Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.haus/ so den Land-tägigen Zusammenkunfften der Nider-Oesterreichischen Stände gewidmet ist; das Rathhaus; den Käiserlichen Marstall; die Münze; das Hasen-Haus/ in der Kärner-Strassen/ und den Heiden-Schuß/ so von den alten Hunnen also genannt worden; wie auch sonst andre öffentliche Gebäue mehr. Ausser der Stadt/ hat man seine Augen - Weide an dem schönen Garten-Werk: darunter/ bey meiner Anwesenheit/ der Käiserliche Lust-Garte/ vor andern/ wie billig/ den Preis führte: wie nicht weniger an den zierlichen Lust-Häusern/ und Thier-Garten/ so man den Brater nennet. Wiewol die neuliche Belägerung/ von den meisten Lust Gebäuen/ nur die Asche übrig gelassen/ und in den Lust-Gärten ein unlustiger Jammer-Gesang erschollen / nemlich die Klag-Stimmen der armen gefangenen Christen/ welche der verdammte Blut-Hund / der Groß-Vezier/ darinn/ wie eingesperrte Thiere/ aufbehalten/ bis zum Abzuge oder zum Abwürgen. Zu solcher Garten-Lust/ gibt die Donau treffliche Bequemlichkeit/ weil sie / unweit davon/ eine Lustreiche Insel formirt/ die insgemein mit fruchtbaren Bäumen besetzt ist/ und das Stadt-Volk zu sich heraus lockt/ auf einen Spatzir-Gang/ frölichen Reigen/ und andere zimliche Ergetzlichkeit der Jugend. Es hat auch die ganze umligende Gegend keinen unlustigen Platz/ noch einiges Anmahl / wodurch die Gestalt ihrer Anmut befehlert würde; wann ihr nicht etwan ein grausamer Feind die Merk- und Denk-Mäler seiner Tyranney hinterlässt. Mehr angezogener Bonfin lobt die Wienerische Gegend gewaltig/ und begehrt dafür die Lieblichkeit Italiens nicht zu nehmen / wann Oesterreich nur seiner Ruhe und Friedlichkeit versicherter wäre. Er rühmt das Land um Wien insonderheit/ wegen/ der häuffigen Obst- und Wein-Gärten/ womit es überal gesegnet. Welchen Ruhm diese Gegend auch noch/ bis an die jüngste Verwüstung/ behalten; hoffentlich aber bald wiederum/ durch guten Fleiß/ erlangen wird. Die Vorbey-Strömung erstberührter Donau/ flösset der Stadt viel Vortheils zu: sintemal man nicht allein/ aus dem Reich/ durch denselben/ schleunig hinab gen Wien befördert wird/ und allerley Sachen der Sadt behände zuführt; sondern auch sie selbst/ von dannen / mit grosser Bequemlichkeit/ Völker/ oder Munition/ oder Güter/ oder Victualien / nach den Grenz-Vestungen/ und theils andren Ungarischen Städten/ hinab schickt. Sie ligt auch sonst/ zur Handlung/ welche bey ihr sehr florirt/ sehr bequem: und hat nicht allein Ungarn/ nebst den Käiserlichen Erbländern/ sonder auch Italien und Teutschland / imgleichen/ ausser Kriegs-Zeiten/ die Türkey/ darinn mit ihr gar viel zu schaffen: gestaltsam es eine ansehnliche Niderlage von fürnehmen Handlungen daselbst hat. Welches / nebst der Käiserlichen Hofstadt/ ihr bey des ein grosses Vermögen/ und auch eine grosse Menge Einwohner und Fremdlinge/ verursacht. Wiewol dazu auch Ursach gibt die Fruchtbarkeit deß umligenden Bodens/ sonderlich obangeregter herrlicher Weinwachs/ womit sie so reichlich gesegnet ist/ daß man sie nicht unbillich für Wien mögte Wein nennen. haus/ so den Land-tägigen Zusammenkunfften der Nider-Oesterreichischen Stände gewidmet ist; das Rathhaus; den