Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.von den Wandel-Sternen oder Planeten. gemeldtem Herrn Hevelio darum nicht gefallen; weil ihre Züge oderScheiden/ wofern sie sehr enge seynd/ bey feuchten Wetter/ noch enger werden/ und alsdenn unwillig aus und eingehn: im fall sie aber zimlich weit bey truckner Zeit sich noch mehr erweitern; solchem nach/ aus ihrem be- hörigem Sitze gar leicht verruckt werden; offt aber dieselbe wieder zu recht schieben/ grosse verdrießliche Mühe giebt. Zu dem dauren sie sehr übel/ und verderben geschwind; wenn irgendswo ungefehr von aussen zu/ etwas Nasses daran kommt. Uberdas werden die Gläser/ beym aus- und einziehen/ von den fliegendden Stäublein/ leicht bestreuet/ und befleckt/ folgends auch tunckeler. Endlich/ welches das allerärgste/ so haben das öbere nnd untere Glas selten eine gleiche Distantz zwischen sich; vorab/ wenn sie/ in etlichen Zügen bestehen. Denn indem die Züge auseinander gestreckt werden/ wird der Gläser gerade Sitz der zerrüttet: und wirckt sol- cher Fehler so viel/ daß die Gestalten und Figuren übel werden fürgestellet. Angemerckt/ in dem Fern-Röhren/ alle Gläser allerdings parallel seyn müssen; wo anders die Ebenbilder der Sachen unverwirrt/ und groß/ er- scheinen sollen. Derhalben muß stets der Zug in derselbigen parallel Lini/ gantz genau und richtig auf einander gehen. Von den Röhren aus eisernen Platten/ will er auch nicht sonders Sonst muß man/ bey Erkiesung eines guten Fern-Glases/ haupt-Kennzei- legom. Sele- nograph. fol. 17. & seqq. Weil nun/ mit dergleichen Vergröbungs-Gläsern/ noch viel köstli- daß C c c iij
von den Wandel-Sternen oder Planeten. gemeldtem Herꝛn Hevelio darum nicht gefallen; weil ihre Zuͤge oderScheiden/ wofern ſie ſehr enge ſeynd/ bey feuchten Wetter/ noch enger werden/ und alsdenn unwillig aus und eingehn: im fall ſie aber zimlich weit bey truckner Zeit ſich noch mehr erweitern; ſolchem nach/ aus ihrem be- hoͤrigem Sitze gar leicht verruckt werden; offt aber dieſelbe wieder zu recht ſchieben/ groſſe verdrießliche Muͤhe giebt. Zu dem dauren ſie ſehr uͤbel/ und verderben geſchwind; wenn irgendswo ungefehr von auſſen zu/ etwas Naſſes daran kommt. Uberdas werden die Glaͤſer/ beym aus- und einziehen/ von den fliegendden Staͤublein/ leicht beſtreuet/ und befleckt/ folgends auch tunckeler. Endlich/ welches das alleraͤrgſte/ ſo haben das oͤbere nnd untere Glas ſelten eine gleiche Diſtantz zwiſchen ſich; vorab/ wenn ſie/ in etlichen Zuͤgen beſtehen. Denn indem die Zuͤge auseinander geſtreckt werden/ wird der Glaͤſer gerade Sitz der zerruͤttet: und wirckt ſol- cher Fehler ſo viel/ daß die Geſtalten und Figuren uͤbel werden fuͤrgeſtellet. Angemerckt/ in dem Fern-Roͤhren/ alle Glaͤſer allerdings parallel ſeyn muͤſſen; wo anders die Ebenbilder der Sachen unverwirrt/ und groß/ er- ſcheinen ſollen. Derhalben muß ſtets der Zug in derſelbigen parallel Lini/ gantz genau und richtig auf einander gehen. Von den Roͤhren aus eiſernen Platten/ will er auch nicht ſonders Sonſt muß man/ bey Erkieſung eines guten Fern-Glaſes/ haupt-Kennzei- legom. Sele- nograph. fol. 17. & ſeqq. Weil nun/ mit dergleichen Vergroͤbungs-Glaͤſern/ noch viel koͤſtli- daß C c c iij
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von den Wandel-Sternen oder Planeten.
