Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der vierzehende Discurs/ noch allerdings auch die kleinste Pünctlein/ nach genauer Anblickung/gantz hell beleuchtet/ einem zu Gesichte kommen. Goldstern. Das muß man/ ohne Widerrede/ gehen und stehen Diesem Allen nach bleibt das Urtheil noch allezeit unumgestossen/ Schönwald. Wenn denn etliche Berge/ in dem Mond/ höher Goldstern. Höher vielleicht/ als ihm der Herr einbildet. Jhrer Schönwald. Das hette ich mir freylich wol nicht eingebil det; Goldstern. Es ist aber nicht unmöglich dem/ welcher die Erd-Mes- massen
Der vierzehende Discurs/ noch allerdings auch die kleinſte Puͤnctlein/ nach genauer Anblickung/gantz hell beleuchtet/ einem zu Geſichte kommen. Goldſtern. Das muß man/ ohne Widerrede/ gehen und ſtehen Dieſem Allen nach bleibt das Urtheil noch allezeit unumgeſtoſſen/ Schoͤnwald. Wenn denn etliche Berge/ in dem Mond/ hoͤher Goldſtern. Hoͤher vielleicht/ als ihm der Herꝛ einbildet. Jhrer Schoͤnwald. Das hette ich mir freylich wol nicht eingebil det; Goldſtern. Es iſt aber nicht unmoͤglich dem/ welcher die Erd-Meſ- maſſen
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Der vierzehende Discurs/
noch allerdings auch die kleinſte Puͤnctlein/ nach genauer Anblickung/
gantz hell beleuchtet/ einem zu Geſichte kommen.
Goldſtern. Das muß man/ ohne Widerrede/ gehen und ſtehen
laſſen. Aber mein Herꝛ erinnere ſich/ was zuvor/ aus den Anmerckun-
gen Herꝛn Hevelii/ erzehlet/ und bewehret worden; wie nemlich der Kreis-
Rand deß Monds auch recht unter dem Eingange deß Vollmonds/ etli-
cher Maſſen/ ſey/ mit Erhoͤhungen und Gruben/ gleichſam beſtreuet/
das iſt/ hin und wieder haͤuffig beſetzt geweſen; und was noch mehr iſt/
daß auch manche helle Plaͤtzlein/ nemlich die Scheiteln oder Spitzen der
erhabenen Berge/ auſſer Dem Mahl- und Grentz-Setzer deß Hemi-
ſphærii, herfuͤr geſchimmert. Dieſe Berge muͤſſen gewißlich alle andre/
in der Hoͤhe/ uͤbertreffen: und darum ſchauet man ſie/ vor andren aus
ſolcher weiteſten Ferne/ blincken.
Dieſem Allen nach bleibt das Urtheil noch allezeit unumgeſtoſſen/
daß der Mond nicht vollſtaͤndig rund/ ſondern ſo wol/ in ſeinem Ange-
ſichte/ oder Mittel-Rundung/ als auf ſeinem Rond-Striche/ viel
Wartzen und tieffe Narben habe/ gantz pucklicht gekerbt/ das iſt/ mit
Bergen/ Thaͤlern/ Pfuͤtzen/ Seen/ Meerbuſen/ Vorgebirgen/ und ebe-
nen Landſchafften/ angefuͤllet ſey; in den Seen/ und Meer-Waſſern
deß Monds auch Jnſeln ligen/ deren etliche/ mit gaͤhen abſchoͤſſigen Ber-
gen umguͤrtet/ etliche aber/ von Bergen unbeſetzt/ und frey ligen.
Schoͤnwald. Wenn denn etliche Berge/ in dem Mond/ hoͤher
ſind/ als andre; und man dieſelbe in ſolcher Weiten erkennet; wie ich/ aus
deß Herꝛn Worten/ verſtanden: ſo muͤſſen je ſelbige Berge auch faſt
ziemlich hoch ſeyn.
Goldſtern. Hoͤher vielleicht/ als ihm der Herꝛ einbildet. Jhrer
etliche werden ohne Zweifel ſeine Gedancken weit uͤberſteigen: weil ſie
den hoͤchſten Bergen unſeres Erdbodens nicht allein gleich kommen ſon-
dern bisweilen auch wol uͤberlegen ſind.
Schoͤnwald. Das hette ich mir freylich wol nicht eingebil det;
ſehe auch nicht/ wie es beſtehen koͤnne: nachdemmal der Mond 42. mal
kleiner als die Erde/ und dieſe gleichwol manchen gewaltig hohen Berg
hat. Es ſcheinet je unmoͤglich/ hievon eine Wiſſenſchafft zuerlangen/
und recht-gruͤndliche/ oder auch nur wahrſcheinliche Rechnung zu machen
von ſolchen Oertern/ dahin nicht einmal das Geſicht/ geſchweigen denn
der Fußtritt voͤllig kommen kan.
Goldſtern. Es iſt aber nicht unmoͤglich dem/ welcher die Erd-Meſ-
ſerey (Geometriam) gruͤndlich verſtehet. Erſtlich ſetze ich/ aus vorer-
zehlten Urſachen/ fuͤr gewiß/ daß der Mond Berge und Felſen trage:
maſſen
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