Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.angegriffen worden: Damit es nicht das Ansehen hätte/ als hätte man sie/ wie Gesandten/ angegriffen/ und zwar an einem privilegirten Ort. Was über das dieser heillose Frevel-Meister/ Wolffgang/ für Vermessenheit/ Stolz und Trutzes sich/ gegen dem frommen und gütigen Käiser/ unternommen/ wie unehrerbietig und boshafft er sich/ in seiner Schrifft/ erwiesen/ davon wäre viel zu schreiben. Wer Belieben trägt/ dieselbe zu lesen/ der findet sie/ beym Lazio: Da er/ in bemeldter Schrifft/ das rechte Muster eines Respect- und Treuvergessenen Bösewigts/ und bittren Meutenirers/ ersehen kan. Je glimpfflicher und gütiger der langmütige Käiser bishero verfahren war/ je hefftiger erzörnte er sich billig/ über den Mißbrauch derselben. Kein Recht hätte es ihm verdenken können/ wann er gleich Anfangs/ aus dem Blut dieses aufrührischen Vogels/ der Stadt hätte ein Lehr-Bild mahlen lassen/ was der Empörung und Majestät-Beleidigung für ein Trink-Geld gehöre: Aber seine allzu grosse Güte verhinderte es. Doch muste er jetzo spühren/ daß man solche Belials-Disteln mit eisernen Handschuhen angreiffen müste; daß die Allzu-Gelindigkeit/ von keiner andern Nachgeherin/ als Reue/ bedient würde/ und daß grosse Herren/ indem sie ungetreuen Bedienten zu viel nachsehen/ so wol ihre selbsteigene/ als deß ganzen Reichs/ (oder Lands) Ruhe und Wolfahrt übesehen. Dann ob sie gleich zuletzt/ nach dem der Schaden und Verderben reiff worden/ zur Straffe greiffen wollen: mangelt es ihnen doch alsdann offt entweder an Gelegenheit/ oder Glück / und genugsamer Macht/ solche Gesellen zu demütigen/ und stehet der erlittene Schaden deß Landes nichts leicht wiederum zu ersetzen. Es verdroß ihn sehr/ daß man/ ohn allen gegebenen Anlaß/ wiederum von ihm abfiele / und einen so schändlichen Lermen von neuem anhübe. So kränkte ihn doch auch/ daß er seinen Treu-vergessenen Unterthanen den verscharrten Gehorsam/ mit dem Kriegs-Schwert / wieder aufgraben solte/ nicht anders/ als ob er sich selbsten müste wund schlagen/ und etwan einen Fuß- oder Arm-Bruch/ mit hart-druckenden Schindeln/ zwingen/ heil zu werden: wäre also tausend mal lieber deß Ernsts überhaben gewest. Gleichwol ließ er/ im Kriegs-Rath/ dem Rach-Zorn nicht die völlige Disposition allein/ sondern der Billigkeit und Clemenz/ und gegenwärtigem Zustande auch eine Stimme: damit der Schulß nur/ über die Ursacher solcher neuen Brunst der Aufruhr/ ergehen mögte. Dann er betrachtete/ daß gleichwol nicht alle Bürger/ an solchem Verbrechen/ schuldig/ und beschwerte sich allein über die Schuldigen/ welche sich an seiner Majestät/ nachdem er nunmehr/ zu hohem Alter gelangt/ so schändlich vergriffen/ und ihn/ der doch von Jungend auf der innerlichen Fehde sich fürsichtigst enthalten/ auch anjetzo nöthigere Sachen/ im Römischen Reich/ zu expediren hätte/ gleichwol/ durch wiederholte Empörung/ zu den Waffen bemüssigten. Es ging damals den Rottirern/ wie einem leichten Weibe/ welches wann es nur den Rock / in Unehren/ auszeucht/ vollends gar bald den Rest der Zucht angegriffen worden: Damit es nicht das Ansehen hätte/ als hätte