Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.Zu Preßburg ward/ bald hernach/ ein Friede/ auf diese Bedingunge/ ingerichtet. Daß Johannes/ Zeit seines Lebens/ das Königreich beherrschen/ nach seinem Tode aber Ferdinandus/ oder einer aus seinen Söhnen/ ihm/ in der Ungaris. Kron/ folgen solte: hinterlieffe aber König Johannes einen leiblichen Sohn/ solte König Ferdinand/ oder dessen Erbe/ demselben alle Schlösser seines Vatters/ samt dem Fürstenthum Siebenbürgen / abtreten. Mit diesem Frieden war Solimannus/ weil er hinter ihm geschlossen/ gar nicht zu frieden. Doch gab König Johannes nicht viel darauf: sintemal der Schluß vermochte / Ferdinand solte dem Johann/ wider seinen gewesten Patron/ Solimann/ auf allen Fall / Hülffe schicken. Dann derselbe hatte sich/ mit einem Kriegs-Heer/ wiederum aufgemacht / an den Moldauern sich zu rächen: derwegen man besorgte/ er dörffte weiter zusprechen/ in Siebenbürgen und Ungarn. Allein Johannes ließ sich bald/ durch Solimanns scharffen Verweis und Bedrohungen/ umschrecken/ zu andern Gedancken. Nechstdem that Suldan Solimann/ als ein Krieg-süchtiger Fürst/ mit starcker Hand/ den fünfften Zug (Anno. 1532.) in Ungarn: nicht so fehr wegen deß/ vor 2. Jahren/ vor Wien erlittenen Einbusses/ als auf Anreitzung Königs Francisci in Franckreich: welcher ihn auch/ über zehen Jahre hernach/ abermal aufgebracht. Johannes (nicht der/ von welchem der HErr Christus rühmt/ man würde kein Rohr an ihm finden/ das der Wind hin und her wehete) hatte nun auch schon wiederum das Röcklein umgekehrt/ und belägerte Gran: weil der Ertz-Bischof wieder war von ihm abgefallen. Dafür auch der Gritti mit etlich tausend Türcken ruckte/ und die gantze Belagerung commandirte; doch nichts anders dafür/ als vergebliche Mühe/ und manchen tapffren Türcken zu Bodem richtete. Indessen marschirte Solimann/ mit seiner Armee/ durch lauter abwegige Oerter. Welchen Fehler alle Scribenten der heimlichen Anstifftung seines Groß-Viziers/ deß Ibrahims/ als welcher dem Käyser Carl dem Fünften solches zu Gefallen gethan haben soll/ zu rechnen. Und hat mans fast greifflich hieraus abnehmen können/ daß er die Armee/ welche bey weitem so strack nicht war im Felde/ als wie in der Trompeten deß Gerüchts/ in unterschiedliche Hauffen zerrissen/ daher ihre zertheilten Kräffte desto geringere Würckungen haben thun können: Imgleichen daraus/ daß er nur etliche wenig Feld-Stücklein mit sich führte. Er leitete/ oder verleitete vielmehr den Suldan/ durch das Steyrische Schnee-Gebirge/ und manche andre unwegsame Oerter: Darüber Roß und Mann muste von Kräfften kommen: In Meinung/ (wie man gäntzlich dafür hält) dem Römischen Käyser/ mit welchem er einen geheimen Verstand soll gehabt haben/ ein abgemattetes schwaches Kriegs-Heer vorzuwerssen. Und darum war es schier kein so grosses Wunder/ daß allerdings das schlecht-befestigte Städtlein/ Güntz/ sich der Türckischen Haupt-Armee so rit- Zu Preßburg ward/ bald hernach/ ein Friede/ auf diese Bedingunge/ ingerichtet. Daß Johannes/ Zeit seines Lebens/ das Königreich beherrschen/ nach seinem Tode aber Ferdinandus/ oder einer aus seinen Söhnen/ ihm/ in der Ungaris. Kron/ folgen solte: hinterlieffe aber König Johannes einen leiblichen Sohn/ solte König Ferdinand/ oder dessen Erbe/ demselben alle Schlösser seines Vatters/ samt dem Fürstenthum Siebenbürgen / abtreten. Mit diesem Frieden war Solimannus/ weil er hinter ihm geschlossen/ gar nicht zu frieden. Doch gab König Johannes nicht viel darauf: sintemal der Schluß vermochte / Ferdinand solte dem Johann/ wider seinen gewesten Patron/ Solimann/ auf allen Fall / Hülffe schicken. Dann derselbe hatte sich/ mit einem Kriegs-Heer/ wiederum aufgemacht / an den Moldauern sich zu rächen: derwegen man besorgte/ er dörffte weiter zusprechen/ in Siebenbürgen und Ungarn. Allein Johannes ließ sich bald/ durch Solimanns scharffen Verweis und Bedrohungen/ umschrecken/ zu andern Gedancken. Nechstdem that