Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.hoffen habe. Wiewol derselbe denen/ welche allhie nicht davor bezahlt werden / dort desto schwerer und unendlich bevorsteht. Im Jahr 1530. ist auf Vermittlung Käysers Caroli/ abermal ein Vergleich getroffen: Dabey etliche Gespannschafften dem Erben deß Johannis übergeben worden. Welche nachmals/ in Siebenbürgischer Gewalt verblieben; daher auch die Siebenbürgische Fürsten angefangen / sich deß Titels der Herren über einige Theile von Ungarn anzumassen; da Siebenbürgen vor dem sonst ein Stuck von dem Königreich Ungarn/ und dem Könige unterworffen war. Nach solchem Friedens-Schluß/ beschloß König Johannes eine Heyrath/ mit Königs Sigismundi in Pohlen Tochter/ Isabella/ und nachdem ihm dieselbe einen Sohn geboren/ gleich darauf sein Leben/ im 53. Jahr seines Alters. Hierauf setzten etliche Ungarische Herren/ wider den Vergleich/ welchen König Ferdinand/ mit dem Johannes getroffen hatte/ dem Säuglinge / gleich bey seiner Tauffe/ die Krone auf/ und gaben ihm den Zunamen Stephani/ zum Gedächtniß deß alten und heiligen Königs Stephani: Dem aber dieser gar nicht nachgeartet: Weswegen man ihn nur ins gemein hernach Johannes genannt. Ferdinand wolte hierauf seinem Recht gemäß/ das Reich für sich einnehmen/ bemächtigte sich unterschiedlicher Oerter/ und belägerte Ofen. Darum rieff die darinn befindliche Königliche Witwe den Groß-Türcken um Hülffe an. Welcher den Bassa Mahomet voraus schickte; der den General Rogendorff auf- und davon wegschlug. Solimannus folgte nach/ ließ seine Mord-Engel/ die Tartarn/ voraus gehen/ und das Land um Gran/ Neutra und Weissenburg / erbärmlich zurichten. Eine grosse Menge Gefangenen/ so ihm die Befehlhaber verehrt hatten / muste man vor seinen Augen/ nidersebeln. Nachmals begehrte er/ unterm Vormand der Vormundschafft/ die König in solte ihm ihren Sohn/ als seinen Pfleg-Sohn/ heraus ins Lager schicken. Welches sie/ nach langem Zweifel/ endlich zugab/ auf die schöne Worte deß Obersten Bassa über die Chiaussen: Welcher sagte/ sie solte sich keines Widrigen befahren; der Suldan verlangte nur/ den Kleinen zu sehen und zu küssen. Es begleiteten denselben viel fürnehme Ungarische Herren. Das Kind ward/ vom Suldan/ gantz leutselig empfangen/ auch die Warterinn desselben/ von seiner eigenen Hand/ mit etlichen guldnen Pfenningen/ beschenckt. So ließ er auch die Ungarische Herren stattlich tractiren (Ofen war noch wol eine Malzeit werth!) unterdessen aber/ durch den General der Janitscharen / die Stadt mit Listeinnehmen; und schickte die Königin/ samt ihrem Sohn/ nach Siebenbürgen/ welches er ihnen zueignete. Seit dem ist Ofen Türckisch. Wiewol nunmehr gehoffet wird/ daß es bald unser sey. Lacus/ der sich hernach auf Ferdinandi Seiten gewendet/ ist von demselben zum Solimann / gen Constantinopel/ abgefertigt; aber daselbst ins Gefängnis gestossen: Und nachdem er / wider erledigt/ in Pohlen reisete/ starb er/ von dem hoffen habe. Wiewol derselbe denen/ welche allhie nicht davor bezahlt werden / dort desto schwerer und unendlich bevorsteht. Im Jahr 1530. ist auf Vermittlung Käysers Caroli/ abermal ein Vergleich getroffen: Dabey etliche Gespannschafften dem Erben deß Johannis übergeben worden. Welche nachmals/ in Siebenbürgischer Gewalt verblieben; daher auch die Siebenbürgische Fürsten angefangen / sich deß Titels der Herren über einige Theile von Ungarn anzumassen; da Siebenbürgen vor dem sonst ein Stuck von dem Königreich Ungarn/ und dem Könige unterworffen war. Nach solchem Friedens-Schluß/ beschloß König Johannes eine Heyrath/ mit Königs Sigismundi in Pohlen Tochter/ Isabella/ und nachdem ihm dieselbe einen Sohn geboren/ gleich darauf sein Leben/ im 53. Jahr seines Alters. Hierauf setzten etliche Ungarische Herren/ wider den Vergleich/ welchen König Ferdinand/ mit dem Johannes getroffen hatte/ dem Säuglinge / gleich bey seiner Tauffe/ die Krone auf/ und gaben ihm den Zunamen Stephani/ zum Gedächtniß deß alten und heiligen Königs Stephani: Dem aber dieser gar nicht nachgeartet: Weswegen man ihn nur ins gemein hernach Johannes genannt. Ferdinand wolte hierauf seinem Recht gemäß/ das Reich für sich einnehmen/ bemächtigte sich unterschiedlicher Oerter/ und belägerte Ofen. Darum rieff die darinn befindliche Königliche Witwe den Groß-Türcken um Hülffe an. Welcher den Bassa Mahomet voraus schickte; der den General Rogendorff auf- und davon wegschlug. Solimannus folgte nach/ ließ seine Mord-Engel/ die Tartarn/ voraus gehen/ und das Land um