Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.daß allein verlangt wurde/ daß der Feind denjenigen Widerstand gethan hätte/ welchen er allen Umständen und Ansehen nach hätte thun können und sollen/ um dadurch einen desto glorwürdigern Sieg und allgemeinen Ruhstand der ganzen Christenheit/ nebst vollständiger gänzlicher Niederlag des Erbfeinds/ zu erwerben. Allein wann man den avantageusen Situm, den der Feind gehabt den Succurs aufzuhalten/ erwägen/ und sich erinnern will der so schimpflichen Flucht/ welche der Feind von Stund an genommen/ als er selbst die Unserige zum ersten mal an den Kahlenberg sehr hitzig angegriffen; wird man bekennen müssen/ daß GOtt/ der grosse Thaten thut/ allein Ehre habe eingeleget unter den Heyden/ und ihnen den Muth genommen: Hingegen die gesamte Christlichen Generalen/ und Dero Armee/ mit einem unerschrockenen freudigen Helden-Geist/ wie den Josua und Gideon/ aus der Höhe angezogen habe. Wurde also diesen Abend/ wie auch die ganze Nacht/ und den folgenden Tag über/ des Feindes Lager geplündert/ in welchem solcher Uberfluß/ an allen gefunden worden/ daß man nur an dem gemünzten Geld/ ohne der köstlichen und reichlichen Bagage / des Türkischen Käisers Haupt-Fahne/ Roßschweiff/ des Veziers Leib-Pferd/ mit Rubin und Smaragden besetzte Köcher/ kostbare Gezelt und zierliche Galanterien/ sc. etliche Millionen erobert hat: Zu geschweigen des Proviantz/ Munition/ Pöller und Stuck/ deren hin und wieder grosse und kleine/ über hundert von dem Feind in Stich gelassen worden / und in der Käiserlichen Aliirten/ und Königlich-Polnische Hände gerathen. Die Approchen / das Läger und offene Felder waren mit feindlichen Todten-Cörpern bedeckt; die Camel und Maulthier/ Rinder und Schaf/ so der Feind an der Seiten des Langers beysammen gehabt / wurden den Soldaten in die Rappuse gegeben/ von welchen die gefangene Türken Heerd-weise fortgetrieben wurden. Es fanden sich auch derer viel/ insonderheit von Renegaten/ so weiland freywillig zum Feind übergegangen waren/ nunmehr aber wol beritten/ und mit prächtigen Kleidern angethan/ wiederum bey den Käiserlichen angelangten: welches ein so fremdes/ und fast über alle Möglichkeit zu seyn scheinendes Ansehen gemacht/ daß den gemeinen Mann in der Stadt/ und die Aliirten in dem Lager/ ein Schrecken ankommen / inmassen sie ihnen nicht anders einbilden konten/ als daß der Feind sich recolligirt, und nun wieder zuruck komme/ wiewol sie hernach solcher vergeblichen Forcht wegen sich selber auslachten. Mit dieser frölichen Zeitung nun wurde noch selbigen Abend/ Herr Graf von Auersberg/ nach Ihrer Käiserlichen Majestät abgeschicket. Indeme aber jederman mit Beut-begierigen Gedanken geschäftig sich erzeigte/ ist nicht zu vergessen die löbliche That/ womit der Herr Bischoff von der Neustadt/ Leopold/ Graf von Kollonitsch/ sich einen unsterblichen Namen gemacht/ indem derselbe/ beyläuffig bey 450. Knaben und Mägdlein/ darunter sehr viel verwundet/ als ein getreuer Vormund sich angenommen: Sintemal deroselben Müttern meistentheils/ hin und wieder in dem Türkischen Lager/ und auf der Strassen/ durch die mörderische Säbel der Barbaren/ in Stücken zerhauen daß allein verlangt wurde/ daß der Feind denjenigen Widerstand gethan hätte/ welchen er allen Umständen und Ansehen nach hätte thun können und sollen/ um dadurch einen desto glorwürdigern Sieg und allgemeinen Ruhstand der ganzen Christenheit/ nebst vollständiger gänzlicher Niederlag des Erbfeinds/ zu erwerben. Allein wann man den avantageusen Situm, den der Feind gehabt den Succurs aufzuhalten/ erwägen/ und sich erinnern will der so schimpflichen Flucht/ welche der Feind von Stund an genommen/ als er selbst die Unserige zum ersten mal an den Kahlenberg sehr hitzig angegriffen; wird man bekennen müssen/ daß GOtt/ der grosse Thaten thut/ allein Ehre habe eingeleget unter den Heyden/ und ihnen den Muth genommen: Hingegen die gesamte Christlichen Generalen/ und Dero Armee/ mit einem unerschrockenen freudigen Helden-Geist/ wie den Josua und Gideon/ aus der Höhe angezogen habe. Wurde also diesen Abend/ wie auch die ganze Nacht/ und den folgenden Tag über/ des Feindes Lager geplündert/ in welchem solcher Uberfluß/ an allen gefunden worden/ daß man nur an dem