Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.einen Glanz zu geben; musten aber trutzige Antwort vernehmen: Sie wären/ dem Herzog Albrecht zu wider stehen/ nicht bestand/ und begehrten es auch nicht zu thun/ ob sie gleich könnten. Ob auch gleich der Standthalter/ samt den Schultheissen / ihnen beweglichst zuredeten/ mit höchster Bitte/ sie solten eine rühmlichere Resolution fassen/ und sich versichert halten/ daß man/ alle Gefahr mit ihnen auszustehen/ entschlossen: Kunte man doch/ aus diesen eisernen Köpffen/ keine wächserne damit machen. Sie verstockten sich/ in ihrem Eigensinn/ und sandten dem Erz-Herzog Albrecht Boten entgegen/ sich erbietende/ daß sie/ samt allen dem Ihrigen/ in seiner Gewalt stünden. (Wobey ich erinnere/ daß ich diesen Prinzen/ mit Fleiß/ bishero unterweilen nur Herzog getitulirt; hinfort aber Erz-Herzog schreiben werde: weil ungefähr / um diese Zeit/ die vom Hause Oesterreich den Titel der Erz-Herzogen wieder angenommen; wiewol doch hernach vielmals noch/ in ihren Ausschreiben/ sich nach voriger Gewonheit / Herzoge/ geschrieben.) Diese Botschafft war/ für den Erz-Herzog/ ein Lied/ das er gern hörte. Es hatten sich nunmehr Korneuburg/ nebst andern Plätzen/ an ihn ergeben: Also ging er mit eingehendem August-Monat/ auf Wien/ lagerte sich/ in der Vor-Stadt/ und nahm sein Quartir im Kloster S. Niclas. Doch fand er/ seiner Einbildung nach/ die Thore für sich nicht offen; sondern die Stadt schon anders/ und zum Widerstande/ gesinnt. Dann/ die tapffre Männer / Giscra und Brandeis/ Ulrich Grafenecker und Andreas Baumkircher/ als die oberste Officirer von der Käiserlichen Besatzung/ hatten endlich doch noch ein Fünklein deß Gehorsams/ durch anhaltende Vermahnung/ in den Wienern/ erweckt. Dieselbe thaten auch hierauf einen Ausfall/ und fochten mit deß Erz-Herzogs Albrechts Leuten/ die der Stadt-Mauer zu nahe gekommen waren/ bey drey Stunden lang/ auf der Brucken/ und trieben endlich dieselbe zurück. Dessen ungeachtet/ setzte der Erz-Herzog die Belägerung fort: Zumal weil auch die Ungarn/ mit viertausend Mann/ ihm zu Hülffe/ im Lager anlangten. Er gab auch nichts/ auf die Abmahnung deß Cardinal Bessarion/ der sich damals zu Wien befand. So gar bedaß ihm die Herrsch-Sucht das Herz! Jedoch fand sich zuletzt noch ein Schwefel/ der diesen Stahl auflösete; nemlich die harte Bedrohung Königs Bogiebrats in Böhmen: der seine Räthe voraus schicke/ und so fern diese nichts richten würden/ mit dem Schwert zu folgen/ sich vernehmen ließ. Hierauf ward ein Stillstand beschlossen/ der am Johannis Tage künfftigen Jahrs/ ausgehen solte. Und hiemit zoch der Erz-Herzog ab. Weil aber/ bey dem Anstands-Vergleich/ die Böhmische Unterhandlungs-Räthe/ zu viel bewilliget hatten/ nemlich/ daß er die Nider-Oesterreiche Oerter/ so anjetzo von ihm besetzt waren/ inbehalten solte; und gleichwol dem Stillstands-Vertrage solches nicht einverleibt war: wolte der Käiser solches auch nicht genehm halten: Also ward der Stillstand selbst stillständig/ und gar bald beyderseits anbrüchig/ und nahmen die Käiserliche/ nachdem nun viel Land-Herren dem Käiser einen Glanz zu