Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.hundert frische Männer zu Hülffe/ welche mit Hand-Granaten vielen Türken die Köpff herunter schlugen/ die hernach auf die Pallisaden/ und Pfähle auf der äusseren Contrascarpen, dem Feind vor die Augen gesteckt wurden/ dabey er sich errinnern möchte/ daß die Vestungen der Christen/ nicht mit Pfeiffen/ Glöcklein/ und Schellen/ wie etwann die Mauren zu Jericho/ vielweniger durch barbarisches Geheul/ erobert werden/ sondern hierzu seye eine grössere Tapferkeit / als bey den Türken befindlich/ vonnöthen. Ihro Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ welche eben zu derselbigen Zeit die Abschnitt/ Caponiren, und andere Arbeit in dem Graben/ und Vorposten/ dero Emsigkeit nach visitirten/ sind durch einen Stein an der Hand/ auf das neue verletz worden. Die Nacht hindurch hat der Feind nichts avancirt / sondern allein seine Approchen etwas erweitert. Den 26. früh/ hat sich der Feind mit Canoniren und Bomben-werffen al'ordinario hören lassen; damit aber den Tag hindurch weniger als sonsten continuiret; also daß die in der Stadt besorget/ er werde etwan wiederum eine Mine springen/ und darauf stürmen lassen. Fieng auch heute an wiederum in dem Garten vor dem rothen Hof/ und dem dabey stehenden Ziegel-Ofen zu bauen/ von dar gegen der Löwel- und Burg-Pastey zu canoniren; welche aber zu verfertigen/ ihme von bemeldten Orten äusserst verwehret wurde. Nachmittag gegen 5. Uhr/ haben die Belagerten eine Mine ausser der Contrascarpen vor der Face deß Ravellins des Burg-Thors gehen lassen/ welche aber ohne den verhofften Effect abgangen/ und drey Arbeiter verschütt. So gerieth auch der jenige Bot/ welchen oberzählter massen/ Ihro Hochfürstl. Durchl. der Herzog von Lothringen/ mit Briefen an den Hochgräfl. Herrn Commendanten geschickt hatte/ auf seiner Ruckreise/ durch Verkundschaftung/ in der Türken Hände/ welches daher abzunehmen/ weilen der Feind/ die mit Zifern verfertigte Antwort/ an einem Pfeil/ wiederum in das Ravellin vor dem Burgthor/ geschossen/ mit angehängten etlichen Lateinischen Linien dieses Innhalts: Hiemit schicken sie/ die an den Herzog vergebens gestellte Schreiben/ zurücke/ weilen der elende Zustand der Stadt Wienn albereit Weltkündig/ und eine Straff des gerechten GOttes sey/ welcher die Treubrüchigkeit der meineidigen Christen straffen wolle/ indem sie den Accord nicht gehalten/ und dem Türkischen Käiser zu diesem Krieg genöthiget haben. Welches aber von dem Heldenmüthigen Herrn General Stahrenberg/ mit nichts anders/ als heftigem Canoniren beantwortet worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ stürmete der Feind die Contrascarpe sehr stark/ und sind wirklich zehen Mann über die Pallisaden hineingesprungen/ so von denen Käiserlichen gleich erlegt/ und noch halb lebendig geschunden/ die übrigen aber wiederum zuruck geschlagen worden. Die Nacht hindurch vermerkte man eine schier ungewöhnliche Stille/ und sind Ihro Durchl. der Herzog von Lothringen von denen Brücken abwärts marchirt. Die Parola war: St. Philipp und Madrit. hundert frische Männer zu Hülffe/ welche mit Hand-Granaten vielen Türken die Köpff herunter schlugen/ die hernach auf die Pallisaden/ und Pfähle auf der äusseren Contrascarpen, dem Feind vor die Augen gesteckt wurden/ dabey er sich errinnern möchte/ daß die Vestungen der Christen/ nicht mit Pfeiffen/ Glöcklein/ und Schellen/ wie etwann die Mauren zu Jericho/ vielweniger durch barbarisches Geheul/ erobert werden/ sondern hierzu seye eine grössere Tapferkeit / als bey den Türken befindlich/ vonnöthen. Ihro Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ welche eben zu derselbigen Zeit die Abschnitt/ Caponiren, und andere Arbeit in dem Graben/ und Vorposten/ dero Emsigkeit nach visitirten/ sind durch einen Stein an der Hand/ auf das neue verletz worden. Die Nacht hindurch hat der Feind nichts avancirt / sondern allein seine Approchen etwas erweitert. Den 26. früh/ hat sich der Feind mit Canoniren und Bomben-werffen al’ordinario hören lassen; damit aber den Tag hindurch weniger als sonsten continuiret; also