Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

teten ihre Handlungen mit stillem Bedacht / und brenneten denen/ welche sich/ auf einen Schuß/ herbey naheten/ auf den Pelz/ so gar ohne Ceremonie/ daß Knall und Fall ein Ding war. Es erboten sich auch und riethen die Büchsenmeister/ mit Feuerpfeilen die Häuser in der Stadt in Brand zu schiessen: aber der gewissenhaffte Käiser/ wuste es nicht über das Herz zu bringen; sondern untersagte es ihnen.

Unterdessen aber wäre er selber schier liederlich um sein Leben gekommen. Dann wie er zu einem Thurn hinein getretten/ um das dahin gebrachte Geschütz zu besehen/ und Ulrich von Werdenberg/ gar unfürsichtig/ mit einer Zünd-Ruten/ hin und wieder fächelte und wedelte / fielen etliche Funken in ein Pulver-Fäßlein. Jedoch sprang der Käiser zeitlich zum Thurn hinaus/ und litte weiter keinen Schaden/ ohn/ daß ihm die Haut im Angesicht ein wenig versenget ward. Und daran hatte man ein Beyspiel/ daß grosse Häupter einem sonderbarem hohen Schutz eingeschlossen gehen. Darauf warff er auch sein meistes Vertrauen. Er seuffzte zu GOtt/ und rieff Ihn an um Hülffe/ als einen Beschirmer der Könige und Fürsten/ wider ihrer Unterthanen meineidige Bosheit; hatte auch bereits/ in alle nechst-gelegene Länder/ sonderlich in Böhmen/ Steyermark/ Kärndten/ und Crain geschrieben/ und mit beweglichen Worten/ ihnen zu wissen gemacht/ in was für Gefahr er gerathen wäre; dann die Treulos-verleitete Bürger hätten ihn/ in seinem Schloß/ zu Wien / stark belägert: Darum solten sie ihm/ mit schleunigem Entsatz/ zu Hülffe ziehen/ ehe dann die Meutenirer sich deß Schlosses bemächtigten. Solcher Beschleunigung that auch hoch vonnöthen: Dann sie hatten albereit/ über den zugedeckten Wall/ allen ihren Brech-Zeug / samt dem Geschütze/ gegen das Schloß/ gerichtet/ und also den guten Käiser in keine schlechte Sorge gesetzt.

Darauf sammleten/ vor allen andren/ am ersten/ der Andreas Baumkirchen/ Herr von Schlaming/ welcher zwischen Ungarn und der Steyermark seinen Sitz hatte/ und ein Böhmischer Herr/ Namens Hynco/ in möglichster Eil/ etliche Truppen/ und eilten/ ehe dann die andren/ mit ihren Völkern/ ankamen/ auf Wien zu; präsentirten sich daselbst / vor der Stadt-Maur/ und kündigten den Conföderirten/ (rechter zu nennen/ der meineidig-vereidigten Rotte) offentlich den Krieg an. Davon muste die Stadt die erste Würkung/ an ihren Wein-Garten/ empfinden/ als eine solche/ die guten Theils/ besser die Reu-Threnen/ weder die Wein-Zehrlein/ verdiente. Man verwüstete ihr dieselbe/ mit Feuer/ und Schwert; und zwar eben um die Zeit/ da die Weinlese vor der Thür war. Dieses schmerzte die Bürger gar sehr/ und that ihnen desto weher/ je mehr sie darüber in Schaden kamen: Dann die geladene Weine wurden umgestürzt/ die Fuhr Leute/ samt dem Gesinde/ aufgefangen/ und ins Loch gesteckt. Welches die Rottirer/ welche in Belägerung deß Schlosses/ geschäfftig waren/ nicht wol verhindern/ noch überal zugegen seyn kunten. Dann sie musten gleichwol auch ihrer eignen Schanze warnehmen/ und die Ringmaur desto stärker besetzen/ weil sie gar

teten ihre Handlungen mit stillem Bedacht / und brenneten denen/ welche sich/ auf einen Schuß/ herbey naheten/ auf den Pelz/ so gar ohne Ceremonie/ daß Knall und Fall ein Ding war. Es erboten sich auch und riethen die Büchsenmeister/ mit Feuerpfeilen die Häuser in der Stadt in Brand zu schiessen: aber der gewissenhaffte Käiser/ wuste es nicht über das Herz zu bringen; sondern untersagte es ihnen.

