Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Die Würkliche Belagerung der Prinzessin aller Europäischen Städten/ Wienn / Und deroselben grimmigste Hetzung und grausamste Verletzung/ Durch die Türkische Tiegerthier und Tartarische Leoparden. Kaum war der 14. Julius angebrochen/ da sahe man die ganze feindliche Heeres-Krafft / wie eine Wasser-Fluth alle Gegenden der Stadt Wienn von allen Seiten überschwemmen/ und von dem Laaer-Hölzlein an/ gegen dem Hunds-Thurn/ Gumpendorff/ Oberkling/ Spirkenbigel / bis an die Donau das Lager schlagen/ dessen Gezelte nicht zu zählen waren. Wie er dann noch selbige Nacht/ von dem Croaten-Dörffel an/ gegen und ober dem rothen Hof/ posto gefasset: woran ihn die Belägerte wenig hindern konten; sintemal diesen Tag ihrer Seits auf denen Pasteyen noch nicht die geringste Bereitschaft verfertiget gewesen/ allermassen nicht ein einiger Schanz-Korb/ und mehr nicht als zehen Stück droben gestanden. Wie dann auch keine einige Batterie noch Einschnitt gemacht war; So aber auf Befehl Ihrer Excellenz Herrn General von Stahrenberg/ durch eifrigstes Bemühen/ mit jedermänniglichs Verwundern / auf das schleunigste in das Werk gericht worden. Hingegen waren dem Feind zu so schneller Avancirung/ die von denen abgebrannten Vorstädten stehend gebliebene Mauren sehr dienstlich/ weilen dieselbe ihm gleichsam vor eine Brustwehr dienen konten/ daß ihme mit Stücken unmöglich war beyzukommen. Der Groß-Vezier postirte sein Gezelt über S. Ulrich/ das Schotten-Thor zu occupiren / und begriff dasselbe einen solchen Umfang oder Bezirk in sich/ als Warschau oder Lemberg mit denen Stadtmauren in sich fassen mag/ ward auch mit aller ersinnlichsten Bequemlichkeit versehen/ so gar/ daß auch an Badstuben/ Gärten/ Fontainen / herumlauffenden Meer-Katzen/ Caninichen/ freyfliegenden Papageyen sc. im geringsten kein Mangel gewesen. Der Janitscharen Aga lagerte sich unter S. Ulrich/ gegen dem Burg-Thor. Der Kara Mechmet Bassa, mit einigen Tartarn/ und denen Fürsten aus Wallachey und Moldau occupirte den Platz gegen der Rossau. Die andern Bassen aber die Posten beym Kärndter- und Stuben-Thoren/ also/ daß Wienn von 5. Seiten be- Die Würkliche Belagerung der Prinzessin aller Europäischen Städten/ Wienn / Und deroselben grimmigste Hetzung und grausamste Verletzung/ Durch die Türkische Tiegerthier und Tartarische Leoparden. Kaum war der 14. Julius angebrochen/ da sahe man die ganze feindliche Heeres-Krafft / wie eine Wasser-Fluth alle Gegenden der Stadt Wienn von allen Seiten überschwemmen/ und von dem Laaer-Hölzlein an/ gegen dem Hunds-Thurn/ Gumpendorff/ Oberkling/ Spirkenbigel / bis an die Donau das Lager schlagen/ dessen Gezelte nicht zu zählen waren. Wie er dann noch selbige Nacht/ von dem Croaten-Dörffel an/ gegen und ober dem rothen Hof/ posto gefasset: woran ihn die Belägerte wenig hindern konten; sintemal diesen Tag ihrer Seits auf denen Pasteyen noch nicht die geringste Bereitschaft verfertiget gewesen/ allermassen nicht ein einiger Schanz-Korb/ und mehr nicht als zehen Stück droben gestanden. Wie dann auch keine einige Batterie noch Einschnitt gemacht war; So aber auf Befehl Ihrer Excellenz Herrn General von Stahrenberg/ durch eifrigstes Bemühen/ mit jedermänniglichs Verwundern / auf das schleunigste in das Werk gericht worden. Hingegen waren dem Feind zu so schneller Avancirung/ die von denen abgebrannten Vorstädten stehend gebliebene Mauren sehr dienstlich/ weilen dieselbe ihm gleichsam vor eine Brustwehr dienen konten/ daß ihme mit Stücken unmöglich war beyzukommen. Der Groß-Vezier postirte sein Gezelt über S. Ulrich/ das Schotten-Thor zu occupiren / und begriff dasselbe einen solchen Umfang oder Bezirk in sich/ als Warschau oder Lemberg mit denen Stadtmauren in sich fassen mag/ ward auch mit aller ersinnlichsten Bequemlichkeit versehen/ so gar/ daß auch an Badstuben/ Gärten/ Fontainen / herumlauffenden Meer-Katzen/ Caninichen/ freyfliegenden