Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.vielen andren/ ohne Erwartung weitern Gewalts/ vom Ferdinando abfielen/ wie im Herbst das Laub/ wann es durch einen starken Wind angebrauset wird. Wiewol es dergleichen Oertern nicht so hoch zu verübeln war; als die gar leicht erachten kunten/ dieser Solimannische Blitz würde kein blosses Feld-leuchten bedeuten/ sondern/ im Fall sie sich widersetzten/ gar bald ein schwerer Donnerschlag darauf erfolgen. Zu Ofen begehrte ein grosser Theil der Bürger dieser bösen Gäste Ankunfft nicht zu erwarten/ zumal die Vermöglichsten: sondern flohen nach Gran/ oder Weissenburg/ oder Preßburg/ und von dannen gen Wien/ und theils derselben noch weiter hinauf. Also fand der Türk diß ansehnliche Nest ziemlich blos an Einwohnern: weil die fürnehmste und reichste Vögel waren ausgeflogen. Die Vorstadt gieng gleich über/ da er sie kaum hatte gesehn: so machte auch die Stadt keine sonderliche Mühe; als die nur mit einer geringen Anzahl Teutscher Soldaten besetzt war. In der Stadt und Schloß lagen Thomas Nadasti/ als Commendant/ nebst dem Christoph Besserer/ und Johann Traubinger/ die zwo Compagnien unter sich hatten. Diese erschracken zwar über den geschwinden Volk-mächtigen Anzug deß Feindes/ und hingegen über die Schwachheit ihres dagegen so geringen Häuffleins: welches sie auch/ nach einiger tapfren Gegenwehr/ nöthigte/ die Stadt ihm zu überlassen/ und sich ins Schloß zu retiriren. Selbiges war mehr für die Lust/ weder gewaltsamen Ernst/ von den alten Königen erbauet: dannoch wolten die Türken auch nicht gern etlicht wenig Bluts-Tropffen daren spendiren / oder es mit stürmender Hand gleich angreiffen: sondern fingen an/ es zu untergraben/ und beschossen es auch mit einer grossen Menge Kugeln. Etliche wollen/ es hätte sich die Besatzung eine lange Zeit scharff und ritterlich gewehrt. Unter diesen ist auch Megiserus/ welcher also davon schreibt: Weil die Türken das Schloß nun untergraben/ und allenthalben mit Pulver zersprengen liessen; seynd die Landsknecht/ ob solcher Rüstung (oder Bestreitung) trefflich erschrocken: weil sie diese Kunst nicht verstanden/ und nicht wieder entgegen graben können: daher ihnen ihr Verderben fast vor Augen geschwebt. Dann es war das Schloß/ Ofen / nur mit vier Fähnlein besetzt/ und also/ gegen dem Feinde/ eine Hand voll zu rechnen / also/ daß nicht so viel einzelne Personen drinnen waren/ als die Türken tausend hatten. Noch hat Solimann/ als er anfing zu stürmen/ eilff gewaltiger Stürme davor verlohren/ daß er vermeinet/ es wären eitel Teuffel im Schloß. Als aber die Knechte müde und hellig waren/ auch nicht mehr Proviand und Nothdurfft/ auch von Niemanden einige Hülffe zu hoffen hatten: hielten sie/ mit dem Türken/ Sprache/ und wolten das Schloß aufgeben/ soferrn er ihnen das Leben zu fristen/ und frey-sicher Geleit zu geben/ mit ihrem Harnisch und Gewehr/ sie sicher abziehen und passiren zu lassen/ versprechen würde. Megiserus in der Kärnterischen Chronik am 1355. Blat.