man sie/ wie Gesandten/ angegriffen/ und zwar an einem privilegirten Ort. Was über das dieser heillose Frevel-Meister/ Wolffgang/ für Vermessenheit/ Stolz und Trutzes sich/ gegen dem frommen und gütigen Käiser/ unternommen/ wie unehrerbietig und boshafft er sich/ in seiner Schrifft/ erwiesen/ davon wäre viel zu schreiben. Wer Belieben trägt/ dieselbe zu lesen/ der findet sie/ beym Lazio: Da er/ in bemeldter Schrifft/ das rechte Muster eines Respect- und Treuvergessenen Bösewigts/ und bittren Meutenirers/ ersehen kan. Je glimpfflicher und gütiger der langmütige Käiser bishero verfahren war/ je hefftiger erzörnte er sich billig/ über den Mißbrauch derselben. Kein Recht hätte es ihm verdenken können/ wann er gleich Anfangs/ aus dem Blut dieses aufrührischen Vogels/ der Stadt hätte ein Lehr-Bild mahlen lassen/ was der Empörung und Majestät-Beleidigung für ein Trink-Geld gehöre: Aber seine allzu grosse Güte verhinderte es. Doch muste er jetzo spühren/ daß man solche Belials-Disteln mit eisernen Handschuhen angreiffen müste; daß die Allzu-Gelindigkeit/ von keiner andern Nachgeherin/ als Reue/ bedient würde/ und daß grosse Herren/ indem sie ungetreuen Bedienten zu viel nachsehen/ so wol ihre selbsteigene/ als deß ganzen Reichs/ (oder Lands) Ruhe und Wolfahrt übesehen. Dann ob sie gleich zuletzt/ nach dem der Schaden und Verderben reiff worden/ zur Straffe greiffen wollen: mangelt es ihnen doch alsdann offt entweder an Gelegenheit/ oder Glück / und genugsamer Macht/ solche Gesellen zu demütigen/ und stehet der erlittene Schaden deß Landes nichts leicht wiederum zu ersetzen. Es verdroß ihn sehr/ daß man/ ohn allen gegebenen Anlaß/ wiederum von ihm abfiele / und einen so schändlichen Lermen von neuem anhübe. So kränkte ihn doch auch/ daß er seinen Treu-vergessenen Unterthanen den verscharrten Gehorsam/ mit dem Kriegs-Schwert / wieder aufgraben solte/ nicht anders/ als ob er sich selbsten müste wund schlagen/ und etwan einen Fuß- oder Arm-Bruch/ mit hart-druckenden Schindeln/ zwingen/ heil zu werden: wäre also tausend mal lieber deß Ernsts überhaben gewest. Gleichwol ließ er/ im Kriegs-Rath/ dem Rach-Zorn nicht die völlige Disposition allein/ sondern der Billigkeit und Clemenz/ und gegenwärtigem Zustande auch eine Stimme: damit der Schulß nur/ über die Ursacher solcher neuen Brunst der Aufruhr/ ergehen mögte. Dann er betrachtete/ daß gleichwol nicht alle Bürger/ an solchem Verbrechen/ schuldig/ und beschwerte sich allein über die Schuldigen/ welche sich an seiner Majestät/ nachdem er nunmehr/ zu hohem Alter gelangt/ so schändlich vergriffen/ und ihn/ der doch von Jungend auf der innerlichen Fehde sich fürsichtigst enthalten/ auch anjetzo nöthigere Sachen/ im Römischen Reich/ zu expediren hätte/ gleichwol/ durch wiederholte Empörung/ zu den Waffen bemüssigten. Es ging damals den Rottirern/ wie einem leichten Weibe/ welches wann es nur den Rock / in Unehren/ auszeucht/ vollends gar bald den Rest der Zucht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0043" n="35"/> angegriffen worden: Damit es nicht das Ansehen hätte/ als hätte man sie/ wie Gesandten/ angegriffen/ und zwar an einem privilegirten Ort.