Käiserlichen Marstall; die Münze; das Hasen-Haus/ in der Kärner-Strassen/ und den Heiden-Schuß/ so von den alten Hunnen also genannt worden; wie auch sonst andre öffentliche Gebäue mehr. Ausser der Stadt/ hat man seine Augen - Weide an dem schönen Garten-Werk: darunter/ bey meiner Anwesenheit/ der Käiserliche Lust-Garte/ vor andern/ wie billig/ den Preis führte: wie nicht weniger an den zierlichen Lust-Häusern/ und Thier-Garten/ so man den Brater nennet. Wiewol die neuliche Belägerung/ von den meisten Lust Gebäuen/ nur die Asche übrig gelassen/ und in den Lust-Gärten ein unlustiger Jammer-Gesang erschollen / nemlich die Klag-Stimmen der armen gefangenen Christen/ welche der verdammte Blut-Hund / der Groß-Vezier/ darinn/ wie eingesperrte Thiere/ aufbehalten/ bis zum Abzuge oder zum Abwürgen. Zu solcher Garten-Lust/ gibt die Donau treffliche Bequemlichkeit/ weil sie / unweit davon/ eine Lustreiche Insel formirt/ die insgemein mit fruchtbaren Bäumen besetzt ist/ und das Stadt-Volk zu sich heraus lockt/ auf einen Spatzir-Gang/ frölichen Reigen/ und andere zimliche Ergetzlichkeit der Jugend. Es hat auch die ganze umligende Gegend keinen unlustigen Platz/ noch einiges Anmahl / wodurch die Gestalt ihrer Anmut befehlert würde; wann ihr nicht etwan ein grausamer Feind die Merk- und Denk-Mäler seiner Tyranney hinterlässt. Mehr angezogener Bonfin lobt die Wienerische Gegend gewaltig/ und begehrt dafür die Lieblichkeit Italiens nicht zu nehmen / wann Oesterreich nur seiner Ruhe und Friedlichkeit versicherter wäre. Er rühmt das Land um Wien insonderheit/ wegen/ der häuffigen Obst- und Wein-Gärten/ womit es überal gesegnet. Welchen Ruhm diese Gegend auch noch/ bis an die jüngste Verwüstung/ behalten; hoffentlich aber bald wiederum/ durch guten Fleiß/ erlangen wird. Die Vorbey-Strömung erstberührter Donau/ flösset der Stadt viel Vortheils zu: sintemal man nicht allein/ aus dem Reich/ durch denselben/ schleunig hinab gen Wien befördert wird/ und allerley Sachen der Sadt behände zuführt; sondern auch sie selbst/ von dannen / mit grosser Bequemlichkeit/ Völker/ oder Munition/ oder Güter/ oder Victualien / nach den Grenz-Vestungen/ und theils andren Ungarischen Städten/ hinab schickt. Sie ligt auch sonst/ zur Handlung/ welche bey ihr sehr florirt/ sehr bequem: und hat nicht allein Ungarn/ nebst den Käiserlichen Erbländern/ sonder auch Italien und Teutschland / imgleichen/ ausser Kriegs-Zeiten/ die Türkey/ darinn mit ihr gar viel zu schaffen: gestaltsam es eine ansehnliche Niderlage von fürnehmen Handlungen daselbst hat. Welches / nebst der Käiserlichen Hofstadt/ ihr bey des ein grosses Vermögen/ und auch eine grosse Menge Einwohner und Fremdlinge/ verursacht. Wiewol dazu auch Ursach gibt die Fruchtbarkeit deß umligenden Bodens/ sonderlich obangeregter herrlicher Weinwachs/ womit sie so reichlich gesegnet ist/ daß man sie nicht unbillich für Wien mögte Wein nennen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0020" n="12"/> haus/ so den Land-tägigen Zusammenkunfften der Nider-Oesterreichischen Stände gewidmet ist; das Rathhaus; den Käiserlichen Marstall; die Münze; das Hasen-Haus/ in der Kärner-Strassen/ und den Heiden-Schuß/ so von den alten Hunnen also genannt worden; wie auch sonst andre öffentliche Gebäue mehr.