Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Sonnen.

Zum Siebenden; bezeugen es auch die Nimbi luminosi oder hellen
Regen-förmige Striche/ so sich/ um die grössere Mackeln/ ergiessen; wie
auch die ausserordentliche Farben/ gelbe/ rötliche (subru[s]i) grünlechte
(subvirides) und himmel-blaue/ so denselben anhangen.

Darum vermuten alle diejenige/ so diese Observationes gehabt/
Aristoteles würde sich gantz anders erklärt haben/ wenn ihm dergleichen
Erscheinungen/ durch ein Stern-Rohr/ wären zu Gesichte ko[m]men.

Ausser jetzt erzehlten/ dienet auch/ zu diesem Beweis/ was ich vor-
hin/ von d[e]r Sonnen feuriger Gestalt aus dem P. Scheinero/ beyge-
bracht habe. Und hiemit stimmen die besten alte und neue Mathema-Einstim-
mung der
heutigen
Sternse-
her.

tici überein. Zu unseren Zeiten/ folgen die Sternseher entweder den
Grundsätzen deß Tycho Brahe/ oder deß Copernici. Die/ so dem Co-
pernico beypflichten/ zweiffeln/ an der feurigen Natur der Sonnen/ im
geringsten nicht; sprechen/ die Sonne sey/ in der Welt/ eben das/ was
das Hertz in einem Thier. Welche aber dem Brahe ergeben sind/ be-
kennen alle/ die Sonne bestehe in himmlischer Substantz eines gereinig-
ten Feuers.

Forell. Der Herr hat aber/ wofern ich mich recht erinnere/ gesagt/
die Sonne hätte eine feuchte Glut. Solches dünckt mich/ vertrage
sich übel/ mit deß Feuers natürlicher Eigenschafft. Denn das Feuer ist
am trucknesten: wie mag es denn feucht seyn?

Goldstern. Was sagt er dazu/ mein Herr Adlerhaupt? Jst
das Feuer am trucknesten?

Adlerhaupt. Mitnichten. Heiß zwar und trucken ist es/ in einem
hohen Grad; aber nicht trucken/ in dem höchsten Grad. Denn/ wie
Aristoteles lehret/ so ist die Erde am allertrucknesten.

Goldstern. Meinet der Herr Forell/ es gebe nicht auch Feuer-
brennende Feuchtigkeiten?

Forell. O ja! das weiß ich sehr wol; aber nicht feurig zugleich
gläntzende/ oder feuchte Feuer.

Goldstern. Warum nicht? Es kan wol manches Feuer eine ge-
wisse Feuchtigkeit bey sich haben; ob es gleich eben keine wässerige. Wenn
ein gantzes Meer von Pech/ Hartz/ und Schwefel würde angezündet;
würde es nicht ein feuchtes Feuer oder ein Feuer im Feuchten/ abgeben?
Aber wir wollen der Weiterung dieser Frage zeitlich vorbauen durch ein
andres Wort/ so dem Herrn vermutlich ein wenig erträglicher fürkom-
men wird/ und an Statt der feuchten Glut/ es ein flüssiges Feuer
hinfüro nennen.

Schön-
C c c c c ij
Von der Sonnen.

Zum Siebenden; bezeugen es auch die Nimbi luminoſi oder hellen
Regen-foͤrmige Striche/ ſo ſich/ um die groͤſſere Mackeln/ ergieſſen; wie
auch die auſſerordentliche Farben/ gelbe/ roͤtliche (ſubru[ſ]i) gruͤnlechte
(ſubvirides) und himmel-blaue/ ſo denſelben anhangen.

Darum vermuten alle diejenige/ ſo dieſe Obſervationes gehabt/
Ariſtoteles wuͤrde ſich gantz anders erklaͤrt haben/ wenn ihm dergleichen
Erſcheinungen/ durch ein Stern-Rohr/ waͤren zu Geſichte ko[m]men.

Auſſer jetzt erzehlten/ dienet auch/ zu dieſem Beweis/ was ich vor-
hin/ von d[e]r Sonnen feuriger Geſtalt aus dem P. Scheinero/ beyge-
bracht habe. Und hiemit ſtimmen die beſten alte und neue Mathema-Einſtim-
mung der
heutigen
Sternſe-
her.

tici uͤberein. Zu unſeren Zeiten/ folgen die Sternſeher entweder den
Grundſaͤtzen deß Tycho Brahe/ oder deß Copernici. Die/ ſo dem Co-
pernico beypflichten/ zweiffeln/ an der feurigen Natur der Sonnen/ im
geringſten nicht; ſprechen/ die Sonne ſey/ in der Welt/ eben das/ was
das Hertz in einem Thier. Welche aber dem Brahe ergeben ſind/ be-
kennen alle/ die Sonne beſtehe in himmliſcher Subſtantz eines gereinig-
ten Feuers.

Forell. Der Herꝛ hat aber/ wofern ich mich recht erinnere/ geſagt/
die Sonne haͤtte eine feuchte Glut. Solches duͤnckt mich/ vertrage
ſich uͤbel/ mit deß Feuers natuͤrlicher Eigenſchafft. Denn das Feuer iſt
am truckneſten: wie mag es denn feucht ſeyn?

