Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.sen. Dem die Käiserin/ mit Gegen-Threnen/ antwortete: Mein liebes Kind/ wir müssen GOtt bitten/ daß wir nur Brods genug behalten! Solches zu reden/ hatte sie wol Ursach. Dann es ging Wein/ Getreide/ und andren Lebens-Mitteln/ fast auf die Neige. Für den Käiser und die Käiserin/ blieb der Weitzen allein; den andren theilte man Gersten und Erbsen/ nach genauem Maß/ aus: sie musten auch gar/ mit Kleyen-Brod/ und/ für Wein/ mit dem lieben Wasser vorlieb nehmen: wiewol solches etliche Herren mit Honig vermischten. Weil nun inzwischen die späteste Zeit deß Herbstes/ so eine schlechte Beförderin der Kriegs-Operationen zu seyn pflegt/ eingetretten war/ mit ihren gewöhnlichen Ungelegenheiten/ denen sich noch andere Unbequemlichkeiten mehr beygeselleten: kam es / mit der Belägerung/ allgemach ins Stecken/ und begunte den grössern Theil deß feindlichen Hauffens der Schimpff zu gereuen; zumal/ da sie den grossen Schaden/ an ihren Wein-Gärten/ nicht verschmerzen kunten: also/ daß ihrer viele heimlich entwichen und sich versteckten. Gegenüber ward der belägerte Käiser/ von Tage zu Tage/ deß Entsatzes vergewissert/ und kam ihm eine tröstliche Botschafft nach der andern/ wie nicht allein/ aus seinen Provinzien/ als Kärndten/ Steyer/ und Crain/ ansehnliche Truppen/ im Marsch begriffen wären; besondern auch König Podebrat aus Böhmen/ und sein Sohn Victorinus/ in eigener Person/ mit einem starken Kriegsheer/ im Anzuge/ auch allbereit der Wienerischen Bürgerschafft/ durch ihre Herolden/ den Krieg angekündigt hätten. Dieses brachte den Aufrührern keinen schlechten Schrecken: weil sie hingegen keinen Beystand und Hülffe für sich wusten/ sondern/ mit furchtsamen und bestürztem Herzen / ihren schlimmen Zustand auschaueten/ und höchlich besorgen musten/ nunmehr wäre die Zeit vor der Thür/ daß man ihnen/ ihren feinen Verdienst/ mit Schwert/ Galgen/ Rad/ und Henker-Ruten/ bezahlete. Gleichwol trösteten sie sich noch einiger Hülffe/ vom Erz-Herzog Alberto. Wiewol solche ihre Hoffnung sehr schwach/ und mit grossen Sorgen gekränkt war: Und zwar nicht ohne Fug und Ursach. Dann dieser Fürst befand sich damals nicht allerdings im Stande/ eine so schwere Kriegs-Last allein zu ertragen/ dazu mit Geld-Mitteln gar schlecht versehen/ und über das zimlich fern von ihnen. Jedoch hatte er die Donau/ zu seinem Vortheil/ an der Hand. Derwegen/ als ihm die grosse Gefahr seines Anhangs zu Ohren gelangt; eilete er/ mit so vielen Völkern/ als er/ in der Eile / zusammen bringen kunte/ zu Schiffe/ fuhr damit hinunter nach Wien/ ward auch/ von dem aufrührischen Hauffen/ mit Freuden daselbst eingelassen/ als der einige Stab ihrer Hoffnung; und schickte seinem Bruder/ dem belagerten Käiser/ also fort einen Absag-Brieff zu/ ins Schloß. Gleich damit ließ er auch zween grosse Mauren-Brecher/ die er hatte mitgebracht/ gegen das Schloß führen; und ging also die Bestreitung desselben wiederum an. sen. Dem die Käiserin/ mit Gegen-Threnen/ antwortete: Mein liebes Kind/ wir müssen GOtt bitten/ daß wir nur Brods genug behalten! Solches zu reden/ hatte sie wol Ursach. Dann es ging Wein/ Getreide/ und andren Lebens-Mitteln/ fast auf die Neige. Für den Käiser und die Käiserin/ blieb der Weitzen allein; den andren theilte man Gersten und Erbsen/ nach genauem Maß/ aus: sie musten auch gar/ mit Kleyen-Brod/ und/ für Wein/ mit dem lieben Wasser vorlieb nehmen: wiewol solches etliche Herren mit Honig vermischten. Weil nun inzwischen die späteste Zeit deß Herbstes/ so eine schlechte Beförderin der Kriegs-Operationen zu seyn pflegt/ eingetretten war/ mit ihren gewöhnlichen Ungelegenheiten/ denen sich noch andere Unbequemlichkeiten mehr beygeselleten: kam es / mit der Belägerung/ allgemach ins Stecken/ und begunte den grössern Theil deß feindlichen Hauffens der Schimpff zu gereuen; zumal/ da sie den grossen Schaden/ an ihren Wein-Gärten/ nicht verschmerzen kunten: also/ daß ihrer viele heimlich entwichen und sich versteckten. Gegenüber ward der belägerte Käiser/ von Tage zu Tage/ deß Entsatzes vergewissert/ und kam ihm eine tröstliche Botschafft nach der andern/ wie nicht allein/ aus seinen Provinzien/ als Kärndten/ Steyer/ und Crain/ ansehnliche Truppen/ im Marsch begriffen wären; besondern auch König Podebrat aus Böhmen/ und sein Sohn Victorinus/ in eigener Person/ mit einem starken Kriegsheer/ im Anzuge/ auch allbereit der Wienerischen Bürgerschafft/ durch ihre Herolden/ den Krieg angekündigt hätten. Dieses brachte den Aufrührern