</p> <p>Ausser der Stadt/ hat man seine Augen - Weide an dem schönen Garten-Werk: darunter/ bey meiner Anwesenheit/ der Käiserliche Lust-Garte/ vor andern/ wie billig/ den Preis führte: wie nicht weniger an den zierlichen Lust-Häusern/ und Thier-Garten/ so man den Brater nennet. Wiewol die neuliche Belägerung/ von den meisten Lust Gebäuen/ nur die Asche übrig gelassen/ und in den Lust-Gärten ein unlustiger Jammer-Gesang erschollen / nemlich die Klag-Stimmen der armen gefangenen Christen/ welche der verdammte Blut-Hund / der Groß-Vezier/ darinn/ wie eingesperrte Thiere/ aufbehalten/ bis zum Abzuge oder zum Abwürgen. Zu solcher Garten-Lust/ gibt die Donau treffliche Bequemlichkeit/ weil sie / unweit davon/ eine Lustreiche Insel formirt/ die insgemein mit fruchtbaren Bäumen besetzt ist/ und das Stadt-Volk zu sich heraus lockt/ auf einen Spatzir-Gang/ frölichen Reigen/ und andere zimliche Ergetzlichkeit der Jugend.</p> <p>Es hat auch die ganze umligende Gegend keinen unlustigen Platz/ noch einiges Anmahl / wodurch die Gestalt ihrer Anmut befehlert würde; wann ihr nicht etwan ein grausamer Feind die Merk- und Denk-Mäler seiner Tyranney hinterlässt. Mehr angezogener Bonfin lobt die Wienerische Gegend gewaltig/ und begehrt dafür die Lieblichkeit Italiens nicht zu nehmen / wann Oesterreich nur seiner Ruhe und Friedlichkeit versicherter wäre. Er rühmt das Land um Wien insonderheit/ wegen/ der häuffigen Obst- und Wein-Gärten/ womit es überal gesegnet. Welchen Ruhm diese Gegend auch noch/ bis an die jüngste Verwüstung/ behalten; hoffentlich aber bald wiederum/ durch guten Fleiß/ erlangen wird.</p> <p>Die Vorbey-Strömung erstberührter Donau/ flösset der Stadt viel Vortheils zu: sintemal man nicht allein/ aus dem Reich/ durch denselben/ schleunig hinab gen Wien befördert wird/ und allerley Sachen der Sadt behände zuführt; sondern auch sie selbst/ von dannen / mit grosser Bequemlichkeit/ Völker/ oder Munition/ oder Güter/ oder Victualien / nach den Grenz-Vestungen/ und theils andren Ungarischen Städten/ hinab schickt. Sie ligt auch sonst/ zur Handlung/ welche bey ihr sehr florirt/ sehr bequem: und hat nicht allein Ungarn/ nebst den Käiserlichen Erbländern/ sonder auch Italien und Teutschland / imgleichen/ ausser Kriegs-Zeiten/ die Türkey/ darinn mit ihr gar viel zu schaffen: gestaltsam es eine ansehnliche Niderlage von fürnehmen Handlungen daselbst hat. Welches / nebst der Käiserlichen Hofstadt/ ihr bey des ein grosses Vermögen/ und auch eine grosse Menge Einwohner und Fremdlinge/ verursacht. Wiewol dazu auch Ursach gibt die Fruchtbarkeit deß umligenden Bodens/ sonderlich obangeregter herrlicher Weinwachs/ womit sie so reichlich gesegnet ist/ daß man sie nicht unbillich für Wien mögte Wein nennen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0020]
haus/ so den Land-tägigen Zusammenkunfften der Nider-Oesterreichischen Stände gewidmet ist; das Rathhaus; den Käiserlichen Marstall; die Münze; das Hasen-Haus/ in der Kärner-Strassen/ und den Heiden-Schuß/ so von den alten Hunnen also genannt worden; wie auch sonst andre öffentliche Gebäue mehr.
