Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der vierzehende Discurs/ Von dem Mond. GOldstern. Kein Weiser läst seinen Weinberg unbesichti- Winterschild. Durch den milden Ausfluß seiner himmlischen Kräff- Adler-
Der vierzehende Discurs/ Von dem Mond. GOldſtern. Kein Weiſer laͤſt ſeinen Weinberg unbeſichti- Winterſchild. Durch den milden Ausfluß ſeiner himmliſchen Kraͤff- Adler-
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Der vierzehende Discurs/
Von dem Mond.
GOldſtern. Kein Weiſer laͤſt ſeinen Weinberg unbeſichti-
get; ſondern hat bisweilen ſeine Freude/ an den winckenden
Trauben: die ihm einen Freuden-Trunck verſprechen. Der
Himmel iſt ein allgemeiner Weinberg aller Menſchen/ wel-
chen GOtt/ um ihren willen/ hat gepflantzet: das Geſtirn
ſind die Trauben/ daraus Er unzehlich-viel Gutes/ und tauſenderley
Erquickungen/ zu uns laͤſt/ von oben herab/ flieſſen: Gleichwie dieſer groſ-
ſe Wein-Gaͤrtner auch ſonſt einen geiſtlichen Weinberg hat/ darinn
Chriſtus der Weinſtock/ wir die Reben ſeyn. Will uns demnach gezie-
men/ daß wir unſere Haͤupter auf heben; um dieſen herrlichen hoherhabe-
nen Weinberg/ der voll ſo viel hundert tauſend roter Weinbeeren/ mit ſo
viel tauſend Sternen/ ſag ich/ betraͤubelt ſitzt/ und uns mit zeitlichem Se-
gen fuͤllet/ daneben auch unſere Gedancken zu dem/ der ihn gemacht hat/
leitet/ mit Luſt und Verwunderung offt zu beſchauen.
Verglei-
chung deß
Himmels/
mit einem
Weinberge/
und Luſt-
Garten.
Winterſchild. Durch den milden Ausfluß ſeiner himmliſchen Kraͤff-
te/ ſtellet ſich der Himmel einem Wein-Garten; durch ſeine Zier und viel-
faͤltigen Glantz aber/ einem wunder-ſchoͤnen Blumen-Garten gleich/ und
uns/ die wir hie den Erdboden bewandeln/ ein unvergleichliches Paradeis
vor Augen/ darinn ſo manche koͤſtliche Blumen vorhanden/ als Sternen
am Himmel blincken. Dafuͤr ſahe ihn der Meylaͤndiſche Kirchen-Stern/
Ambroſius/ an/ als er ſchrieb: Per lunæ ſtellarumq́ue fulgorem cœ-
lum, velut quibusdam floribus coronatum, ita ignitis luminaribus
micat, ut paradiſo putes yernante depictum, ſpirantium roſarum vi-
vis monilibus retinere &c. (a) Der Himmel/ welcher durch den
Glantz deß Monds und Geſtirns/ gleichſam mit Blumen gekraͤn-
tzet iſt/ ſchimmert und leuchtet/ mit ſeinen ſchoͤn-geflammten
Liechtern ſo anmutig/ daß er einem fuͤrkommt/ wie ein bluͤhendes
Paradeis/ oder auserleſener Luſt-Garten/ der von vielen wolrie-
chenden Roſen flammet.
(a) Lib. 4.
Hex. c. 2.
Adler-
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