Goldſtern. Was ſagt er dazu/ mein Herꝛ Adlerhaupt? Jſt
das Feuer am truckneſten?

Adlerhaupt. Mitnichten. Heiß zwar und trucken iſt es/ in einem
hohen Grad; aber nicht trucken/ in dem hoͤchſten Grad. Denn/ wie
Ariſtoteles lehret/ ſo iſt die Erde am allertruckneſten.

Goldſtern. Meinet der Herꝛ Forell/ es gebe nicht auch Feuer-
brennende Feuchtigkeiten?

Forell. O ja! das weiß ich ſehr wol; aber nicht feurig zugleich
glaͤntzende/ oder feuchte Feuer.

Goldſtern. Warum nicht? Es kan wol manches Feuer eine ge-
wiſſe Feuchtigkeit bey ſich haben; ob es gleich eben keine waͤſſerige. Wenn
ein gantzes Meer von Pech/ Hartz/ und Schwefel wuͤrde angezuͤndet;
wuͤrde es nicht ein feuchtes Feuer oder ein Feuer im Feuchten/ abgeben?
Aber wir wollen der Weiterung dieſer Frage zeitlich vorbauen durch ein
andres Wort/ ſo dem Herꝛn vermutlich ein wenig ertraͤglicher fuͤrkom-
men wird/ und an Statt der feuchten Glut/ es ein fluͤſſiges Feuer
hinfuͤro nennen.