</p> <p>Was über das dieser heillose Frevel-Meister/ Wolffgang/ für Vermessenheit/ Stolz und Trutzes sich/ gegen dem frommen und gütigen Käiser/ unternommen/ wie unehrerbietig und boshafft er sich/ in seiner Schrifft/ erwiesen/ davon wäre viel zu schreiben. Wer Belieben trägt/ dieselbe zu lesen/ der findet sie/ beym Lazio: Da er/ in bemeldter Schrifft/ das rechte Muster eines Respect- und Treuvergessenen Bösewigts/ und bittren Meutenirers/ ersehen kan.</p> <p>Je glimpfflicher und gütiger der langmütige Käiser bishero verfahren war/ je hefftiger erzörnte er sich billig/ über den Mißbrauch derselben. Kein Recht hätte es ihm verdenken können/ wann er gleich Anfangs/ aus dem Blut dieses aufrührischen Vogels/ der Stadt hätte ein Lehr-Bild mahlen lassen/ was der Empörung und Majestät-Beleidigung für ein Trink-Geld gehöre: Aber seine allzu grosse Güte verhinderte es. Doch muste er jetzo spühren/ daß man solche Belials-Disteln mit eisernen Handschuhen angreiffen müste; daß die Allzu-Gelindigkeit/ von keiner andern Nachgeherin/ als Reue/ bedient würde/ und daß grosse Herren/ indem sie ungetreuen Bedienten zu viel nachsehen/ so wol ihre selbsteigene/ als deß ganzen Reichs/ (oder Lands) Ruhe und Wolfahrt übesehen. Dann ob sie gleich zuletzt/ nach dem der Schaden und Verderben reiff worden/ zur Straffe greiffen wollen: mangelt es ihnen doch alsdann offt entweder an Gelegenheit/ oder Glück / und genugsamer Macht/ solche Gesellen zu demütigen/ und stehet der erlittene Schaden deß Landes nichts leicht wiederum zu ersetzen.</p> <p>Es verdroß ihn sehr/ daß man/ ohn allen gegebenen Anlaß/ wiederum von ihm abfiele / und einen so schändlichen Lermen von neuem anhübe. So kränkte ihn doch auch/ daß er seinen Treu-vergessenen Unterthanen den verscharrten Gehorsam/ mit dem Kriegs-Schwert / wieder aufgraben solte/ nicht anders/ als ob er sich selbsten müste wund schlagen/ und etwan einen Fuß- oder Arm-Bruch/ mit hart-druckenden Schindeln/ zwingen/ heil zu werden: wäre also tausend mal lieber deß Ernsts überhaben gewest. Gleichwol ließ er/ im Kriegs-Rath/ dem Rach-Zorn nicht die völlige Disposition allein/ sondern der Billigkeit und Clemenz/ und gegenwärtigem Zustande auch eine Stimme: damit der Schulß nur/ über die Ursacher solcher neuen Brunst der Aufruhr/ ergehen mögte. Dann er betrachtete/ daß gleichwol nicht alle Bürger/ an solchem Verbrechen/ schuldig/ und beschwerte sich allein über die Schuldigen/ welche sich an seiner Majestät/ nachdem er nunmehr/ zu hohem Alter gelangt/ so schändlich vergriffen/ und ihn/ der doch von Jungend auf der innerlichen Fehde sich fürsichtigst enthalten/ auch anjetzo nöthigere Sachen/ im Römischen Reich/ zu expediren hätte/ gleichwol/ durch wiederholte Empörung/ zu den Waffen bemüssigten.</p> <p>Es ging damals den Rottirern/ wie einem leichten Weibe/ welches wann es nur den Rock / in Unehren/ auszeucht/ vollends gar bald den Rest der Zucht </p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0043]
angegriffen worden: Damit es nicht das Ansehen hätte/ als hätte man sie/ wie Gesandten/ angegriffen/ und zwar an einem privilegirten Ort.
