Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.hälse doch gleichwol auch manchen kühnen Hals mit zusetzen/ und um etliche Köpffe weniger wieder heim gehen: wie es/ bey dergleichen Begegnissen/ gemeiniglich hergehet. Das schlimmste/ für sie/ war dieses daß der Feind/ überall vor der Stadt/ verdeckte Löcher hatte/ wodurch er denen Herausfallenden mit seinem Geschoß/ zwagte. Am Tage deß Erz-Engels Michael/ geschahe ein recht ernstlicher und starker Ausfall. Der Graf von Salm commandirte/ nach gehaltenem Kriegs-Rath/ zweentausend Fußknechte/ und fünffhundert Reuter/ unter der Anführung deß Eckens von Reysach/ durch das Kärnter-Thor hinaus: um auf die feindliche Batterien (oder Geschütz-Stellungen) einen Versuch zu thun / ob sie die Stücke daselbst vernageln könnten. Da setzte es einen harten Streit/ und scharffes Gefecht/ zu beyden Seiten. Die Unsrigen fochten ritterlich; setzten/ mit einem sehr tapfferen Ungestüm/ darauf an/ und brachen manchem Türken den Hals. Gleichwol kunten sie ihr Ziel nicht erreichen/ noch den Stücken beykommen: denn die Janitscharen und Asapen (wie sie vom Besold und Leunclavio genennet werden /) verfochten selbiges hefftig/ und bezeugten/ mit häuffiger Vergiessung ihres Bluts/ daß ihnen die Stücke lieber/ als ihre Köpffe: ersetzten die Erschossene und Erstochene alsofort mit frischen Leuten/ und zwar so überhäuffig/ daß endlich die Unsrige nicht Rath befunden/ weiter drauff zu dringen; damit ihnen der Rückweg nicht abgestrickt würde; sondern sich/ mit gar geringem Einbuß (nur dreyer Soldaten nemlich /) wieder nach der Stadt/ in guter Ordnung / zurück gezogen; nachdem sie hingegen über zweyhundert Türken/ in der Furi/ aufgerieben / darunter zween fürnehme Officirer gewest. Es ist ihnen ein grössers Glück nahe bevor- aber nicht zugestanden: Denn/ wie etliche mitgebrachte Gefangene anzeigten/ so hätten sie / wann sie eine halbe Stunde eher/ hinaus geruckt wären/ de Groß-Vezier Ibrahim erwischt / als derselbe/ zur Besichtigung der Stadt/ daselbst herum geritten. Welches wol ein glücklicher Fang/ und wol so gut/ als die Eroberung einer Feld-Schlacht/ hätte seyn dörffen. Allein so fürnehme und fette Vögel fallen selten ins Garn: und GOTT wirfft seine Geisseln und nicht so geschwinde für die Füsse; weil unsere Sünden noch mehr Streiche verdienen. Es hat auch/ selbigen Tages/ der Spannische Obrister Loys d'Avalos, mit einer Compagnie Spannier/ durch erstbenanntes Thor sich hinaus gemacht; aber/ durch einen andren Weg / nemlich zwischen den Weingärten/ deren es gar viel bey der Stadt gab/ und vielen Türken / die daselbst Trauben/ als darnach sie gar begierig sind/ brachen/ den Hals gebrochen: Nachdem aber solches/ durch die Entflohene und Verwundte/ ruchbar worden; seynd die Türken/ im Ruckwege/ mit grosser Furi/ auf sie angefallen. Wie gering nun gleich diß Spannische Häufflein/ gegen ihrer Menge/ war; setzte sichs doch überaus herzhafft und männlich/ wie etwan ein großmütiger Leu/ wider viel Hunde/ zur Wehr; fochte sehr scharff mit ihnen/ und schoß (denn sie führten alle Röhre/ oder Mussqueten /) hälse doch gleichwol auch manchen kühnen Hals mit zusetzen/ und um etliche Köpffe weniger wieder heim gehen: wie es/ bey dergleichen Begegnissen/ gemeiniglich hergehet. Das schlimmste/ für sie/ war dieses daß der Feind/ überall vor der Stadt/ verdeckte Löcher hatte/ wodurch er denen Herausfallenden mit seinem Geschoß/ zwagte. Am Tage deß Erz-Engels Michael/ geschahe ein recht ernstlicher und starker Ausfall. Der Graf von Salm commandirte/ nach gehaltenem Kriegs-Rath/ zweentausend Fußknechte/ und fünffhundert Reuter/ unter der Anführung deß Eckens von Reysach/ durch das Kärnter-Thor hinaus: um auf die feindliche Batterien (oder Geschütz-Stellungen) einen Versuch zu thun / ob sie die Stücke daselbst vernageln könnten. Da setzte es einen harten Streit/ und scharffes Gefecht/ zu beyden Seiten. Die Unsrigen fochten ritterlich; setzten/ mit einem sehr tapfferen Ungestüm/ darauf an/ und brachen manchem Türken den Hals. Gleichwol kunten sie ihr Ziel nicht erreichen/ noch den Stücken beykommen: denn die Janitscharen und Asapen (wie sie vom