vielen andren/ ohne Erwartung weitern Gewalts/ vom Ferdinando abfielen/ wie im Herbst das Laub/ wann es durch einen starken Wind angebrauset wird. Wiewol es dergleichen Oertern nicht so hoch zu verübeln war; als die gar leicht erachten kunten/ dieser Solimannische Blitz würde kein blosses Feld-leuchten bedeuten/ sondern/ im Fall sie sich widersetzten/ gar bald ein schwerer Donnerschlag darauf erfolgen. Zu Ofen begehrte ein grosser Theil der Bürger dieser bösen Gäste Ankunfft nicht zu erwarten/ zumal die Vermöglichsten: sondern flohen nach Gran/ oder Weissenburg/ oder Preßburg/ und von dannen gen Wien/ und theils derselben noch weiter hinauf. Also fand der Türk diß ansehnliche Nest ziemlich blos an Einwohnern: weil die fürnehmste und reichste Vögel waren ausgeflogen. Die Vorstadt gieng gleich über/ da er sie kaum hatte gesehn: so machte auch die Stadt keine sonderliche Mühe; als die nur mit einer geringen Anzahl Teutscher Soldaten besetzt war. In der Stadt und Schloß lagen Thomas Nadasti/ als Commendant/ nebst dem Christoph Besserer/ und Johann Traubinger/ die zwo Compagnien unter sich hatten. Diese erschracken zwar über den geschwinden Volk-mächtigen Anzug deß Feindes/ und hingegen über die Schwachheit ihres dagegen so geringen Häuffleins: welches sie auch/ nach einiger tapfren Gegenwehr/ nöthigte/ die Stadt ihm zu überlassen/ und sich ins Schloß zu retiriren. Selbiges war mehr für die Lust/ weder gewaltsamen Ernst/ von den alten Königen erbauet: dannoch wolten die Türken auch nicht gern etlicht wenig Bluts-Tropffen daren spendiren / oder es mit stürmender Hand gleich angreiffen: sondern fingen an/ es zu untergraben/ und beschossen es auch mit einer grossen Menge Kugeln. Etliche wollen/ es hätte sich die Besatzung eine lange Zeit scharff und ritterlich gewehrt. Unter diesen ist auch Megiserus/ welcher also davon schreibt: Weil die Türken das Schloß nun untergraben/ und allenthalben mit Pulver zersprengen liessen; seynd die Landsknecht/ ob solcher Rüstung (oder Bestreitung) trefflich erschrocken: weil sie diese Kunst nicht verstanden/ und nicht wieder entgegen graben können: daher ihnen ihr Verderben fast vor Augen geschwebt. Dann es war das Schloß/ Ofen / nur mit vier Fähnlein besetzt/ und also/ gegen dem Feinde/ eine Hand voll zu rechnen / also/ daß nicht so viel einzelne Personen drinnen waren/ als die Türken tausend hatten. Noch hat Solimann/ als er anfing zu stürmen/ eilff gewaltiger Stürme davor verlohren/ daß er vermeinet/ es wären eitel Teuffel im Schloß. Als aber die Knechte müde und hellig waren/ auch nicht mehr Proviand und Nothdurfft/ auch von Niemanden einige Hülffe zu hoffen hatten: hielten sie/ mit dem Türken/ Sprache/ und wolten das Schloß aufgeben/ soferrn er ihnen das Leben zu fristen/ und frey-sicher Geleit zu geben/ mit ihrem Harnisch und Gewehr/ sie sicher abziehen und passiren zu lassen/ versprechen würde. Megiserus in der Kärnterischen Chronik am 1355. Blat.
<TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0107" n="99"/> vielen andren/ ohne Erwartung weitern Gewalts/ vom Ferdinando abfielen/ wie im Herbst das Laub/ wann es durch einen starken Wind angebrauset wird. Wiewol es dergleichen Oertern nicht so hoch zu verübeln war; als die gar leicht erachten kunten/ dieser Solimannische Blitz würde kein blosses Feld-leuchten bedeuten/ sondern/ im Fall sie sich widersetzten/ gar bald ein schwerer Donnerschlag darauf erfolgen.</p> <p>Zu Ofen begehrte ein grosser Theil der Bürger dieser bösen Gäste Ankunfft nicht zu erwarten/ zumal die Vermöglichsten: sondern flohen nach Gran/ oder Weissenburg/ oder Preßburg/ und von dannen gen Wien/ und theils derselben noch weiter hinauf. Also fand der Türk diß ansehnliche Nest ziemlich blos an Einwohnern: weil die fürnehmste und reichste Vögel waren ausgeflogen. Die Vorstadt gieng gleich über/ da er sie kaum hatte gesehn: so machte auch die Stadt keine sonderliche Mühe; als die nur mit einer geringen Anzahl Teutscher Soldaten besetzt war. In der Stadt und Schloß lagen Thomas Nadasti/ als Commendant/ nebst dem Christoph Besserer/ und Johann Traubinger/ die zwo Compagnien unter sich hatten. Diese erschracken zwar über den geschwinden Volk-mächtigen Anzug deß Feindes/ und hingegen über die Schwachheit ihres dagegen so geringen Häuffleins: welches sie auch/ nach einiger tapfren Gegenwehr/ nöthigte/ die Stadt ihm zu überlassen/ und sich ins Schloß zu retiriren.