Unterdessen aber wäre er selber schier liederlich um sein Leben gekommen. Dann wie er zu einem Thurn hinein getretten/ um das dahin gebrachte Geschütz zu besehen/ und Ulrich von Werdenberg/ gar unfürsichtig/ mit einer Zünd-Ruten/ hin und wieder fächelte und wedelte / fielen etliche Funken in ein Pulver-Fäßlein. Jedoch sprang der Käiser zeitlich zum Thurn hinaus/ und litte weiter keinen Schaden/ ohn/ daß ihm die Haut im Angesicht ein wenig versenget ward. Und daran hatte man ein Beyspiel/ daß grosse Häupter einem sonderbarem hohen Schutz eingeschlossen gehen. Darauf warff er auch sein meistes Vertrauen. Er seuffzte zu GOtt/ und rieff Ihn an um Hülffe/ als einen Beschirmer der Könige und Fürsten/ wider ihrer Unterthanen meineidige Bosheit; hatte auch bereits/ in alle nechst-gelegene Länder/ sonderlich in Böhmen/ Steyermark/ Kärndten/ und Crain geschrieben/ und mit beweglichen Worten/ ihnen zu wissen gemacht/ in was für Gefahr er gerathen wäre; dann die Treulos-verleitete Bürger hätten ihn/ in seinem Schloß/ zu Wien / stark belägert: Darum solten sie ihm/ mit schleunigem Entsatz/ zu Hülffe ziehen/ ehe dann die Meutenirer sich deß Schlosses bemächtigten. Solcher Beschleunigung that auch hoch vonnöthen: Dann sie hatten albereit/ über den zugedeckten Wall/ allen ihren Brech-Zeug / samt dem Geschütze/ gegen das Schloß/ gerichtet/ und also den guten Käiser in keine schlechte Sorge gesetzt.

Darauf sammleten/ vor allen andren/ am ersten/ der Andreas Baumkirchen/ Herr von Schlaming/ welcher zwischen Ungarn und der Steyermark seinen Sitz hatte/ und ein Böhmischer Herr/ Namens Hynco/ in möglichster Eil/ etliche Truppen/ und eilten/ ehe dann die andren/ mit ihren Völkern/ ankamen/ auf Wien zu; präsentirten sich daselbst / vor der Stadt-Maur/ und kündigten den Conföderirten/ (rechter zu nennen/ der meineidig-vereidigten Rotte) offentlich den Krieg an. Davon muste die Stadt die erste Würkung/ an ihren Wein-Garten/ empfinden/ als eine solche/ die guten Theils/ besser die Reu-Threnen/ weder die Wein-Zehrlein/ verdiente. Man verwüstete ihr dieselbe/ mit Feuer/ und Schwert; und zwar eben um die Zeit/ da die Weinlese vor der Thür war. Dieses schmerzte die Bürger gar sehr/ und that ihnen desto weher/ je mehr sie darüber in Schaden kamen: Dann die geladene Weine wurden umgestürzt/ die Fuhr Leute/ samt dem Gesinde/ aufgefangen/ und ins Loch gesteckt. Welches die Rottirer/ welche in Belägerung deß Schlosses/ geschäfftig waren/ nicht wol verhindern/ noch überal zugegen seyn kunten. Dann sie musten gleichwol auch ihrer eignen Schanze warnehmen/ und die Ringmaur desto stärker besetzen/ weil sie gar

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0045" n="37"/>
teten ihre Handlungen mit stillem Bedacht /            und brenneten denen/ welche sich/ auf einen Schuß/ herbey naheten/ auf den Pelz/ so            gar ohne Ceremonie/ daß Knall und Fall ein Ding war. Es erboten sich auch und riethen die            Büchsenmeister/ mit Feuerpfeilen die Häuser in der Stadt in Brand zu schiessen: aber der            gewissenhaffte Käiser/ wuste es nicht über das Herz zu bringen; sondern untersagte es            ihnen.</p>
        <p>Unterdessen aber wäre er selber schier liederlich um sein Leben gekommen. Dann wie er zu            einem Thurn hinein getretten/ um das dahin gebrachte Geschütz zu besehen/ und Ulrich von            Werdenberg/ gar unfürsichtig/ mit einer Zünd-Ruten/ hin und wieder fächelte und wedelte           / fielen etliche Funken in ein Pulver-Fäßlein. Jedoch sprang der Käiser zeitlich zum Thurn            hinaus/ und litte weiter keinen Schaden/ ohn/ daß ihm die Haut im Angesicht ein wenig            versenget ward. Und daran hatte man ein Beyspiel/ daß grosse Häupter einem sonderbarem            hohen Schutz eingeschlossen gehen. Darauf warff er auch sein meistes Vertrauen. Er            seuffzte zu GOtt/ und rieff Ihn an um Hülffe/ als einen Beschirmer der Könige und            Fürsten/ wider ihrer Unterthanen meineidige Bosheit; hatte auch bereits/ in alle            nechst-gelegene Länder/ sonderlich in Böhmen/ Steyermark/ Kärndten/ und Crain            geschrieben/ und mit beweglichen Worten/ ihnen zu wissen gemacht/ in was für Gefahr er            gerathen wäre; dann die Treulos-verleitete Bürger hätten ihn/ in seinem Schloß/ zu Wien           / stark belägert: Darum solten sie ihm/ mit schleunigem Entsatz/ zu Hülffe ziehen/ ehe            dann die Meutenirer sich deß Schlosses bemächtigten. Solcher Beschleunigung that auch hoch            vonnöthen: Dann sie hatten albereit/ über den zugedeckten Wall/ allen ihren Brech-Zeug /            samt dem Geschütze/ gegen das Schloß/ gerichtet/ und also den guten Käiser in keine            schlechte Sorge gesetzt.</p>
        <p>Darauf sammleten/ vor allen andren/ am ersten/ der Andreas Baumkirchen/ Herr von            Schlaming/ welcher zwischen Ungarn und der Steyermark seinen Sitz hatte/ und ein            Böhmischer Herr/ Namens Hynco/ in möglichster Eil/ etliche Truppen/ und eilten/ ehe            dann die andren/ mit ihren Völkern/ ankamen/ auf Wien zu; präsentirten sich daselbst /            vor der Stadt-Maur/ und kündigten den Conföderirten/ (rechter zu nennen/ der            meineidig-vereidigten Rotte) offentlich den Krieg an. Davon muste die Stadt die erste            Würkung/ an ihren Wein-Garten/ empfinden/ als eine solche/ die guten Theils/ besser            die Reu-Threnen/ weder die Wein-Zehrlein/ verdiente. Man verwüstete ihr dieselbe/ mit            Feuer/ und Schwert; und zwar eben um die Zeit/ da die Weinlese vor der Thür war. Dieses            schmerzte die Bürger gar sehr/ und that ihnen desto weher/ je mehr sie darüber in            Schaden kamen: Dann die geladene Weine wurden umgestürzt/ die Fuhr Leute/ samt dem            Gesinde/ aufgefangen/ und ins Loch gesteckt. Welches die Rottirer/ welche in Belägerung            deß Schlosses/ geschäfftig waren/ nicht wol verhindern/ noch überal zugegen seyn            kunten. Dann sie musten gleichwol auch ihrer eignen Schanze warnehmen/ und die Ringmaur            desto stärker besetzen/ weil sie gar