gemünzten Geld/ ohne der köstlichen und reichlichen Bagage / des Türkischen Käisers Haupt-Fahne/ Roßschweiff/ des Veziers Leib-Pferd/ mit Rubin und Smaragden besetzte Köcher/ kostbare Gezelt und zierliche Galanterien/ sc. etliche Millionen erobert hat: Zu geschweigen des Proviantz/ Munition/ Pöller und Stuck/ deren hin und wieder grosse und kleine/ über hundert von dem Feind in Stich gelassen worden / und in der Käiserlichen Aliirten/ und Königlich-Polnische Hände gerathen. Die Approchen / das Läger und offene Felder waren mit feindlichen Todten-Cörpern bedeckt; die Camel und Maulthier/ Rinder und Schaf/ so der Feind an der Seiten des Langers beysammen gehabt / wurden den Soldaten in die Rappuse gegeben/ von welchen die gefangene Türken Heerd-weise fortgetrieben wurden. Es fanden sich auch derer viel/ insonderheit von Renegaten/ so weiland freywillig zum Feind übergegangen waren/ nunmehr aber wol beritten/ und mit prächtigen Kleidern angethan/ wiederum bey den Käiserlichen angelangten: welches ein so fremdes/ und fast über alle Möglichkeit zu seyn scheinendes Ansehen gemacht/ daß den gemeinen Mann in der Stadt/ und die Aliirten in dem Lager/ ein Schrecken ankommen / inmassen sie ihnen nicht anders einbilden konten/ als daß der Feind sich recolligirt, und nun wieder zuruck komme/ wiewol sie hernach solcher vergeblichen Forcht wegen sich selber auslachten. Mit dieser frölichen Zeitung nun wurde noch selbigen Abend/ Herr Graf von Auersberg/ nach Ihrer Käiserlichen Majestät abgeschicket. Indeme aber jederman mit Beut-begierigen Gedanken geschäftig sich erzeigte/ ist nicht zu vergessen die löbliche That/ womit der Herr Bischoff von der Neustadt/ Leopold/ Graf von Kollonitsch/ sich einen unsterblichen Namen gemacht/ indem derselbe/ beyläuffig bey 450. Knaben und Mägdlein/ darunter sehr viel verwundet/ als ein getreuer Vormund sich angenommen: Sintemal deroselben Müttern meistentheils/ hin und wieder in dem Türkischen Lager/ und auf der Strassen/ durch die mörderische Säbel der Barbaren/ in Stücken zerhauen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0279" n="67"/> daß allein verlangt wurde/ daß der Feind denjenigen Widerstand gethan hätte/ welchen er allen Umständen und Ansehen nach hätte thun können und sollen/ um dadurch einen desto glorwürdigern Sieg und allgemeinen Ruhstand der ganzen Christenheit/ nebst vollständiger gänzlicher Niederlag des Erbfeinds/ zu erwerben. Allein wann man den avantageusen Situm, den der Feind gehabt den Succurs aufzuhalten/ erwägen/ und sich erinnern will der so schimpflichen Flucht/ welche der Feind von Stund an genommen/ als er selbst die Unserige zum ersten mal an den Kahlenberg sehr hitzig angegriffen; wird man bekennen müssen/ daß GOtt/ der grosse Thaten thut/ allein Ehre habe eingeleget unter den Heyden/ und ihnen den Muth genommen: Hingegen die gesamte Christlichen Generalen/ und Dero Armee/ mit einem unerschrockenen freudigen Helden-Geist/ wie den Josua und Gideon/ aus der Höhe angezogen habe. Wurde also diesen Abend/ wie auch die ganze Nacht/ und den folgenden Tag über/ des Feindes Lager geplündert/ in welchem solcher Uberfluß/ an allen gefunden worden/ daß man nur an dem gemünzten Geld/ ohne der köstlichen und reichlichen Bagage / des Türkischen Käisers Haupt-Fahne/ Roßschweiff/ des Veziers Leib-Pferd/ mit Rubin und Smaragden besetzte Köcher/ kostbare Gezelt und zierliche Galanterien/ sc. etliche Millionen erobert hat: Zu geschweigen des Proviantz/ Munition/ Pöller und Stuck/ deren hin und wieder grosse und kleine/ über hundert von dem Feind in Stich gelassen worden / und in der Käiserlichen Aliirten/ und Königlich-Polnische Hände gerathen. Die Approchen / das Läger und offene Felder waren mit feindlichen Todten-Cörpern bedeckt; die Camel und Maulthier/ Rinder und Schaf/ so der Feind an der Seiten des Langers beysammen gehabt / wurden den Soldaten in die Rappuse gegeben/ von welchen die gefangene Türken Heerd-weise fortgetrieben wurden. Es fanden sich auch derer viel/ insonderheit von Renegaten/ so weiland freywillig zum Feind übergegangen waren/ nunmehr aber wol beritten/ und mit prächtigen Kleidern angethan/ wiederum bey den Käiserlichen angelangten: welches ein so fremdes/ und fast über alle Möglichkeit zu