Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber/ unserem Vorhaben weiter nachzusetzen; so erfolgte damals/ aus dem Reich/ für den guten beängstigten Käiser/ fast nichts/ als bedenken und überlegen: womit den Herbergen / Wirtshäusern/ und Krämern/ am besten geholffen war. Immittelst warteten die Belägerer der Käiserlichen Burg zu Wien/ solches Bedenkens gar nicht aus; sondern beschossen dieselbe gar stark/ aus zwey Stücken: und weil sich die Maur nicht genugsam damit wolte zerstücken lassen; fingen sie an/ dieselbe heimlich zu untergraben: hätten sie auch ohne Zweiffel dadurch geruinirt/ dafern nicht ein Siebenbürger/ mit Namen Thomas/ die Belägerte dafür in geheim gewarnet/ durch drey Pergament-Zetteln/ so er um drey Pfeile gewunden/ und diese in die Burg hinein geschossen. Dieses mag etwan die Ursach seyn/ daß etliche den Studenten/ so dem jungen Käiserlichen Prinzen das Flügel- und Weidwerk zugetragen/ für einen Siebenbürger/ ausgegeben: oder es mögte auch wol eben der Hof-Schneider gewest seyn/ von welchem oben geredet worden.

Auf diese heilsame Warnung/ begaben sich Sigmund von Spaur/ und andre/ an den benannten Ort der Untergrabung; zündeten Pech und Pulver an/ trieben damit die Stürmende zurück/ und verschütteten wiederum das Loch/ mit allerley Materi. Man stritte hiebey / in einer Gruben unter der Mauer/ gegeneinander/ mit Graben und Gegengraben/ wie auch mit allerley Versuchungen/ welche Parthey die andere könnte zwingen zum weichen: Da dann beyde Theile so nahe beysammen geriethen/ daß sie sich besprechen/ und an der Rede einander erkennen kunten. Zuletzt wurden sie/ nach beyderseits Ermüdung/ eins zusammen / an diesem Ort/ einander nicht weiter zu beeinträchtigen: und dazwischen machte man/ mit musicalischen Instrumenten/ eins auf.

Allein es währte nicht lang hernach/ da ließ sich/ draussen vor der Stadt/ eine andere / und zwar martialische Music/ hören/ die manchem den Hals abmusiciren wolte; nemlich die Feld-Trompet und Heerpaucke deß Böhmischen Prinzens. Derselbe hatte den belagerten Käiser/ von Enzesdorff aus/ da er mit sechtstausend Mann/ samt dem Käiserlichen Fußvolk / lag/ durch geheime Botschafft berichten lassen/ sein Vatter/ und er/ wären im Anzuge / ihm Lufft zu machen: weil er aber/ mit seiner Armee/ annoch hiezu nicht stark genug / schiene es sicherer zu seyn/ daß man seines nachfolgenden Vatters/ deß Königs / Herbeykunfft erharrete/ ehe man/ auf den Feind/ einen Versuch thäte: Jedoch/ imfall der Aufschub dem Schloß gefährlich fiele/ wäre er bereit/ die bey sich habende Armee / wider denselben/ anzuführen/ und auf ihn los zu gehen; so bald der Käiser/ wann Noth vorhanden/ entweder durch ein angezündtes Feuer/ oder Aussteckung eines weissen Fähnleins/ ihm das Zeichen gäbe. Weil dann die Burg/ von den Belägerern/ nunmehr hefftig bedrängt und angefochten ward/ ließ der Käiser das versprochene Los geben.

Da brach das Kriegsheer auf/ mitten im Winter-Monat/ und nachdem es/ zu Gumpendorff das Nachtlager gehabt/ wurden die Völker am folgenden Mor-

Aber/ unserem Vorhaben weiter nachzusetzen; so erfolgte damals/ aus dem Reich/ für den guten beängstigten Käiser/ fast nichts/ als bedenken und überlegen: womit den Herbergen / Wirtshäusern/ und Krämern/ am besten geholffen war. Immittelst warteten die Belägerer der Käiserlichen Burg zu Wien/ solches Bedenkens gar nicht aus; sondern beschossen dieselbe gar stark/ aus zwey Stücken: und weil sich die Maur nicht genugsam damit wolte zerstücken lassen; fingen sie an/ dieselbe heimlich zu untergraben: hätten sie auch ohne Zweiffel dadurch geruinirt/ dafern nicht ein Siebenbürger/ mit Namen Thomas/ die Belägerte dafür in geheim gewarnet/ durch drey Pergament-Zetteln/ so er um drey Pfeile gewunden/ und diese in die Burg hinein geschossen. Dieses mag etwan die Ursach seyn/ daß etliche den Studenten/ so dem jungen Käiserlichen Prinzen das Flügel- und Weidwerk zugetragen/ für einen Siebenbürger/ ausgegeben: oder es mögte auch wol eben der Hof-Schneider gewest seyn/ von welchem oben geredet worden.

