Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.von der Welt/ und Leerheit. per seyn/ der mich daran verhinderte/ und der Hand einen Gegenstandfürwürffe. Man wähle nun/ welches man wolle; so ist gewißlich/ Krafft dieses Schlusses/ etwas über allen Himmeln. Goldstern. Diese Meinung Nicolai Taurelli hat zu einer Grund- Dieses Letzte ist/ in gewissem Verstande (nemlich so fern nur GOtt Winterschild. Was ist aber solches Nichts? Was soll ich da- Goldstern. Nichts ist Nichts: denn so kan mans am allerei-Was Schönwald. GOtt hat gleichwol die Welt aus Nichts erschaf- Goldstern Mit nichten! Weil Alles/ aus Nichts/ gemacht ist/ und findlich- H
von der Welt/ und Leerheit. per ſeyn/ der mich daran verhinderte/ und der Hand einen Gegenſtandfuͤrwuͤrffe. Man waͤhle nun/ welches man wolle; ſo iſt gewißlich/ Krafft dieſes Schluſſes/ etwas uͤber allen Himmeln. Goldſtern. Dieſe Meinung Nicolai Taurelli hat zu einer Grund- Dieſes Letzte iſt/ in gewiſſem Verſtande (nemlich ſo fern nur GOtt Winterſchild. Was iſt aber ſolches Nichts? Was ſoll ich da- Goldſtern. Nichts iſt Nichts: denn ſo kan mans am allerei-Was Schoͤnwald. GOtt hat gleichwol die Welt aus Nichts erſchaf- Goldſtern Mit nichten! Weil Alles/ aus Nichts/ gemacht iſt/ und findlich- H
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von der Welt/ und Leerheit.
per ſeyn/ der mich daran verhinderte/ und der Hand einen Gegenſtand
fuͤrwuͤrffe. Man waͤhle nun/ welches man wolle; ſo iſt gewißlich/ Krafft
dieſes Schluſſes/ etwas uͤber allen Himmeln.
Goldſtern. Dieſe Meinung Nicolai Taurelli hat zu einer Grund-
Seule den Satz/ daß ein jeglicher Koͤrper/ in einem leeren Raum ſey/ und
daß alle Koͤrper/ in der Leerheit/ beweget werden: ſintemal kein Koͤrper/
in einem anderen ſeyn/ oder bewegt werden koͤnne. Und darum bricht er
endlich gar/ in dieſe Wort/ heraus: Lieber! wo wird denn die Welt
ſeyn/ wenn ſie nicht in der Leerheit iſt? (a) Der oͤberſte Kreis deß
Himmels wird/ in dem ledigen Raum/ bewogen. Eben alſo urthei-
lete auch Epicurus: Wenn keine Ledigkeit waͤre/ ſo haͤtten die Koͤr-
per keinen Platz/ zu ihrer Bewegung Die Pythagorici/ und Ariſto-
teles/ haben/ wie Plutarchus gedenckt/ gleichfalls geſchloſſen/ auſſer der
Welt waͤre eine ledige Unendlichkeit: wiewol etliche vermeinen/ dem Ari-
ſtoteli werde ſolches nur angedichtet. Picolomineus will/ daß die Alten/
durch ſolche Leerheit/ nichts anders verſtehen/ als Nichts/ und diß ha-
be Ariſtoteles verſtanden/ als er geſchrieben/ (b) auſſer dem Himmel
ſey Nichts.
(a) Taurell.
3. Quæſt. 4.
(b) l. deCœ-
lo, 9.
Dieſes Letzte iſt/ in gewiſſem Verſtande (nemlich ſo fern nur GOtt
nicht/ in ſolcher auſſer-himmliſchen Nichtigkeit/ wird miteingeſchloſſen)
gantz recht. Denn am Ende der aͤuſſerſten Welt/ befindet ſich/ nebenſt
und umden allmaͤchtigen/ ewigen/ allgegenwaͤrtigen Gott/ weiter nichts/
als Nichts.
Winterſchild. Was iſt aber ſolches Nichts? Was ſoll ich da-
durch verſtehen?
Goldſtern. Nichts iſt Nichts: denn ſo kan mans am allerei-
gentlichſten und kurtzeſten beſchreiben. Es iſt weder dieſes noch jenes/
noch einiges unter allen Dingen/ ſo da ſeynd: es iſt weder hie noch da/
ſondern nirgends; iſt weder in den Gedancken/ noch in der Natur/ weder
in der ſicht- oder unſichtbaren Welt/ weder in noch auſſer GOtt/ noch in
einigem Geſchoͤpffe.
Was
Nichts ſey.
Schoͤnwald. GOtt hat gleichwol die Welt aus Nichts erſchaf-
fen: ſo muß je Nichts noch Etwas ſeyn.
Goldſtern Mit nichten! Weil Alles/ aus Nichts/ gemacht iſt/ und
aber Etwas unter Allem begriffen; ſo kan nimmermehr Nichts Et-
was/ noch Etwas Nichts ſeyn; ob gleich die Allmacht/ aus Nichts/
Alles kan heiſſen werden/ und herfuͤrbringen. Der Herꝛ muß das Nichts/
fuͤr keine Materi/ achten/ daraus GOtt haͤtte die Welt erſchaffen/ noch
fuͤr einiges Weſen; ſondern fuͤr eine gaͤntzliche Verneinung aller Be-
findlich-
H
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