daß die in der Stadt besorget/ er werde etwan wiederum eine Mine springen/ und darauf stürmen lassen. Fieng auch heute an wiederum in dem Garten vor dem rothen Hof/ und dem dabey stehenden Ziegel-Ofen zu bauen/ von dar gegen der Löwel- und Burg-Pastey zu canoniren; welche aber zu verfertigen/ ihme von bemeldten Orten äusserst verwehret wurde. Nachmittag gegen 5. Uhr/ haben die Belagerten eine Mine ausser der Contrascarpen vor der Face deß Ravellins des Burg-Thors gehen lassen/ welche aber ohne den verhofften Effect abgangen/ und drey Arbeiter verschütt. So gerieth auch der jenige Bot/ welchen oberzählter massen/ Ihro Hochfürstl. Durchl. der Herzog von Lothringen/ mit Briefen an den Hochgräfl. Herrn Commendanten geschickt hatte/ auf seiner Ruckreise/ durch Verkundschaftung/ in der Türken Hände/ welches daher abzunehmen/ weilen der Feind/ die mit Zifern verfertigte Antwort/ an einem Pfeil/ wiederum in das Ravellin vor dem Burgthor/ geschossen/ mit angehängten etlichen Lateinischen Linien dieses Innhalts: Hiemit schicken sie/ die an den Herzog vergebens gestellte Schreiben/ zurücke/ weilen der elende Zustand der Stadt Wienn albereit Weltkündig/ und eine Straff des gerechten GOttes sey/ welcher die Treubrüchigkeit der meineidigen Christen straffen wolle/ indem sie den Accord nicht gehalten/ und dem Türkischen Käiser zu diesem Krieg genöthiget haben. Welches aber von dem Heldenmüthigen Herrn General Stahrenberg/ mit nichts anders/ als heftigem Canoniren beantwortet worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ stürmete der Feind die Contrascarpe sehr stark/ und sind wirklich zehen Mann über die Pallisaden hineingesprungen/ so von denen Käiserlichen gleich erlegt/ und noch halb lebendig geschunden/ die übrigen aber wiederum zuruck geschlagen worden. Die Nacht hindurch vermerkte man eine schier ungewöhnliche Stille/ und sind Ihro Durchl. der Herzog von Lothringen von denen Brücken abwärts marchirt. Die Parola war: St. Philipp und Madrit. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0234" n="22"/> hundert frische Männer zu Hülffe/ welche mit Hand-Granaten vielen Türken die Köpff herunter schlugen/ die hernach auf die Pallisaden/ und Pfähle auf der äusseren Contrascarpen, dem Feind vor die Augen gesteckt wurden/ dabey er sich errinnern möchte/ daß die Vestungen der Christen/ nicht mit Pfeiffen/ Glöcklein/ und Schellen/ wie etwann die Mauren zu Jericho/ vielweniger durch barbarisches Geheul/ erobert werden/ sondern hierzu seye eine grössere Tapferkeit / als bey den Türken befindlich/ vonnöthen. Ihro Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ welche eben zu derselbigen Zeit die Abschnitt/ Caponiren, und andere Arbeit in dem Graben/ und Vorposten/ dero Emsigkeit nach visitirten/ sind durch einen Stein an der Hand/ auf das neue verletz worden. Die Nacht hindurch hat der Feind nichts avancirt / sondern allein seine Approchen etwas erweitert.</p> <p>Den 26. früh/ hat sich der Feind mit Canoniren und Bomben-werffen al’ordinario hören lassen; damit aber den Tag hindurch weniger als sonsten continuiret; also daß die in der Stadt besorget/ er werde etwan wiederum eine Mine springen/ und darauf stürmen lassen. Fieng auch heute an wiederum in dem Garten vor dem rothen Hof/ und dem dabey stehenden Ziegel-Ofen zu bauen/ von dar gegen der Löwel- und Burg-Pastey zu canoniren; welche aber zu verfertigen/ ihme von bemeldten Orten äusserst verwehret wurde. Nachmittag gegen 5. Uhr/ haben die Belagerten eine Mine ausser der Contrascarpen vor der Face deß Ravellins des Burg-Thors gehen lassen/ welche aber ohne den verhofften Effect abgangen/ und drey Arbeiter verschütt. So gerieth auch der jenige Bot/ welchen oberzählter massen/ Ihro Hochfürstl. Durchl. der Herzog von Lothringen/ mit Briefen an den Hochgräfl. Herrn Commendanten geschickt hatte/ auf seiner Ruckreise/ durch Verkundschaftung/ in der Türken Hände/ welches daher abzunehmen/ weilen der Feind/ die mit Zifern verfertigte Antwort/ an einem Pfeil/ wiederum in das Ravellin vor dem Burgthor/ geschossen/ mit angehängten etlichen Lateinischen