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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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himmliſchen Wuͤrckungen/ am menſchlichem Leben.
Wolle/ an Federn Statt/ bedecket iſt. (a) Die Jndianiſche Elefanten
gehen den Libyſchen/ in der Groͤſſe/ vor: und die Ameiſſen ſeynd/ in Jn-
dien/ gegen den unſrigen/ ungeheure Rieſen; die Flattermaͤuſe/ in Egy-
pten/ dreymal groͤſſer/ denn bey uns. Sihet man doch/ wie offt/ in einer
Landes-Gegend/ die Kuͤhe/ Schweine/ und andre Thiere/ weder einerley
Geſtalt/ noch Farbe haben. Auf dem Carolenſiſchen Landſtriche/ in Bur-
gundien/ ſeynd alle Kuͤhe ſchneeweiß; gleich als waͤren ſie alle/ aus dem
Geſchlecht der Jo. Am Alpen-Gebirge/ gibt es weiſſe Rebhuͤner und
Haſen. Jn theils Nordlaͤndern/ weiſſe Raben; in Rußland/ weiſſe Baͤ-
ren/ ſchwartze Fuͤchſe.

Aber wir wollen nicht zu weit abweichen/ von dem Menſchen. Zu
wiſſen/ ob jemand ein Spanier/ Frantzos/ Jtaliaͤner/ Hollaͤnder/ oder
Englaͤnder ſey/ bedarff einer/ der alle dergleichen Nationen offt geſehen/
wenig Nachfragens: das Angeſicht/ Leibs-Geſchick/ und Geberde/ ver-
ſchwaͤtzen es. Und wenn dieſe Voͤlcker nicht ſo viel miteinander entweder
handelten/ oder heiratheten: wuͤrde man ſie noch viel klaͤrer und geſchwin-
der auseinander kennen. Den Moren meldet nicht allein ſeine Nacht-
Farbe/ ſondern auch dicke Lefftze/ und flache oder aufgeworffene Naſe an.
Die Hunnen beſchreibt Ammianus alſo/ daß ſie alle feſte/ ſtarcke/ wolge-
ſetzte Gliedmaſſen/ fette Haͤlſer/ gebogene und haͤßliche Leiber gehabt: an-
gemerckt/ er ſie deßwegen/ mit den Kloͤtzen/ vergleicht/ daraus man menſch-
liche Figuren gebildet/ welche die Alten/ an den Seiten der Brucken/ auf-
zuſtellen pflagen. Die Sineſer ſollen faſt alle gleiche Geſichts-Bildun-
gen/ wie Salmaſius meldet/ haben/ und alſo heutiges Tages/ auf den
Siniſchen Gefaͤſſern/ ſo von dannen herauskommen/ geſehen werden;
nemlich mit laͤnglichten Geſichtern/ und gleichſam aufgeblaſenen Backen.

Schoͤnwald. Auf Porzellanen-Schuͤſſeln/ muß uns Salmaſius
nicht weiſen. Denn die Sineſiſche Toͤpffer geben ſchlechte Zeuxides und
Lyſippos; auch ſonſt ihre Mahler keine ſonderliche Wunderthaͤter/ in die-
ſer Kunſt. Neuhof aber erzehlet/ von der Sineſer Geſtalt/ folgendes.
Sie ſind/ faſt uͤber dem gantzen Leibe/ weiß von Farben/ eben wie die Eu-
ropæer: wiewol etliche/ ſo in den Provincien gegen Suͤden wohnen/ et-
was braun ſeyn: weil ſie der Mittags-Linie gar nahe kommen/ von der
Sonnen-Hitze ein wenig verbrannt/ und gefaͤrbt werden. Der Maͤnner
Baͤrte ſind duͤnne und kurtz/ haben ein ſteiffes/ hartes/ angekraͤuſetes
Haar/ und beginnen gar ſpaͤt zu wachſen: daher die Siniſche dreiſſig-
jaͤhrige Juͤnglinge eben ſo jung anzuſehen/ wie die Europæiſche von zwan-
tzig. Die Farbe der Baͤrte/ wie auch ihr Haupt-Haar/ iſt ſchwartz: und
wird/ in Sina/ fuͤr eine Schande gehalten/ lange rote Haare tragen: die

Augen
N n iij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/319>, abgerufen am 03.01.2025.