</p> <p>Selbiges war mehr für die Lust/ weder gewaltsamen Ernst/ von den alten Königen erbauet: dannoch wolten die Türken auch nicht gern etlicht wenig Bluts-Tropffen daren spendiren / oder es mit stürmender Hand gleich angreiffen: sondern fingen an/ es zu untergraben/ und beschossen es auch mit einer grossen Menge Kugeln.</p> <p>Etliche wollen/ es hätte sich die Besatzung eine lange Zeit scharff und ritterlich gewehrt. Unter diesen ist auch Megiserus/ welcher also davon schreibt:</p> <p>Weil die Türken das Schloß nun untergraben/ und allenthalben mit Pulver zersprengen liessen; seynd die Landsknecht/ ob solcher Rüstung (oder Bestreitung) trefflich erschrocken: weil sie diese Kunst nicht verstanden/ und nicht wieder entgegen graben können: daher ihnen ihr Verderben fast vor Augen geschwebt. Dann es war das Schloß/ Ofen / nur mit vier Fähnlein besetzt/ und also/ gegen dem Feinde/ eine Hand voll zu rechnen / also/ daß nicht so viel einzelne Personen drinnen waren/ als die Türken tausend hatten. Noch hat Solimann/ als er anfing zu stürmen/ eilff gewaltiger Stürme davor verlohren/ daß er vermeinet/ es wären eitel Teuffel im Schloß. Als aber die Knechte müde und hellig waren/ auch nicht mehr Proviand und Nothdurfft/ auch von Niemanden einige Hülffe zu hoffen hatten: hielten sie/ mit dem Türken/ Sprache/ und wolten das Schloß aufgeben/ soferrn er ihnen das Leben zu fristen/ und frey-sicher Geleit zu geben/ mit ihrem Harnisch und Gewehr/ sie sicher abziehen und passiren zu lassen/ versprechen würde. <note place="foot">Megiserus in der Kärnterischen Chronik am 1355. Blat.</note></p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0107]
vielen andren/ ohne Erwartung weitern Gewalts/ vom Ferdinando abfielen/ wie im Herbst das Laub/ wann es durch einen starken Wind angebrauset wird. Wiewol es dergleichen Oertern nicht so hoch zu verübeln war; als die gar leicht erachten kunten/ dieser Solimannische Blitz würde kein blosses Feld-leuchten bedeuten/ sondern/ im Fall sie sich widersetzten/ gar bald ein schwerer Donnerschlag darauf erfolgen.
Zu Ofen begehrte ein grosser Theil der Bürger dieser bösen Gäste Ankunfft nicht zu erwarten/ zumal die Vermöglichsten: sondern flohen nach Gran/ oder Weissenburg/ oder Preßburg/ und von dannen gen Wien/ und theils derselben noch weiter hinauf. Also fand der Türk diß ansehnliche Nest ziemlich blos an Einwohnern: weil die fürnehmste und reichste Vögel waren ausgeflogen. Die Vorstadt gieng gleich über/ da er sie kaum hatte gesehn: so machte auch die Stadt keine sonderliche Mühe; als die nur mit einer geringen Anzahl Teutscher Soldaten besetzt war. In der Stadt und Schloß lagen Thomas Nadasti/ als Commendant/ nebst dem Christoph Besserer/ und Johann Traubinger/ die zwo Compagnien unter sich hatten. Diese erschracken zwar über den geschwinden Volk-mächtigen Anzug deß Feindes/ und hingegen über die Schwachheit ihres dagegen so geringen Häuffleins: welches sie auch/ nach einiger tapfren Gegenwehr/ nöthigte/ die Stadt ihm zu überlassen/ und sich ins Schloß zu retiriren.
Selbiges war mehr für die Lust/ weder gewaltsamen Ernst/ von den alten Königen erbauet: dannoch wolten die Türken auch nicht gern etlicht wenig Bluts-Tropffen daren spendiren / oder es mit stürmender Hand gleich angreiffen: sondern fingen an/ es zu untergraben/ und beschossen es auch mit einer grossen Menge Kugeln.
Etliche wollen/ es hätte sich die Besatzung eine lange Zeit scharff und ritterlich gewehrt. Unter diesen ist auch Megiserus/ welcher also davon schreibt:
Weil die Türken das Schloß nun untergraben/ und allenthalben mit Pulver zersprengen liessen; seynd die Landsknecht/ ob solcher Rüstung (oder Bestreitung) trefflich erschrocken: weil sie diese Kunst nicht verstanden/ und nicht wieder entgegen graben können: daher ihnen ihr Verderben fast vor Augen geschwebt. Dann es war das Schloß/ Ofen / nur mit vier Fähnlein besetzt/ und also/ gegen dem Feinde/ eine Hand voll zu rechnen / also/ daß nicht so viel einzelne Personen drinnen waren/ als die Türken tausend hatten. Noch hat Solimann/ als er anfing zu stürmen/ eilff gewaltiger Stürme davor verlohren/ daß er vermeinet/ es wären eitel Teuffel im Schloß. Als aber die Knechte müde und hellig waren/ auch nicht mehr Proviand und Nothdurfft/ auch von Niemanden einige Hülffe zu hoffen hatten: hielten sie/ mit dem Türken/ Sprache/ und wolten das Schloß aufgeben/ soferrn er ihnen das Leben zu fristen/ und frey-sicher Geleit zu geben/ mit ihrem Harnisch und Gewehr/ sie sicher abziehen und passiren zu lassen/ versprechen würde.
Megiserus in der Kärnterischen Chronik am 1355. Blat.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |