Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.wäre/ sie unter seine Füsse zu werffen. Aber GOTT/ der auch ins Verborgene sihet/ setzte diese Türkische Finsternissen und tückische Verborgenheiten/ so wunderlich ans Licht/ daß man seine gnädige Fürsorge augenscheinlich dabey kunte erkennen. Denn Er schickte ihnen/ am 1. Octobr. einen Türken zu: der/ in aller Frühe / vom feindlichen Lager/ zur Stadt/ aus eigener Bewegniß/ oder vielmehr Göttlicher Eingebung/ hinüber lieff/ und unweit von dem Biber-Thurn/ gegen dem Schlag-Baum/ sich / in gewöhnlicher Türkischer Kleidung/ praesentirte/ begehrend/ man solte ihn einlassen; nebst Vermeldung/ seine Vorfahren wären Christen gewest/ von den Türken aber erwürgt/ und er/ in der Türkey/ von Jugend auf/ erzogen. Auf solche Rede ward er an- und eingenommen; doch nicht darum so gänzlich gleich beglaubt; sondern zuforderst wol examinirt: Daß er aber peinlich solte befragt worden seyn/ laut der Pesoldischen Erzehlung/ fällt nicht vermutlich. Andren Gefangenen hat man/ durch die Folter/ die Zunge zu lösen/ und ihre Herzens-Sprache zu vernehmen/ zwar nicht unterlassen: aber / einem freywilligen Uberlauffer/ der sich/ zu Annehmung deß Christlichen Glaubens/ also fort er boten/ und dessen Aussage oder Anzeigungen/ durch Nachsuchen/ also fort bestetigt/ oder widerlegt werden kunte/ wird man schwerlich so unbarmherzig bewillkommt und tractirt haben. Vermutlich mag er etwan/ mit der Folter/ Anfangs geschreckt worden seyn. Wie dem allen; so fand doch die Erfahrung/ in seinen Antworten/ auf die Befragungen / gar guten Grund; und kam er der Stadt/ mit seiner Nachricht/ überaus glücklich zu statten: Denn weil er/ wie gedacht/ in der Türkey/ von der Kindheit an aufgewachsen; hatte er ihre Anschläge/ und Manier zu verfahren/ gar genau und fleissig beobachter: Wie aus folgender seiner Aussage/ zu schliessen war. Als man ihn fragte: Was eigentlich deß Sultans intention und Anschlag mögte seyn? antwortete er: Die Stadt/ durch Sprengung der Plätze/ Thürne/ und Mauren/ zu überwältigen. Er gab auch zugleich gewisse Nachricht/ welcher Gegenden die gelegte Minen spielen solten. Gefragt/ wie viel Stücke der Feind hätte? sagte er/ derselbe hätte vierhundert Stücke / welche Faust-grosse Kugeln schössen: Etliche aber wären darunter/ so sehr groß/ deren man einen Theil/ auf Rädern/ zu Lande mitgeführt; einen Theil/ nemlich zehen derselben / zu Wasser/ auf der Donau/ herauf gebracht; welche ungewöhnlich groß/ nemlich zwanzig Schuhe lang/ und mächtig dick wären; gleichwol aber doch nicht sonders-grosse Kugeln würffen. Gefragt: Wie viel grosse und kleine Schiffe der Türk/ imgleichen/ wie viel Volk und Proviant darauf hätte? sagte er: Der Groß-Vizier hätte/ unter seinem Obgebiet/ ungefähr 60; aber/ wie viel/ bey dem Quartier deß Suldans/ lägen/ wüste er nicht gewis: der Nasadisten-Schiffe aber wären vierhundert/ und auf allen/ grossen und kleinen/ Galeen und Schiffen/ bey fünfftausend wehr- wäre/ sie unter seine Füsse zu werffen. Aber GOTT/ der auch ins Verborgene sihet/ setzte diese Türkische Finsternissen und tückische Verborgenheiten/ so wunderlich ans Licht/ daß man seine gnädige Fürsorge augenscheinlich dabey kunte erkennen. Denn Er schickte ihnen/ am 1. Octobr. einen Türken zu: der/ in aller Frühe / vom feindlichen Lager/ zur Stadt/ aus eigener Bewegniß/ oder vielmehr Göttlicher Eingebung/ hinüber lieff/ und unweit von dem Biber-Thurn/ gegen dem Schlag-Baum/ sich / in gewöhnlicher Türkischer Kleidung/ praesentirte/ begehrend/ man solte ihn einlassen; nebst Vermeldung/ seine Vorfahren wären Christen gewest/ von den Türken aber erwürgt/ und er/ in der Türkey/ von Jugend auf/ erzogen. Auf solche Rede ward er an- und eingenommen; doch nicht darum so gänzlich gleich beglaubt; sondern zuforderst wol examinirt: Daß er aber peinlich solte befragt worden seyn/ laut der Pesoldischen Erzehlung/ fällt nicht vermutlich. Andren Gefangenen hat man/ durch die Folter/ die Zunge zu lösen/ und ihre Herzens-Sprache zu vernehmen/ zwar nicht unterlassen: aber / einem freywilligen Uberlauffer/ der sich/ zu Annehmung deß Christlichen Glaubens/ also fort er boten/ und dessen Aussage oder Anzeigungen/ durch Nachsuchen/ also fort bestetigt/ oder widerlegt werden kunte/ wird man schwerlich so unbarmherzig bewillkommt und tractirt haben. Vermutlich mag er etwan/ mit der Folter/ Anfangs geschreckt worden seyn. Wie dem allen; so fand doch die Erfahrung/ in seinen Antworten/ auf die Befragungen / gar guten Grund; und kam er der Stadt/ mit seiner Nachricht/ überaus glücklich zu statten: Denn weil er/ wie gedacht/ in der Türkey/ von der Kindheit an aufgewachsen; hatte er ihre Anschläge/ und Manier zu verfahren/ gar genau und fleissig beobachter: Wie aus folgender seiner Aussage/ zu schliessen war. Als man ihn fragte: Was eigentlich deß Sultans intention und Anschlag mögte seyn? antwortete er: Die Stadt/ durch Sprengung der Plätze/ Thürne/ und Mauren/ zu überwältigen. Er gab auch zugleich gewisse Nachricht/ welcher Gegenden die gelegte Minen spielen solten. Gefragt/ wie viel Stücke der Feind hätte? sagte er/ derselbe hätte vierhundert Stücke / welche Faust-grosse Kugeln schössen: Etliche aber wären darunter/ so sehr groß/ deren man einen Theil/ auf Rädern/ zu Lande mitgeführt; einen Theil/ nemlich zehen derselben / zu Wasser/ auf der Donau/ herauf gebracht; welche ungewöhnlich groß/ nemlich zwanzig Schuhe lang/ und mächtig dick wären; gleichwol aber doch nicht sonders-grosse Kugeln würffen. Gefragt: Wie viel grosse und kleine Schiffe der Türk/ imgleichen/ wie viel Volk und Proviant darauf hätte? sagte er: Der Groß-Vizier hätte/ unter seinem Obgebiet/ ungefähr 60; aber/ wie viel/ bey dem Quartier deß Suldans/ lägen/ wüste er nicht gewis: der Nasadisten-Schiffe aber wären vierhundert/ und auf allen/ grossen und kleinen/ Galeen und Schiffen/ bey fünfftausend wehr- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0154" n="146"/> wäre/ sie unter seine Füsse zu werffen. Aber GOTT/ der auch ins Verborgene sihet/ setzte diese Türkische Finsternissen und tückische Verborgenheiten/ so wunderlich ans Licht/ daß man seine gnädige Fürsorge augenscheinlich dabey kunte erkennen. Denn Er schickte ihnen/ am 1. Octobr. einen Türken zu: der/ in aller Frühe / vom feindlichen Lager/ zur Stadt/ aus eigener Bewegniß/ oder vielmehr Göttlicher Eingebung/ hinüber lieff/ und unweit von dem Biber-Thurn/ gegen dem Schlag-Baum/ sich / in gewöhnlicher Türkischer Kleidung/ praesentirte/ begehrend/ man solte ihn einlassen; nebst Vermeldung/ seine Vorfahren wären Christen gewest/ von den Türken aber erwürgt/ und er/ in der Türkey/ von Jugend auf/ erzogen. Auf solche Rede ward er an- und eingenommen; doch nicht darum so gänzlich gleich beglaubt; sondern zuforderst wol examinirt: Daß er aber peinlich solte befragt worden seyn/ laut der Pesoldischen Erzehlung/ fällt nicht vermutlich. Andren Gefangenen hat man/ durch die Folter/ die Zunge zu lösen/ und ihre Herzens-Sprache zu vernehmen/ zwar nicht unterlassen: aber / einem freywilligen Uberlauffer/ der sich/ zu Annehmung deß Christlichen Glaubens/ also fort er boten/ und dessen Aussage oder Anzeigungen/ durch Nachsuchen/ also fort bestetigt/ oder widerlegt werden kunte/ wird man schwerlich so unbarmherzig bewillkommt und tractirt haben. Vermutlich mag er etwan/ mit der Folter/ Anfangs geschreckt worden seyn.</p> <p>Wie dem allen; so fand doch die Erfahrung/ in seinen Antworten/ auf die Befragungen / gar guten Grund; und kam er der Stadt/ mit seiner Nachricht/ überaus glücklich zu statten: Denn weil er/ wie gedacht/ in der Türkey/ von der Kindheit an aufgewachsen; hatte er ihre Anschläge/ und Manier zu verfahren/ gar genau und fleissig beobachter: Wie aus folgender seiner Aussage/ zu schliessen war.</p> <p>Als man ihn fragte: Was eigentlich deß Sultans intention und Anschlag mögte seyn? antwortete er: Die Stadt/ durch Sprengung der Plätze/ Thürne/ und Mauren/ zu überwältigen. Er gab auch zugleich gewisse Nachricht/ welcher Gegenden die gelegte Minen spielen solten.