Besold und Leunclavio genennet werden /) verfochten selbiges hefftig/ und bezeugten/ mit häuffiger Vergiessung ihres Bluts/ daß ihnen die Stücke lieber/ als ihre Köpffe: ersetzten die Erschossene und Erstochene alsofort mit frischen Leuten/ und zwar so überhäuffig/ daß endlich die Unsrige nicht Rath befunden/ weiter drauff zu dringen; damit ihnen der Rückweg nicht abgestrickt würde; sondern sich/ mit gar geringem Einbuß (nur dreyer Soldaten nemlich /) wieder nach der Stadt/ in guter Ordnung / zurück gezogen; nachdem sie hingegen über zweyhundert Türken/ in der Furi/ aufgerieben / darunter zween fürnehme Officirer gewest. Es ist ihnen ein grössers Glück nahe bevor- aber nicht zugestanden: Denn/ wie etliche mitgebrachte Gefangene anzeigten/ so hätten sie / wann sie eine halbe Stunde eher/ hinaus geruckt wären/ de Groß-Vezier Ibrahim erwischt / als derselbe/ zur Besichtigung der Stadt/ daselbst herum geritten. Welches wol ein glücklicher Fang/ und wol so gut/ als die Eroberung einer Feld-Schlacht/ hätte seyn dörffen. Allein so fürnehme und fette Vögel fallen selten ins Garn: und GOTT wirfft seine Geisseln und nicht so geschwinde für die Füsse; weil unsere Sünden noch mehr Streiche verdienen. Es hat auch/ selbigen Tages/ der Spannische Obrister Loys d’Avalos, mit einer Compagnie Spannier/ durch erstbenanntes Thor sich hinaus gemacht; aber/ durch einen andren Weg / nemlich zwischen den Weingärten/ deren es gar viel bey der Stadt gab/ und vielen Türken / die daselbst Trauben/ als darnach sie gar begierig sind/ brachen/ den Hals gebrochen: Nachdem aber solches/ durch die Entflohene und Verwundte/ ruchbar worden; seynd die Türken/ im Ruckwege/ mit grosser Furi/ auf sie angefallen. Wie gering nun gleich diß Spannische Häufflein/ gegen ihrer Menge/ war; setzte sichs doch überaus herzhafft und männlich/ wie etwan ein großmütiger Leu/ wider viel Hunde/ zur Wehr; fochte sehr scharff mit ihnen/ und schoß (denn sie führten alle Röhre/ oder Mussqueten /) <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0151" n="143"/> hälse doch gleichwol auch manchen kühnen Hals mit zusetzen/ und um etliche Köpffe weniger wieder heim gehen: wie es/ bey dergleichen Begegnissen/ gemeiniglich hergehet. Das schlimmste/ für sie/ war dieses daß der Feind/ überall vor der Stadt/ verdeckte Löcher hatte/ wodurch er denen Herausfallenden mit seinem Geschoß/ zwagte.</p> <p>Am Tage deß Erz-Engels Michael/ geschahe ein recht ernstlicher und starker Ausfall. Der Graf von Salm commandirte/ nach gehaltenem Kriegs-Rath/ zweentausend Fußknechte/ und fünffhundert Reuter/ unter der Anführung deß Eckens von Reysach/ durch das Kärnter-Thor hinaus: um auf die feindliche Batterien (oder Geschütz-Stellungen) einen Versuch zu thun / ob sie die Stücke daselbst vernageln könnten. Da setzte es einen harten Streit/ und scharffes Gefecht/ zu beyden Seiten. Die Unsrigen fochten ritterlich; setzten/ mit einem sehr tapfferen Ungestüm/ darauf an/ und brachen manchem Türken den Hals. Gleichwol kunten sie ihr Ziel nicht erreichen/ noch den Stücken beykommen: denn die Janitscharen und Asapen (wie sie vom Besold und Leunclavio genennet werden /) verfochten selbiges hefftig/ und bezeugten/ mit häuffiger Vergiessung ihres Bluts/ daß ihnen die Stücke lieber/ als ihre Köpffe: ersetzten die Erschossene und Erstochene alsofort mit frischen Leuten/ und zwar so überhäuffig/ daß endlich die Unsrige nicht Rath befunden/ weiter drauff zu dringen; damit ihnen der Rückweg nicht abgestrickt würde; sondern sich/ mit gar geringem Einbuß (nur dreyer Soldaten nemlich /) wieder nach der Stadt/ in guter Ordnung / zurück gezogen; nachdem sie hingegen über zweyhundert Türken/ in der Furi/ aufgerieben / darunter zween fürnehme Officirer gewest. Es ist ihnen ein grössers Glück nahe bevor- aber nicht zugestanden: Denn/ wie etliche mitgebrachte Gefangene anzeigten/ so hätten sie / wann sie eine halbe Stunde eher/ hinaus geruckt wären/ de Groß-Vezier Ibrahim erwischt / als derselbe/ zur Besichtigung der Stadt/ daselbst herum geritten. Welches wol ein glücklicher Fang/ und wol so gut/ als die Eroberung einer Feld-Schlacht/ hätte seyn dörffen. Allein so fürnehme und fette Vögel fallen selten ins Garn: und GOTT wirfft seine Geisseln und nicht so geschwinde für die Füsse; weil unsere Sünden noch mehr Streiche verdienen.