keinen schlechten Schrecken: weil sie hingegen keinen Beystand und Hülffe für sich wusten/ sondern/ mit furchtsamen und bestürztem Herzen / ihren schlimmen Zustand auschaueten/ und höchlich besorgen musten/ nunmehr wäre die Zeit vor der Thür/ daß man ihnen/ ihren feinen Verdienst/ mit Schwert/ Galgen/ Rad/ und Henker-Ruten/ bezahlete. Gleichwol trösteten sie sich noch einiger Hülffe/ vom Erz-Herzog Alberto. Wiewol solche ihre Hoffnung sehr schwach/ und mit grossen Sorgen gekränkt war: Und zwar nicht ohne Fug und Ursach. Dann dieser Fürst befand sich damals nicht allerdings im Stande/ eine so schwere Kriegs-Last allein zu ertragen/ dazu mit Geld-Mitteln gar schlecht versehen/ und über das zimlich fern von ihnen. Jedoch hatte er die Donau/ zu seinem Vortheil/ an der Hand. Derwegen/ als ihm die grosse Gefahr seines Anhangs zu Ohren gelangt; eilete er/ mit so vielen Völkern/ als er/ in der Eile / zusammen bringen kunte/ zu Schiffe/ fuhr damit hinunter nach Wien/ ward auch/ von dem aufrührischen Hauffen/ mit Freuden daselbst eingelassen/ als der einige Stab ihrer Hoffnung; und schickte seinem Bruder/ dem belagerten Käiser/ also fort einen Absag-Brieff zu/ ins Schloß. Gleich damit ließ er auch zween grosse Mauren-Brecher/ die er hatte mitgebracht/ gegen das Schloß führen; und ging also die Bestreitung desselben wiederum an. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0050" n="42"/> sen. Dem die Käiserin/ mit Gegen-Threnen/ antwortete: Mein liebes Kind/ wir müssen GOtt bitten/ daß wir nur Brods genug behalten!</p> <p>Solches zu reden/ hatte sie wol Ursach. Dann es ging Wein/ Getreide/ und andren Lebens-Mitteln/ fast auf die Neige. Für den Käiser und die Käiserin/ blieb der Weitzen allein; den andren theilte man Gersten und Erbsen/ nach genauem Maß/ aus: sie musten auch gar/ mit Kleyen-Brod/ und/ für Wein/ mit dem lieben Wasser vorlieb nehmen: wiewol solches etliche Herren mit Honig vermischten.</p> <p>Weil nun inzwischen die späteste Zeit deß Herbstes/ so eine schlechte Beförderin der Kriegs-Operationen zu seyn pflegt/ eingetretten war/ mit ihren gewöhnlichen Ungelegenheiten/ denen sich noch andere Unbequemlichkeiten mehr beygeselleten: kam es / mit der Belägerung/ allgemach ins Stecken/ und begunte den grössern Theil deß feindlichen Hauffens der Schimpff zu gereuen; zumal/ da sie den grossen Schaden/ an ihren Wein-Gärten/ nicht verschmerzen kunten: also/ daß ihrer viele heimlich entwichen und sich versteckten. Gegenüber ward der belägerte Käiser/ von Tage zu Tage/ deß Entsatzes vergewissert/ und kam ihm eine tröstliche Botschafft nach der andern/ wie nicht allein/ aus seinen Provinzien/ als Kärndten/ Steyer/ und Crain/ ansehnliche Truppen/ im Marsch begriffen wären; besondern auch König Podebrat aus Böhmen/ und sein Sohn Victorinus/ in eigener Person/ mit einem starken Kriegsheer/ im Anzuge/ auch allbereit der Wienerischen Bürgerschafft/ durch ihre Herolden/ den Krieg angekündigt hätten.</p> <p>Dieses brachte den Aufrührern keinen schlechten Schrecken: weil sie hingegen keinen Beystand und Hülffe für sich wusten/ sondern/ mit furchtsamen und bestürztem Herzen / ihren schlimmen Zustand auschaueten/ und höchlich besorgen musten/ nunmehr wäre die Zeit vor der Thür/ daß man ihnen/ ihren feinen Verdienst/ mit Schwert/ Galgen/ Rad/ und Henker-Ruten/ bezahlete. Gleichwol trösteten sie sich noch einiger Hülffe/ vom Erz-Herzog Alberto. Wiewol solche ihre Hoffnung sehr schwach/ und mit grossen Sorgen gekränkt war: Und zwar nicht ohne Fug und Ursach. Dann dieser Fürst befand sich damals nicht allerdings im Stande/ eine so schwere Kriegs-Last allein zu ertragen/ dazu mit Geld-Mitteln gar schlecht versehen/ und über das zimlich fern von ihnen. Jedoch hatte er die Donau/ zu seinem Vortheil/ an der Hand. Derwegen/ als ihm die grosse Gefahr seines Anhangs zu Ohren gelangt; eilete er/ mit so vielen Völkern/ als er/ in der Eile / zusammen bringen kunte/ zu Schiffe/ fuhr damit hinunter nach Wien/ ward auch/ von dem aufrührischen Hauffen/ mit Freuden daselbst eingelassen/ als der einige Stab ihrer Hoffnung; und schickte seinem Bruder/ dem belagerten Käiser/ also fort einen Absag-Brieff zu/ ins Schloß. Gleich damit ließ er auch zween grosse Mauren-Brecher/ die er hatte mitgebracht/ gegen das Schloß führen; und ging also die Bestreitung desselben wiederum an.</p> </div> </body> </text> </TEI> [42/0050]
sen. Dem die Käiserin/ mit Gegen-Threnen/ antwortete: Mein liebes Kind/ wir müssen GOtt bitten/ daß wir nur Brods genug behalten!