Linien dieses Innhalts: Hiemit schicken sie/ die an den Herzog vergebens gestellte Schreiben/ zurücke/ weilen der elende Zustand der Stadt Wienn albereit Weltkündig/ und eine Straff des gerechten GOttes sey/ welcher die Treubrüchigkeit der meineidigen Christen straffen wolle/ indem sie den Accord nicht gehalten/ und dem Türkischen Käiser zu diesem Krieg genöthiget haben. Welches aber von dem Heldenmüthigen Herrn General Stahrenberg/ mit nichts anders/ als heftigem Canoniren beantwortet worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ stürmete der Feind die Contrascarpe sehr stark/ und sind wirklich zehen Mann über die Pallisaden hineingesprungen/ so von denen Käiserlichen gleich erlegt/ und noch halb lebendig geschunden/ die übrigen aber wiederum zuruck geschlagen worden. Die Nacht hindurch vermerkte man eine schier ungewöhnliche Stille/ und sind Ihro Durchl. der Herzog von Lothringen von denen Brücken abwärts marchirt. Die Parola war: St. Philipp und Madrit.</p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0234]
hundert frische Männer zu Hülffe/ welche mit Hand-Granaten vielen Türken die Köpff herunter schlugen/ die hernach auf die Pallisaden/ und Pfähle auf der äusseren Contrascarpen, dem Feind vor die Augen gesteckt wurden/ dabey er sich errinnern möchte/ daß die Vestungen der Christen/ nicht mit Pfeiffen/ Glöcklein/ und Schellen/ wie etwann die Mauren zu Jericho/ vielweniger durch barbarisches Geheul/ erobert werden/ sondern hierzu seye eine grössere Tapferkeit / als bey den Türken befindlich/ vonnöthen. Ihro Excellenz/ Herr General Graf von Stahrenberg/ welche eben zu derselbigen Zeit die Abschnitt/ Caponiren, und andere Arbeit in dem Graben/ und Vorposten/ dero Emsigkeit nach visitirten/ sind durch einen Stein an der Hand/ auf das neue verletz worden. Die Nacht hindurch hat der Feind nichts avancirt / sondern allein seine Approchen etwas erweitert.
Den 26. früh/ hat sich der Feind mit Canoniren und Bomben-werffen al’ordinario hören lassen; damit aber den Tag hindurch weniger als sonsten continuiret; also daß die in der Stadt besorget/ er werde etwan wiederum eine Mine springen/ und darauf stürmen lassen. Fieng auch heute an wiederum in dem Garten vor dem rothen Hof/ und dem dabey stehenden Ziegel-Ofen zu bauen/ von dar gegen der Löwel- und Burg-Pastey zu canoniren; welche aber zu verfertigen/ ihme von bemeldten Orten äusserst verwehret wurde. Nachmittag gegen 5. Uhr/ haben die Belagerten eine Mine ausser der Contrascarpen vor der Face deß Ravellins des Burg-Thors gehen lassen/ welche aber ohne den verhofften Effect abgangen/ und drey Arbeiter verschütt. So gerieth auch der jenige Bot/ welchen oberzählter massen/ Ihro Hochfürstl. Durchl. der Herzog von Lothringen/ mit Briefen an den Hochgräfl. Herrn Commendanten geschickt hatte/ auf seiner Ruckreise/ durch Verkundschaftung/ in der Türken Hände/ welches daher abzunehmen/ weilen der Feind/ die mit Zifern verfertigte Antwort/ an einem Pfeil/ wiederum in das Ravellin vor dem Burgthor/ geschossen/ mit angehängten etlichen Lateinischen Linien dieses Innhalts: Hiemit schicken sie/ die an den Herzog vergebens gestellte Schreiben/ zurücke/ weilen der elende Zustand der Stadt Wienn albereit Weltkündig/ und eine Straff des gerechten GOttes sey/ welcher die Treubrüchigkeit der meineidigen Christen straffen wolle/ indem sie den Accord nicht gehalten/ und dem Türkischen Käiser zu diesem Krieg genöthiget haben. Welches aber von dem Heldenmüthigen Herrn General Stahrenberg/ mit nichts anders/ als heftigem Canoniren beantwortet worden. Nachmittag zwischen 4. und 5. Uhr/ stürmete der Feind die Contrascarpe sehr stark/ und sind wirklich zehen Mann über die Pallisaden hineingesprungen/ so von denen Käiserlichen gleich erlegt/ und noch halb lebendig geschunden/ die übrigen aber wiederum zuruck geschlagen worden. Die Nacht hindurch vermerkte man eine schier ungewöhnliche Stille/ und sind Ihro Durchl. der Herzog von Lothringen von denen Brücken abwärts marchirt. Die Parola war: St. Philipp und Madrit.
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