Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.und derselben Fürbildung. Wachs/ und dessen mancherley Bildungen. Die erste Materi (schreibtGleichniß/zur Erklä- rung der er- sten und an- dren Mate- ri dienlich. er) ist ein einiges Individuum, als/ zum Exempel/ wie ein Wachs- Klumpe: davon ein Stück die Form einer Kertzen trägt; das an- dre die Form eines Bildleins; das dritte eines Ballens; das vierd- te einer Würffel. Der Klumpen aber kan bald diese/ bald jene Gestalt oder Bildung bekommen/ und hat für sich selbst keine be- sondere oder beständige; muß doch gleichwol allezeit eine gewisse haben. Denn die Materi ist nicht/ von GOtt/ geschaffen/ als ein voll- ständiges/ und unterschiedenes natürliches Ding; sondern vielmehr den natürlichen Sachen mit angeschaffen/ und gleichsam ein Rudiment/ oder Anfang/ und Theil aller natürlichen Dinge: Wie Sennertus dafür hält: welcher/ in diesem Stück/ von der gemeinen Meinung/ ein wenig abweicht/ indem er für glaublich achtet/ die erste Materi sey nicht/ wie ein vermischter oder verworrener Klump/ vorher allein erschaffen/ und her- nach aus derselben alle und jede besondere Körper bereitet worden; son- dern gleich mit samt den Formen; sey keine einige Zeit ohne Form gewe- sen/ sondern allein unter derselben. (a) Sennert. Phys. c. de Princip. re- rum natur. Schönwald. Dieses Sinnes bin ich auch. Denn aus dem ersten Goldstern. Der Buchstab zwar sagt es nicht ausdrücklich: es kan sagt/ F ij
und derſelben Fuͤrbildung. Wachs/ und deſſen mancherley Bildungen. Die erſte Materi (ſchreibtGleichniß/zur Erklaͤ- rung der er- ſten und an- dren Mate- ri dienlich. er) iſt ein einiges Individuum, als/ zum Exempel/ wie ein Wachs- Klumpe: davon ein Stuͤck die Form einer Kertzen traͤgt; das an- dre die Form eines Bildleins; das dritte eines Ballens; das vierd- te einer Wuͤrffel. Der Klumpen aber kan bald dieſe/ bald jene Geſtalt oder Bildung bekommen/ und hat fuͤr ſich ſelbſt keine be- ſondere oder beſtaͤndige; muß doch gleichwol allezeit eine gewiſſe haben. Denn die Materi iſt nicht/ von GOtt/ geſchaffen/ als ein voll- ſtaͤndiges/ und unterſchiedenes natuͤrliches Ding; ſondern vielmehr den natuͤrlichen Sachen mit angeſchaffen/ und gleichſam ein Rudiment/ oder Anfang/ und Theil aller natuͤrlichen Dinge: Wie Sennertus dafuͤr haͤlt: welcher/ in dieſem Stuͤck/ von der gemeinen Meinung/ ein wenig abweicht/ indem er fuͤr glaublich achtet/ die erſte Materi ſey nicht/ wie ein vermiſchter oder verworrener Klump/ vorher allein erſchaffen/ und her- nach aus derſelben alle und jede beſondere Koͤrper bereitet worden; ſon- dern gleich mit ſamt den Formen; ſey keine einige Zeit ohne Form gewe- ſen/ ſondern allein unter derſelben. (a) Sennert. Phyſ. c. de Princip. re- rum natur. Schoͤnwald. Dieſes Sinnes bin ich auch. Denn aus dem erſten Goldſtern. Der Buchſtab zwar ſagt es nicht ausdruͤcklich: es kan ſagt/ F ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="43"/><fw place="top" type="header">und derſelben Fuͤrbildung.</fw><lb/> Wachs/ und deſſen mancherley Bildungen. <hi rendition="#fr">Die erſte Materi</hi> (ſchreibt<note place="right">Gleichniß/<lb/> zur Erklaͤ-<lb/> rung der er-<lb/> ſten und an-<lb/> dren Mate-<lb/> ri dienlich.</note><lb/> er) <hi rendition="#fr">iſt ein einiges</hi> <hi rendition="#aq">Individuum,</hi> <hi rendition="#fr">als/ zum Exempel/ wie ein Wachs-<lb/> Klumpe: davon ein Stuͤck die Form einer Kertzen traͤgt; das an-<lb/> dre die Form eines Bildleins; das dritte eines Ballens; das vierd-<lb/> te einer Wuͤrffel. Der Klumpen aber kan bald dieſe/ bald jene<lb/> Geſtalt oder Bildung bekommen/ und hat fuͤr ſich ſelbſt keine be-<lb/> ſondere oder beſtaͤndige; muß doch gleichwol allezeit eine gewiſſe<lb/> haben.