Solches zu reden/ hatte sie wol Ursach. Dann es ging Wein/ Getreide/ und andren Lebens-Mitteln/ fast auf die Neige. Für den Käiser und die Käiserin/ blieb der Weitzen allein; den andren theilte man Gersten und Erbsen/ nach genauem Maß/ aus: sie musten auch gar/ mit Kleyen-Brod/ und/ für Wein/ mit dem lieben Wasser vorlieb nehmen: wiewol solches etliche Herren mit Honig vermischten.
Weil nun inzwischen die späteste Zeit deß Herbstes/ so eine schlechte Beförderin der Kriegs-Operationen zu seyn pflegt/ eingetretten war/ mit ihren gewöhnlichen Ungelegenheiten/ denen sich noch andere Unbequemlichkeiten mehr beygeselleten: kam es / mit der Belägerung/ allgemach ins Stecken/ und begunte den grössern Theil deß feindlichen Hauffens der Schimpff zu gereuen; zumal/ da sie den grossen Schaden/ an ihren Wein-Gärten/ nicht verschmerzen kunten: also/ daß ihrer viele heimlich entwichen und sich versteckten. Gegenüber ward der belägerte Käiser/ von Tage zu Tage/ deß Entsatzes vergewissert/ und kam ihm eine tröstliche Botschafft nach der andern/ wie nicht allein/ aus seinen Provinzien/ als Kärndten/ Steyer/ und Crain/ ansehnliche Truppen/ im Marsch begriffen wären; besondern auch König Podebrat aus Böhmen/ und sein Sohn Victorinus/ in eigener Person/ mit einem starken Kriegsheer/ im Anzuge/ auch allbereit der Wienerischen Bürgerschafft/ durch ihre Herolden/ den Krieg angekündigt hätten.
Dieses brachte den Aufrührern keinen schlechten Schrecken: weil sie hingegen keinen Beystand und Hülffe für sich wusten/ sondern/ mit furchtsamen und bestürztem Herzen / ihren schlimmen Zustand auschaueten/ und höchlich besorgen musten/ nunmehr wäre die Zeit vor der Thür/ daß man ihnen/ ihren feinen Verdienst/ mit Schwert/ Galgen/ Rad/ und Henker-Ruten/ bezahlete. Gleichwol trösteten sie sich noch einiger Hülffe/ vom Erz-Herzog Alberto. Wiewol solche ihre Hoffnung sehr schwach/ und mit grossen Sorgen gekränkt war: Und zwar nicht ohne Fug und Ursach. Dann dieser Fürst befand sich damals nicht allerdings im Stande/ eine so schwere Kriegs-Last allein zu ertragen/ dazu mit Geld-Mitteln gar schlecht versehen/ und über das zimlich fern von ihnen. Jedoch hatte er die Donau/ zu seinem Vortheil/ an der Hand. Derwegen/ als ihm die grosse Gefahr seines Anhangs zu Ohren gelangt; eilete er/ mit so vielen Völkern/ als er/ in der Eile / zusammen bringen kunte/ zu Schiffe/ fuhr damit hinunter nach Wien/ ward auch/ von dem aufrührischen Hauffen/ mit Freuden daselbst eingelassen/ als der einige Stab ihrer Hoffnung; und schickte seinem Bruder/ dem belagerten Käiser/ also fort einen Absag-Brieff zu/ ins Schloß. Gleich damit ließ er auch zween grosse Mauren-Brecher/ die er hatte mitgebracht/ gegen das Schloß führen; und ging also die Bestreitung desselben wiederum an.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/50>, abgerufen am 17.02.2025. |