Suldan Solimann/ als ein Krieg-süchtiger Fürst/ mit starcker Hand/ den fünfften Zug (Anno. 1532.) in Ungarn: nicht so fehr wegen deß/ vor 2. Jahren/ vor Wien erlittenen Einbusses/ als auf Anreitzung Königs Francisci in Franckreich: welcher ihn auch/ über zehen Jahre hernach/ abermal aufgebracht. Johannes (nicht der/ von welchem der HErr Christus rühmt/ man würde kein Rohr an ihm finden/ das der Wind hin und her wehete) hatte nun auch schon wiederum das Röcklein umgekehrt/ und belägerte Gran: weil der Ertz-Bischof wieder war von ihm abgefallen. Dafür auch der Gritti mit etlich tausend Türcken ruckte/ und die gantze Belagerung commandirte; doch nichts anders dafür/ als vergebliche Mühe/ und manchen tapffren Türcken zu Bodem richtete. Indessen marschirte Solimann/ mit seiner Armee/ durch lauter abwegige Oerter. Welchen Fehler alle Scribenten der heimlichen Anstifftung seines Groß-Viziers/ deß Ibrahims/ als welcher dem Käyser Carl dem Fünften solches zu Gefallen gethan haben soll/ zu rechnen. Und hat mans fast greifflich hieraus abnehmen können/ daß er die Armee/ welche bey weitem so strack nicht war im Felde/ als wie in der Trompeten deß Gerüchts/ in unterschiedliche Hauffen zerrissen/ daher ihre zertheilten Kräffte desto geringere Würckungen haben thun können: Imgleichen daraus/ daß er nur etliche wenig Feld-Stücklein mit sich führte. Er leitete/ oder verleitete vielmehr den Suldan/ durch das Steyrische Schnee-Gebirge/ und manche andre unwegsame Oerter: Darüber Roß und Mann muste von Kräfften kommen: In Meinung/ (wie man gäntzlich dafür hält) dem Römischen Käyser/ mit welchem er einen geheimen Verstand soll gehabt haben/ ein abgemattetes schwaches Kriegs-Heer vorzuwerssen. Und darum war es schier kein so grosses Wunder/ daß allerdings das schlecht-befestigte Städtlein/ Güntz/ sich der Türckischen Haupt-Armee so rit- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0197" n="189"/> <p>Zu Preßburg ward/ bald hernach/ ein Friede/ auf diese Bedingunge/ ingerichtet. Daß Johannes/ Zeit seines Lebens/ das Königreich beherrschen/ nach seinem Tode aber Ferdinandus/ oder einer aus seinen Söhnen/ ihm/ in der Ungaris. Kron/ folgen solte: hinterlieffe aber König Johannes einen leiblichen Sohn/ solte König Ferdinand/ oder dessen Erbe/ demselben alle Schlösser seines Vatters/ samt dem Fürstenthum Siebenbürgen / abtreten. Mit diesem Frieden war Solimannus/ weil er hinter ihm geschlossen/ gar nicht zu frieden. Doch gab König Johannes nicht viel darauf: sintemal der Schluß vermochte / Ferdinand solte dem Johann/ wider seinen gewesten Patron/ Solimann/ auf allen Fall / Hülffe schicken. Dann derselbe hatte sich/ mit einem Kriegs-Heer/ wiederum aufgemacht / an den Moldauern sich zu rächen: derwegen man besorgte/ er dörffte weiter zusprechen/ in Siebenbürgen und Ungarn. Allein Johannes ließ sich bald/ durch Solimanns scharffen Verweis und Bedrohungen/ umschrecken/ zu andern Gedancken.</p> <p>Nechstdem that Suldan Solimann/ als ein Krieg-süchtiger Fürst/ mit starcker Hand/ den fünfften Zug (Anno. 1532.) in Ungarn: nicht so fehr wegen deß/ vor 2. Jahren/ vor Wien erlittenen Einbusses/ als auf Anreitzung Königs Francisci in Franckreich: welcher ihn auch/ über zehen Jahre hernach/ abermal aufgebracht. Johannes (nicht der/ von welchem der HErr Christus rühmt/ man würde kein Rohr an ihm finden/ das der Wind hin und her wehete) hatte nun auch schon wiederum das Röcklein umgekehrt/ und belägerte Gran: weil der Ertz-Bischof wieder war von ihm abgefallen. Dafür auch der Gritti mit etlich tausend Türcken ruckte/ und die gantze Belagerung commandirte; doch nichts anders dafür/ als vergebliche Mühe/ und manchen tapffren Türcken zu Bodem richtete.