Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.nung: Weil sie/ in deß Käisers Landen/ mit ihm Ansehn und Vermögen/ dem übrigen Adel weit vorblüheten: Doch kunnte ihn solche eitle Hoffnung so wol nicht beruhigen/ als ihn hingegen die Sorge und Furcht für dem Könige Georg Poidebrath / (oder Bogdiebrat) der neulich die Böhmische Kron erlangt hatte/ verunruhigte; nachdem er vernommen/ daß dieser streitbare König Bündniß und Freundschafft/ mit dem Käiser / geschlossen. Derowegen strebte er/ möglichster Bemühung/ dahin/ wie er diesen Stein deß Anstosses zum Eckstein seiner Sachen verwenden/ den König auf seine Seite bringen/ und vom Käiser abwendig machen mögte. Weil aber solche seine Versuchung mißlingte/ und denen vorbenanten vier Herren von Eyzingen/ als den fürnehmsten Edel-Leuten in Oesterreich / die Vernunfft aufwachte/ daß sie merkten/ wo es hinaus wolte; gereute sie ihres Vorhabens/ also/ daß sie die ungerechte Bündniß aufgaben/ ihren Irrthum erkannten/ vom Alberto wiederum ab- und zum Käiser fielen. Darüber erschrack Erz-Herzog Albertus/ und weil er spühren muste/ daß alle seine Rathschläge Krebs-gängig würden/ und der Handel sich/ mit der Leuen-Tatz/ nicht angreiffen liesse: gedachte er/ mit Schlangen-Schlichen seinen Zweck zu erreichen/ und seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ welchem er/ an Macht und Gewalt/ nicht gewachsen / ohne offenbaren Krieg/ mit List zu übervortheilen. Er schiffte/ mit etlichen seiner Diener/ die Donau hinunter/ nach Wien/ und ward/ bey damaliger Abwesenheit deß Käisers / von denen Bürgern/ so seines Anhangs waren/ bey heimlicher Nachtzeit/ in die Stadt eingelassen; riß hierauf alsofort das Regiment/ mit Gewalt/ an sich/ und zwang die jenige/ so sich dessen weigerten/ ihm zu huldigen. Den Ulrich von Eyzing aber nahm er / wider gegebenes sicher Geleit/ gefangen; und ob derselbe gleich redliche Entschuldigungen vorbrachte; wolte er ihn doch nicht anhören/ noch so viel stattliche Fürbitten/ welche im seine Person angewendet wurden/ betrachten; sondern schickte ihn gebunden/ ins Lands ob der Ens. Allein eben damit verderbte er den Handel: Dann deß Gefangenen seine Brüder/ Stephan / Oswald/ und Sigmund/ bemüheten sich erstlich/ durch erlangte Fürbitte Königs Matthiä in Ungarn/ und Königs Podebrat in Böhmen/ ihn los zu würken: Als aber solches/ bey dem erhärtetem und vergalltem Erz-Herzog/ nichts fruchtete; kehrten sie das Rauhe heraus / boten ihm die Spitze/ wurben ein grosses Krieg-Volk/ und kündigten ihm einen offentlichen Krieg an. So ward auch der Stadt Wien/ als die in ihres Bruders Gefangenschafft verwilligt hatte/ von ihnen hart gedrauet. Welche Bedrauung sie derselben auch redlich gehalten/ und/ mit Hülffe einiger ansehnlicher Böhmischer Herren/ den Wienerischen Boden/ mit Mord und Brand garübel zugerichtet/ also daß die Strassen in Oesterreich ganz unsicher wurden. Da man nun dieses Jammers kein Ende sahe; schickten die Oesterreichischen Stände fordersamst etliche zum Käiser/ der damals am Rhein-Strom lag; ga- nung: Weil sie/ in deß Käisers Landen/ mit ihm Ansehn und Vermögen/ dem übrigen Adel weit vorblüheten: Doch kunnte ihn solche eitle Hoffnung so wol nicht beruhigen/ als ihn hingegen die Sorge und Furcht für dem Könige Georg Poidebrath / (oder Bogdiebrat) der neulich die Böhmische Kron erlangt hatte/ verunruhigte; nachdem er vernommen/ daß dieser streitbare König Bündniß und Freundschafft/ mit dem Käiser / geschlossen. Derowegen strebte er/ möglichster Bemühung/ dahin/ wie er diesen Stein deß Anstosses zum Eckstein seiner Sachen verwenden/ den König auf seine Seite bringen/ und vom Käiser abwendig machen mögte. Weil aber solche seine Versuchung mißlingte/ und denen vorbenanten vier Herren von Eyzingen/ als den fürnehmsten Edel-Leuten in Oesterreich / die Vernunfft aufwachte/ daß sie merkten/ wo es hinaus wolte; gereute sie ihres Vorhabens/ also/ daß sie die ungerechte Bündniß aufgaben/ ihren Irrthum erkannten/ vom Alberto wiederum ab- und zum Käiser fielen. Darüber erschrack Erz-Herzog Albertus/ und