geben; musten aber trutzige Antwort vernehmen: Sie wären/ dem Herzog Albrecht zu wider stehen/ nicht bestand/ und begehrten es auch nicht zu thun/ ob sie gleich könnten. Ob auch gleich der Standthalter/ samt den Schultheissen / ihnen beweglichst zuredeten/ mit höchster Bitte/ sie solten eine rühmlichere Resolution fassen/ und sich versichert halten/ daß man/ alle Gefahr mit ihnen auszustehen/ entschlossen: Kunte man doch/ aus diesen eisernen Köpffen/ keine wächserne damit machen. Sie verstockten sich/ in ihrem Eigensinn/ und sandten dem Erz-Herzog Albrecht Boten entgegen/ sich erbietende/ daß sie/ samt allen dem Ihrigen/ in seiner Gewalt stünden. (Wobey ich erinnere/ daß ich diesen Prinzen/ mit Fleiß/ bishero unterweilen nur Herzog getitulirt; hinfort aber Erz-Herzog schreiben werde: weil ungefähr / um diese Zeit/ die vom Hause Oesterreich den Titel der Erz-Herzogen wieder angenommen; wiewol doch hernach vielmals noch/ in ihren Ausschreiben/ sich nach voriger Gewonheit / Herzoge/ geschrieben.) Diese Botschafft war/ für den Erz-Herzog/ ein Lied/ das er gern hörte. Es hatten sich nunmehr Korneuburg/ nebst andern Plätzen/ an ihn ergeben: Also ging er mit eingehendem August-Monat/ auf Wien/ lagerte sich/ in der Vor-Stadt/ und nahm sein Quartir im Kloster S. Niclas. Doch fand er/ seiner Einbildung nach/ die Thore für sich nicht offen; sondern die Stadt schon anders/ und zum Widerstande/ gesinnt. Dann/ die tapffre Männer / Giscra und Brandeis/ Ulrich Grafenecker und Andreas Baumkircher/ als die oberste Officirer von der Käiserlichen Besatzung/ hatten endlich doch noch ein Fünklein deß Gehorsams/ durch anhaltende Vermahnung/ in den Wienern/ erweckt. Dieselbe thaten auch hierauf einen Ausfall/ und fochten mit deß Erz-Herzogs Albrechts Leuten/ die der Stadt-Mauer zu nahe gekommen waren/ bey drey Stunden lang/ auf der Brucken/ und trieben endlich dieselbe zurück. Dessen ungeachtet/ setzte der Erz-Herzog die Belägerung fort: Zumal weil auch die Ungarn/ mit viertausend Mann/ ihm zu Hülffe/ im Lager anlangten. Er gab auch nichts/ auf die Abmahnung deß Cardinal Bessarion/ der sich damals zu Wien befand. So gar bedaß ihm die Herrsch-Sucht das Herz! Jedoch fand sich zuletzt noch ein Schwefel/ der diesen Stahl auflösete; nemlich die harte Bedrohung Königs Bogiebrats in Böhmen: der seine Räthe voraus schicke/ und so fern diese nichts richten würden/ mit dem Schwert zu folgen/ sich vernehmen ließ. Hierauf ward ein Stillstand beschlossen/ der am Johannis Tage künfftigen Jahrs/ ausgehen solte. Und hiemit zoch der Erz-Herzog ab. Weil aber/ bey dem Anstands-Vergleich/ die Böhmische Unterhandlungs-Räthe/ zu viel bewilliget hatten/ nemlich/ daß er die Nider-Oesterreiche Oerter/ so anjetzo von ihm besetzt waren/ inbehalten solte; und gleichwol dem Stillstands-Vertrage solches nicht einverleibt war: wolte der Käiser solches auch nicht genehm halten: Also ward der Stillstand selbst stillständig/ und gar bald beyderseits anbrüchig/ und nahmen die Käiserliche/ nachdem nun viel Land-Herren dem Käiser <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0037" n="29"/> einen Glanz zu