Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der vierzehende Discurs/ wiegende Bewegung/ verursacht/ wenn der Mond-Saum (oderLimbu[s]) in dem äusserstem Occident/ die Kreis-Schnur deß Mondes formirt/ daß alsdenn der Palus Maeotis, (welchen man heutiges Tages Mar Bianco das weisse Meer auch Mardella Tana und del[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]le Sebacche nennet/ die Scythen aber vormals Temerinda hiessen: wie wol solches rechte weisse Meer allhie nicht gemeinet wird; sondern ein Meer-Pfuhl in dem Mond/ welchen Hevelius/ nach dem irdischen/ in seiner Tabula Selenographica, also genannt am allerweitesten von solchem occidenta- lischen Saum entlegen; wenn aber der nechste inwendige Saum den Mond-Kreis verfast/ daß alsdenn gemeldtes Mond - Meer/ oder Maeotischer Mond-Pfuhl/ dem Saum sehr nahe ligt. Mit dem Pa- (a) Lacus in AEgypto, A- lexandriam a meridie alluens, multis Nili fossis adau- ctus. V. Lex. Ste- phani.lude Mareotide (a) oder dem so genannten Mareotischem Mond-Pfuhl an der Gegen-Seiten deß Monds/ begibt sich das Widrige. Wenn nun der Platz/ zwischen besagtem Maeotischem Pfuhl/ und dem Rand- oder Kreys-Striche deß Monds sich am allerweitesten erbreitet; als- denn nimt der Mond kaum/ in vier und zwantzig Stunden/ so viel ab/ biß die linea sectionis, das ist/ der Scheid-Strich Liechts und Schattens/ bis an den inwendigen Saum und Kreys deß Monds/ gereichen könne. Nun weiset aber die 22 Monds-Gestaltung Herrn Hevelii/ daß solcher Grentzweg nicht allein gewaltig rauh/ gekrümmt/ pucklicht und hogge- rich sey/ sondern auch/ ausserhalb demselben/ unterschiedliche klare Räumlein oder Plätze gesehen werden: daraus fliest der unverwerffliche Schluß/ daß allda Berge und Thäler anzutreffen. Diese Section wird bisweilen gar/ in den Kreys-Rand selbsten/ versetzt; wenn nemlich der Maeotische zwischen-Raum am engsten und geringsten erscheint. Wel- ches den Schluß besteifet/ daß auch in dem Kreys-Rande selbsten/ Ber- ge und Thäler seyen enthalten. Diß alles dörffte den Herren ein wenig undeutlich und schwer fallen/ seinem
Der vierzehende Discurs/ wiegende Bewegung/ verurſacht/ wenn der Mond-Saum (oderLimbu[s]) in dem aͤuſſerſtem Occident/ die Kreis-Schnur deß Mondes formirt/ daß alsdenn der Palus Mæotis, (welchen man heutiges Tages Mar Bianco das weiſſe Meer auch Mardella Tana und del[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]le Sebacche nennet/ die Scythen aber vormals Temerinda hieſſen: wie wol ſolches rechte weiſſe Meer allhie nicht gemeinet wird; ſondern ein Meer-Pfuhl in dem Mond/ welchen Hevelius/ nach dem irdiſchen/ in ſeiner Tabula Selenographica, alſo genannt am allerweiteſten von ſolchem occidenta- liſchen Saum entlegen; wenn aber der nechſte inwendige Saum den Mond-Kreis verfaſt/ daß alsdenn gemeldtes Mond - Meer/ oder Mæotiſcher Mond-Pfuhl/ dem Saum ſehr nahe ligt. Mit dem Pa- (a) Lacus in Ægypto, A- lexandriam à meridie alluens, multis Nili foſſis adau- ctus. V. Lex. Ste- phani.lude Mareotide (a) oder dem ſo genannten Mareotiſchem Mond-Pfuhl an der Gegen-Seiten deß Monds/ begibt ſich das Widrige. Wenn nun der Platz/ zwiſchen beſagtem Mæotiſchem Pfuhl/ und dem Rand- oder Kreys-Striche deß Monds ſich am allerweiteſten erbreitet; als- denn nimt der Mond kaum/ in vier und zwantzig Stunden/ ſo viel ab/ biß die linea ſectionis, das iſt/ der Scheid-Strich Liechts und Schattens/ bis an den inwendigen Saum und Kreys deß Monds/ gereichen koͤnne. Nun weiſet aber die 22 Monds-Geſtaltung Herꝛn Hevelii/ daß