weil er spühren muste/ daß alle seine Rathschläge Krebs-gängig würden/ und der Handel sich/ mit der Leuen-Tatz/ nicht angreiffen liesse: gedachte er/ mit Schlangen-Schlichen seinen Zweck zu erreichen/ und seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ welchem er/ an Macht und Gewalt/ nicht gewachsen / ohne offenbaren Krieg/ mit List zu übervortheilen. Er schiffte/ mit etlichen seiner Diener/ die Donau hinunter/ nach Wien/ und ward/ bey damaliger Abwesenheit deß Käisers / von denen Bürgern/ so seines Anhangs waren/ bey heimlicher Nachtzeit/ in die Stadt eingelassen; riß hierauf alsofort das Regiment/ mit Gewalt/ an sich/ und zwang die jenige/ so sich dessen weigerten/ ihm zu huldigen. Den Ulrich von Eyzing aber nahm er / wider gegebenes sicher Geleit/ gefangen; und ob derselbe gleich redliche Entschuldigungen vorbrachte; wolte er ihn doch nicht anhören/ noch so viel stattliche Fürbitten/ welche im seine Person angewendet wurden/ betrachten; sondern schickte ihn gebunden/ ins Lands ob der Ens. Allein eben damit verderbte er den Handel: Dann deß Gefangenen seine Brüder/ Stephan / Oswald/ und Sigmund/ bemüheten sich erstlich/ durch erlangte Fürbitte Königs Matthiä in Ungarn/ und Königs Podebrat in Böhmen/ ihn los zu würken: Als aber solches/ bey dem erhärtetem und vergalltem Erz-Herzog/ nichts fruchtete; kehrten sie das Rauhe heraus / boten ihm die Spitze/ wurben ein grosses Krieg-Volk/ und kündigten ihm einen offentlichen Krieg an. So ward auch der Stadt Wien/ als die in ihres Bruders Gefangenschafft verwilligt hatte/ von ihnen hart gedrauet. Welche Bedrauung sie derselben auch redlich gehalten/ und/ mit Hülffe einiger ansehnlicher Böhmischer Herren/ den Wienerischen Boden/ mit Mord und Brand garübel zugerichtet/ also daß die Strassen in Oesterreich ganz unsicher wurden. Da man nun dieses Jammers kein Ende sahe; schickten die Oesterreichischen Stände fordersamst etliche zum Käiser/ der damals am Rhein-Strom lag; ga- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0034" n="26"/> nung: Weil sie/ in deß Käisers Landen/ mit ihm Ansehn und Vermögen/ dem übrigen Adel weit vorblüheten: Doch kunnte ihn solche eitle Hoffnung so wol nicht beruhigen/ als ihn hingegen die Sorge und Furcht für dem Könige Georg Poidebrath / (oder Bogdiebrat) der neulich die Böhmische Kron erlangt hatte/ verunruhigte; nachdem er vernommen/ daß dieser streitbare König Bündniß und Freundschafft/ mit dem Käiser / geschlossen. Derowegen strebte er/ möglichster Bemühung/ dahin/ wie er diesen Stein deß Anstosses zum Eckstein seiner Sachen verwenden/ den König auf seine Seite bringen/ und vom Käiser abwendig machen mögte. Weil aber solche seine Versuchung mißlingte/ und denen vorbenanten vier Herren von Eyzingen/ als den fürnehmsten Edel-Leuten in Oesterreich / die Vernunfft aufwachte/ daß sie merkten/ wo es hinaus wolte; gereute sie ihres Vorhabens/ also/ daß sie die ungerechte Bündniß aufgaben/ ihren Irrthum erkannten/ vom Alberto wiederum ab- und zum Käiser fielen.</p> <p>Darüber erschrack Erz-Herzog Albertus/ und weil er spühren muste/ daß alle seine Rathschläge Krebs-gängig würden/ und der Handel sich/ mit der Leuen-Tatz/ nicht angreiffen liesse: gedachte er/ mit Schlangen-Schlichen seinen Zweck zu erreichen/ und seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ welchem er/ an Macht und Gewalt/ nicht gewachsen / ohne offenbaren Krieg/ mit List zu übervortheilen. Er schiffte/ mit etlichen seiner Diener/ die Donau hinunter/ nach Wien/ und ward/ bey damaliger Abwesenheit deß Käisers / von denen Bürgern/ so seines Anhangs waren/ bey heimlicher Nachtzeit/ in die Stadt eingelassen; riß hierauf alsofort das Regiment/ mit Gewalt/ an sich/ und zwang die jenige/ so sich dessen weigerten/ ihm zu huldigen. Den Ulrich von Eyzing aber nahm er / wider gegebenes sicher Geleit/ gefangen; und ob derselbe gleich redliche Entschuldigungen vorbrachte; wolte er ihn doch nicht anhören/ noch so viel stattliche Fürbitten/ welche im seine Person angewendet wurden/ betrachten; sondern schickte ihn gebunden/ ins Lands ob der Ens.