Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite

ihre Ohren waren / gleich von dem ersten Geschrey obgedachten Soldatens/ gar zu sehr übertäubt/ und zur Erhörung aller redlichen Ermahnungen von Furcht durchaus verstopfft: also/ daß sie mehr / der Salvirung ihrer Haut/ weder ihrer Reputation/ alle Sinnen und Gedanken ergeben hatten/ und durch besagten standhafften Capitäins Zusprechen eben so/ zum Stande / gebracht wurden/ als wie ein Hirsch/ oder Reh/ so ein Jäger-Horn hat schallen hören. Indem nun der ehrliche Hauptmann Hagen ihnen/ durch sein Exempel/ einen Verweis/ und Bewegniß zum resolvirtem Gefechte/ geben wolte/ und mit dem geringen Häufflein/ so bey ihm noch etwas verweilete/ nebenst den Spanniern/ denen schnell heranschiessenden Türkischen Reutern/ mit höchster Tapfferkeit/ widerstund; ward er doch endlich umringt / und nachdem er ziemlich lange sich ritterlich gewehrt/ zuletzt/ da immer frische Feinds-Truppen angeflogen kamen/ von den Seinigen verlassen; fiel also/ als ein ehrlicher Rittersmann/ im Streit/ und muste die Ehren-Flamme seines Lebens/ und brennenden Muts/ in ihrem eigenem Blut erleschen; nicht anders/ als wie die Brust eines behertzten Leuens/ die von vielen Pfeilen oder Kugeln der Jäger verfolgt und durchbort worden/ endlich in ihrer Hitze erkaltet/ und das tapfre Leben/ samt den Kräfften / verliert. Die Spannier aber/ welche gleichfalls sehr großmütig fochten/ zogen endlich / nachdem der Ihrigen etliche wenige/ und unter denselben der Garsias Gusmann/ gefallen / mit ehrlich-streitender Faust/ sich in ungetrennter Ordnung zurück/ und zu demselbigen Thor wiederum hinein/ von welchem sie waren heraus gegangen. So nun diese wenige Truppen einen so rühmlichen Ab- oder Rück-Zug genommen; was solte nicht geschehen seyn/ wann alle die andre hätten an solcher Ehre wollen Theil haben?

Ruhm-gedachter Hauptmann/ Wolff Hagen/ der eines unsterblichen Nachruhms würdig/ weil er sein Leben/ für seinen König/ und für die ganze Christenheit/ so Helden-redlich aufgeopffert/ ist/ nach dem Abzuge deß Feindes/ in die Stadt geholt/ und ansehnlich zur Erden bestattet. Nebenst ihm/ ward doch gleichwol auch ein Edelmann/ Namens/ Georg Steinbeiß/ so tödtlich geschossen/ daß er drüber ins Graß beissen muste.

Ortelius will/ daß die Unsrigen/ eben von diesem Tage allererst/ der Wolfs-Brucken / von welcher schon vorhin gedacht/ verlustig und beraubt/ und also aller Paß ihnen vollend gesperrt worden. Wann man aber vorhin gesetzte Umstände betrachtet/ will es fast keinen Schein behalten/ daß solches erst/ am heutigen Tage/ solte beschehen seyn.

Mit fast gleicher Verwirrung/ womit erstbeschriebener Ausfall zurück gefallen/ und nicht nur Krebs-gängig/ sondern gar Hirsch- und Reh-füssig worden/ werden die Begebenheiten/ so hernach gefolgt/ von den Historicis erzehlt/ zumal was die Benennung der Tage/ und theiis andre Umstände betrifft: also/ daß man so viel mißlautende Säiten sehr übel stimmen/ und zu einem Gleich-Laut bringen/ noch sich unbetrieglich entschliessen kan/ welchem man am sichersten glaube: be-

ihre Ohren waren / gleich von dem ersten Geschrey obgedachten Soldatens/ gar zu sehr übertäubt/ und zur Erhörung aller redlichen Ermahnungen von Furcht durchaus verstopfft: also/ daß sie mehr / der Salvirung ihrer Haut/ weder ihrer Reputation/ alle Sinnen und Gedanken ergeben hatten/ und durch besagten standhafften Capitäins Zusprechen eben so/ zum Stande / gebracht wurden/ als wie ein Hirsch/ oder Reh/ so ein Jäger-Horn hat schallen hören. Indem nun der ehrliche Hauptmann Hagen ihnen/ durch sein Exempel/ einen Verweis/ und Bewegniß zum resolvirtem Gefechte/ geben wolte/ und mit dem geringen Häufflein/ so bey ihm noch etwas verweilete/ nebenst den Spanniern/ denen schnell heranschiessenden Türkischen Reutern/ mit höchster Tapfferkeit/ widerstund; ward er doch endlich umringt / und nachdem er ziemlich lange sich ritterlich gewehrt/ zuletzt/ da immer frische Feinds-Truppen angeflogen kamen/ von den Seinigen verlassen; fiel also/ als ein ehrlicher Rittersmann/ im Streit/ und muste die Ehren-Flamme seines Lebens/ und brennenden Muts/ in ihrem eigenem Blut erleschen; nicht anders/ als wie die Brust eines behertzten Leuens/ die von vielen Pfeilen oder Kugeln der Jäger verfolgt und durchbort worden/ endlich in ihrer Hitze erkaltet/ und das tapfre Leben/ samt den Kräfften / verliert. Die Spannier aber/ welche gleichfalls sehr großmütig fochten/ zogen endlich / nachdem der Ihrigen etliche wenige/ und unter denselben der Garsias Gusmann/ gefallen / mit ehrlich-streitender Faust/ sich in ungetrennter Ordnung zurück/ und zu demselbigen Thor wiederum hinein/ von welchem sie waren heraus gegangen. So nun diese wenige Truppen einen so rühmlichen Ab- oder Rück-Zug genommen; was solte nicht geschehen seyn/ wann alle die andre hätten an solcher Ehre wollen Theil haben?