Auf diese heilsame Warnung/ begaben sich Sigmund von Spaur/ und andre/ an den benannten Ort der Untergrabung; zündeten Pech und Pulver an/ trieben damit die Stürmende zurück/ und verschütteten wiederum das Loch/ mit allerley Materi. Man stritte hiebey / in einer Gruben unter der Mauer/ gegeneinander/ mit Graben und Gegengraben/ wie auch mit allerley Versuchungen/ welche Parthey die andere könnte zwingen zum weichen: Da dann beyde Theile so nahe beysammen geriethen/ daß sie sich besprechen/ und an der Rede einander erkennen kunten. Zuletzt wurden sie/ nach beyderseits Ermüdung/ eins zusammen / an diesem Ort/ einander nicht weiter zu beeinträchtigen: und dazwischen machte man/ mit musicalischen Instrumenten/ eins auf.

Allein es währte nicht lang hernach/ da ließ sich/ draussen vor der Stadt/ eine andere / und zwar martialische Music/ hören/ die manchem den Hals abmusiciren wolte; nemlich die Feld-Trompet und Heerpaucke deß Böhmischen Prinzens. Derselbe hatte den belagerten Käiser/ von Enzesdorff aus/ da er mit sechtstausend Mann/ samt dem Käiserlichen Fußvolk / lag/ durch geheime Botschafft berichten lassen/ sein Vatter/ und er/ wären im Anzuge / ihm Lufft zu machen: weil er aber/ mit seiner Armee/ annoch hiezu nicht stark genug / schiene es sicherer zu seyn/ daß man seines nachfolgenden Vatters/ deß Königs / Herbeykunfft erharrete/ ehe man/ auf den Feind/ einen Versuch thäte: Jedoch/ imfall der Aufschub dem Schloß gefährlich fiele/ wäre er bereit/ die bey sich habende Armee / wider denselben/ anzuführen/ und auf ihn los zu gehen; so bald der Käiser/ wann Noth vorhanden/ entweder durch ein angezündtes Feuer/ oder Aussteckung eines weissen Fähnleins/ ihm das Zeichen gäbe. Weil dann die Burg/ von den Belägerern/ nunmehr hefftig bedrängt und angefochten ward/ ließ der Käiser das versprochene Los geben.