</p> <p>Es hat auch/ selbigen Tages/ der Spannische Obrister Loys d’Avalos, mit einer Compagnie Spannier/ durch erstbenanntes Thor sich hinaus gemacht; aber/ durch einen andren Weg / nemlich zwischen den Weingärten/ deren es gar viel bey der Stadt gab/ und vielen Türken / die daselbst Trauben/ als darnach sie gar begierig sind/ brachen/ den Hals gebrochen: Nachdem aber solches/ durch die Entflohene und Verwundte/ ruchbar worden; seynd die Türken/ im Ruckwege/ mit grosser Furi/ auf sie angefallen. Wie gering nun gleich diß Spannische Häufflein/ gegen ihrer Menge/ war; setzte sichs doch überaus herzhafft und männlich/ wie etwan ein großmütiger Leu/ wider viel Hunde/ zur Wehr; fochte sehr scharff mit ihnen/ und schoß (denn sie führten alle Röhre/ oder Mussqueten /) </p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0151]
hälse doch gleichwol auch manchen kühnen Hals mit zusetzen/ und um etliche Köpffe weniger wieder heim gehen: wie es/ bey dergleichen Begegnissen/ gemeiniglich hergehet. Das schlimmste/ für sie/ war dieses daß der Feind/ überall vor der Stadt/ verdeckte Löcher hatte/ wodurch er denen Herausfallenden mit seinem Geschoß/ zwagte.
Am Tage deß Erz-Engels Michael/ geschahe ein recht ernstlicher und starker Ausfall. Der Graf von Salm commandirte/ nach gehaltenem Kriegs-Rath/ zweentausend Fußknechte/ und fünffhundert Reuter/ unter der Anführung deß Eckens von Reysach/ durch das Kärnter-Thor hinaus: um auf die feindliche Batterien (oder Geschütz-Stellungen) einen Versuch zu thun / ob sie die Stücke daselbst vernageln könnten. Da setzte es einen harten Streit/ und scharffes Gefecht/ zu beyden Seiten. Die Unsrigen fochten ritterlich; setzten/ mit einem sehr tapfferen Ungestüm/ darauf an/ und brachen manchem Türken den Hals. Gleichwol kunten sie ihr Ziel nicht erreichen/ noch den Stücken beykommen: denn die Janitscharen und Asapen (wie sie vom Besold und Leunclavio genennet werden /) verfochten selbiges hefftig/ und bezeugten/ mit häuffiger Vergiessung ihres Bluts/ daß ihnen die Stücke lieber/ als ihre Köpffe: ersetzten die Erschossene und Erstochene alsofort mit frischen Leuten/ und zwar so überhäuffig/ daß endlich die Unsrige nicht Rath befunden/ weiter drauff zu dringen; damit ihnen der Rückweg nicht abgestrickt würde; sondern sich/ mit gar geringem Einbuß (nur dreyer Soldaten nemlich /) wieder nach der Stadt/ in guter Ordnung / zurück gezogen; nachdem sie hingegen über zweyhundert Türken/ in der Furi/ aufgerieben / darunter zween fürnehme Officirer gewest. Es ist ihnen ein grössers Glück nahe bevor- aber nicht zugestanden: Denn/ wie etliche mitgebrachte Gefangene anzeigten/ so hätten sie / wann sie eine halbe Stunde eher/ hinaus geruckt wären/ de Groß-Vezier Ibrahim erwischt / als derselbe/ zur Besichtigung der Stadt/ daselbst herum geritten. Welches wol ein glücklicher Fang/ und wol so gut/ als die Eroberung einer Feld-Schlacht/ hätte seyn dörffen. Allein so fürnehme und fette Vögel fallen selten ins Garn: und GOTT wirfft seine Geisseln und nicht so geschwinde für die Füsse; weil unsere Sünden noch mehr Streiche verdienen.
Es hat auch/ selbigen Tages/ der Spannische Obrister Loys d’Avalos, mit einer Compagnie Spannier/ durch erstbenanntes Thor sich hinaus gemacht; aber/ durch einen andren Weg / nemlich zwischen den Weingärten/ deren es gar viel bey der Stadt gab/ und vielen Türken / die daselbst Trauben/ als darnach sie gar begierig sind/ brachen/ den Hals gebrochen: Nachdem aber solches/ durch die Entflohene und Verwundte/ ruchbar worden; seynd die Türken/ im Ruckwege/ mit grosser Furi/ auf sie angefallen. Wie gering nun gleich diß Spannische Häufflein/ gegen ihrer Menge/ war; setzte sichs doch überaus herzhafft und männlich/ wie etwan ein großmütiger Leu/ wider viel Hunde/ zur Wehr; fochte sehr scharff mit ihnen/ und schoß (denn sie führten alle Röhre/ oder Mussqueten /)
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/151>, abgerufen am 16.02.2025. |