Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.daß die Soldaten keinen Lust mehr zum Fechten hätten? 4. Wer ihme gesagt/ daß wir an Pulver Mangel leiden? sc. Da er dann anfänglich auf einen Reit-Knecht bekannte: Nachdem aber derselbe auch gleich in Verhaft genommen / hat selbiger anders nichts gesagt: Als daß er den Jungen/ Zeit seines Lebens/ niemals gesehen/ weniger mit ihme etwas zu thun gehabt. Der Jung aber laugnete wiederum alles / was er vorher wider sich selbst/ und den Reit-Knecht gestanden/ vermeldend/ er habe es aus einer puren Forcht gethan. Auf noch schärfere Befragung aber bekennete er auf einen Schneider/ daß er ihm angelernet/ und darzu Anlaß geben hätte; auf dessen Citirung aber sich dergleichen nichts befunden/ sondern der Jung hatte vermeint/ daß ermeldter Schneider indessen vielleicht gestorben wäre/ und er sich mit ihm ausreden wolte/ und bekannte wie vorhero: Daß er mit einem andern Jungen hinaus gegangen/ und draussen in einem Wäldlein viel Türken und gefangene Christen angetroffen: Den andern Jungen hätten sie alldorten behalten/ ihn aber hättens um ein Brod herein geschickt/ und daß er sehen solte/ wie es in einem und andern hierinnen zugehe? worüber er dem Feind auch obermeldte Relation gethan. Seine Mutter/ so zugegen gewesen/ hielt zwar innständig an/ weil er ein gar schlimmer Vogel/ daß man ihn mit einem guten Schilling/ wozu sie selber helffen wolte/ abstraffen solte; allein es lieff nach dem Kriegs-Recht schärfer ab/ als sie ihr eingebildet/ in dem es diesen jungen Verräther den Kopff gekostet. Gegen Nacht stiegen bey 40. Raggeten von St. Stephans Thurn in die Höhe/ Dero Hochfürstlichen Durchleucht / Herzog von Lothringen/ zur Losung/ daß man des Entsatzes in der Stadt mit Schmerzen erwarte. Die Parola war: St. MARIA und Laa. Den 28. hat der Feind frühe um vier Uhr wiederum angefangen/ nebst vielen Bomben-einwerffen/ sehr stark zu canoniren; so aber nur eine Stund lang gewähret: Sintemal er durch ein grosses Donner- und Regen-Wetter an der Continuation den ganzen Vormittag verhindert worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ ließ der Feind rechter Hand/ an dem Ravelin/ eine Mine gehen/ lieff darauf Sturm; wurde aber von denen mit Kartätschen geladenen Stucken übel empfangen/ auch durch mannhaffte Resistenz der Musquetirer/ glücklich repoussirt/ obwolen er sich gleich dazumal vor der Burg-Pastey ganz in den Graben logirt/ und dergestalt bedeckt/ daß ihm ferner nicht beyzukommen war. In der Abend-Demmerung stiegen abermal eine zimliche Anzahl Raggeten vom St. Stephans-Thurn/ welche um Succurs inbrünstig supplicirten. Die Parola war: St. Thomas und Grätz. Den 29. früh war der Feind mit Schiessen zimlich sparsam/ hingegen mit Bomben und Stein-werffen desto freygebiger. Zwischen 9. und 10. Uhr/ hat er ganz in dem letzten Abschnitt des so lang bisher gemarterten Ravelins/ eine Mine springen lassen/ und demselben schier den Herz-Stoß gegeben/ also die Käiserlichen sich ein wenig zuruck ziehen müssen. Dannoch blieb ihnen noch ein Platz mit daß die Soldaten keinen Lust mehr zum Fechten hätten? 4. Wer ihme gesagt/ daß wir an Pulver Mangel leiden? sc. Da er dann anfänglich auf einen Reit-Knecht bekannte: Nachdem aber derselbe auch gleich in Verhaft genommen / hat selbiger anders nichts gesagt: Als daß er den Jungen/ Zeit seines Lebens/ niemals gesehen/ weniger mit ihme etwas zu thun gehabt. Der Jung aber laugnete wiederum alles / was er vorher wider sich selbst/ und den Reit-Knecht gestanden/ vermeldend/ er habe es aus einer puren Forcht gethan. Auf noch schärfere Befragung aber bekennete er auf einen Schneider/ daß er ihm angelernet/ und darzu Anlaß geben hätte; auf dessen Citirung aber sich dergleichen nichts befunden/ sondern der Jung hatte vermeint/ daß ermeldter Schneider indessen vielleicht gestorben wäre/ und er sich mit ihm ausreden wolte/ und bekannte wie vorhero: Daß er mit einem andern Jungen hinaus gegangen/ und draussen in einem Wäldlein viel Türken und gefangene Christen angetroffen: Den andern Jungen hätten sie alldorten behalten/ ihn