Ruhm-gedachter Hauptmann/ Wolff Hagen/ der eines unsterblichen Nachruhms würdig/ weil er sein Leben/ für seinen König/ und für die ganze Christenheit/ so Helden-redlich aufgeopffert/ ist/ nach dem Abzuge deß Feindes/ in die Stadt geholt/ und ansehnlich zur Erden bestattet. Nebenst ihm/ ward doch gleichwol auch ein Edelmann/ Namens/ Georg Steinbeiß/ so tödtlich geschossen/ daß er drüber ins Graß beissen muste.

Ortelius will/ daß die Unsrigen/ eben von diesem Tage allererst/ der Wolfs-Brucken / von welcher schon vorhin gedacht/ verlustig und beraubt/ und also aller Paß ihnen vollend gesperrt worden. Wann man aber vorhin gesetzte Umstände betrachtet/ will es fast keinen Schein behalten/ daß solches erst/ am heutigen Tage/ solte beschehen seyn.

Mit fast gleicher Verwirrung/ womit erstbeschriebener Ausfall zurück gefallen/ und nicht nur Krebs-gängig/ sondern gar Hirsch- und Reh-füssig worden/ werden die Begebenheiten/ so hernach gefolgt/ von den Historicis erzehlt/ zumal was die Benennung der Tage/ und theiis andre Umstände betrifft: also/ daß man so viel mißlautende Säiten sehr übel stimmen/ und zu einem Gleich-Laut bringen/ noch sich unbetrieglich entschliessen kan/ welchem man am sichersten glaube: be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0162" n="154"/>
ihre Ohren waren /            gleich von dem ersten Geschrey obgedachten Soldatens/ gar zu sehr übertäubt/ und zur            Erhörung aller redlichen Ermahnungen von Furcht durchaus verstopfft: also/ daß sie mehr /            der Salvirung ihrer Haut/ weder ihrer Reputation/ alle Sinnen und Gedanken ergeben            hatten/ und durch besagten standhafften Capitäins Zusprechen eben so/ zum Stande /            gebracht wurden/ als wie ein Hirsch/ oder Reh/ so ein Jäger-Horn hat schallen hören.            Indem nun der ehrliche Hauptmann Hagen ihnen/ durch sein Exempel/ einen Verweis/ und            Bewegniß zum resolvirtem Gefechte/ geben wolte/ und mit dem geringen Häufflein/ so bey            ihm noch etwas verweilete/ nebenst den Spanniern/ denen schnell heranschiessenden            Türkischen Reutern/ mit höchster Tapfferkeit/ widerstund; ward er doch endlich umringt /            und nachdem er ziemlich lange sich ritterlich gewehrt/ zuletzt/ da immer frische            Feinds-Truppen angeflogen kamen/ von den Seinigen verlassen; fiel also/ als ein            ehrlicher Rittersmann/ im Streit/ und muste die Ehren-Flamme seines Lebens/ und            brennenden Muts/ in ihrem eigenem Blut erleschen; nicht anders/ als wie die Brust eines            behertzten Leuens/ die von vielen Pfeilen oder Kugeln der Jäger verfolgt und durchbort            worden/ endlich in ihrer Hitze erkaltet/ und das tapfre Leben/ samt den Kräfften /            verliert. Die Spannier aber/ welche gleichfalls sehr großmütig fochten/ zogen endlich /            nachdem der Ihrigen etliche wenige/ und unter denselben der Garsias Gusmann/ gefallen /            mit ehrlich-streitender Faust/ sich in ungetrennter Ordnung zurück/ und zu demselbigen            Thor wiederum hinein/ von welchem sie waren heraus gegangen. So nun diese wenige Truppen            einen so rühmlichen Ab- oder Rück-Zug genommen; was solte nicht geschehen seyn/ wann alle            die andre hätten an solcher Ehre wollen Theil haben?</p>
        <p>Ruhm-gedachter Hauptmann/ Wolff Hagen/ der eines unsterblichen Nachruhms würdig/ weil            er sein Leben/ für seinen König/ und für die ganze Christenheit/ so Helden-redlich            aufgeopffert/ ist/ nach dem Abzuge deß Feindes/ in die Stadt geholt/ und ansehnlich            zur Erden bestattet. Nebenst ihm/ ward doch gleichwol auch ein Edelmann/ Namens/ Georg            Steinbeiß/ so tödtlich geschossen/ daß er drüber ins Graß beissen muste.</p>