</p> <p>Allein eben damit verderbte er den Handel: Dann deß Gefangenen seine Brüder/ Stephan / Oswald/ und Sigmund/ bemüheten sich erstlich/ durch erlangte Fürbitte Königs Matthiä in Ungarn/ und Königs Podebrat in Böhmen/ ihn los zu würken: Als aber solches/ bey dem erhärtetem und vergalltem Erz-Herzog/ nichts fruchtete; kehrten sie das Rauhe heraus / boten ihm die Spitze/ wurben ein grosses Krieg-Volk/ und kündigten ihm einen offentlichen Krieg an. So ward auch der Stadt Wien/ als die in ihres Bruders Gefangenschafft verwilligt hatte/ von ihnen hart gedrauet. Welche Bedrauung sie derselben auch redlich gehalten/ und/ mit Hülffe einiger ansehnlicher Böhmischer Herren/ den Wienerischen Boden/ mit Mord und Brand garübel zugerichtet/ also daß die Strassen in Oesterreich ganz unsicher wurden.</p> <p>Da man nun dieses Jammers kein Ende sahe; schickten die Oesterreichischen Stände fordersamst etliche zum Käiser/ der damals am Rhein-Strom lag; ga- </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0034]
nung: Weil sie/ in deß Käisers Landen/ mit ihm Ansehn und Vermögen/ dem übrigen Adel weit vorblüheten: Doch kunnte ihn solche eitle Hoffnung so wol nicht beruhigen/ als ihn hingegen die Sorge und Furcht für dem Könige Georg Poidebrath / (oder Bogdiebrat) der neulich die Böhmische Kron erlangt hatte/ verunruhigte; nachdem er vernommen/ daß dieser streitbare König Bündniß und Freundschafft/ mit dem Käiser / geschlossen. Derowegen strebte er/ möglichster Bemühung/ dahin/ wie er diesen Stein deß Anstosses zum Eckstein seiner Sachen verwenden/ den König auf seine Seite bringen/ und vom Käiser abwendig machen mögte. Weil aber solche seine Versuchung mißlingte/ und denen vorbenanten vier Herren von Eyzingen/ als den fürnehmsten Edel-Leuten in Oesterreich / die Vernunfft aufwachte/ daß sie merkten/ wo es hinaus wolte; gereute sie ihres Vorhabens/ also/ daß sie die ungerechte Bündniß aufgaben/ ihren Irrthum erkannten/ vom Alberto wiederum ab- und zum Käiser fielen.
Darüber erschrack Erz-Herzog Albertus/ und weil er spühren muste/ daß alle seine Rathschläge Krebs-gängig würden/ und der Handel sich/ mit der Leuen-Tatz/ nicht angreiffen liesse: gedachte er/ mit Schlangen-Schlichen seinen Zweck zu erreichen/ und seinen Herrn Bruder/ den Käiser/ welchem er/ an Macht und Gewalt/ nicht gewachsen / ohne offenbaren Krieg/ mit List zu übervortheilen. Er schiffte/ mit etlichen seiner Diener/ die Donau hinunter/ nach Wien/ und ward/ bey damaliger Abwesenheit deß Käisers / von denen Bürgern/ so seines Anhangs waren/ bey heimlicher Nachtzeit/ in die Stadt eingelassen; riß hierauf alsofort das Regiment/ mit Gewalt/ an sich/ und zwang die jenige/ so sich dessen weigerten/ ihm zu huldigen. Den Ulrich von Eyzing aber nahm er / wider gegebenes sicher Geleit/ gefangen; und ob derselbe gleich redliche Entschuldigungen vorbrachte; wolte er ihn doch nicht anhören/ noch so viel stattliche Fürbitten/ welche im seine Person angewendet wurden/ betrachten; sondern schickte ihn gebunden/ ins Lands ob der Ens.
Allein eben damit verderbte er den Handel: Dann deß Gefangenen seine Brüder/ Stephan / Oswald/ und Sigmund/ bemüheten sich erstlich/ durch erlangte Fürbitte Königs Matthiä in Ungarn/ und Königs Podebrat in Böhmen/ ihn los zu würken: Als aber solches/ bey dem erhärtetem und vergalltem Erz-Herzog/ nichts fruchtete; kehrten sie das Rauhe heraus / boten ihm die Spitze/ wurben ein grosses Krieg-Volk/ und kündigten ihm einen offentlichen Krieg an. So ward auch der Stadt Wien/ als die in ihres Bruders Gefangenschafft verwilligt hatte/ von ihnen hart gedrauet. Welche Bedrauung sie derselben auch redlich gehalten/ und/ mit Hülffe einiger ansehnlicher Böhmischer Herren/ den Wienerischen Boden/ mit Mord und Brand garübel zugerichtet/ also daß die Strassen in Oesterreich ganz unsicher wurden.
Da man nun dieses Jammers kein Ende sahe; schickten die Oesterreichischen Stände fordersamst etliche zum Käiser/ der damals am Rhein-Strom lag; ga-
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