Ausser der Stadt/ hat man seine Augen - Weide an dem schönen Garten-Werk: darunter/ bey meiner Anwesenheit/ der Käiserliche Lust-Garte/ vor andern/ wie billig/ den Preis führte: wie nicht weniger an den zierlichen Lust-Häusern/ und Thier-Garten/ so man den Brater nennet. Wiewol die neuliche Belägerung/ von den meisten Lust Gebäuen/ nur die Asche übrig gelassen/ und in den Lust-Gärten ein unlustiger Jammer-Gesang erschollen / nemlich die Klag-Stimmen der armen gefangenen Christen/ welche der verdammte Blut-Hund / der Groß-Vezier/ darinn/ wie eingesperrte Thiere/ aufbehalten/ bis zum Abzuge oder zum Abwürgen. Zu solcher Garten-Lust/ gibt die Donau treffliche Bequemlichkeit/ weil sie / unweit davon/ eine Lustreiche Insel formirt/ die insgemein mit fruchtbaren Bäumen besetzt ist/ und das Stadt-Volk zu sich heraus lockt/ auf einen Spatzir-Gang/ frölichen Reigen/ und andere zimliche Ergetzlichkeit der Jugend.
Es hat auch die ganze umligende Gegend keinen unlustigen Platz/ noch einiges Anmahl / wodurch die Gestalt ihrer Anmut befehlert würde; wann ihr nicht etwan ein grausamer Feind die Merk- und Denk-Mäler seiner Tyranney hinterlässt. Mehr angezogener Bonfin lobt die Wienerische Gegend gewaltig/ und begehrt dafür die Lieblichkeit Italiens nicht zu nehmen / wann Oesterreich nur seiner Ruhe und Friedlichkeit versicherter wäre. Er rühmt das Land um Wien insonderheit/ wegen/ der häuffigen Obst- und Wein-Gärten/ womit es überal gesegnet. Welchen Ruhm diese Gegend auch noch/ bis an die jüngste Verwüstung/ behalten; hoffentlich aber bald wiederum/ durch guten Fleiß/ erlangen wird.
Die Vorbey-Strömung erstberührter Donau/ flösset der Stadt viel Vortheils zu: sintemal man nicht allein/ aus dem Reich/ durch denselben/ schleunig hinab gen Wien befördert wird/ und allerley Sachen der Sadt behände zuführt; sondern auch sie selbst/ von dannen / mit grosser Bequemlichkeit/ Völker/ oder Munition/ oder Güter/ oder Victualien / nach den Grenz-Vestungen/ und theils andren Ungarischen Städten/ hinab schickt. Sie ligt auch sonst/ zur Handlung/ welche bey ihr sehr florirt/ sehr bequem: und hat nicht allein Ungarn/ nebst den Käiserlichen Erbländern/ sonder auch Italien und Teutschland / imgleichen/ ausser Kriegs-Zeiten/ die Türkey/ darinn mit ihr gar viel zu schaffen: gestaltsam es eine ansehnliche Niderlage von fürnehmen Handlungen daselbst hat. Welches / nebst der Käiserlichen Hofstadt/ ihr bey des ein grosses Vermögen/ und auch eine grosse Menge Einwohner und Fremdlinge/ verursacht. Wiewol dazu auch Ursach gibt die Fruchtbarkeit deß umligenden Bodens/ sonderlich obangeregter herrlicher Weinwachs/ womit sie so reichlich gesegnet ist/ daß man sie nicht unbillich für Wien mögte Wein nennen.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/20>, abgerufen am 16.07.2024. |