seyn scheinendes Ansehen gemacht/ daß den gemeinen Mann in der Stadt/ und die Aliirten in dem Lager/ ein Schrecken ankommen / inmassen sie ihnen nicht anders einbilden konten/ als daß der Feind sich recolligirt, und nun wieder zuruck komme/ wiewol sie hernach solcher vergeblichen Forcht wegen sich selber auslachten. Mit dieser frölichen Zeitung nun wurde noch selbigen Abend/ Herr Graf von Auersberg/ nach Ihrer Käiserlichen Majestät abgeschicket. Indeme aber jederman mit Beut-begierigen Gedanken geschäftig sich erzeigte/ ist nicht zu vergessen die löbliche That/ womit der Herr Bischoff von der Neustadt/ Leopold/ Graf von Kollonitsch/ sich einen unsterblichen Namen gemacht/ indem derselbe/ beyläuffig bey 450. Knaben und Mägdlein/ darunter sehr viel verwundet/ als ein getreuer Vormund sich angenommen: Sintemal deroselben Müttern meistentheils/ hin und wieder in dem Türkischen Lager/ und auf der Strassen/ durch die mörderische Säbel der Barbaren/ in Stücken zerhauen </p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0279]
daß allein verlangt wurde/ daß der Feind denjenigen Widerstand gethan hätte/ welchen er allen Umständen und Ansehen nach hätte thun können und sollen/ um dadurch einen desto glorwürdigern Sieg und allgemeinen Ruhstand der ganzen Christenheit/ nebst vollständiger gänzlicher Niederlag des Erbfeinds/ zu erwerben. Allein wann man den avantageusen Situm, den der Feind gehabt den Succurs aufzuhalten/ erwägen/ und sich erinnern will der so schimpflichen Flucht/ welche der Feind von Stund an genommen/ als er selbst die Unserige zum ersten mal an den Kahlenberg sehr hitzig angegriffen; wird man bekennen müssen/ daß GOtt/ der grosse Thaten thut/ allein Ehre habe eingeleget unter den Heyden/ und ihnen den Muth genommen: Hingegen die gesamte Christlichen Generalen/ und Dero Armee/ mit einem unerschrockenen freudigen Helden-Geist/ wie den Josua und Gideon/ aus der Höhe angezogen habe. Wurde also diesen Abend/ wie auch die ganze Nacht/ und den folgenden Tag über/ des Feindes Lager geplündert/ in welchem solcher Uberfluß/ an allen gefunden worden/ daß man nur an dem gemünzten Geld/ ohne der köstlichen und reichlichen Bagage / des Türkischen Käisers Haupt-Fahne/ Roßschweiff/ des Veziers Leib-Pferd/ mit Rubin und Smaragden besetzte Köcher/ kostbare Gezelt und zierliche Galanterien/ sc. etliche Millionen erobert hat: Zu geschweigen des Proviantz/ Munition/ Pöller und Stuck/ deren hin und wieder grosse und kleine/ über hundert von dem Feind in Stich gelassen worden / und in der Käiserlichen Aliirten/ und Königlich-Polnische Hände gerathen. Die Approchen / das Läger und offene Felder waren mit feindlichen Todten-Cörpern bedeckt; die Camel und Maulthier/ Rinder und Schaf/ so der Feind an der Seiten des Langers beysammen gehabt / wurden den Soldaten in die Rappuse gegeben/ von welchen die gefangene Türken Heerd-weise fortgetrieben wurden. Es fanden sich auch derer viel/ insonderheit von Renegaten/ so weiland freywillig zum Feind übergegangen waren/ nunmehr aber wol beritten/ und mit prächtigen Kleidern angethan/ wiederum bey den Käiserlichen angelangten: welches ein so fremdes/ und fast über alle Möglichkeit zu seyn scheinendes Ansehen gemacht/ daß den gemeinen Mann in der Stadt/ und die Aliirten in dem Lager/ ein Schrecken ankommen / inmassen sie ihnen nicht anders einbilden konten/ als daß der Feind sich recolligirt, und nun wieder zuruck komme/ wiewol sie hernach solcher vergeblichen Forcht wegen sich selber auslachten. Mit dieser frölichen Zeitung nun wurde noch selbigen Abend/ Herr Graf von Auersberg/ nach Ihrer Käiserlichen Majestät abgeschicket. Indeme aber jederman mit Beut-begierigen Gedanken geschäftig sich erzeigte/ ist nicht zu vergessen die löbliche That/ womit der Herr Bischoff von der Neustadt/ Leopold/ Graf von Kollonitsch/ sich einen unsterblichen Namen gemacht/ indem derselbe/ beyläuffig bey 450. Knaben und Mägdlein/ darunter sehr viel verwundet/ als ein getreuer Vormund sich angenommen: Sintemal deroselben Müttern meistentheils/ hin und wieder in dem Türkischen Lager/ und auf der Strassen/ durch die mörderische Säbel der Barbaren/ in Stücken zerhauen
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/279>, abgerufen am 18.07.2024. |