Papageyen sc. im geringsten kein Mangel gewesen. Der Janitscharen Aga lagerte sich unter S. Ulrich/ gegen dem Burg-Thor. Der Kara Mechmet Bassa, mit einigen Tartarn/ und denen Fürsten aus Wallachey und Moldau occupirte den Platz gegen der Rossau. Die andern Bassen aber die Posten beym Kärndter- und Stuben-Thoren/ also/ daß Wienn von 5. Seiten be- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0222" n="10"/> <head>Die Würkliche Belagerung der Prinzessin aller Europäischen Städten/<lb/> Wienn /<lb/> Und deroselben grimmigste Hetzung und grausamste Verletzung/ Durch die Türkische Tiegerthier und Tartarische Leoparden.</head> <p>Kaum war der 14. 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Hingegen waren dem Feind zu so schneller Avancirung/ die von denen abgebrannten Vorstädten stehend gebliebene Mauren sehr dienstlich/ weilen dieselbe ihm gleichsam vor eine Brustwehr dienen konten/ daß ihme mit Stücken unmöglich war beyzukommen.</p> <p>Der Groß-Vezier postirte sein Gezelt über S. Ulrich/ das Schotten-Thor zu occupiren / und begriff dasselbe einen solchen Umfang oder Bezirk in sich/ als Warschau oder Lemberg mit denen Stadtmauren in sich fassen mag/ ward auch mit aller ersinnlichsten Bequemlichkeit versehen/ so gar/ daß auch an Badstuben/ Gärten/ Fontainen / herumlauffenden Meer-Katzen/ Caninichen/ freyfliegenden Papageyen sc. im geringsten kein Mangel gewesen. Der Janitscharen Aga lagerte sich unter S. Ulrich/ gegen dem Burg-Thor. Der Kara Mechmet Bassa, mit einigen Tartarn/ und denen Fürsten aus Wallachey und Moldau occupirte den Platz gegen der Rossau. Die andern Bassen aber die Posten beym Kärndter- und Stuben-Thoren/ also/ daß Wienn von 5. Seiten be- </p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0222]
Die Würkliche Belagerung der Prinzessin aller Europäischen Städten/
Wienn /
Und deroselben grimmigste Hetzung und grausamste Verletzung/ Durch die Türkische Tiegerthier und Tartarische Leoparden. Kaum war der 14. Julius angebrochen/ da sahe man die ganze feindliche Heeres-Krafft / wie eine Wasser-Fluth alle Gegenden der Stadt Wienn von allen Seiten überschwemmen/ und von dem Laaer-Hölzlein an/ gegen dem Hunds-Thurn/ Gumpendorff/ Oberkling/ Spirkenbigel / bis an die Donau das Lager schlagen/ dessen Gezelte nicht zu zählen waren. Wie er dann noch selbige Nacht/ von dem Croaten-Dörffel an/ gegen und ober dem rothen Hof/ posto gefasset: woran ihn die Belägerte wenig hindern konten; sintemal diesen Tag ihrer Seits auf denen Pasteyen noch nicht die geringste Bereitschaft verfertiget gewesen/ allermassen nicht ein einiger Schanz-Korb/ und mehr nicht als zehen Stück droben gestanden. Wie dann auch keine einige Batterie noch Einschnitt gemacht war; So aber auf Befehl Ihrer Excellenz Herrn General von Stahrenberg/ durch eifrigstes Bemühen/ mit jedermänniglichs Verwundern / auf das schleunigste in das Werk gericht worden. Hingegen waren dem Feind zu so schneller Avancirung/ die von denen abgebrannten Vorstädten stehend gebliebene Mauren sehr dienstlich/ weilen dieselbe ihm gleichsam vor eine Brustwehr dienen konten/ daß ihme mit Stücken unmöglich war beyzukommen.
Der Groß-Vezier postirte sein Gezelt über S. Ulrich/ das Schotten-Thor zu occupiren / und begriff dasselbe einen solchen Umfang oder Bezirk in sich/ als Warschau oder Lemberg mit denen Stadtmauren in sich fassen mag/ ward auch mit aller ersinnlichsten Bequemlichkeit versehen/ so gar/ daß auch an Badstuben/ Gärten/ Fontainen / herumlauffenden Meer-Katzen/ Caninichen/ freyfliegenden Papageyen sc. im geringsten kein Mangel gewesen. Der Janitscharen Aga lagerte sich unter S. Ulrich/ gegen dem Burg-Thor. Der Kara Mechmet Bassa, mit einigen Tartarn/ und denen Fürsten aus Wallachey und Moldau occupirte den Platz gegen der Rossau. Die andern Bassen aber die Posten beym Kärndter- und Stuben-Thoren/ also/ daß Wienn von 5. Seiten be-
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