Gran/ Neutra und Weissenburg / erbärmlich zurichten. Eine grosse Menge Gefangenen/ so ihm die Befehlhaber verehrt hatten / muste man vor seinen Augen/ nidersebeln. Nachmals begehrte er/ unterm Vormand der Vormundschafft/ die König in solte ihm ihren Sohn/ als seinen Pfleg-Sohn/ heraus ins Lager schicken. Welches sie/ nach langem Zweifel/ endlich zugab/ auf die schöne Worte deß Obersten Bassa über die Chiaussen: Welcher sagte/ sie solte sich keines Widrigen befahren; der Suldan verlangte nur/ den Kleinen zu sehen und zu küssen. Es begleiteten denselben viel fürnehme Ungarische Herren. Das Kind ward/ vom Suldan/ gantz leutselig empfangen/ auch die Warterinn desselben/ von seiner eigenen Hand/ mit etlichen guldnen Pfenningen/ beschenckt. So ließ er auch die Ungarische Herren stattlich tractiren (Ofen war noch wol eine Malzeit werth!) unterdessen aber/ durch den General der Janitscharen / die Stadt mit Listeinnehmen; und schickte die Königin/ samt ihrem Sohn/ nach Siebenbürgen/ welches er ihnen zueignete. Seit dem ist Ofen Türckisch. Wiewol nunmehr gehoffet wird/ daß es bald unser sey. Lacus/ der sich hernach auf Ferdinandi Seiten gewendet/ ist von demselben zum Solimann / gen Constantinopel/ abgefertigt; aber daselbst ins Gefängnis gestossen: Und nachdem er / wider erledigt/ in Pohlen reisete/ starb er/ von dem <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0208" n="200"/> hoffen habe. Wiewol derselbe denen/ welche allhie nicht davor bezahlt werden / dort desto schwerer und unendlich bevorsteht.</p> <p>Im Jahr 1530. ist auf Vermittlung Käysers Caroli/ abermal ein Vergleich getroffen: Dabey etliche Gespannschafften dem Erben deß Johannis übergeben worden. Welche nachmals/ in Siebenbürgischer Gewalt verblieben; daher auch die Siebenbürgische Fürsten angefangen / sich deß Titels der Herren über einige Theile von Ungarn anzumassen; da Siebenbürgen vor dem sonst ein Stuck von dem Königreich Ungarn/ und dem Könige unterworffen war. Nach solchem Friedens-Schluß/ beschloß König Johannes eine Heyrath/ mit Königs Sigismundi in Pohlen Tochter/ Isabella/ und nachdem ihm dieselbe einen Sohn geboren/ gleich darauf sein Leben/ im 53. Jahr seines Alters. Hierauf setzten etliche Ungarische Herren/ wider den Vergleich/ welchen König Ferdinand/ mit dem Johannes getroffen hatte/ dem Säuglinge / gleich bey seiner Tauffe/ die Krone auf/ und gaben ihm den Zunamen Stephani/ zum Gedächtniß deß alten und heiligen Königs Stephani: Dem aber dieser gar nicht nachgeartet: Weswegen man ihn nur ins gemein hernach Johannes genannt.</p> <p>Ferdinand wolte hierauf seinem Recht gemäß/ das Reich für sich einnehmen/ bemächtigte sich unterschiedlicher Oerter/ und belägerte Ofen. Darum rieff die darinn befindliche Königliche Witwe den Groß-Türcken um Hülffe an. Welcher den Bassa Mahomet voraus schickte; der den General Rogendorff auf- und davon wegschlug. Solimannus folgte nach/ ließ seine Mord-Engel/ die Tartarn/ voraus gehen/ und das Land um Gran/ Neutra und Weissenburg / erbärmlich zurichten. Eine grosse Menge Gefangenen/ so ihm die Befehlhaber verehrt hatten / muste man vor seinen Augen/ nidersebeln. Nachmals begehrte er/ unterm Vormand der Vormundschafft/ die König in solte ihm ihren Sohn/ als seinen Pfleg-Sohn/ heraus ins Lager schicken. Welches sie/ nach langem Zweifel/ endlich zugab/ auf die schöne Worte deß Obersten Bassa über die Chiaussen: Welcher sagte/ sie solte sich keines Widrigen befahren; der Suldan verlangte nur/ den Kleinen zu sehen und zu küssen. Es begleiteten denselben viel fürnehme Ungarische Herren. Das Kind ward/ vom Suldan/ gantz leutselig empfangen/ auch die Warterinn desselben/ von seiner eigenen Hand/ mit etlichen guldnen Pfenningen/ beschenckt. So ließ er auch die Ungarische Herren stattlich tractiren (Ofen war noch wol eine Malzeit werth!) unterdessen aber/ durch den General der Janitscharen / die Stadt mit Listeinnehmen; und schickte die Königin/ samt ihrem Sohn/ nach Siebenbürgen/ welches er ihnen zueignete. Seit dem ist Ofen Türckisch. Wiewol nunmehr gehoffet wird/ daß es bald unser sey.</p> <p>Lacus/ der sich hernach auf Ferdinandi Seiten gewendet/ ist von demselben zum Solimann / gen Constantinopel/ abgefertigt; aber daselbst ins Gefängnis gestossen: Und nachdem er / wider erledigt/ in Pohlen reisete/ starb er/ von dem </p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0208]
hoffen habe. Wiewol derselbe denen/ welche allhie nicht davor bezahlt werden / dort desto schwerer und unendlich bevorsteht.