Schoͤn-
C c c c c ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0803" n="755"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Sonnen.</hi> </fw><lb/>
        <p>Zum Siebenden; bezeugen es auch die <hi rendition="#aq">Nimbi lumino&#x017F;i</hi> oder hellen<lb/>
Regen-fo&#x0364;rmige Striche/ &#x017F;o &#x017F;ich/ um die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Mackeln/ ergie&#x017F;&#x017F;en; wie<lb/>
auch die au&#x017F;&#x017F;erordentliche Farben/ gelbe/ ro&#x0364;tliche <hi rendition="#aq">(&#x017F;ubru<supplied>&#x017F;</supplied>i)</hi> gru&#x0364;nlechte<lb/><hi rendition="#aq">(&#x017F;ubvirides)</hi> und himmel-blaue/ &#x017F;o den&#x017F;elben anhangen.</p><lb/>
        <p>Darum vermuten alle diejenige/ &#x017F;o die&#x017F;e Ob&#x017F;ervationes gehabt/<lb/>
Ari&#x017F;toteles wu&#x0364;rde &#x017F;ich gantz anders erkla&#x0364;rt haben/ wenn ihm dergleichen<lb/>
Er&#x017F;cheinungen/ durch ein Stern-Rohr/ wa&#x0364;ren zu Ge&#x017F;ichte ko<supplied>m</supplied>men.</p><lb/>
        <p>Au&#x017F;&#x017F;er jetzt erzehlten/ dienet auch/ zu die&#x017F;em Beweis/ was ich vor-<lb/>
hin/ von d<supplied>e</supplied>r Sonnen feuriger Ge&#x017F;talt aus dem P. Scheinero/ beyge-<lb/>
bracht habe. Und hiemit &#x017F;timmen die be&#x017F;ten alte und neue Mathema-<note place="right">Ein&#x017F;tim-<lb/>
mung der<lb/>
heutigen<lb/>
Stern&#x017F;e-<lb/>
her.</note><lb/>
tici u&#x0364;berein. Zu un&#x017F;eren Zeiten/ folgen die Stern&#x017F;eher entweder den<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tzen deß Tycho Brahe/ oder deß Copernici. Die/ &#x017F;o dem Co-<lb/>
pernico beypflichten/ zweiffeln/ an der feurigen Natur der Sonnen/ im<lb/>
gering&#x017F;ten nicht; &#x017F;prechen/ die Sonne &#x017F;ey/ in der Welt/ eben das/ was<lb/>
das Hertz in einem Thier. Welche aber dem Brahe ergeben &#x017F;ind/ be-<lb/>
kennen alle/ die Sonne be&#x017F;tehe in himmli&#x017F;cher Sub&#x017F;tantz eines gereinig-<lb/>
ten Feuers.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Forell.</hi> Der Her&#xA75B; hat aber/ wofern ich mich recht erinnere/ ge&#x017F;agt/<lb/>
die Sonne ha&#x0364;tte eine <hi rendition="#fr">feuchte Glut.</hi> Solches du&#x0364;nckt mich/ vertrage<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;bel/ mit deß Feuers natu&#x0364;rlicher Eigen&#x017F;chafft. Denn das Feuer i&#x017F;t<lb/>
am truckne&#x017F;ten: wie mag es denn feucht &#x017F;eyn?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Was &#x017F;agt er dazu/ mein Her&#xA75B; <hi rendition="#fr">Adlerhaupt</hi>? J&#x017F;t<lb/>
das Feuer am truckne&#x017F;ten?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Adlerhaupt.</hi> Mitnichten. Heiß zwar und trucken i&#x017F;t es/ in einem<lb/>
hohen Grad; aber nicht trucken/ in dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad. Denn/ wie<lb/>
Ari&#x017F;toteles lehret/ &#x017F;o i&#x017F;t die Erde am allertruckne&#x017F;ten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Meinet der Her&#xA75B; <hi rendition="#fr">Forell/</hi> es gebe nicht auch Feuer-<lb/>
brennende Feuchtigkeiten?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Forell.</hi> O ja! das weiß ich &#x017F;ehr wol; aber nicht feurig zugleich<lb/>
gla&#x0364;ntzende/ oder feuchte Feuer.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Gold&#x017F;tern.</hi> Warum nicht? Es kan wol manches Feuer eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Feuchtigkeit bey &#x017F;ich haben; ob es gleich eben keine wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erige. Wenn<lb/>
ein gantzes Meer von Pech/ Hartz/ und Schwefel wu&#x0364;rde angezu&#x0364;ndet;<lb/>
wu&#x0364;rde es nicht ein feuchtes Feuer oder ein Feuer im Feuchten/ abgeben?<lb/>
Aber wir wollen der Weiterung die&#x017F;er Frage zeitlich vorbauen durch ein<lb/>
andres Wort/ &#x017F;o dem Her&#xA75B;n vermutlich ein wenig ertra&#x0364;glicher fu&#x0364;rkom-<lb/>
men wird/ und an Statt der <hi rendition="#fr">feuchten Glut/ es ein flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iges Feuer</hi><lb/>
hinfu&#x0364;ro nennen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">C c c c c ij</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Scho&#x0364;n-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[755/0803] Von der Sonnen. Zum Siebenden; bezeugen es auch die Nimbi luminoſi oder hellen Regen-foͤrmige Striche/ ſo ſich/ um die groͤſſere Mackeln/ ergieſſen; wie auch die auſſerordentliche Farben/ gelbe/ roͤtliche (ſubruſi) gruͤnlechte (ſubvirides) und himmel-blaue/ ſo denſelben anhangen. Darum vermuten alle diejenige/ ſo dieſe Obſervationes gehabt/ Ariſtoteles wuͤrde ſich gantz anders erklaͤrt haben/ wenn ihm dergleichen Erſcheinungen/ durch ein Stern-Rohr/ waͤren zu Geſichte kommen. Auſſer jetzt erzehlten/ dienet auch/ zu dieſem Beweis/ was ich vor- hin/ von der Sonnen feuriger Geſtalt aus dem P. Scheinero/ beyge- bracht habe. Und hiemit ſtimmen die beſten alte und neue Mathema- tici uͤberein. Zu unſeren Zeiten/ folgen die Sternſeher entweder den Grundſaͤtzen deß Tycho Brahe/ oder deß Copernici. Die/ ſo dem Co- pernico beypflichten/ zweiffeln/ an der feurigen Natur der Sonnen/ im geringſten nicht; ſprechen/ die Sonne ſey/ in der Welt/ eben das/ was das Hertz in einem Thier. Welche aber dem Brahe ergeben ſind/ be- kennen alle/ die Sonne beſtehe in himmliſcher Subſtantz eines gereinig- ten Feuers. Einſtim- mung der heutigen Sternſe- her. Forell. Der Herꝛ hat aber/ wofern ich mich recht erinnere/ geſagt/ die Sonne haͤtte eine feuchte Glut. Solches duͤnckt mich/ vertrage ſich uͤbel/ mit deß Feuers natuͤrlicher Eigenſchafft. Denn das Feuer iſt am truckneſten: wie mag es denn feucht ſeyn? Goldſtern. Was ſagt er dazu/ mein Herꝛ Adlerhaupt? Jſt das Feuer am truckneſten? Adlerhaupt. Mitnichten. Heiß zwar und trucken iſt es/ in einem hohen Grad; aber nicht trucken/ in dem hoͤchſten Grad. Denn/ wie Ariſtoteles lehret/ ſo iſt die Erde am allertruckneſten. Goldſtern. Meinet der Herꝛ Forell/ es gebe nicht auch Feuer- brennende Feuchtigkeiten? Forell. O ja! das weiß ich ſehr wol; aber nicht feurig zugleich glaͤntzende/ oder feuchte Feuer. Goldſtern. Warum nicht? Es kan wol manches Feuer eine ge- wiſſe Feuchtigkeit bey ſich haben; ob es gleich eben keine waͤſſerige. Wenn ein gantzes Meer von Pech/ Hartz/ und Schwefel wuͤrde angezuͤndet; wuͤrde es nicht ein feuchtes Feuer oder ein Feuer im Feuchten/ abgeben? Aber wir wollen der Weiterung dieſer Frage zeitlich vorbauen durch ein andres Wort/ ſo dem Herꝛn vermutlich ein wenig ertraͤglicher fuͤrkom- men wird/ und an Statt der feuchten Glut/ es ein fluͤſſiges Feuer hinfuͤro nennen. Schoͤn- C c c c c ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/803
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/803>, abgerufen am 28.07.2024.