        <p>Ortelius will/ daß die Unsrigen/ eben von diesem Tage allererst/ der Wolfs-Brucken /            von welcher schon vorhin gedacht/ verlustig und beraubt/ und also aller Paß ihnen            vollend gesperrt worden. Wann man aber vorhin gesetzte Umstände betrachtet/ will es fast            keinen Schein behalten/ daß solches erst/ am heutigen Tage/ solte beschehen seyn.</p>
        <p>Mit fast gleicher Verwirrung/ womit erstbeschriebener Ausfall zurück gefallen/ und            nicht nur Krebs-gängig/ sondern gar Hirsch- und Reh-füssig worden/ werden die            Begebenheiten/ so hernach gefolgt/ von den Historicis erzehlt/ zumal was die Benennung            der Tage/ und theiis andre Umstände betrifft: also/ daß man so viel mißlautende Säiten            sehr übel stimmen/ und zu einem Gleich-Laut bringen/ noch sich unbetrieglich            entschliessen kan/ welchem man am sichersten glaube: be-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0162] ihre Ohren waren / gleich von dem ersten Geschrey obgedachten Soldatens/ gar zu sehr übertäubt/ und zur Erhörung aller redlichen Ermahnungen von Furcht durchaus verstopfft: also/ daß sie mehr / der Salvirung ihrer Haut/ weder ihrer Reputation/ alle Sinnen und Gedanken ergeben hatten/ und durch besagten standhafften Capitäins Zusprechen eben so/ zum Stande / gebracht wurden/ als wie ein Hirsch/ oder Reh/ so ein Jäger-Horn hat schallen hören. Indem nun der ehrliche Hauptmann Hagen ihnen/ durch sein Exempel/ einen Verweis/ und Bewegniß zum resolvirtem Gefechte/ geben wolte/ und mit dem geringen Häufflein/ so bey ihm noch etwas verweilete/ nebenst den Spanniern/ denen schnell heranschiessenden Türkischen Reutern/ mit höchster Tapfferkeit/ widerstund; ward er doch endlich umringt / und nachdem er ziemlich lange sich ritterlich gewehrt/ zuletzt/ da immer frische Feinds-Truppen angeflogen kamen/ von den Seinigen verlassen; fiel also/ als ein ehrlicher Rittersmann/ im Streit/ und muste die Ehren-Flamme seines Lebens/ und brennenden Muts/ in ihrem eigenem Blut erleschen; nicht anders/ als wie die Brust eines behertzten Leuens/ die von vielen Pfeilen oder Kugeln der Jäger verfolgt und durchbort worden/ endlich in ihrer Hitze erkaltet/ und das tapfre Leben/ samt den Kräfften / verliert. Die Spannier aber/ welche gleichfalls sehr großmütig fochten/ zogen endlich / nachdem der Ihrigen etliche wenige/ und unter denselben der Garsias Gusmann/ gefallen / mit ehrlich-streitender Faust/ sich in ungetrennter Ordnung zurück/ und zu demselbigen Thor wiederum hinein/ von welchem sie waren heraus gegangen. So nun diese wenige Truppen einen so rühmlichen Ab- oder Rück-Zug genommen; was solte nicht geschehen seyn/ wann alle die andre hätten an solcher Ehre wollen Theil haben? Ruhm-gedachter Hauptmann/ Wolff Hagen/ der eines unsterblichen Nachruhms würdig/ weil er sein Leben/ für seinen König/ und für die ganze Christenheit/ so Helden-redlich aufgeopffert/ ist/ nach dem Abzuge deß Feindes/ in die Stadt geholt/ und ansehnlich zur Erden bestattet. Nebenst ihm/ ward doch gleichwol auch ein Edelmann/ Namens/ Georg Steinbeiß/ so tödtlich geschossen/ daß er drüber ins Graß beissen muste. Ortelius will/ daß die Unsrigen/ eben von diesem Tage allererst/ der Wolfs-Brucken / von welcher schon vorhin gedacht/ verlustig und beraubt/ und also aller Paß ihnen vollend gesperrt worden. Wann man aber vorhin gesetzte Umstände betrachtet/ will es fast keinen Schein behalten/ daß solches erst/ am heutigen Tage/ solte beschehen seyn. Mit fast gleicher Verwirrung/ womit erstbeschriebener Ausfall zurück gefallen/ und nicht nur Krebs-gängig/ sondern gar Hirsch- und Reh-füssig worden/ werden die Begebenheiten/ so hernach gefolgt/ von den Historicis erzehlt/ zumal was die Benennung der Tage/ und theiis andre Umstände betrifft: also/ daß man so viel mißlautende Säiten sehr übel stimmen/ und zu einem Gleich-Laut bringen/ noch sich unbetrieglich entschliessen kan/ welchem man am sichersten glaube: be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/162
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/162>, abgerufen am 25.11.2024.