</hi> Denn die Materi iſt nicht/ von GOtt/ geſchaffen/ als ein voll-<lb/> ſtaͤndiges/ und unterſchiedenes natuͤrliches Ding; ſondern vielmehr den<lb/> natuͤrlichen Sachen mit angeſchaffen/ und gleichſam ein Rudiment/ oder<lb/> Anfang/ und Theil aller natuͤrlichen Dinge: Wie Sennertus dafuͤr<lb/> haͤlt: welcher/ in dieſem Stuͤck/ von der gemeinen Meinung/ ein wenig<lb/> abweicht/ indem er fuͤr glaublich achtet/ die erſte Materi ſey nicht/ wie ein<lb/> vermiſchter oder verworrener Klump/ vorher allein erſchaffen/ und her-<lb/> nach aus derſelben alle und jede beſondere Koͤrper bereitet worden; ſon-<lb/> dern gleich mit ſamt den Formen; ſey keine einige Zeit ohne Form gewe-<lb/> ſen/ ſondern allein unter derſelben. <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi></p> <note place="right"> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>) Vi<supplied>d</supplied>.<lb/> Sennert.<lb/> Phyſ. c. de<lb/> Princip. re-<lb/> rum natur.</hi> </note><lb/> <p><hi rendition="#fr">Schoͤnwald.</hi> Dieſes Sinnes bin ich auch. Denn aus dem erſten<lb/> Hauptſtuͤck deß Buchs der Schoͤpffung/ ſteht nicht unfehlbar zu erwei-<lb/> ſen/ daß die wuͤſte und leere Erde einen ſolchen vermiſchten Klumpen/ oder<lb/> erſten Urſtoff/ bedeute.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Goldſtern.</hi> Der Buchſtab zwar ſagt es nicht ausdruͤcklich: es kan<lb/> aber ſolches die Vernunfft daraus leicht erkennen: und haben nicht allein<lb/> die heilige Kirchen-Vaͤtter; ſondern auch die fuͤrnehmſte Lehrer unſerer<lb/> Zeiten/ dieſer Deutung beygeſtimmet. Ja! man findet allerdings/ bey<note place="right">Wie die<lb/> Ph<hi rendition="#aq">œ</hi>nicier/<lb/> und Araber<lb/> den erſten<lb/> Welt-Zeug<lb/> genannt.</note><lb/> dem uralten Scribenten/ Sanchoniathon/ der aͤlter iſt/ als der Trojani-<lb/> ſche Krieg/ und vom Philone Griechiſch uͤberſetzet worden (geſtaltſam/<lb/> beym Euſebio/ noch ein Stuͤck davon anzutreffen) die Nachricht/ in der<lb/> alten Ph<hi rendition="#aq">œ</hi>niciſchen Sprache habe das Wort <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign> oder <hi rendition="#aq">Mod</hi> die jenige<lb/> Materi bedeutet/ wor aus Alles gemacht; gleichwie es die Araber <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign><lb/><hi rendition="#aq">(Mada)</hi> von dem Wurtzel-Woͤrtlein <gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/> <hi rendition="#aq">(Mod)</hi> genannt. Womit<lb/> auch/ noch heutiges Tages/ das Nider-Teutſche Wort <hi rendition="#fr">Mudo</hi> uͤber-<lb/> einkommt: welches ſo viel als ein naſſes unflaͤtiges Erdreich bedeutet/<lb/> wie auf den kotichten Straſſen zu ligen pflegt. Darum beſagter alter<lb/> Scribent Sanchoniathon/ nachdem er angezeigt <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign> <hi rendition="#aq">(Mod)</hi> ſey ein<lb/> Leim oder Lettich/ und Waſſer-gemiſchte faule Materi/ alſofort hernach<lb/> hinzuthut: <foreign xml:lang="ell">καὶ ἐκ ταὐτης ἐγένετο πᾶσα σπορὰ κτίσεως, καὶ γένεσις ὅλων</foreign>: das<lb/> iſt: <hi rendition="#fr">Aus dieſer Materi/ ward aller Same der Schoͤpffung/ und<lb/> die Erzeugung aller Dinge.</hi> Welches eben ſo viel/ als haͤtte er ge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F ij</fw><fw place="bottom" type="catch">ſagt/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0069]
und derſelben Fuͤrbildung.