gemeldtem Herꝛn Hevelio darum nicht gefallen; weil ihre Zuͤge oder
Scheiden/ wofern ſie ſehr enge ſeynd/ bey feuchten Wetter/ noch enger
werden/ und alsdenn unwillig aus und eingehn: im fall ſie aber zimlich weit
bey truckner Zeit ſich noch mehr erweitern; ſolchem nach/ aus ihrem be-
hoͤrigem Sitze gar leicht verruckt werden; offt aber dieſelbe wieder zu recht
ſchieben/ groſſe verdrießliche Muͤhe giebt. Zu dem dauren ſie ſehr uͤbel/
und verderben geſchwind; wenn irgendswo ungefehr von auſſen zu/ etwas
Naſſes daran kommt. Uberdas werden die Glaͤſer/ beym aus- und
einziehen/ von den fliegendden Staͤublein/ leicht beſtreuet/ und befleckt/
folgends auch tunckeler. Endlich/ welches das alleraͤrgſte/ ſo haben das
oͤbere nnd untere Glas ſelten eine gleiche Diſtantz zwiſchen ſich; vorab/
wenn ſie/ in etlichen Zuͤgen beſtehen. Denn indem die Zuͤge auseinander
geſtreckt werden/ wird der Glaͤſer gerade Sitz der zerruͤttet: und wirckt ſol-
cher Fehler ſo viel/ daß die Geſtalten und Figuren uͤbel werden fuͤrgeſtellet.
Angemerckt/ in dem Fern-Roͤhren/ alle Glaͤſer allerdings parallel ſeyn
muͤſſen; wo anders die Ebenbilder der Sachen unverwirrt/ und groß/ er-
ſcheinen ſollen. Derhalben muß ſtets der Zug in derſelbigen parallel Lini/
gantz genau und richtig auf einander gehen.
Von den Roͤhren aus eiſernen Platten/ will er auch nicht ſonders
viel halten: weil ſelbige eine andre Beſchwerniß machen. Denn iſt das
Fern-Rohr/ aus vielen blechenen Pfeiffen/ zuſammengeſetzt; laͤſſt ſichs/
vor ſchwerem Gewigt/ kaum behandeln. Dieſem nach zeucht er ein Stern-
Rohr/ ſo von dem beſten duͤrren Holtze fleiſſig gemacht und gedrechſelt/
und nicht aus vielen Stuͤcken zuſammengeſetzt/ damit die Parallel Lini der
Glaͤſer nicht verruckt werde/ allen andren vor: als die ihm allezeit am be-
ſten gethan.
Sonſt muß man/ bey Erkieſung eines guten Fern-Glaſes/ haupt-
ſaͤchlich auf viererley ſehen: 1. Welches am klarſten und reinſten? 2. Wel-
ches die Geſtalten am meiſten vergroͤſſere? 3. Welches die Sachen am
wenigſten faͤrbe; und 4. die allerwenigſte Refraction/ (Stralen-Bruch
oder Durchſtralung) gebe? Wie aber dieſe viererley Proben fuͤglich an-
zuſtellen; davon folget hernach/ bey wolbeſagtem Authore/ eine gar deut-
liche Unterweiſung. (a)
Kennzei-
chen eines
gutē Stern-
Rohrs.
Weil nun/ mit dergleichen Vergroͤbungs-Glaͤſern/ noch viel koͤſtli-
chere Sachen/ als etwan die Lineamenten eines Flohes/ oder andren klei-
nen Wuͤrmleins und Ungeziefers/ beſchauet und erkennet werden koͤnnen/
nemlich die herꝛlichen Liechter deß Himmels: ſo hat man freylich Fug/ den
erſten Erſinner und Meiſter ſolcher Glaͤſer und Roͤhren/ in keinem glaͤſer-
nem/ ſondern marmelnem Gedaͤchtniß und Ruhm/ zu verwaͤhren. Denn
daß
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/427>, abgerufen am 22.07.2024. |