Philippum; und ein Fräulein/ nemlich die Margaretam. Philippo vermählte er deß Arragonischen Königs Ferdinandi Tochter/ Johannam: welche demselben die Königreiche Kastell/ Legion/ und Granata zubrachte/ und ihm Söhne und Töchter gebar; namentlich Carolum/ der nachmals Römischer Käiser worden/ und den Spanischen Prinzen und Erz-Herzogen in Oesterreich/ Ferdinandum: welcher nachmals/ mit gemeldter Ungarischen Prinzessin Anna/ zu Lintz/ Beylager gehalten; dagegen seine Schwester/ Prinzessin Maria / an den jungen König Ludwig/ verheirathet/ auch/ im Jahr 1521. zu Stuhl-Weissenburg in Ungarn/ gekrönt worden.

Als nun nachmals der unglückselige König Ludwig/ in der Niderlage vor Mohatz/ unter seinem Pferde im Morast erstickt war: that der Siebenbürgische Weywod/ Johannes Zapoliai / ein überaus ehrgeitziger Mensch/ sein Möglichstes/ daß er die Gemüter der Ungarischen Magnaten an sich ziehen mögte/ mit rei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0083" n="75"/>
Strittigkeit um seine Kron/ sehr verunruhigt und verheert war; indem Prinz            Albertus/ deß neuen Königs Uladislai Bruder/ dannoch ihn/ wiewol allezeit unglücklich /            mit Krieg anfochte/ und mit dem Römischen Könige/ Maximilian/ der Handel auch annoch            nicht beygelegt war: so ward endlich/ im Jahr 1491. eine friedliche Handlung angestellt /            zu Preßburg in Ungarn/ und/ nach langer Verweigerung der Ungarn/ zu letzt/ auf diese            beyde Haupt-Puncten/ eine Vereinigung gestifftet: 1. Daß König Uladislaus aller Oerter /            die er bishero in Oesterreich annoch behalten/ sich begeben/ und alles Zuspruchs darauf            verzeihen solte: 2. Daß/ auf den Fall König Uladislaus/ ohne männliche Erben/ oder            dessen Kinder ohne Leibs-Erben/ mit Tode abgingen/ der Römische König Maximilian/ oder            dessen Erben gerader Lini/ ohne einige Hinderniß allein zu der Kron Ungarn gelassen            werden solten; Inhalts deß Vertrags/ welcher allbereit/ obberührter Gestalt/ bey Leben            Königs Matthiä/ mit dem Käiser Friedrich/ zur Neu-Stadt/ aufgerichtet worden.</p>
        <p>Bald hernach ist Käiser Friedrich (im Augusto 1493 sten Jahrs /) von so vielfältiger            Unruh/ zu der ewigen Ruhe/ aufgenommen. Worauf Maximilianus/ als nunmehr Käiser/ in            Begleitung vieler Fürsten/ aus Flandern nach Oesterreich zoch. Nach diesem führte            Maximilianus noch manchen schweren Krieg/ in Italien/ Schweitz/ und andrer Orten. Und            mangelte es auch inzwischen dem Königreich Ungarn nicht/ an vielfältigen            Kriegs-Empörungen. Welche hie zu beschreiben/ ausser meinem Gleiß ist.</p>
        <p>Als man aber schrieb 1515. kamen die drey Potentaten/ Maximilianus/ Römischer Käiser /            Uladislaus/ König in Ungarn/ und Albertus/ nunmehr König von Polen/ in Wien zusammen;            und ward damals/ Princessin Maria/ deß Käisers Enkelin/ dem/ wiewol noch zartem /            Ungarischen Prinzen Ludwig; und gegenseits das Ungarische Fräulein Anna/ Königs Uladislai            Tochter/ einem von deß Käisers Enkeln/ zur Braut versprochen; es mögte nun gleich            Carolus/ oder Ferdinandus künfftig seyn. Maximilianus hatte einen Sohn/ nemlich            Philippum; und ein Fräulein/ nemlich die Margaretam. Philippo vermählte er deß            Arragonischen Königs Ferdinandi Tochter/ Johannam: welche demselben die Königreiche            Kastell/ Legion/ und Granata zubrachte/ und ihm Söhne und Töchter gebar; namentlich            Carolum/ der nachmals Römischer Käiser worden/ und den Spanischen Prinzen und            Erz-Herzogen in Oesterreich/ Ferdinandum: welcher nachmals/ mit gemeldter Ungarischen            Prinzessin Anna/ zu Lintz/ Beylager gehalten; dagegen seine Schwester/ Prinzessin Maria           / an den jungen König Ludwig/ verheirathet/ auch/ im Jahr 1521. zu Stuhl-Weissenburg in            Ungarn/ gekrönt worden.</p>