ſolcher Grentzweg nicht allein gewaltig rauh/ gekruͤmmt/ pucklicht und hogge- rich ſey/ ſondern auch/ auſſerhalb demſelben/ unterſchiedliche klare Raͤumlein oder Plaͤtze geſehen werden: daraus flieſt der unverwerffliche Schluß/ daß allda Berge und Thaͤler anzutreffen. Dieſe Section wird bisweilen gar/ in den Kreys-Rand ſelbſten/ verſetzt; wenn nemlich der Mæotiſche zwiſchen-Raum am engſten und geringſten erſcheint. Wel- ches den Schluß beſteifet/ daß auch in dem Kreys-Rande ſelbſten/ Ber- ge und Thaͤler ſeyen enthalten. Diß alles doͤrffte den Herren ein wenig undeutlich und ſchwer fallen/ ſeinem
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Der vierzehende Discurs/
wiegende Bewegung/ verurſacht/ wenn der Mond-Saum (oder
Limbus) in dem aͤuſſerſtem Occident/ die Kreis-Schnur deß Mondes
formirt/ daß alsdenn der Palus Mæotis, (welchen man heutiges Tages
Mar Bianco das weiſſe Meer auch Mardella Tana und del_le Sebacche
nennet/ die Scythen aber vormals Temerinda hieſſen: wie wol ſolches
rechte weiſſe Meer allhie nicht gemeinet wird; ſondern ein Meer-Pfuhl
in dem Mond/ welchen Hevelius/ nach dem irdiſchen/ in ſeiner Tabula
Selenographica, alſo genannt am allerweiteſten von ſolchem occidenta-
liſchen Saum entlegen; wenn aber der nechſte inwendige Saum den
Mond-Kreis verfaſt/ daß alsdenn gemeldtes Mond - Meer/ oder
Mæotiſcher Mond-Pfuhl/ dem Saum ſehr nahe ligt. Mit dem Pa-
lude Mareotide (a) oder dem ſo genannten Mareotiſchem Mond-Pfuhl
an der Gegen-Seiten deß Monds/ begibt ſich das Widrige. Wenn
nun der Platz/ zwiſchen beſagtem Mæotiſchem Pfuhl/ und dem Rand-
oder Kreys-Striche deß Monds ſich am allerweiteſten erbreitet; als-
denn nimt der Mond kaum/ in vier und zwantzig Stunden/ ſo viel ab/
biß die linea ſectionis, das iſt/ der Scheid-Strich Liechts und Schattens/
bis an den inwendigen Saum und Kreys deß Monds/ gereichen koͤnne.
Nun weiſet aber die 22 Monds-Geſtaltung Herꝛn Hevelii/ daß ſolcher
Grentzweg nicht allein gewaltig rauh/ gekruͤmmt/ pucklicht und hogge-
rich ſey/ ſondern auch/ auſſerhalb demſelben/ unterſchiedliche klare
Raͤumlein oder Plaͤtze geſehen werden: daraus flieſt der unverwerffliche
Schluß/ daß allda Berge und Thaͤler anzutreffen. Dieſe Section wird
bisweilen gar/ in den Kreys-Rand ſelbſten/ verſetzt; wenn nemlich der
Mæotiſche zwiſchen-Raum am engſten und geringſten erſcheint. Wel-
ches den Schluß beſteifet/ daß auch in dem Kreys-Rande ſelbſten/ Ber-
ge und Thaͤler ſeyen enthalten.
(a) Lacus in
Ægypto, A-
lexandriam
à meridie
alluens,
multis Nili
foſſis adau-
ctus. V.
Lex. Ste-
phani.
Diß alles doͤrffte den Herren ein wenig undeutlich und ſchwer fallen/
zu begreiffen: aber ſo fern ſie nur beliebt die Art deß Motûs libratorii,
oder der ſchwanckenden Bewegung recht zu erſorſchen; wozu denn viel ge-
lobter Herꝛ Hevelius/ im 8. Hauptſtuͤck ſeiner Selenographiæ trefflichen
Unterricht gibt: werden ſie die Krafft dieſes Beweisthums alſobald fuͤh-
len/ und mit ihrem Beyfall gar gerne ehren. Daſelbſt koͤnnen ſie/ unter
andren/ vernehmen/ (b) daß dieſer motus librationis (dieſe Mond-Wal-
tzung/ ſage ich) welche/ um ſeine eigene Angeln/ und Spintel/ geſchickt/ wie
an einer gemachten Himmels- oder Erd-Kugel/ den Mond zwar nicht gar
von ſeiner Stelle verrucke; dennoch aber/ vermittelſt derſelben/ ein jed-
wedes/ unter dem Mittager/ befindliches Punct/ davon entſernet/ und
ein andres naͤher herbeygerucket werde. Denn obgleich der Mond/ von
ſeinem
(b) Fol. im-
primis 235.
& ſeqq.
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