</p> <p>Gefragt/ wie viel Stücke der Feind hätte? sagte er/ derselbe hätte vierhundert Stücke / welche Faust-grosse Kugeln schössen: Etliche aber wären darunter/ so sehr groß/ deren man einen Theil/ auf Rädern/ zu Lande mitgeführt; einen Theil/ nemlich zehen derselben / zu Wasser/ auf der Donau/ herauf gebracht; welche ungewöhnlich groß/ nemlich zwanzig Schuhe lang/ und mächtig dick wären; gleichwol aber doch nicht sonders-grosse Kugeln würffen.</p> <p>Gefragt: Wie viel grosse und kleine Schiffe der Türk/ imgleichen/ wie viel Volk und Proviant darauf hätte? sagte er: Der Groß-Vizier hätte/ unter seinem Obgebiet/ ungefähr 60; aber/ wie viel/ bey dem Quartier deß Suldans/ lägen/ wüste er nicht gewis: der Nasadisten-Schiffe aber wären vierhundert/ und auf allen/ grossen und kleinen/ Galeen und Schiffen/ bey fünfftausend wehr- </p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0154]
wäre/ sie unter seine Füsse zu werffen. Aber GOTT/ der auch ins Verborgene sihet/ setzte diese Türkische Finsternissen und tückische Verborgenheiten/ so wunderlich ans Licht/ daß man seine gnädige Fürsorge augenscheinlich dabey kunte erkennen. Denn Er schickte ihnen/ am 1. Octobr. einen Türken zu: der/ in aller Frühe / vom feindlichen Lager/ zur Stadt/ aus eigener Bewegniß/ oder vielmehr Göttlicher Eingebung/ hinüber lieff/ und unweit von dem Biber-Thurn/ gegen dem Schlag-Baum/ sich / in gewöhnlicher Türkischer Kleidung/ praesentirte/ begehrend/ man solte ihn einlassen; nebst Vermeldung/ seine Vorfahren wären Christen gewest/ von den Türken aber erwürgt/ und er/ in der Türkey/ von Jugend auf/ erzogen. Auf solche Rede ward er an- und eingenommen; doch nicht darum so gänzlich gleich beglaubt; sondern zuforderst wol examinirt: Daß er aber peinlich solte befragt worden seyn/ laut der Pesoldischen Erzehlung/ fällt nicht vermutlich. Andren Gefangenen hat man/ durch die Folter/ die Zunge zu lösen/ und ihre Herzens-Sprache zu vernehmen/ zwar nicht unterlassen: aber / einem freywilligen Uberlauffer/ der sich/ zu Annehmung deß Christlichen Glaubens/ also fort er boten/ und dessen Aussage oder Anzeigungen/ durch Nachsuchen/ also fort bestetigt/ oder widerlegt werden kunte/ wird man schwerlich so unbarmherzig bewillkommt und tractirt haben. Vermutlich mag er etwan/ mit der Folter/ Anfangs geschreckt worden seyn.
Wie dem allen; so fand doch die Erfahrung/ in seinen Antworten/ auf die Befragungen / gar guten Grund; und kam er der Stadt/ mit seiner Nachricht/ überaus glücklich zu statten: Denn weil er/ wie gedacht/ in der Türkey/ von der Kindheit an aufgewachsen; hatte er ihre Anschläge/ und Manier zu verfahren/ gar genau und fleissig beobachter: Wie aus folgender seiner Aussage/ zu schliessen war.
Als man ihn fragte: Was eigentlich deß Sultans intention und Anschlag mögte seyn? antwortete er: Die Stadt/ durch Sprengung der Plätze/ Thürne/ und Mauren/ zu überwältigen. Er gab auch zugleich gewisse Nachricht/ welcher Gegenden die gelegte Minen spielen solten.
Gefragt/ wie viel Stücke der Feind hätte? sagte er/ derselbe hätte vierhundert Stücke / welche Faust-grosse Kugeln schössen: Etliche aber wären darunter/ so sehr groß/ deren man einen Theil/ auf Rädern/ zu Lande mitgeführt; einen Theil/ nemlich zehen derselben / zu Wasser/ auf der Donau/ herauf gebracht; welche ungewöhnlich groß/ nemlich zwanzig Schuhe lang/ und mächtig dick wären; gleichwol aber doch nicht sonders-grosse Kugeln würffen.
Gefragt: Wie viel grosse und kleine Schiffe der Türk/ imgleichen/ wie viel Volk und Proviant darauf hätte? sagte er: Der Groß-Vizier hätte/ unter seinem Obgebiet/ ungefähr 60; aber/ wie viel/ bey dem Quartier deß Suldans/ lägen/ wüste er nicht gewis: der Nasadisten-Schiffe aber wären vierhundert/ und auf allen/ grossen und kleinen/ Galeen und Schiffen/ bey fünfftausend wehr-
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/154>, abgerufen am 16.02.2025. |