Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der funffzehende Discurs. lich gebildete Erde/ und Meer/ haben; wiewol anders getemperirt/als die hiesige. Goldstern. Jch stelle mich auch nicht dawider: sondern vermute Wie sich der Goldstern. Diß Wunder ist schon/ von so langer uralter Zeit Forell. Möchte mein Herr nicht/ der wehrten Gesellschafft zu Liebe/ die
Der funffzehende Discurs. lich gebildete Erde/ und Meer/ haben; wiewol anders getemperirt/als die hieſige. Goldſtern. Jch ſtelle mich auch nicht dawider: ſondern vermute Wie ſich der Goldſtern. Diß Wunder iſt ſchon/ von ſo langer uralter Zeit Forell. Moͤchte mein Herꝛ nicht/ der wehrten Geſellſchafft zu Liebe/ die
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Der funffzehende Discurs.
lich gebildete Erde/ und Meer/ haben; wiewol anders getemperirt/
als die hieſige.
Goldſtern. Jch ſtelle mich auch nicht dawider: ſondern vermute
ſelber eben ein ſolches: aber dieſes habe ich nur zeigen wollen/ daß es eben
nicht nothwendig alſo darum beſchaffen ſeyn muͤſſe; ſondern auch wol
anders gebildet/ und genaturt ſeyn koͤnnte/ denn unſer Meer/ oder Erd-
reich. Man erblickt bisweilen/ auf der Reiſe/ ein hochligendes Gebaͤu
von Weitem und weiß doch nicht/ obs etwan nur ein hoher Huͤgel/ und
Berg/ oder ein Schloß/ oder Kirche ſey; bis die Annaͤherung den Un-
terſcheid zu erkennen giebt. Der Reiſende hat keine Urſach zu zweifeln/
daſſelbe/ was er dort/ in der Ferne/ ſihet/ ſey irdiſch/ oder mit dem irdi-
ſchen Element vermiſcht: dennoch muß darum allda nicht eben nothwen-
dig ein Sandberg/ oder Stein-Felſen ligen: denn nachdem er nechſt hin-
bey gelangt/ kan ſichs eraͤugnen/ daß es ein groſſes hoͤltzernes Gebaͤu ſey:
welches zwar die 4. Urſtuͤcke/ und zwar fuͤrnemlich das irdiſche Element/
begrieffe; doch darum keine Erde/ ſondern Holtz waͤre. Jch verhoffe/
die Herren werden meine Meinung verſtehen.
Schoͤnwald. Es iſt gleichwol wunderlich/ daß der Venusſtern
bald/ vor der Sonnen her/ gehet/ und zu Morgens/ vor derſelben/ auf-
gehet; bald der Sonnen folget/ und deß Abends/ nach ihr/ unter-
gehet.
Wie ſich der
Venus-
Stern/ in
ſeinem
Lauffe gegen
deꝛ Sonnen/
verhaͤlt.
Goldſtern. Diß Wunder iſt ſchon/ von ſo langer uralter Zeit
hero/ Welt-kuͤndig/ daß mans nunmehr nicht fuͤglich mehr unter die
Wunder rechnen kan: zumal weil man die rechte natuͤrliche Urſach allbe-
reit weiß: welche ich/ wie mich dunckt/ auch ſchon/ vordieſem einmal an-
gezeigt/ und derhalben keinen Fug habe/ ſolches jetzt zu wiederholen.
Sie gehet aber der Sonnen nicht allein vor/ und nach; ſondern kommt
auch/ offterwehnter maſſen/ mit ihr zuſammen: wenn ſie nemlich/ in der
ſelbigen geraden Lini ſich befindt/ die von unſerem Auge/ auf das Cen-
trum der Sonnen/ zuſtreicht. Sonſt ruckt ſie/ zu andrer Zeit/ auch
von ihr hinweg/ bis auf 48. Grad/ (wie P. Schottus ſetzet/ da hingegen
Hevelius uns zuvor verſicherte/ ihre weiteſte Entfernung uͤberſchritte nie-
mals 47. Stuffen) kehret gleichfalls wieder zu ihr/ eins um andre Mal.
Bey welchem Ab- und Zutritt/ ſie/ die Venus/ bald gerade fuͤrſich in
conſequentia Signorum (wie die Mathematici reden) bald ruckwerts in
antecedentia, ſchreitet; bald gleichſam ſtillſtaͤndig ſchwebet/ und (dem aͤuſ-
ſerlichem Schein nach) weder vor noch hinter ſich gehet: da man ſie als-
denn ſtationariam nennet.
Lauff dieſes
Planetens.
Forell. Moͤchte mein Herꝛ nicht/ der wehrten Geſellſchafft zu Liebe/
die
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