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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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und derselben Fürbildung.
der Seelen. Denn man findet nichts/ in der gantzen Natur/ daraus
dem HErrn der Natur nicht ein Lob/ und dem Menschen/ der es/ mit
glaubiger Vernunfft/ ansihet/ ein Anlaß den Schöpffer zu preisen erwach-
se. Auf dem Erdboden/ loben Jhn die Drachen/ und alle Tief-Alle Crea-
turen seynd
ein Lob
Gottes.

fen; Feuer/ Hagel/ Schnee/ Eis/ Wind und Wetter/ die sein
Wort und Befehl ausrichten; Berge/ und alle Hügel; fruchtbare
Bänme/ und alle Zedern; wilde Thiere/ und alles Vieh/ das krie-
chende Gewürme/ und befiederte Gevögel: die Könige der Er-
den/ und alle Völcker/ die Fürsten/ und alle Richter auf Erden;
die Jünglinge/ und Jungfrauen/ Alte samt den Jungen müssen
seinen Namen loben. Jn und am Himmel/ müssen den HErrn/
unsren GOtt/ loben alle seine Engel/ alle seine Kräffte/ Sonne und
(a) Augu-
stin. lib. 7.
Confess.
cap.
13.

Mond/ alle Sterne und das Liecht/ aller Himmel Himmel/ und die
Wasser/ so über dem Himmel sind/ müssen seinen Namen loben
(a)
Die Stimme der Creaturen ist der Augen-Schein. (b) Und je besser(b) Vox di-
centium est
ipsa eviden-
tia. Idem
lib. 11. c.
4.

wir dieselbe in Augenschein/ oder Betrachtung/ setzen; je heller sie solche
ihre Stimme erheben/ und uns/ von der Kunst ihres grossen Meisters/ ein
schönes Muster über das andre vorlegen. Hievon unterrichtet uns zwar
manches schönes Buch/ giebt unseren Gedancken guten Anlaß/ das Ge-
müt damit zu verpflegen/ und so wol die Ehre Gottes/ als unseren Nu-
tzen und Erquickung daraus zu suchen: aber solchen Zweck desto gewisser
und füglicher zu erlangen/ muß uns die Conversation/ und Unterredung/
zu Hülff kommen. Denn es können/ von einerley Dinge/ mancherley
Urtheile fallen: darüber keine bessere Erklärung und Bewehrung zu ha-
ben/ ohn durch persönliche Unterredung. Zu dem wird dem Gedächtniß
alles viel tieffer eingedruckt/ was dieselbe/ aus einem lebendigen Discurs/
empfähet. Das Meer aller Künste und Wissenschafften pflegt/ in
unsrem Gedächtniß/ auszutrocknen: wenn nicht täglich sich die
Flüsse deß Fleisses/ durch Lesen/ Hören/ und Nachsinnen/ dahin
ergiessen:
wie ein hochgelehrter Teutscher Scribent redet. (c) Welcher(c) Herr G.
Ph. H. im
1. Theil der
Gespräch-
Spiele.

dieses/ durch ein feines Sinn-Gemähl/ ausbildet: indem er ein zugetha-
nes Buch fürlegt/ auf welchem wieder ein flach-offenes/ und auf demsel-
bigem ein gleichsam darauf gestürtztes Buch ligt. Durch das oberste Buch
wird angedeutet das Lesen; durch das andre/ das Gespräch/ wodurch
man das Erlernete gleichsam auflegt und einsenckt; durch das dritte/ und
uneröffnete/ die Unterhaltung der Gedancken. Jm Lesen/ unterhalten
wir die Todren; im Gespräche/ die Lebendigen; mit den Gedan-
cken/ uns selbsten. Solches aber muß alles/ in unablässiger Ubung/
bestehen.
Was uns die Bücher sagen/ ist ein Unterricht/ so von den

Ver-

und derſelben Fuͤrbildung.
der Seelen. Denn man findet nichts/ in der gantzen Natur/ daraus
dem HErꝛn der Natur nicht ein Lob/ und dem Menſchen/ der es/ mit
glaubiger Vernunfft/ anſihet/ ein Anlaß den Schoͤpffer zu preiſen erwach-
ſe. Auf dem Erdboden/ loben Jhn die Drachen/ und alle Tief-Alle Crea-
turen ſeynd
ein Lob
Gottes.