Was über das dieser heillose Frevel-Meister/ Wolffgang/ für Vermessenheit/ Stolz und Trutzes sich/ gegen dem frommen und gütigen Käiser/ unternommen/ wie unehrerbietig und boshafft er sich/ in seiner Schrifft/ erwiesen/ davon wäre viel zu schreiben. Wer Belieben trägt/ dieselbe zu lesen/ der findet sie/ beym Lazio: Da er/ in bemeldter Schrifft/ das rechte Muster eines Respect- und Treuvergessenen Bösewigts/ und bittren Meutenirers/ ersehen kan.
Je glimpfflicher und gütiger der langmütige Käiser bishero verfahren war/ je hefftiger erzörnte er sich billig/ über den Mißbrauch derselben. Kein Recht hätte es ihm verdenken können/ wann er gleich Anfangs/ aus dem Blut dieses aufrührischen Vogels/ der Stadt hätte ein Lehr-Bild mahlen lassen/ was der Empörung und Majestät-Beleidigung für ein Trink-Geld gehöre: Aber seine allzu grosse Güte verhinderte es. Doch muste er jetzo spühren/ daß man solche Belials-Disteln mit eisernen Handschuhen angreiffen müste; daß die Allzu-Gelindigkeit/ von keiner andern Nachgeherin/ als Reue/ bedient würde/ und daß grosse Herren/ indem sie ungetreuen Bedienten zu viel nachsehen/ so wol ihre selbsteigene/ als deß ganzen Reichs/ (oder Lands) Ruhe und Wolfahrt übesehen. Dann ob sie gleich zuletzt/ nach dem der Schaden und Verderben reiff worden/ zur Straffe greiffen wollen: mangelt es ihnen doch alsdann offt entweder an Gelegenheit/ oder Glück / und genugsamer Macht/ solche Gesellen zu demütigen/ und stehet der erlittene Schaden deß Landes nichts leicht wiederum zu ersetzen.
Es verdroß ihn sehr/ daß man/ ohn allen gegebenen Anlaß/ wiederum von ihm abfiele / und einen so schändlichen Lermen von neuem anhübe. So kränkte ihn doch auch/ daß er seinen Treu-vergessenen Unterthanen den verscharrten Gehorsam/ mit dem Kriegs-Schwert / wieder aufgraben solte/ nicht anders/ als ob er sich selbsten müste wund schlagen/ und etwan einen Fuß- oder Arm-Bruch/ mit hart-druckenden Schindeln/ zwingen/ heil zu werden: wäre also tausend mal lieber deß Ernsts überhaben gewest. Gleichwol ließ er/ im Kriegs-Rath/ dem Rach-Zorn nicht die völlige Disposition allein/ sondern der Billigkeit und Clemenz/ und gegenwärtigem Zustande auch eine Stimme: damit der Schulß nur/ über die Ursacher solcher neuen Brunst der Aufruhr/ ergehen mögte. Dann er betrachtete/ daß gleichwol nicht alle Bürger/ an solchem Verbrechen/ schuldig/ und beschwerte sich allein über die Schuldigen/ welche sich an seiner Majestät/ nachdem er nunmehr/ zu hohem Alter gelangt/ so schändlich vergriffen/ und ihn/ der doch von Jungend auf der innerlichen Fehde sich fürsichtigst enthalten/ auch anjetzo nöthigere Sachen/ im Römischen Reich/ zu expediren hätte/ gleichwol/ durch wiederholte Empörung/ zu den Waffen bemüssigten.
Es ging damals den Rottirern/ wie einem leichten Weibe/ welches wann es nur den Rock / in Unehren/ auszeucht/ vollends gar bald den Rest der Zucht
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/43>, abgerufen am 16.02.2025. |