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0045] teten ihre Handlungen mit stillem Bedacht / und brenneten denen/ welche sich/ auf einen Schuß/ herbey naheten/ auf den Pelz/ so gar ohne Ceremonie/ daß Knall und Fall ein Ding war. Es erboten sich auch und riethen die Büchsenmeister/ mit Feuerpfeilen die Häuser in der Stadt in Brand zu schiessen: aber der gewissenhaffte Käiser/ wuste es nicht über das Herz zu bringen; sondern untersagte es ihnen. Unterdessen aber wäre er selber schier liederlich um sein Leben gekommen. Dann wie er zu einem Thurn hinein getretten/ um das dahin gebrachte Geschütz zu besehen/ und Ulrich von Werdenberg/ gar unfürsichtig/ mit einer Zünd-Ruten/ hin und wieder fächelte und wedelte / fielen etliche Funken in ein Pulver-Fäßlein. Jedoch sprang der Käiser zeitlich zum Thurn hinaus/ und litte weiter keinen Schaden/ ohn/ daß ihm die Haut im Angesicht ein wenig versenget ward. Und daran hatte man ein Beyspiel/ daß grosse Häupter einem sonderbarem hohen Schutz eingeschlossen gehen. Darauf warff er auch sein meistes Vertrauen. Er seuffzte zu GOtt/ und rieff Ihn an um Hülffe/ als einen Beschirmer der Könige und Fürsten/ wider ihrer Unterthanen meineidige Bosheit; hatte auch bereits/ in alle nechst-gelegene Länder/ sonderlich in Böhmen/ Steyermark/ Kärndten/ und Crain geschrieben/ und mit beweglichen Worten/ ihnen zu wissen gemacht/ in was für Gefahr er gerathen wäre; dann die Treulos-verleitete Bürger hätten ihn/ in seinem Schloß/ zu Wien / stark belägert: Darum solten sie ihm/ mit schleunigem Entsatz/ zu Hülffe ziehen/ ehe dann die Meutenirer sich deß Schlosses bemächtigten. Solcher Beschleunigung that auch hoch vonnöthen: Dann sie hatten albereit/ über den zugedeckten Wall/ allen ihren Brech-Zeug / samt dem Geschütze/ gegen das Schloß/ gerichtet/ und also den guten Käiser in keine schlechte Sorge gesetzt. Darauf sammleten/ vor allen andren/ am ersten/ der Andreas Baumkirchen/ Herr von Schlaming/ welcher zwischen Ungarn und der Steyermark seinen Sitz hatte/ und ein Böhmischer Herr/ Namens Hynco/ in möglichster Eil/ etliche Truppen/ und eilten/ ehe dann die andren/ mit ihren Völkern/ ankamen/ auf Wien zu; präsentirten sich daselbst / vor der Stadt-Maur/ und kündigten den Conföderirten/ (rechter zu nennen/ der meineidig-vereidigten Rotte) offentlich den Krieg an. Davon muste die Stadt die erste Würkung/ an ihren Wein-Garten/ empfinden/ als eine solche/ die guten Theils/ besser die Reu-Threnen/ weder die Wein-Zehrlein/ verdiente. Man verwüstete ihr dieselbe/ mit Feuer/ und Schwert; und zwar eben um die Zeit/ da die Weinlese vor der Thür war. Dieses schmerzte die Bürger gar sehr/ und that ihnen desto weher/ je mehr sie darüber in Schaden kamen: Dann die geladene Weine wurden umgestürzt/ die Fuhr Leute/ samt dem Gesinde/ aufgefangen/ und ins Loch gesteckt. Welches die Rottirer/ welche in Belägerung deß Schlosses/ geschäfftig waren/ nicht wol verhindern/ noch überal zugegen seyn kunten. Dann sie musten gleichwol auch ihrer eignen Schanze warnehmen/ und die Ringmaur desto stärker besetzen/ weil sie gar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/45
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/45>, abgerufen am 24.11.2024.