Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Beste einwenden/ und dem Vergleich beförderlich beywohnen sollten. Der Käiser selbst erhub sich von Neustadt/ samt seiner Gemahlin/ deßwegen persöhnlich nach Wien mit einer Hofstadt von zweytausend zu Roß und Fuß/ in Begleitung Pfalzgrafens Ludwig/ und deß jungen Herzog Sigmunds in Bäyern/ wie auch deß Grafens von Görtz. Beyde Herzogen von Oesterreich / Albrecht und Sigmund/ ritten Ihm entgegen; und die Geistliche/ samt der Universität / dem Rath/ und allen Zünfften/ holten ihn mit einer ansehnlichen Procession ein. Aber in die Burg ward weder der Käiser/ noch der beyden Herzogen einer/ gelassen; sondern dieselbe/ von der Stadt/ mit einer Besatzung verwahrt/ und beschlossen/ bis zu Austrag der Sachen: Weßwegen der Käiser/ in Peter Strassers Haus/ seine Einkehr nehmen muste. Dieses nahmen beyde Herzogen/ für einen Schimpff auf/ und wurden dermassen darob erbittert/ daß sie sich/ eben deß Tags/ verschwuren/ in der Nacht die Burg zu überwältigen/ und darin zu essen und zu trinken. Solches ward den Bürgern kund; darum verstärkten sie die Besatzung: Also musten die gute Fürsten/ nach Hintertreibung ihres Versuchs/ ihren Kopff brechen/ und zuruck weichen. Weil es sie aber gleichwol schmählich dauchte/ daß sie ihr eydliches Gelübde nicht vollziehen sollten: Traff man dieses Mittel / daß beyde Fürsten/ nur mit wenig Personen/ in die Burg kommen/ und nachdem sie daselbst/ samt einem Bissen Brods/ einen Trunk Weins zu sich genommen/ wiedrum nach ihrem Quartir zuruck kehren solten. Also ward ihrem Eyde gleichsam die Erfüllung gegeben: Welcher aber/ mit allen Ehren/ hette hinterbleiben mögen. Bey grossen Herren finden sich offt grosse Schwachheiten und Fehler. Wie vernünfftig und deutlich nun der Käiser sein Recht darthat: Zerschlug sich diese Handlung dannoch abermal; und zwar/ mit grosser Entrüstung Erz-Herzogs Alberti. Welcher / weil man die Saiten/ nach seinem Ohr/ nicht stimmen wolte/ sich so hefftig erbitterte / daß er alsofort den Ständen ernstlich verbot/ seinen Bruder den Käiser/ ohn seinen Willen/ in Wien ein zulassen. Wie sie aber/ in diesem Begehren/ als welches sie ingemein unbillig zu seyn dauchte/ ihm zu gehorchen/ Bedenken trugen: (Wiewol Andre melden/ diß sey bey der ersten Versammlung vorgegangen /) wiech er/ mit einem hefftigen Zorn aus der Stadt/ bey angehenkter Bedrauung/ er wollte/ mit Gewalt und wehrhaffter Hand/ sein Recht zu suchen wissen/ das man ihn/ in der Güte/ nicht finden liesse/ und mit der Schärffe die Hindernissen seiner gelinden und Freundlichen Ansuchungen abschneiden. Also verschmähete vielmehr dieser unlenkliche und hartsinnige Prinz selber alle gütliche Erweisungen der Billigkeit/ und machte es eben/ wie noch heut die jenige hohe Häupter/ die ihren eignen Willen allein/ für eine Richtschnur ihres Verfahrens erkennen/ und hingegen für die allerverwerfflichste Unbilligkeit/ wann man sie zur Billigkeit weiset/ oder ihren Kopff nicht das primum mobile (erste Bewegbare) seyn lässet / nach welchem sich alle andre Erklärungen herum drehen und wenden müsten. Der sanfftmütige Käiser suchte/ ihn mit Gelindigkeit zu Beste einwenden/ und dem Vergleich beförderlich beywohnen sollten. Der Käiser selbst erhub sich von Neustadt/ samt seiner Gemahlin/ deßwegen persöhnlich nach Wien mit einer Hofstadt von zweytausend zu Roß und Fuß/ in Begleitung Pfalzgrafens Ludwig/ und deß jungen Herzog Sigmunds in Bäyern/ wie auch deß Grafens von Görtz. Beyde Herzogen von Oesterreich / Albrecht und Sigmund/ ritten Ihm entgegen; und die Geistliche/ samt der Universität / dem Rath/ und allen Zünfften/ holten ihn mit einer ansehnlichen Procession ein. Aber in die Burg ward weder der Käiser/ noch der beyden Herzogen einer/ gelassen; sondern dieselbe/ von der Stadt/ mit einer Besatzung verwahrt/ und beschlossen/ bis zu Austrag der Sachen: Weßwegen der Käiser/ in Peter Strassers Haus/ seine Einkehr nehmen muste. Dieses nahmen beyde Herzogen/ für einen Schimpff auf/ und wurden dermassen darob erbittert/ daß sie sich/ eben deß Tags/ verschwuren/ in der Nacht die Burg zu überwältigen/ und darin zu essen und zu trinken. Solches ward den Bürgern kund; darum verstärkten sie die Besatzung: Also musten die gute Fürsten/ nach Hintertreibung ihres Versuchs/ ihren Kopff brechen/ und zuruck weichen. Weil es sie aber gleichwol schmählich dauchte/ daß sie ihr eydliches Gelübde nicht vollziehen sollten: Traff man dieses Mittel / daß beyde Fürsten/ nur mit wenig Personen/ in die Burg kommen/ und nachdem sie daselbst/ samt einem Bissen Brods/ einen Trunk Weins zu sich genommen/ wiedrum nach ihrem Quartir zuruck kehren solten. Also ward ihrem Eyde gleichsam die Erfüllung gegeben: Welcher aber/ mit allen Ehren/ hette hinterbleiben mögen. Bey grossen Herren finden sich offt grosse Schwachheiten und Fehler. Wie vernünfftig und deutlich nun der Käiser sein Recht darthat: Zerschlug sich diese Handlung dannoch abermal; und zwar/ mit grosser Entrüstung Erz-Herzogs Alberti. Welcher / weil man die Saiten/ nach seinem Ohr/ nicht stimmen wolte/ sich so hefftig erbitterte / daß er alsofort den Ständen ernstlich verbot/ seinen Bruder den Käiser/ ohn seinen Willen/ in Wien ein zulassen. Wie sie aber/ in diesem Begehren/ als welches sie ingemein unbillig zu seyn dauchte/ ihm zu gehorchen/ Bedenken trugen: (Wiewol Andre melden/ diß sey bey der ersten Versammlung vorgegangen /) wiech er/ mit einem hefftigen Zorn aus der Stadt/ bey angehenkter Bedrauung/ er wollte/ mit Gewalt und wehrhaffter Hand/ sein Recht zu suchen wissen/ das man ihn/ in der Güte/ nicht finden liesse/ und mit der Schärffe die Hindernissen seiner gelinden und Freundlichen Ansuchungen abschneiden. Also verschmähete vielmehr dieser unlenkliche und hartsinnige Prinz selber alle gütliche Erweisungen der Billigkeit/ und machte es eben/ wie noch heut die jenige hohe Häupter/ die ihren eignen Willen allein/ für eine Richtschnur ihres Verfahrens erkennen/ und hingegen für die allerverwerfflichste Unbilligkeit/ wann man sie zur Billigkeit weiset/ oder ihren Kopff nicht das primum mobile (erste Bewegbare) seyn lässet / nach welchem sich alle andre Erklärungen herum drehen und wenden müsten. Der sanfftmütige Käiser suchte/ ihn mit Gelindigkeit zu <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0031" n="23"/> Beste einwenden/ und dem Vergleich beförderlich beywohnen sollten. Der Käiser selbst erhub sich von Neustadt/ samt seiner Gemahlin/ deßwegen persöhnlich nach Wien mit einer Hofstadt von zweytausend zu Roß und Fuß/ in Begleitung Pfalzgrafens Ludwig/ und deß jungen Herzog Sigmunds in Bäyern/ wie auch deß Grafens von Görtz. Beyde Herzogen von Oesterreich / Albrecht und Sigmund/ ritten Ihm entgegen; und die Geistliche/ samt der Universität / dem Rath/ und allen Zünfften/ holten ihn mit einer ansehnlichen Procession ein. Aber in die Burg ward weder der Käiser/ noch der beyden Herzogen einer/ gelassen; sondern dieselbe/ von der Stadt/ mit einer Besatzung verwahrt/ und beschlossen/ bis zu Austrag der Sachen: Weßwegen der Käiser/ in Peter Strassers Haus/ seine Einkehr nehmen muste. Dieses nahmen beyde Herzogen/ für einen Schimpff auf/ und wurden dermassen darob erbittert/ daß sie sich/ eben deß Tags/ verschwuren/ in der Nacht die Burg zu überwältigen/ und darin zu essen und zu trinken. Solches ward den Bürgern kund; darum verstärkten sie die Besatzung: Also musten die gute Fürsten/ nach Hintertreibung ihres Versuchs/ ihren Kopff brechen/ und zuruck weichen. Weil es sie aber gleichwol schmählich dauchte/ daß sie ihr eydliches Gelübde nicht vollziehen sollten: Traff man dieses Mittel / daß beyde Fürsten/ nur mit wenig Personen/ in die Burg kommen/ und nachdem sie daselbst/ samt einem Bissen Brods/ einen Trunk Weins zu sich genommen/ wiedrum nach ihrem Quartir zuruck kehren solten. Also ward ihrem Eyde gleichsam die Erfüllung gegeben: Welcher aber/ mit allen Ehren/ hette hinterbleiben mögen. Bey grossen Herren finden sich offt grosse Schwachheiten und Fehler.</p> <p>Wie vernünfftig und deutlich nun der Käiser sein Recht darthat: Zerschlug sich diese Handlung dannoch abermal; und zwar/ mit grosser Entrüstung Erz-Herzogs Alberti. Welcher / weil man die Saiten/ nach seinem Ohr/ nicht stimmen wolte/ sich so hefftig erbitterte / daß er alsofort den Ständen ernstlich verbot/ seinen Bruder den Käiser/ ohn seinen Willen/ in Wien ein zulassen. Wie sie aber/ in diesem Begehren/ als welches sie ingemein unbillig zu seyn dauchte/ ihm zu gehorchen/ Bedenken trugen: (Wiewol Andre melden/ diß sey bey der ersten Versammlung vorgegangen /) wiech er/ mit einem hefftigen Zorn aus der Stadt/ bey angehenkter Bedrauung/ er wollte/ mit Gewalt und wehrhaffter Hand/ sein Recht zu suchen wissen/ das man ihn/ in der Güte/ nicht finden liesse/ und mit der Schärffe die Hindernissen seiner gelinden und Freundlichen Ansuchungen abschneiden. Also verschmähete vielmehr dieser unlenkliche und hartsinnige Prinz selber alle gütliche Erweisungen der Billigkeit/ und machte es eben/ wie noch heut die jenige hohe Häupter/ die ihren eignen Willen allein/ für eine Richtschnur ihres Verfahrens erkennen/ und hingegen für die allerverwerfflichste Unbilligkeit/ wann man sie zur Billigkeit weiset/ oder ihren Kopff nicht das primum mobile (erste Bewegbare) seyn lässet / nach welchem sich alle andre Erklärungen herum drehen und wenden müsten. Der sanfftmütige Käiser suchte/ ihn mit Gelindigkeit zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0031]
