Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der vierzehende Discurs/ grosse Gleichheit/ mit der Sonnen: weil er/ in dem Monat/ dasjenigethut/ was die Sonne/ im Jahr/ erfüllet. Die Sonne vergleicht er/ mit Lobsprüche deß Monds.einem gewaltig-grossen Könige; den Mond aber/ mit einem Fürsten von nicht geringer Würde; und tituliret diesen einen Königlichen Statthal- ter/ so/ zwischen der Sonnen und uns/ ins Mittel gestellt/ die Gegend der Erd-Einwohner gubernire/ und die übrige Planeten/ nicht/ in der Krafft/ (a) Galen. 3. de dieb. decret. c. 2.sondern deßwegen übertreffe/ weil er uns näher. (a) Adlerhaupt. Aus gleicher Bewegniß/ nennet ihn Aristoteles (b) Goldstern. Daran erkennen wir aber/ der Mond verdiene sol- Adler-
Der vierzehende Discurs/ groſſe Gleichheit/ mit der Sonnen: weil er/ in dem Monat/ dasjenigethut/ was die Sonne/ im Jahr/ erfuͤllet. Die Sonne vergleicht er/ mit Lobſpruͤche deß Monds.einem gewaltig-groſſen Koͤnige; den Mond aber/ mit einem Fuͤrſten von nicht geringer Wuͤrde; und tituliret dieſen einen Koͤniglichen Statthal- ter/ ſo/ zwiſchen der Sonnen und uns/ ins Mittel geſtellt/ die Gegend der Erd-Einwohner gubernire/ und die uͤbrige Planeten/ nicht/ in der Krafft/ (a) Galen. 3. de dieb. decret. c. 2.ſondern deßwegen uͤbertreffe/ weil er uns naͤher. (a) Adlerhaupt. Aus gleicher Bewegniß/ nennet ihn Ariſtoteles (b) Goldſtern. Daran erkennen wir aber/ der Mond verdiene ſol- Adler-
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Der vierzehende Discurs/
groſſe Gleichheit/ mit der Sonnen: weil er/ in dem Monat/ dasjenige
thut/ was die Sonne/ im Jahr/ erfuͤllet. Die Sonne vergleicht er/ mit
einem gewaltig-groſſen Koͤnige; den Mond aber/ mit einem Fuͤrſten von
nicht geringer Wuͤrde; und tituliret dieſen einen Koͤniglichen Statthal-
ter/ ſo/ zwiſchen der Sonnen und uns/ ins Mittel geſtellt/ die Gegend der
Erd-Einwohner gubernire/ und die uͤbrige Planeten/ nicht/ in der Krafft/
ſondern deßwegen uͤbertreffe/ weil er uns naͤher. (a)
Lobſpruͤche
deß Monds.
(a) Galen.
3. de dieb.
decret. c. 2.
Adlerhaupt. Aus gleicher Bewegniß/ nennet ihn Ariſtoteles (b)
die kleine Sonne: weil ihn nemlich die Geſellſchafft der Sonnen/ und Em-
pfaͤngniß des Lichts/ gleichſam zu einer andern/ wiewol kleineren/ Son-
nen macht; weßwegen er/ zu allen Erzeugungen/ Geburten/ und Perſe-
ctionirungen/ contribuire.
(b) lib. 4. de
Generat.
Animal. c.
ult.
Goldſtern. Daran erkennen wir aber/ der Mond verdiene ſol-
chen Titel einer Welt-Mutter nicht nur/ durch den bloſſen Schein;
ſondern auch/ durch andre heilſame und erſprießliche Wuͤrckungen/ wo-
mit ihn der Schoͤpffer begabt hat/ und/ durch ſeine Vermittelung/ den
Erdbodem damit ſegnet. Jn Anſehung ſolcher ſeiner kraͤfftigen Wuͤr-
ckung/ vermeynt der ſcharffſinnige Thomas von Aken (c) die Schrifft
habe den Mond und die Sonne nicht/ von wegen ihrer Groͤſſe/ zwey
groſſe Lichter genennet; ſondern/ wegen ihrer Krafft/ und Wuͤr-
ckung. Denn ſo viel den Mond belangt; ob zwar andere Sterne groͤſ-
ſer ſeyen/ als derſelbe; werde doch die Wuͤrckung des Monds/ in dieſer
Nieder-Welt/ viel ſtaͤrcker empfunden. Wir laſſen zwar dieſe der
Schrifft Erklaͤrung unangefochten; wiewol vermutlicher iſt/ Moſes ha-
be die Groͤſſe/ nach dem aͤuſſerlichen Anſehn/ vor unſeren Augen/ verſtan-
den: doch iſt es unterdeſſen gleich wol wahr/ daß/ nebſt der Sonnen/ die
Krafft des Monds den Erdebodem am kraͤfftigſten bewuͤrcke; ſonderlich
bey ſeinen Conjuncturen mit der Sonnen/ da er/ aus eingepflantztem
Vermoͤgen/ auff dieſer Unter-Welt/ wunderbare Veraͤnderung/ in allen
leiblichen Sachen/ zu wegen bringt. Denn man zeige mir ein irdiſches
Geſchoͤpff/ daran der Mond nicht ſeine Kraͤffte mercklich erweiſe; nicht
allein nur ins gemein/ vermittelſt deß Scheins/ welchen die gantze Erde zu
genieſſen hat; ſondern auch inſonderheit/ durch die Einfluͤſſe/ ſo er jed-
wedem Koͤrper verleihet. So wol die lebloſen Dinge/ als die Gewaͤchſe/
Thiere/ und Menſchen/ empfinden ſeine wuͤrckliche Beruͤhrung gar merck-
lich. Das erſte bezeugt/ unter andren/ der Tau: welchen der alte Poet
Alcman/ beym Plutarcho (d) ἀέρος ϑυγατέρα καὶ Σελήνης eine Tochter
(oder nach unſerer Teutſchen Red-Art/ einen Sohn) der Lufft/ und
des Monds/ nennet. Was fuͤr Bewegungen fuͤhlet nicht das groſſe
Welt-Meer/ von dem Mond?
(c) p. 1.
quæſt. 7. art.
1. in reſp.
ad 5. argu.
(d) Sympoſ.
l. 3. quæſt.
ult.
Der Tau
ruͤhret zum
theil heꝛ von
dem Mond.
Adler-
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