fen; Feuer/ Hagel/ Schnee/ Eis/ Wind und Wetter/ die ſein
Wort und Befehl ausrichten; Berge/ und alle Huͤgel; fruchtbare
Baͤnme/ und alle Zedern; wilde Thiere/ und alles Vieh/ das krie-
chende Gewuͤrme/ und befiederte Gevoͤgel: die Koͤnige der Er-
den/ und alle Voͤlcker/ die Fuͤrſten/ und alle Richter auf Erden;
die Juͤnglinge/ und Jungfrauen/ Alte ſamt den Jungen muͤſſen
ſeinen Namen loben. Jn und am Himmel/ muͤſſen den HErꝛn/
unſren GOtt/ loben alle ſeine Engel/ alle ſeine Kraͤffte/ Sonne und
(a) Augu-
ſtin. lib. 7.
Confeſſ.
cap.
13.

Mond/ alle Sterne und das Liecht/ aller Himmel Himmel/ und die
Waſſer/ ſo uͤber dem Himmel ſind/ muͤſſen ſeinen Namen loben
(a)
Die Stimme der Creaturen iſt der Augen-Schein. (b) Und je beſſer(b) Vox di-
centium eſt
ipſa eviden-
tia. Idem
lib. 11. c.
4.

wir dieſelbe in Augenſchein/ oder Betrachtung/ ſetzen; je heller ſie ſolche
ihre Stimme erheben/ und uns/ von der Kunſt ihres groſſen Meiſters/ ein
ſchoͤnes Muſter uͤber das andre vorlegen. Hievon unterrichtet uns zwar
manches ſchoͤnes Buch/ giebt unſeren Gedancken guten Anlaß/ das Ge-
muͤt damit zu verpflegen/ und ſo wol die Ehre Gottes/ als unſeren Nu-
tzen und Erquickung daraus zu ſuchen: aber ſolchen Zweck deſto gewiſſer
und fuͤglicher zu erlangen/ muß uns die Converſation/ und Unterredung/
zu Huͤlff kommen. Denn es koͤnnen/ von einerley Dinge/ mancherley
Urtheile fallen: daruͤber keine beſſere Erklaͤrung und Bewehrung zu ha-
ben/ ohn durch perſoͤnliche Unterredung. Zu dem wird dem Gedaͤchtniß
alles viel tieffer eingedruckt/ was dieſelbe/ aus einem lebendigen Diſcurs/
empfaͤhet. Das Meer aller Kuͤnſte und Wiſſenſchafften pflegt/ in
unſrem Gedaͤchtniß/ auszutrocknen: wenn nicht taͤglich ſich die
Fluͤſſe deß Fleiſſes/ durch Leſen/ Hoͤren/ und Nachſinnen/ dahin
ergieſſen:
wie ein hochgelehrter Teutſcher Scribent redet. (c) Welcher(c) Herꝛ G.
Ph. H. im
1. Theil der
Geſpraͤch-
Spiele.

dieſes/ durch ein feines Sinn-Gemaͤhl/ ausbildet: indem er ein zugetha-
nes Buch fuͤrlegt/ auf welchem wieder ein flach-offenes/ und auf demſel-
bigem ein gleichſam darauf geſtuͤrtztes Buch ligt. Durch das oberſte Buch
wird angedeutet das Leſen; durch das andre/ das Geſpraͤch/ wodurch
man das Erlernete gleichſam auflegt und einſenckt; durch das dritte/ und
uneroͤffnete/ die Unterhaltung der Gedancken. Jm Leſen/ unterhalten
wir die Todren; im Geſpraͤche/ die Lebendigen; mit den Gedan-
cken/ uns ſelbſten. Solches aber muß alles/ in unablaͤſſiger Ubung/
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Was uns die Buͤcher ſagen/ iſt ein Unterricht/ ſo von den