geben; musten aber trutzige Antwort vernehmen: Sie wären/ dem Herzog Albrecht zu wider stehen/ nicht bestand/ und begehrten es auch nicht zu thun/ ob sie gleich könnten. Ob auch gleich der Standthalter/ samt den Schultheissen / ihnen beweglichst zuredeten/ mit höchster Bitte/ sie solten eine rühmlichere Resolution fassen/ und sich versichert halten/ daß man/ alle Gefahr mit ihnen auszustehen/ entschlossen: Kunte man doch/ aus diesen eisernen Köpffen/ keine wächserne damit machen. Sie verstockten sich/ in ihrem Eigensinn/ und sandten dem Erz-Herzog Albrecht Boten entgegen/ sich erbietende/ daß sie/ samt allen dem Ihrigen/ in seiner Gewalt stünden. (Wobey ich erinnere/ daß ich diesen Prinzen/ mit Fleiß/ bishero unterweilen nur Herzog getitulirt; hinfort aber Erz-Herzog schreiben werde: weil ungefähr / um diese Zeit/ die vom Hause Oesterreich den Titel der Erz-Herzogen wieder angenommen; wiewol doch hernach vielmals noch/ in ihren Ausschreiben/ sich nach voriger Gewonheit / Herzoge/ geschrieben.)</p> <p>Diese Botschafft war/ für den Erz-Herzog/ ein Lied/ das er gern hörte. Es hatten sich nunmehr Korneuburg/ nebst andern Plätzen/ an ihn ergeben: Also ging er mit eingehendem August-Monat/ auf Wien/ lagerte sich/ in der Vor-Stadt/ und nahm sein Quartir im Kloster S. Niclas. Doch fand er/ seiner Einbildung nach/ die Thore für sich nicht offen; sondern die Stadt schon anders/ und zum Widerstande/ gesinnt. Dann/ die tapffre Männer / Giscra und Brandeis/ Ulrich Grafenecker und Andreas Baumkircher/ als die oberste Officirer von der Käiserlichen Besatzung/ hatten endlich doch noch ein Fünklein deß Gehorsams/ durch anhaltende Vermahnung/ in den Wienern/ erweckt. Dieselbe thaten auch hierauf einen Ausfall/ und fochten mit deß Erz-Herzogs Albrechts Leuten/ die der Stadt-Mauer zu nahe gekommen waren/ bey drey Stunden lang/ auf der Brucken/ und trieben endlich dieselbe zurück. Dessen ungeachtet/ setzte der Erz-Herzog die Belägerung fort: Zumal weil auch die Ungarn/ mit viertausend Mann/ ihm zu Hülffe/ im Lager anlangten. Er gab auch nichts/ auf die Abmahnung deß Cardinal Bessarion/ der sich damals zu Wien befand. So gar bedaß ihm die Herrsch-Sucht das Herz! Jedoch fand sich zuletzt noch ein Schwefel/ der diesen Stahl auflösete; nemlich die harte Bedrohung Königs Bogiebrats in Böhmen: der seine Räthe voraus schicke/ und so fern diese nichts richten würden/ mit dem Schwert zu folgen/ sich vernehmen ließ. Hierauf ward ein Stillstand beschlossen/ der am Johannis Tage künfftigen Jahrs/ ausgehen solte. Und hiemit zoch der Erz-Herzog ab.</p> <p>Weil aber/ bey dem Anstands-Vergleich/ die Böhmische Unterhandlungs-Räthe/ zu viel bewilliget hatten/ nemlich/ daß er die Nider-Oesterreiche Oerter/ so anjetzo von ihm besetzt waren/ inbehalten solte; und gleichwol dem Stillstands-Vertrage solches nicht einverleibt war: wolte der Käiser solches auch nicht genehm halten: Also ward der Stillstand selbst stillständig/ und gar bald beyderseits anbrüchig/ und nahmen die Käiserliche/ nachdem nun viel Land-Herren dem Käiser </p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0037]
