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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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und derselben Fürbildung.
nicht alle Dinge zugleich/ noch ewig/ welche du/ durch das Spre-
chen machest.
(a)

(a) Augu-
stinus lib.
XI. Confess.
c. 6. §. 2. &
c. 7. §.
1.
& 2.

Ob nun gleich diese Erklärung deß Worts Werde! auf gewisse Art/
mit der Christlichen Warheit einstimmig ist: so fliest gleichwol dieser Erfolg
nicht daraus herfür/ welchen obgedachter Author der Offenbarung
göttlicher Majestät
daraus ziehen will/ daß das Wort Werde alles
allein/ unmittelbarer Weise/ treibe/ oder rege/ und bewege/ und keine
Natur sey/ die diese oder jene Würckung verursache: wie er anderswo/
nemlich im dritten Hauptstück deß XIV. Buchs/ die Lehre von der wür-
ckenden Natur eine falsche/ ertichtete/ nichtige/ und erlogene heidnische
Meinung nennt/ die man meiden/ und mit dem lebendigem Wort Gottes
verdammen solle; sintemal die Natur nichts wircke/ sondern einig allein
Gottes Wort. Wer erblickt aber hieraus deß Authoris grossen gar zu
reformir-süchtigen Unverstand nicht/ der gar keinen Unterscheid zu stellen
wissen/ zwischen der schaffenden und erschaffenen Natur. Das Wort
Werde! muß man der schaffenden (naturanti Naturae) und nicht der ge-
schaffenen/ zu eignen. Die Ordnung aber/ und Krafft/ so der Allmäch-
tige seinen Geschöpffen geboten und eingepflantzt/ gehört nicht zur schaffen-
den/ sondern zur erschaffenen Natur: und ist keines Wegs das Wort
oder Gebot/ Werde! selbst; sondern eine Krafft/ Würckung/ und er-
folgter Gehorsam. Der gute Mann solte den Unterscheid zwischen der
ersten Ursache aller Dinge/ und den Mittel-Ursachen/ die wir causas se-
cundas
oder Affter-Ursachen nennen/ nicht vergessen haben. Daher
er gröblich irret/ wenn er solche/ mit einander vermischet/ und hernach
zu dem Schluß schreitet/ es sey keine würckende Natur vorhanden; weil
sonst die Natur Gottes Gehülffin seyn würde. Denn es ist eben eine sol-
che Folgerey: GOtt bedarff keines Engels/ noch Menschens/ noch einiges
andren Geschöpffs/ zum Gehülffen, derwegen ist kein Engel/ noch Mensch/
noch einiges andres Geschöpff/ vorhanden. Ein anders ist ein Gehülff/ ein
anders ein Diener. GOtt braucht zwar niemands Hülffe/ noch Dien-
ste: doch gefällt Jhms/ den Creaturen die Ehre/ aus hoher Güte/ zu gön-
nen/ daß sie seiner Herrlichkeit dienen mögen: weil sie seiner Hände Werck
sind. Also ist auch die Natur eine Magd und Dienerin deß Allerhöch-
sten/ so Jhm/ mit allen ihren Kräfften/ zu Gebote stehet. Durch welches
sein Gebot/ sie ihr Vermögen empfangen hat/ und behält/ daß sie Jhm
dienen kan/ und ohn welches Gebot sie gar nichts seyn/ vielweniger etwas
würcken würde. Durch seinen Befehl und Wort aber/ als den rechten
Ur-Grund und Haupt-Quelle ihrer Krafft/ verrichtet sie alles/ was sie
würcket. Jhr Wesen und Regen hat sie ursprünglich/ durch das Wort/

welches

und derſelben Fuͤrbildung.
nicht alle Dinge zugleich/ noch ewig/ welche du/ durch das Spre-
chen macheſt.
(a)

(a) Augu-
ſtinus lib.
XI. Confeſſ.
c. 6. §. 2. &
c. 7. §.
1.
& 2.