</p> <p>Indessen marschirte Solimann/ mit seiner Armee/ durch lauter abwegige Oerter. Welchen Fehler alle Scribenten der heimlichen Anstifftung seines Groß-Viziers/ deß Ibrahims/ als welcher dem Käyser Carl dem Fünften solches zu Gefallen gethan haben soll/ zu rechnen. Und hat mans fast greifflich hieraus abnehmen können/ daß er die Armee/ welche bey weitem so strack nicht war im Felde/ als wie in der Trompeten deß Gerüchts/ in unterschiedliche Hauffen zerrissen/ daher ihre zertheilten Kräffte desto geringere Würckungen haben thun können: Imgleichen daraus/ daß er nur etliche wenig Feld-Stücklein mit sich führte. Er leitete/ oder verleitete vielmehr den Suldan/ durch das Steyrische Schnee-Gebirge/ und manche andre unwegsame Oerter: Darüber Roß und Mann muste von Kräfften kommen: In Meinung/ (wie man gäntzlich dafür hält) dem Römischen Käyser/ mit welchem er einen geheimen Verstand soll gehabt haben/ ein abgemattetes schwaches Kriegs-Heer vorzuwerssen.</p> <p>Und darum war es schier kein so grosses Wunder/ daß allerdings das schlecht-befestigte Städtlein/ Güntz/ sich der Türckischen Haupt-Armee so rit- </p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0197]
Zu Preßburg ward/ bald hernach/ ein Friede/ auf diese Bedingunge/ ingerichtet. Daß Johannes/ Zeit seines Lebens/ das Königreich beherrschen/ nach seinem Tode aber Ferdinandus/ oder einer aus seinen Söhnen/ ihm/ in der Ungaris. Kron/ folgen solte: hinterlieffe aber König Johannes einen leiblichen Sohn/ solte König Ferdinand/ oder dessen Erbe/ demselben alle Schlösser seines Vatters/ samt dem Fürstenthum Siebenbürgen / abtreten. Mit diesem Frieden war Solimannus/ weil er hinter ihm geschlossen/ gar nicht zu frieden. Doch gab König Johannes nicht viel darauf: sintemal der Schluß vermochte / Ferdinand solte dem Johann/ wider seinen gewesten Patron/ Solimann/ auf allen Fall / Hülffe schicken. Dann derselbe hatte sich/ mit einem Kriegs-Heer/ wiederum aufgemacht / an den Moldauern sich zu rächen: derwegen man besorgte/ er dörffte weiter zusprechen/ in Siebenbürgen und Ungarn. Allein Johannes ließ sich bald/ durch Solimanns scharffen Verweis und Bedrohungen/ umschrecken/ zu andern Gedancken.
Nechstdem that Suldan Solimann/ als ein Krieg-süchtiger Fürst/ mit starcker Hand/ den fünfften Zug (Anno. 1532.) in Ungarn: nicht so fehr wegen deß/ vor 2. Jahren/ vor Wien erlittenen Einbusses/ als auf Anreitzung Königs Francisci in Franckreich: welcher ihn auch/ über zehen Jahre hernach/ abermal aufgebracht. Johannes (nicht der/ von welchem der HErr Christus rühmt/ man würde kein Rohr an ihm finden/ das der Wind hin und her wehete) hatte nun auch schon wiederum das Röcklein umgekehrt/ und belägerte Gran: weil der Ertz-Bischof wieder war von ihm abgefallen. Dafür auch der Gritti mit etlich tausend Türcken ruckte/ und die gantze Belagerung commandirte; doch nichts anders dafür/ als vergebliche Mühe/ und manchen tapffren Türcken zu Bodem richtete.
Indessen marschirte Solimann/ mit seiner Armee/ durch lauter abwegige Oerter. Welchen Fehler alle Scribenten der heimlichen Anstifftung seines Groß-Viziers/ deß Ibrahims/ als welcher dem Käyser Carl dem Fünften solches zu Gefallen gethan haben soll/ zu rechnen. Und hat mans fast greifflich hieraus abnehmen können/ daß er die Armee/ welche bey weitem so strack nicht war im Felde/ als wie in der Trompeten deß Gerüchts/ in unterschiedliche Hauffen zerrissen/ daher ihre zertheilten Kräffte desto geringere Würckungen haben thun können: Imgleichen daraus/ daß er nur etliche wenig Feld-Stücklein mit sich führte. Er leitete/ oder verleitete vielmehr den Suldan/ durch das Steyrische Schnee-Gebirge/ und manche andre unwegsame Oerter: Darüber Roß und Mann muste von Kräfften kommen: In Meinung/ (wie man gäntzlich dafür hält) dem Römischen Käyser/ mit welchem er einen geheimen Verstand soll gehabt haben/ ein abgemattetes schwaches Kriegs-Heer vorzuwerssen.
Und darum war es schier kein so grosses Wunder/ daß allerdings das schlecht-befestigte Städtlein/ Güntz/ sich der Türckischen Haupt-Armee so rit-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/197 |
Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/197>, abgerufen am 16.02.2025. |