aber hättens um ein Brod herein geschickt/ und daß er sehen solte/ wie es in einem und andern hierinnen zugehe? worüber er dem Feind auch obermeldte Relation gethan. Seine Mutter/ so zugegen gewesen/ hielt zwar innständig an/ weil er ein gar schlimmer Vogel/ daß man ihn mit einem guten Schilling/ wozu sie selber helffen wolte/ abstraffen solte; allein es lieff nach dem Kriegs-Recht schärfer ab/ als sie ihr eingebildet/ in dem es diesen jungen Verräther den Kopff gekostet. Gegen Nacht stiegen bey 40. Raggeten von St. Stephans Thurn in die Höhe/ Dero Hochfürstlichen Durchleucht / Herzog von Lothringen/ zur Losung/ daß man des Entsatzes in der Stadt mit Schmerzen erwarte. Die Parola war: St. MARIA und Laa. Den 28. hat der Feind frühe um vier Uhr wiederum angefangen/ nebst vielen Bomben-einwerffen/ sehr stark zu canoniren; so aber nur eine Stund lang gewähret: Sintemal er durch ein grosses Donner- und Regen-Wetter an der Continuation den ganzen Vormittag verhindert worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ ließ der Feind rechter Hand/ an dem Ravelin/ eine Mine gehen/ lieff darauf Sturm; wurde aber von denen mit Kartätschen geladenen Stucken übel empfangen/ auch durch mannhaffte Resistenz der Musquetirer/ glücklich repoussirt/ obwolen er sich gleich dazumal vor der Burg-Pastey ganz in den Graben logirt/ und dergestalt bedeckt/ daß ihm ferner nicht beyzukommen war. In der Abend-Demmerung stiegen abermal eine zimliche Anzahl Raggeten vom St. Stephans-Thurn/ welche um Succurs inbrünstig supplicirten. Die Parola war: St. Thomas und Grätz. Den 29. früh war der Feind mit Schiessen zimlich sparsam/ hingegen mit Bomben und Stein-werffen desto freygebiger. Zwischen 9. und 10. Uhr/ hat er ganz in dem letzten Abschnitt des so lang bisher gemarterten Ravelins/ eine Mine springen lassen/ und demselben schier den Herz-Stoß gegeben/ also die Käiserlichen sich ein wenig zuruck ziehen müssen. Dannoch blieb ihnen noch ein Platz mit <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0262" n="50"/> daß die Soldaten keinen Lust mehr zum Fechten hätten? 4. Wer ihme gesagt/ daß wir an Pulver Mangel leiden? sc. Da er dann anfänglich auf einen Reit-Knecht bekannte: Nachdem aber derselbe auch gleich in Verhaft genommen / hat selbiger anders nichts gesagt: Als daß er den Jungen/ Zeit seines Lebens/ niemals gesehen/ weniger mit ihme etwas zu thun gehabt. Der Jung aber laugnete wiederum alles / was er vorher wider sich selbst/ und den Reit-Knecht gestanden/ vermeldend/ er habe es aus einer puren Forcht gethan. Auf noch schärfere Befragung aber bekennete er auf einen Schneider/ daß er ihm angelernet/ und darzu Anlaß geben hätte; auf dessen Citirung aber sich dergleichen nichts befunden/ sondern der Jung hatte vermeint/ daß ermeldter Schneider indessen vielleicht gestorben wäre/ und er sich mit ihm ausreden wolte/ und bekannte wie vorhero: Daß er mit einem andern Jungen hinaus gegangen/ und draussen in einem Wäldlein viel Türken und gefangene Christen angetroffen: Den andern Jungen hätten sie alldorten behalten/ ihn aber hättens um ein Brod herein geschickt/ und daß er sehen solte/ wie es in einem und andern hierinnen zugehe? worüber er dem Feind auch obermeldte Relation gethan. Seine Mutter/ so zugegen gewesen/ hielt zwar innständig an/ weil er ein gar schlimmer Vogel/ daß man ihn mit einem guten Schilling/ wozu sie selber helffen wolte/ abstraffen solte; allein es lieff nach dem Kriegs-Recht schärfer ab/ als sie ihr eingebildet/ in dem es diesen jungen Verräther den Kopff gekostet. Gegen Nacht stiegen bey 40. Raggeten von St. Stephans Thurn in die Höhe/ Dero Hochfürstlichen Durchleucht / Herzog von Lothringen/ zur Losung/ daß man des Entsatzes in der Stadt mit Schmerzen erwarte. Die Parola war: St. MARIA und Laa.