Ob nun gleich dieſe Erklaͤrung deß Worts Werde! auf gewiſſe Art/
mit der Chriſtlichen Warheit einſtimmig iſt: ſo flieſt gleichwol dieſer Erfolg
nicht daraus herfuͤr/ welchen obgedachter Author der Offenbarung
goͤttlicher Majeſtaͤt
daraus ziehen will/ daß das Wort Werde alles
allein/ unmittelbarer Weiſe/ treibe/ oder rege/ und bewege/ und keine
Natur ſey/ die dieſe oder jene Wuͤrckung verurſache: wie er anderswo/
nemlich im dritten Hauptſtuͤck deß XIV. Buchs/ die Lehre von der wuͤr-
ckenden Natur eine falſche/ ertichtete/ nichtige/ und erlogene heidniſche
Meinung nennt/ die man meiden/ und mit dem lebendigem Wort Gottes
verdammen ſolle; ſintemal die Natur nichts wircke/ ſondern einig allein
Gottes Wort. Wer erblickt aber hieraus deß Authoris groſſen gar zu
reformir-ſuͤchtigen Unverſtand nicht/ der gar keinen Unterſcheid zu ſtellen
wiſſen/ zwiſchen der ſchaffenden und erſchaffenen Natur. Das Wort
Werde! muß man der ſchaffenden (naturanti Naturæ) und nicht der ge-
ſchaffenen/ zu eignen. Die Ordnung aber/ und Krafft/ ſo der Allmaͤch-
tige ſeinen Geſchoͤpffen geboten und eingepflantzt/ gehoͤrt nicht zur ſchaffen-
den/ ſondern zur erſchaffenen Natur: und iſt keines Wegs das Wort
oder Gebot/ Werde! ſelbſt; ſondern eine Krafft/ Wuͤrckung/ und er-
folgter Gehorſam. Der gute Mann ſolte den Unterſcheid zwiſchen der
erſten Urſache aller Dinge/ und den Mittel-Urſachen/ die wir cauſas ſe-
cundas
oder Affter-Urſachen nennen/ nicht vergeſſen haben. Daher
er groͤblich irret/ wenn er ſolche/ mit einander vermiſchet/ und hernach
zu dem Schluß ſchreitet/ es ſey keine wuͤrckende Natur vorhanden; weil
ſonſt die Natur Gottes Gehuͤlffin ſeyn wuͤrde. Denn es iſt eben eine ſol-
che Folgerey: GOtt bedarff keines Engels/ noch Menſchens/ noch einiges
andren Geſchoͤpffs/ zum Gehuͤlffen, derwegen iſt kein Engel/ noch Menſch/
noch einiges andres Geſchoͤpff/ vorhanden. Ein anders iſt ein Gehuͤlff/ ein
anders ein Diener. GOtt braucht zwar niemands Huͤlffe/ noch Dien-
ſte: doch gefaͤllt Jhms/ den Creaturen die Ehre/ aus hoher Guͤte/ zu goͤn-
nen/ daß ſie ſeiner Herꝛlichkeit dienen moͤgen: weil ſie ſeiner Haͤnde Werck
ſind. Alſo iſt auch die Natur eine Magd und Dienerin deß Allerhoͤch-
ſten/ ſo Jhm/ mit allen ihren Kraͤfften/ zu Gebote ſtehet. Durch welches
ſein Gebot/ ſie ihr Vermoͤgen empfangen hat/ und behaͤlt/ daß ſie Jhm
dienen kan/ und ohn welches Gebot ſie gar nichts ſeyn/ vielweniger etwas
wuͤrcken wuͤrde. Durch ſeinen Befehl und Wort aber/ als den rechten
Ur-Grund und Haupt-Quelle ihrer Krafft/ verrichtet ſie alles/ was ſie
wuͤrcket. Jhr Weſen und Regen hat ſie urſpruͤnglich/ durch das Wort/

welches
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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/45>, abgerufen am 26.11.2024.