Beste einwenden/ und dem Vergleich beförderlich beywohnen sollten. Der Käiser selbst erhub sich von Neustadt/ samt seiner Gemahlin/ deßwegen persöhnlich nach Wien mit einer Hofstadt von zweytausend zu Roß und Fuß/ in Begleitung Pfalzgrafens Ludwig/ und deß jungen Herzog Sigmunds in Bäyern/ wie auch deß Grafens von Görtz. Beyde Herzogen von Oesterreich / Albrecht und Sigmund/ ritten Ihm entgegen; und die Geistliche/ samt der Universität / dem Rath/ und allen Zünfften/ holten ihn mit einer ansehnlichen Procession ein. Aber in die Burg ward weder der Käiser/ noch der beyden Herzogen einer/ gelassen; sondern dieselbe/ von der Stadt/ mit einer Besatzung verwahrt/ und beschlossen/ bis zu Austrag der Sachen: Weßwegen der Käiser/ in Peter Strassers Haus/ seine Einkehr nehmen muste. Dieses nahmen beyde Herzogen/ für einen Schimpff auf/ und wurden dermassen darob erbittert/ daß sie sich/ eben deß Tags/ verschwuren/ in der Nacht die Burg zu überwältigen/ und darin zu essen und zu trinken. Solches ward den Bürgern kund; darum verstärkten sie die Besatzung: Also musten die gute Fürsten/ nach Hintertreibung ihres Versuchs/ ihren Kopff brechen/ und zuruck weichen. Weil es sie aber gleichwol schmählich dauchte/ daß sie ihr eydliches Gelübde nicht vollziehen sollten: Traff man dieses Mittel / daß beyde Fürsten/ nur mit wenig Personen/ in die Burg kommen/ und nachdem sie daselbst/ samt einem Bissen Brods/ einen Trunk Weins zu sich genommen/ wiedrum nach ihrem Quartir zuruck kehren solten. Also ward ihrem Eyde gleichsam die Erfüllung gegeben: Welcher aber/ mit allen Ehren/ hette hinterbleiben mögen. Bey grossen Herren finden sich offt grosse Schwachheiten und Fehler.
Wie vernünfftig und deutlich nun der Käiser sein Recht darthat: Zerschlug sich diese Handlung dannoch abermal; und zwar/ mit grosser Entrüstung Erz-Herzogs Alberti. Welcher / weil man die Saiten/ nach seinem Ohr/ nicht stimmen wolte/ sich so hefftig erbitterte / daß er alsofort den Ständen ernstlich verbot/ seinen Bruder den Käiser/ ohn seinen Willen/ in Wien ein zulassen. Wie sie aber/ in diesem Begehren/ als welches sie ingemein unbillig zu seyn dauchte/ ihm zu gehorchen/ Bedenken trugen: (Wiewol Andre melden/ diß sey bey der ersten Versammlung vorgegangen /) wiech er/ mit einem hefftigen Zorn aus der Stadt/ bey angehenkter Bedrauung/ er wollte/ mit Gewalt und wehrhaffter Hand/ sein Recht zu suchen wissen/ das man ihn/ in der Güte/ nicht finden liesse/ und mit der Schärffe die Hindernissen seiner gelinden und Freundlichen Ansuchungen abschneiden. Also verschmähete vielmehr dieser unlenkliche und hartsinnige Prinz selber alle gütliche Erweisungen der Billigkeit/ und machte es eben/ wie noch heut die jenige hohe Häupter/ die ihren eignen Willen allein/ für eine Richtschnur ihres Verfahrens erkennen/ und hingegen für die allerverwerfflichste Unbilligkeit/ wann man sie zur Billigkeit weiset/ oder ihren Kopff nicht das primum mobile (erste Bewegbare) seyn lässet / nach welchem sich alle andre Erklärungen herum drehen und wenden müsten. Der sanfftmütige Käiser suchte/ ihn mit Gelindigkeit zu
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/31>, abgerufen am 16.07.2024. |