Da brach das Kriegsheer auf/ mitten im Winter-Monat/ und nachdem es/ zu Gumpendorff das Nachtlager gehabt/ wurden die Völker am folgenden Mor-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0055" n="47"/>
        <p>Aber/ unserem Vorhaben weiter nachzusetzen; so erfolgte damals/ aus dem Reich/ für den            guten beängstigten Käiser/ fast nichts/ als bedenken und überlegen: womit den Herbergen           / Wirtshäusern/ und Krämern/ am besten geholffen war. Immittelst warteten die Belägerer            der Käiserlichen Burg zu Wien/ solches Bedenkens gar nicht aus; sondern beschossen            dieselbe gar stark/ aus zwey Stücken: und weil sich die Maur nicht genugsam damit wolte            zerstücken lassen; fingen sie an/ dieselbe heimlich zu untergraben: hätten sie auch ohne            Zweiffel dadurch geruinirt/ dafern nicht ein Siebenbürger/ mit Namen Thomas/ die            Belägerte dafür in geheim gewarnet/ durch drey Pergament-Zetteln/ so er um drey Pfeile            gewunden/ und diese in die Burg hinein geschossen. Dieses mag etwan die Ursach seyn/ daß            etliche den Studenten/ so dem jungen Käiserlichen Prinzen das Flügel- und Weidwerk            zugetragen/ für einen Siebenbürger/ ausgegeben: oder es mögte auch wol eben der            Hof-Schneider gewest seyn/ von welchem oben geredet worden.</p>
        <p>Auf diese heilsame Warnung/ begaben sich Sigmund von Spaur/ und andre/ an den            benannten Ort der Untergrabung; zündeten Pech und Pulver an/ trieben damit die Stürmende            zurück/ und verschütteten wiederum das Loch/ mit allerley Materi. Man stritte hiebey /            in einer Gruben unter der Mauer/ gegeneinander/ mit Graben und Gegengraben/ wie auch            mit allerley Versuchungen/ welche Parthey die andere könnte zwingen zum weichen: Da dann            beyde Theile so nahe beysammen geriethen/ daß sie sich besprechen/ und an der Rede            einander erkennen kunten. Zuletzt wurden sie/ nach beyderseits Ermüdung/ eins zusammen /            an diesem Ort/ einander nicht weiter zu beeinträchtigen: und dazwischen machte man/ mit            musicalischen Instrumenten/ eins auf.</p>
        <p>Allein es währte nicht lang hernach/ da ließ sich/ draussen vor der Stadt/ eine andere           / und zwar martialische Music/ hören/ die manchem den Hals abmusiciren wolte; nemlich            die Feld-Trompet und Heerpaucke deß Böhmischen Prinzens. Derselbe hatte den belagerten            Käiser/ von Enzesdorff aus/ da er mit sechtstausend Mann/ samt dem Käiserlichen Fußvolk           / lag/ durch geheime Botschafft berichten lassen/ sein Vatter/ und er/ wären im Anzuge           / ihm Lufft zu machen: weil er aber/ mit seiner Armee/ annoch hiezu nicht stark genug /            schiene es sicherer zu seyn/ daß man seines nachfolgenden Vatters/ deß Königs /            Herbeykunfft erharrete/ ehe man/ auf den Feind/ einen Versuch thäte: Jedoch/ imfall            der Aufschub dem Schloß gefährlich fiele/ wäre er bereit/ die bey sich habende Armee /            wider denselben/ anzuführen/ und auf ihn los zu gehen; so bald der Käiser/ wann Noth            vorhanden/ entweder durch ein angezündtes Feuer/ oder Aussteckung eines weissen            Fähnleins/ ihm das Zeichen gäbe. Weil dann die Burg/ von den Belägerern/ nunmehr            hefftig bedrängt und angefochten ward/ ließ der Käiser das versprochene Los geben.</p>
        <p>Da brach das Kriegsheer auf/ mitten im Winter-Monat/ und nachdem es/ zu Gumpendorff            das Nachtlager gehabt/ wurden die Völker am folgenden Mor-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0055] Aber/ unserem Vorhaben weiter nachzusetzen; so erfolgte damals/ aus dem Reich/ für den guten beängstigten Käiser/ fast nichts/ als bedenken und überlegen: womit den Herbergen / Wirtshäusern/ und Krämern/ am besten geholffen war. Immittelst warteten die Belägerer der Käiserlichen Burg zu Wien/ solches Bedenkens gar nicht aus; sondern beschossen dieselbe gar stark/ aus zwey Stücken: und weil sich die Maur nicht genugsam damit wolte zerstücken lassen; fingen sie an/ dieselbe heimlich zu untergraben: hätten sie auch ohne Zweiffel dadurch geruinirt/ dafern nicht ein Siebenbürger/ mit Namen Thomas/ die Belägerte dafür in geheim gewarnet/ durch drey Pergament-Zetteln/ so er um drey Pfeile gewunden/ und diese in die Burg hinein geschossen. Dieses mag etwan die Ursach seyn/ daß etliche den Studenten/ so dem jungen Käiserlichen Prinzen das Flügel- und Weidwerk zugetragen/ für einen Siebenbürger/ ausgegeben: oder es mögte auch wol eben der Hof-Schneider gewest seyn/ von welchem oben geredet worden. Auf diese heilsame Warnung/ begaben sich Sigmund von Spaur/ und andre/ an den benannten Ort der Untergrabung; zündeten Pech und Pulver an/ trieben damit die Stürmende zurück/ und verschütteten wiederum das Loch/ mit allerley Materi. Man stritte hiebey / in einer Gruben unter der Mauer/ gegeneinander/ mit Graben und Gegengraben/ wie auch mit allerley Versuchungen/ welche Parthey die andere könnte zwingen zum weichen: Da dann beyde Theile so nahe beysammen geriethen/ daß sie sich besprechen/ und an der Rede einander erkennen kunten. Zuletzt wurden sie/ nach beyderseits Ermüdung/ eins zusammen / an diesem Ort/ einander nicht weiter zu beeinträchtigen: und dazwischen machte man/ mit musicalischen Instrumenten/ eins auf. Allein es währte nicht lang hernach/ da ließ sich/ draussen vor der Stadt/ eine andere / und zwar martialische Music/ hören/ die manchem den Hals abmusiciren wolte; nemlich die Feld-Trompet und Heerpaucke deß Böhmischen Prinzens. Derselbe hatte den belagerten Käiser/ von Enzesdorff aus/ da er mit sechtstausend Mann/ samt dem Käiserlichen Fußvolk / lag/ durch geheime Botschafft berichten lassen/ sein Vatter/ und er/ wären im Anzuge / ihm Lufft zu machen: weil er aber/ mit seiner Armee/ annoch hiezu nicht stark genug / schiene es sicherer zu seyn/ daß man seines nachfolgenden Vatters/ deß Königs / Herbeykunfft erharrete/ ehe man/ auf den Feind/ einen Versuch thäte: Jedoch/ imfall der Aufschub dem Schloß gefährlich fiele/ wäre er bereit/ die bey sich habende Armee / wider denselben/ anzuführen/ und auf ihn los zu gehen; so bald der Käiser/ wann Noth vorhanden/ entweder durch ein angezündtes Feuer/ oder Aussteckung eines weissen Fähnleins/ ihm das Zeichen gäbe. Weil dann die Burg/ von den Belägerern/ nunmehr hefftig bedrängt und angefochten ward/ ließ der Käiser das versprochene Los geben. Da brach das Kriegsheer auf/ mitten im Winter-Monat/ und nachdem es/ zu Gumpendorff das Nachtlager gehabt/ wurden die Völker am folgenden Mor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/55
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/55>, abgerufen am 22.11.2024.