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[15/0037] und derſelben Fuͤrbildung. der Seelen. Denn man findet nichts/ in der gantzen Natur/ daraus dem HErꝛn der Natur nicht ein Lob/ und dem Menſchen/ der es/ mit glaubiger Vernunfft/ anſihet/ ein Anlaß den Schoͤpffer zu preiſen erwach- ſe. Auf dem Erdboden/ loben Jhn die Drachen/ und alle Tief- fen; Feuer/ Hagel/ Schnee/ Eis/ Wind und Wetter/ die ſein Wort und Befehl ausrichten; Berge/ und alle Huͤgel; fruchtbare Baͤnme/ und alle Zedern; wilde Thiere/ und alles Vieh/ das krie- chende Gewuͤrme/ und befiederte Gevoͤgel: die Koͤnige der Er- den/ und alle Voͤlcker/ die Fuͤrſten/ und alle Richter auf Erden; die Juͤnglinge/ und Jungfrauen/ Alte ſamt den Jungen muͤſſen ſeinen Namen loben. Jn und am Himmel/ muͤſſen den HErꝛn/ unſren GOtt/ loben alle ſeine Engel/ alle ſeine Kraͤffte/ Sonne und Mond/ alle Sterne und das Liecht/ aller Himmel Himmel/ und die Waſſer/ ſo uͤber dem Himmel ſind/ muͤſſen ſeinen Namen loben (a) Die Stimme der Creaturen iſt der Augen-Schein. (b) Und je beſſer wir dieſelbe in Augenſchein/ oder Betrachtung/ ſetzen; je heller ſie ſolche ihre Stimme erheben/ und uns/ von der Kunſt ihres groſſen Meiſters/ ein ſchoͤnes Muſter uͤber das andre vorlegen. Hievon unterrichtet uns zwar manches ſchoͤnes Buch/ giebt unſeren Gedancken guten Anlaß/ das Ge- muͤt damit zu verpflegen/ und ſo wol die Ehre Gottes/ als unſeren Nu- tzen und Erquickung daraus zu ſuchen: aber ſolchen Zweck deſto gewiſſer und fuͤglicher zu erlangen/ muß uns die Converſation/ und Unterredung/ zu Huͤlff kommen. Denn es koͤnnen/ von einerley Dinge/ mancherley Urtheile fallen: daruͤber keine beſſere Erklaͤrung und Bewehrung zu ha- ben/ ohn durch perſoͤnliche Unterredung. Zu dem wird dem Gedaͤchtniß alles viel tieffer eingedruckt/ was dieſelbe/ aus einem lebendigen Diſcurs/ empfaͤhet. Das Meer aller Kuͤnſte und Wiſſenſchafften pflegt/ in unſrem Gedaͤchtniß/ auszutrocknen: wenn nicht taͤglich ſich die Fluͤſſe deß Fleiſſes/ durch Leſen/ Hoͤren/ und Nachſinnen/ dahin ergieſſen: wie ein hochgelehrter Teutſcher Scribent redet. (c) Welcher dieſes/ durch ein feines Sinn-Gemaͤhl/ ausbildet: indem er ein zugetha- nes Buch fuͤrlegt/ auf welchem wieder ein flach-offenes/ und auf demſel- bigem ein gleichſam darauf geſtuͤrtztes Buch ligt. Durch das oberſte Buch wird angedeutet das Leſen; durch das andre/ das Geſpraͤch/ wodurch man das Erlernete gleichſam auflegt und einſenckt; durch das dritte/ und uneroͤffnete/ die Unterhaltung der Gedancken. Jm Leſen/ unterhalten wir die Todren; im Geſpraͤche/ die Lebendigen; mit den Gedan- cken/ uns ſelbſten. Solches aber muß alles/ in unablaͤſſiger Ubung/ beſtehen. Was uns die Buͤcher ſagen/ iſt ein Unterricht/ ſo von den Ver- Alle Crea- turen ſeynd ein Lob Gottes. (a) Augu- ſtin. lib. 7. Confeſſ. cap. 13. (b) Vox di- centium eſt ipſa eviden- tia. Idem lib. 11. c. 4. (c) Herꝛ G. Ph. H. im 1. Theil der Geſpraͤch- Spiele.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/37>, abgerufen am 26.11.2024.