</p> </div> <div> <p>Den 28. hat der Feind frühe um vier Uhr wiederum angefangen/ nebst vielen Bomben-einwerffen/ sehr stark zu canoniren; so aber nur eine Stund lang gewähret: Sintemal er durch ein grosses Donner- und Regen-Wetter an der Continuation den ganzen Vormittag verhindert worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ ließ der Feind rechter Hand/ an dem Ravelin/ eine Mine gehen/ lieff darauf Sturm; wurde aber von denen mit Kartätschen geladenen Stucken übel empfangen/ auch durch mannhaffte Resistenz der Musquetirer/ glücklich repoussirt/ obwolen er sich gleich dazumal vor der Burg-Pastey ganz in den Graben logirt/ und dergestalt bedeckt/ daß ihm ferner nicht beyzukommen war. In der Abend-Demmerung stiegen abermal eine zimliche Anzahl Raggeten vom St. Stephans-Thurn/ welche um Succurs inbrünstig supplicirten. Die Parola war: St. Thomas und Grätz.</p> <p>Den 29. früh war der Feind mit Schiessen zimlich sparsam/ hingegen mit Bomben und Stein-werffen desto freygebiger. Zwischen 9. und 10. Uhr/ hat er ganz in dem letzten Abschnitt des so lang bisher gemarterten Ravelins/ eine Mine springen lassen/ und demselben schier den Herz-Stoß gegeben/ also die Käiserlichen sich ein wenig zuruck ziehen müssen. Dannoch blieb ihnen noch ein Platz mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0262]
daß die Soldaten keinen Lust mehr zum Fechten hätten? 4. Wer ihme gesagt/ daß wir an Pulver Mangel leiden? sc. Da er dann anfänglich auf einen Reit-Knecht bekannte: Nachdem aber derselbe auch gleich in Verhaft genommen / hat selbiger anders nichts gesagt: Als daß er den Jungen/ Zeit seines Lebens/ niemals gesehen/ weniger mit ihme etwas zu thun gehabt. Der Jung aber laugnete wiederum alles / was er vorher wider sich selbst/ und den Reit-Knecht gestanden/ vermeldend/ er habe es aus einer puren Forcht gethan. Auf noch schärfere Befragung aber bekennete er auf einen Schneider/ daß er ihm angelernet/ und darzu Anlaß geben hätte; auf dessen Citirung aber sich dergleichen nichts befunden/ sondern der Jung hatte vermeint/ daß ermeldter Schneider indessen vielleicht gestorben wäre/ und er sich mit ihm ausreden wolte/ und bekannte wie vorhero: Daß er mit einem andern Jungen hinaus gegangen/ und draussen in einem Wäldlein viel Türken und gefangene Christen angetroffen: Den andern Jungen hätten sie alldorten behalten/ ihn aber hättens um ein Brod herein geschickt/ und daß er sehen solte/ wie es in einem und andern hierinnen zugehe? worüber er dem Feind auch obermeldte Relation gethan. Seine Mutter/ so zugegen gewesen/ hielt zwar innständig an/ weil er ein gar schlimmer Vogel/ daß man ihn mit einem guten Schilling/ wozu sie selber helffen wolte/ abstraffen solte; allein es lieff nach dem Kriegs-Recht schärfer ab/ als sie ihr eingebildet/ in dem es diesen jungen Verräther den Kopff gekostet. Gegen Nacht stiegen bey 40. Raggeten von St. Stephans Thurn in die Höhe/ Dero Hochfürstlichen Durchleucht / Herzog von Lothringen/ zur Losung/ daß man des Entsatzes in der Stadt mit Schmerzen erwarte. Die Parola war: St. MARIA und Laa.
Den 28. hat der Feind frühe um vier Uhr wiederum angefangen/ nebst vielen Bomben-einwerffen/ sehr stark zu canoniren; so aber nur eine Stund lang gewähret: Sintemal er durch ein grosses Donner- und Regen-Wetter an der Continuation den ganzen Vormittag verhindert worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ ließ der Feind rechter Hand/ an dem Ravelin/ eine Mine gehen/ lieff darauf Sturm; wurde aber von denen mit Kartätschen geladenen Stucken übel empfangen/ auch durch mannhaffte Resistenz der Musquetirer/ glücklich repoussirt/ obwolen er sich gleich dazumal vor der Burg-Pastey ganz in den Graben logirt/ und dergestalt bedeckt/ daß ihm ferner nicht beyzukommen war. In der Abend-Demmerung stiegen abermal eine zimliche Anzahl Raggeten vom St. Stephans-Thurn/ welche um Succurs inbrünstig supplicirten. Die Parola war: St. Thomas und Grätz.
Den 29. früh war der Feind mit Schiessen zimlich sparsam/ hingegen mit Bomben und Stein-werffen desto freygebiger. Zwischen 9. und 10. Uhr/ hat er ganz in dem letzten Abschnitt des so lang bisher gemarterten Ravelins/ eine Mine springen lassen/ und demselben schier den Herz-Stoß gegeben/ also die Käiserlichen sich ein wenig zuruck ziehen müssen. Dannoch blieb ihnen noch ein Platz mit
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