        <p>Als nun nachmals der unglückselige König Ludwig/ in der Niderlage vor Mohatz/ unter            seinem Pferde im Morast erstickt war: that der Siebenbürgische Weywod/ Johannes Zapoliai           / ein überaus ehrgeitziger Mensch/ sein Möglichstes/ daß er die Gemüter der Ungarischen            Magnaten an sich ziehen mögte/ mit rei-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0083] Strittigkeit um seine Kron/ sehr verunruhigt und verheert war; indem Prinz Albertus/ deß neuen Königs Uladislai Bruder/ dannoch ihn/ wiewol allezeit unglücklich / mit Krieg anfochte/ und mit dem Römischen Könige/ Maximilian/ der Handel auch annoch nicht beygelegt war: so ward endlich/ im Jahr 1491. eine friedliche Handlung angestellt / zu Preßburg in Ungarn/ und/ nach langer Verweigerung der Ungarn/ zu letzt/ auf diese beyde Haupt-Puncten/ eine Vereinigung gestifftet: 1. Daß König Uladislaus aller Oerter / die er bishero in Oesterreich annoch behalten/ sich begeben/ und alles Zuspruchs darauf verzeihen solte: 2. Daß/ auf den Fall König Uladislaus/ ohne männliche Erben/ oder dessen Kinder ohne Leibs-Erben/ mit Tode abgingen/ der Römische König Maximilian/ oder dessen Erben gerader Lini/ ohne einige Hinderniß allein zu der Kron Ungarn gelassen werden solten; Inhalts deß Vertrags/ welcher allbereit/ obberührter Gestalt/ bey Leben Königs Matthiä/ mit dem Käiser Friedrich/ zur Neu-Stadt/ aufgerichtet worden. Bald hernach ist Käiser Friedrich (im Augusto 1493 sten Jahrs /) von so vielfältiger Unruh/ zu der ewigen Ruhe/ aufgenommen. Worauf Maximilianus/ als nunmehr Käiser/ in Begleitung vieler Fürsten/ aus Flandern nach Oesterreich zoch. Nach diesem führte Maximilianus noch manchen schweren Krieg/ in Italien/ Schweitz/ und andrer Orten. Und mangelte es auch inzwischen dem Königreich Ungarn nicht/ an vielfältigen Kriegs-Empörungen. Welche hie zu beschreiben/ ausser meinem Gleiß ist. Als man aber schrieb 1515. kamen die drey Potentaten/ Maximilianus/ Römischer Käiser / Uladislaus/ König in Ungarn/ und Albertus/ nunmehr König von Polen/ in Wien zusammen; und ward damals/ Princessin Maria/ deß Käisers Enkelin/ dem/ wiewol noch zartem / Ungarischen Prinzen Ludwig; und gegenseits das Ungarische Fräulein Anna/ Königs Uladislai Tochter/ einem von deß Käisers Enkeln/ zur Braut versprochen; es mögte nun gleich Carolus/ oder Ferdinandus künfftig seyn. Maximilianus hatte einen Sohn/ nemlich Philippum; und ein Fräulein/ nemlich die Margaretam. Philippo vermählte er deß Arragonischen Königs Ferdinandi Tochter/ Johannam: welche demselben die Königreiche Kastell/ Legion/ und Granata zubrachte/ und ihm Söhne und Töchter gebar; namentlich Carolum/ der nachmals Römischer Käiser worden/ und den Spanischen Prinzen und Erz-Herzogen in Oesterreich/ Ferdinandum: welcher nachmals/ mit gemeldter Ungarischen Prinzessin Anna/ zu Lintz/ Beylager gehalten; dagegen seine Schwester/ Prinzessin Maria / an den jungen König Ludwig/ verheirathet/ auch/ im Jahr 1521. zu Stuhl-Weissenburg in Ungarn/ gekrönt worden. Als nun nachmals der unglückselige König Ludwig/ in der Niderlage vor Mohatz/ unter seinem Pferde im Morast erstickt war: that der Siebenbürgische Weywod/ Johannes Zapoliai / ein überaus ehrgeitziger Mensch/ sein Möglichstes/ daß er die Gemüter der Ungarischen Magnaten an sich ziehen mögte/ mit rei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/83
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/83>, abgerufen am 22.11.2024.