Im Jahr 1530. ist auf Vermittlung Käysers Caroli/ abermal ein Vergleich getroffen: Dabey etliche Gespannschafften dem Erben deß Johannis übergeben worden. Welche nachmals/ in Siebenbürgischer Gewalt verblieben; daher auch die Siebenbürgische Fürsten angefangen / sich deß Titels der Herren über einige Theile von Ungarn anzumassen; da Siebenbürgen vor dem sonst ein Stuck von dem Königreich Ungarn/ und dem Könige unterworffen war. Nach solchem Friedens-Schluß/ beschloß König Johannes eine Heyrath/ mit Königs Sigismundi in Pohlen Tochter/ Isabella/ und nachdem ihm dieselbe einen Sohn geboren/ gleich darauf sein Leben/ im 53. Jahr seines Alters. Hierauf setzten etliche Ungarische Herren/ wider den Vergleich/ welchen König Ferdinand/ mit dem Johannes getroffen hatte/ dem Säuglinge / gleich bey seiner Tauffe/ die Krone auf/ und gaben ihm den Zunamen Stephani/ zum Gedächtniß deß alten und heiligen Königs Stephani: Dem aber dieser gar nicht nachgeartet: Weswegen man ihn nur ins gemein hernach Johannes genannt.
Ferdinand wolte hierauf seinem Recht gemäß/ das Reich für sich einnehmen/ bemächtigte sich unterschiedlicher Oerter/ und belägerte Ofen. Darum rieff die darinn befindliche Königliche Witwe den Groß-Türcken um Hülffe an. Welcher den Bassa Mahomet voraus schickte; der den General Rogendorff auf- und davon wegschlug. Solimannus folgte nach/ ließ seine Mord-Engel/ die Tartarn/ voraus gehen/ und das Land um Gran/ Neutra und Weissenburg / erbärmlich zurichten. Eine grosse Menge Gefangenen/ so ihm die Befehlhaber verehrt hatten / muste man vor seinen Augen/ nidersebeln. Nachmals begehrte er/ unterm Vormand der Vormundschafft/ die König in solte ihm ihren Sohn/ als seinen Pfleg-Sohn/ heraus ins Lager schicken. Welches sie/ nach langem Zweifel/ endlich zugab/ auf die schöne Worte deß Obersten Bassa über die Chiaussen: Welcher sagte/ sie solte sich keines Widrigen befahren; der Suldan verlangte nur/ den Kleinen zu sehen und zu küssen. Es begleiteten denselben viel fürnehme Ungarische Herren. Das Kind ward/ vom Suldan/ gantz leutselig empfangen/ auch die Warterinn desselben/ von seiner eigenen Hand/ mit etlichen guldnen Pfenningen/ beschenckt. So ließ er auch die Ungarische Herren stattlich tractiren (Ofen war noch wol eine Malzeit werth!) unterdessen aber/ durch den General der Janitscharen / die Stadt mit Listeinnehmen; und schickte die Königin/ samt ihrem Sohn/ nach Siebenbürgen/ welches er ihnen zueignete. Seit dem ist Ofen Türckisch. Wiewol nunmehr gehoffet wird/ daß es bald unser sey.
Lacus/ der sich hernach auf Ferdinandi Seiten gewendet/ ist von demselben zum Solimann / gen Constantinopel/ abgefertigt; aber daselbst ins Gefängnis gestossen: Und nachdem er / wider erledigt/ in Pohlen reisete/ starb er/ von dem
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/208>, abgerufen am 16.07.2024. |