einen Glanz zu geben; musten aber trutzige Antwort vernehmen: Sie wären/ dem Herzog Albrecht zu wider stehen/ nicht bestand/ und begehrten es auch nicht zu thun/ ob sie gleich könnten. Ob auch gleich der Standthalter/ samt den Schultheissen / ihnen beweglichst zuredeten/ mit höchster Bitte/ sie solten eine rühmlichere Resolution fassen/ und sich versichert halten/ daß man/ alle Gefahr mit ihnen auszustehen/ entschlossen: Kunte man doch/ aus diesen eisernen Köpffen/ keine wächserne damit machen. Sie verstockten sich/ in ihrem Eigensinn/ und sandten dem Erz-Herzog Albrecht Boten entgegen/ sich erbietende/ daß sie/ samt allen dem Ihrigen/ in seiner Gewalt stünden. (Wobey ich erinnere/ daß ich diesen Prinzen/ mit Fleiß/ bishero unterweilen nur Herzog getitulirt; hinfort aber Erz-Herzog schreiben werde: weil ungefähr / um diese Zeit/ die vom Hause Oesterreich den Titel der Erz-Herzogen wieder angenommen; wiewol doch hernach vielmals noch/ in ihren Ausschreiben/ sich nach voriger Gewonheit / Herzoge/ geschrieben.)
Diese Botschafft war/ für den Erz-Herzog/ ein Lied/ das er gern hörte. Es hatten sich nunmehr Korneuburg/ nebst andern Plätzen/ an ihn ergeben: Also ging er mit eingehendem August-Monat/ auf Wien/ lagerte sich/ in der Vor-Stadt/ und nahm sein Quartir im Kloster S. Niclas. Doch fand er/ seiner Einbildung nach/ die Thore für sich nicht offen; sondern die Stadt schon anders/ und zum Widerstande/ gesinnt. Dann/ die tapffre Männer / Giscra und Brandeis/ Ulrich Grafenecker und Andreas Baumkircher/ als die oberste Officirer von der Käiserlichen Besatzung/ hatten endlich doch noch ein Fünklein deß Gehorsams/ durch anhaltende Vermahnung/ in den Wienern/ erweckt. Dieselbe thaten auch hierauf einen Ausfall/ und fochten mit deß Erz-Herzogs Albrechts Leuten/ die der Stadt-Mauer zu nahe gekommen waren/ bey drey Stunden lang/ auf der Brucken/ und trieben endlich dieselbe zurück. Dessen ungeachtet/ setzte der Erz-Herzog die Belägerung fort: Zumal weil auch die Ungarn/ mit viertausend Mann/ ihm zu Hülffe/ im Lager anlangten. Er gab auch nichts/ auf die Abmahnung deß Cardinal Bessarion/ der sich damals zu Wien befand. So gar bedaß ihm die Herrsch-Sucht das Herz! Jedoch fand sich zuletzt noch ein Schwefel/ der diesen Stahl auflösete; nemlich die harte Bedrohung Königs Bogiebrats in Böhmen: der seine Räthe voraus schicke/ und so fern diese nichts richten würden/ mit dem Schwert zu folgen/ sich vernehmen ließ. Hierauf ward ein Stillstand beschlossen/ der am Johannis Tage künfftigen Jahrs/ ausgehen solte. Und hiemit zoch der Erz-Herzog ab.
Weil aber/ bey dem Anstands-Vergleich/ die Böhmische Unterhandlungs-Räthe/ zu viel bewilliget hatten/ nemlich/ daß er die Nider-Oesterreiche Oerter/ so anjetzo von ihm besetzt waren/ inbehalten solte; und gleichwol dem Stillstands-Vertrage solches nicht einverleibt war: wolte der Käiser solches auch nicht genehm halten: Also ward der Stillstand selbst stillständig/ und gar bald beyderseits anbrüchig/ und nahmen die Käiserliche/ nachdem nun viel Land-Herren dem Käiser
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/37>, abgerufen am 16.07.2024. |