Wachs/ und deſſen mancherley Bildungen. Die erſte Materi (ſchreibt
er) iſt ein einiges Individuum, als/ zum Exempel/ wie ein Wachs-
Klumpe: davon ein Stuͤck die Form einer Kertzen traͤgt; das an-
dre die Form eines Bildleins; das dritte eines Ballens; das vierd-
te einer Wuͤrffel. Der Klumpen aber kan bald dieſe/ bald jene
Geſtalt oder Bildung bekommen/ und hat fuͤr ſich ſelbſt keine be-
ſondere oder beſtaͤndige; muß doch gleichwol allezeit eine gewiſſe
haben. Denn die Materi iſt nicht/ von GOtt/ geſchaffen/ als ein voll-
ſtaͤndiges/ und unterſchiedenes natuͤrliches Ding; ſondern vielmehr den
natuͤrlichen Sachen mit angeſchaffen/ und gleichſam ein Rudiment/ oder
Anfang/ und Theil aller natuͤrlichen Dinge: Wie Sennertus dafuͤr
haͤlt: welcher/ in dieſem Stuͤck/ von der gemeinen Meinung/ ein wenig
abweicht/ indem er fuͤr glaublich achtet/ die erſte Materi ſey nicht/ wie ein
vermiſchter oder verworrener Klump/ vorher allein erſchaffen/ und her-
nach aus derſelben alle und jede beſondere Koͤrper bereitet worden; ſon-
dern gleich mit ſamt den Formen; ſey keine einige Zeit ohne Form gewe-
ſen/ ſondern allein unter derſelben. (a)
Gleichniß/
zur Erklaͤ-
rung der er-
ſten und an-
dren Mate-
ri dienlich.
Schoͤnwald. Dieſes Sinnes bin ich auch. Denn aus dem erſten
Hauptſtuͤck deß Buchs der Schoͤpffung/ ſteht nicht unfehlbar zu erwei-
ſen/ daß die wuͤſte und leere Erde einen ſolchen vermiſchten Klumpen/ oder
erſten Urſtoff/ bedeute.
Goldſtern. Der Buchſtab zwar ſagt es nicht ausdruͤcklich: es kan
aber ſolches die Vernunfft daraus leicht erkennen: und haben nicht allein
die heilige Kirchen-Vaͤtter; ſondern auch die fuͤrnehmſte Lehrer unſerer
Zeiten/ dieſer Deutung beygeſtimmet. Ja! man findet allerdings/ bey
dem uralten Scribenten/ Sanchoniathon/ der aͤlter iſt/ als der Trojani-
ſche Krieg/ und vom Philone Griechiſch uͤberſetzet worden (geſtaltſam/
beym Euſebio/ noch ein Stuͤck davon anzutreffen) die Nachricht/ in der
alten Phœniciſchen Sprache habe das Wort _ oder Mod die jenige
Materi bedeutet/ wor aus Alles gemacht; gleichwie es die Araber _
(Mada) von dem Wurtzel-Woͤrtlein _ (Mod) genannt. Womit
auch/ noch heutiges Tages/ das Nider-Teutſche Wort Mudo uͤber-
einkommt: welches ſo viel als ein naſſes unflaͤtiges Erdreich bedeutet/
wie auf den kotichten Straſſen zu ligen pflegt. Darum beſagter alter
Scribent Sanchoniathon/ nachdem er angezeigt _ (Mod) ſey ein
Leim oder Lettich/ und Waſſer-gemiſchte faule Materi/ alſofort hernach
hinzuthut: καὶ ἐκ ταὐτης ἐγένετο πᾶσα σπορὰ κτίσεως, καὶ γένεσις ὅλων: das
iſt: Aus dieſer Materi/ ward aller Same der Schoͤpffung/ und
die Erzeugung aller Dinge. Welches eben ſo viel/ als haͤtte er ge-
ſagt/
Wie die
Phœnicier/
und Araber
den erſten
Welt-Zeug
genannt.
F ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |