Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der funffzehende Discurs/ Schweiffs. Jch halte aber nicht/ daß solches Muster/ von dem natür-lichem Abend- oder Morgenstern/ sondern von demjenigen Lucifer/ ent- sprossen/ welcher Evam/ d as erste und schönste Frauenbild/ durch Ein- blasung stoltzer Begierden zu Fall gebracht. Forell. Es scheinet wol/ daß der Ursprung daher entstanden. Figur/ und Adlerhaupt. Das Stern- und Fernrohr kan mich dessen allein Goldstern. Es ist schon auch in Bereitschafft. Wenn die Ve- Dieser Stern wird auch/ von manchen heutigen berühmten Astro- wässe-
Der funffzehende Discurs/ Schweiffs. Jch halte aber nicht/ daß ſolches Muſter/ von dem natuͤr-lichem Abend- oder Morgenſtern/ ſondern von demjenigen Lucifer/ ent- ſproſſen/ welcher Evam/ d as erſte und ſchoͤnſte Frauenbild/ durch Ein- blaſung ſtoltzer Begierden zu Fall gebracht. Forell. Es ſcheinet wol/ daß der Urſprung daher entſtanden. Figur/ und Adlerhaupt. Das Stern- und Fernrohr kan mich deſſen allein Goldſtern. Es iſt ſchon auch in Bereitſchafft. Wenn die Ve- Dieſer Stern wird auch/ von manchen heutigen beruͤhmten Aſtro- waͤſſe-
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Der funffzehende Discurs/
Schweiffs. Jch halte aber nicht/ daß ſolches Muſter/ von dem natuͤr-
lichem Abend- oder Morgenſtern/ ſondern von demjenigen Lucifer/ ent-
ſproſſen/ welcher Evam/ d as erſte und ſchoͤnſte Frauenbild/ durch Ein-
blaſung ſtoltzer Begierden zu Fall gebracht.
Forell. Es ſcheinet wol/ daß der Urſprung daher entſtanden.
Denn niemand/ als Ehrgeitz/ wirfft dieſen ſtoltzen Kreaturen ſolche
ſchwartze Kletten/ und Narren-Schellen ins Geſicht. Damit wir
aber hiemit nicht/ aus dem Kreyſe unſres Diſcurſes/ zu weit verruckt
werden/ noch unſre himmliſche Venus allzu perigeiſch machen/ oder gar
zur Erden erniedrigen: wollen wir ſolche ſchwartz-bepflaſterte Frauen-
Geſtirne den bethoͤrten Augen ihrer Obſervanten/ oder Aufwarter/ zu
betrachten uͤberlaſſen/ und durch unſers Herꝛn Goldſterns Gunſt/ als
unſer jetziges Schau-Rohr/ uns an jener noch mehr ergetzen. So viel ich
aus dem letzten Bericht/ wie auch eines Theils/ aus dem vorhergehen-
den/ vermercke/ kommt der Venus-Stern/ mit dem Mond/ nicht allein
in der Ab- und Zunahme deß Scheins/ ſondern auch in dem Bau und
Weſen/ uͤberein.
Goldſtern. Auf gewiſſe Art. Denn dieſer Stern wird eben
ſo wol/ fuͤr einen tuncklen Koͤrper/ geachtet/ der ſich keines eigenen/ ſon-
dern eines fremden/ nemlich der Sonnen/ Lichtes getroͤſten kan. Dabe-
nebenſt iſt er Kugel-rund; ſintemal er Kreys-weiſe (ſphæricè) erleuch-
tet wird: iſt von feſter Conſiſtentz oder Leibigkeit/ als der ohne Zerflatte-
rung oder Zerſtreuung/ durch den klaren Himmel gewaͤltzet wird: iſt auch
rauhe/ uneben/ und viel-kruͤmmig/ oder gruͤblich: angemerckt er alſo/
durch das Sternrohr/ erſcheint.
Figur/ und
Subſtantz
deß Venus-
Stern.
Adlerhaupt. Das Stern- und Fernrohr kan mich deſſen allein
nicht verſichern: darum erwarte ich/ von meinem Herꝛn/ etwas Ge-
wiſſers.
Goldſtern. Es iſt ſchon auch in Bereitſchafft. Wenn die Ve-
nus nicht ungleich und huͤgelicht waͤre; wuͤrde ſie nicht das Licht der Son-
nen/ in ſolchem Uberfluß/ nach der Erden zu widerſtralen; noch ſolcher
Widerglantz ſich weiter ausbreiten/ denn zu ſolchen Winckeln/ die den
Fall-winckeln der Sonnen-Stralen gleich. Das/ meine ich/ ſey Be-
weiſes gnug: wiewol man noch andre mehr koͤnnte fuͤhren/ wenn es be-
gehret wuͤrde.
Dieſer Stern wird auch/ von manchen heutigen beruͤhmten Aſtro-
nomis/ nieht fuͤr feuriger Natur geſchaͤtzt: weil er ſonſt/ von ihm ſelbſten
muͤſte leuchten: doch gleichwol nicht/ fuͤr luͤfftiger und waͤſſeriger allein:
ſintemal er ſolcher Geſtalt/ nicht beſtehen koͤnnte: ſondern irdiſcher und
waͤſſe-
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