Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zehende Discurs/ Krafft/ von welcher sie zur Höllen gestürtzt/ und ewiglich in der Höllen ge-strafft werden. Gleich also giebt die Trost-Hand Gottes/ das ist/ sein unerschöpfflicher Reichthum/ seine herrliche Macht/ seine unaussprechlich- süsse Liebe und Huld den Aufgenommenen einen ewigen Gnaden-Lohn/ im Himmel: und solcher reicher Lohn ist darum nicht der Ort deß Him- mels selbst. Kurtz: ich kan gar wol das Reich GOttes/ das ewige Leben/ das Land der Lebendigen/ die Hand GOttes/ den Himmel nennen; mas- sen solches auch gar gebräuchlich ist; aber dennoch/ wenn es eigentlich/ ohn alle Figur und Blum/ soll geredt seyn/ nicht sprechen/ das Reich GOttes/ oder die Hand GOttes/ ist selbst die Gegend deß Himmels: und wenn ich/ durch den Himmel/ einen herrlichen Zustand der Gerechten anzeige/ so kan solches der Gewißheit eines besondern Orts/ worinn ein solcher se- liger Zustand erfunden wird/ mit nichten zum Nachtheil gereichen: denn es wird ein solcher Ort stets mit darunter begriffen. Adlerhaupt. Jch spühre wol/ der Herr hat meinen Sinn nicht al- Schönwald. Wo findt aber der Herr einige Stelle/ in der Ort
Der zehende Discurs/ Krafft/ von welcher ſie zur Hoͤllen geſtuͤrtzt/ und ewiglich in der Hoͤllen ge-ſtrafft werden. Gleich alſo giebt die Troſt-Hand Gottes/ das iſt/ ſein unerſchoͤpfflicher Reichthum/ ſeine herꝛliche Macht/ ſeine unausſprechlich- ſuͤſſe Liebe und Huld den Aufgenommenen einen ewigen Gnaden-Lohn/ im Himmel: und ſolcher reicher Lohn iſt darum nicht der Ort deß Him- mels ſelbſt. Kurtz: ich kan gar wol das Reich GOttes/ das ewige Leben/ das Land der Lebendigen/ die Hand GOttes/ den Himmel nennen; maſ- ſen ſolches auch gar gebraͤuchlich iſt; aber dennoch/ wenn es eigentlich/ ohn alle Figur und Blum/ ſoll geredt ſeyn/ nicht ſprechen/ das Reich GOttes/ oder die Hand GOttes/ iſt ſelbſt die Gegend deß Himmels: und wenn ich/ durch den Himmel/ einen herꝛlichen Zuſtand der Gerechten anzeige/ ſo kan ſolches der Gewißheit eines beſondern Orts/ worinn ein ſolcher ſe- liger Zuſtand erfunden wird/ mit nichten zum Nachtheil gereichen: denn es wird ein ſolcher Ort ſtets mit darunter begriffen. Adlerhaupt. Jch ſpuͤhre wol/ der Herꝛ hat meinen Sinn nicht al- Schoͤnwald. Wo findt aber der Herꝛ einige Stelle/ in der Ort
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Der zehende Discurs/
Krafft/ von welcher ſie zur Hoͤllen geſtuͤrtzt/ und ewiglich in der Hoͤllen ge-
ſtrafft werden. Gleich alſo giebt die Troſt-Hand Gottes/ das iſt/ ſein
unerſchoͤpfflicher Reichthum/ ſeine herꝛliche Macht/ ſeine unausſprechlich-
ſuͤſſe Liebe und Huld den Aufgenommenen einen ewigen Gnaden-Lohn/
im Himmel: und ſolcher reicher Lohn iſt darum nicht der Ort deß Him-
mels ſelbſt. Kurtz: ich kan gar wol das Reich GOttes/ das ewige Leben/
das Land der Lebendigen/ die Hand GOttes/ den Himmel nennen; maſ-
ſen ſolches auch gar gebraͤuchlich iſt; aber dennoch/ wenn es eigentlich/ ohn
alle Figur und Blum/ ſoll geredt ſeyn/ nicht ſprechen/ das Reich GOttes/
oder die Hand GOttes/ iſt ſelbſt die Gegend deß Himmels: und wenn
ich/ durch den Himmel/ einen herꝛlichen Zuſtand der Gerechten anzeige/
ſo kan ſolches der Gewißheit eines beſondern Orts/ worinn ein ſolcher ſe-
liger Zuſtand erfunden wird/ mit nichten zum Nachtheil gereichen: denn
es wird ein ſolcher Ort ſtets mit darunter begriffen.
Adlerhaupt. Jch ſpuͤhre wol/ der Herꝛ hat meinen Sinn nicht al-
lerdings recht eingenommen. Jch habe/ mit dem/ was ich geredt/ die
Auserwehlten nicht zu Ubiquitiſten machen/ oder ſie gar Ort- und Stell-
los ſetzen wollen: denn ſo viel geſtehe ich gar gern/ daß ſie irgendswo ihren
ſeligen Aufenthalt haben. Aber daß dieſer Aufenthalt eben/ an einem
gemeſſenen Ort/ und in gewiſſem Raum/ ſich befinde/ oder droben in der
Hoͤhe ſeyn muͤſſe/ ſolches habe ich widerſprochen/ und gewieſen/ welcher
Bedeutung die Worte droben oder in der Hoͤhe/ dißfalls/ in heiliger
Schrifft/ ſollen verſtanden werden.
Schoͤnwald. Wo findt aber der Herꝛ einige Stelle/ in der
Schrifft/ da es wuͤrcklich alſo ausgelegt wuͤrde? Zwar/ daß ſich/ unter
der Hoͤhe/ und dem was droben iſt/ etwas Fuͤrtreffliches mit verſtehe/
begehre ich nicht zu leugnen: aber daß der Apoſtel deßwegen/ dem buch-
ſtablichen Laut nach/ die Hoͤhe nicht wolle verſtanden wiſſen/ ſondern al-
lein eine Fuͤrtrefflichkeit dadurch andeuten/ ſihet ſeiner Meinung/ meines
Bedunckens/ nicht gleich. Jn dem erſpricht: trachtet nach dem/ was dro-
ben iſt; begreifft er je recht deutlich das fuͤrtreffliche und ewige Gut/ in den
Worten dem (oder nach dem) und was; den Ort aber/ wo ſolche Fuͤr-
trefflichkeit zu finden/ abſonderlich/ durch das Wort/ droben. Alſo ſihet
der Herꝛ/ wie der Apoſtoliſche Spruch/ fuͤr mich/ ſpricht. Denn es iſt ja
eben ſo viel geredt/ als ob er ſagte: Trachtet nach dem (Gut/ und ſtatt-
lichem Weſen) das droben (im Himmel) iſt; nicht nach dem/ das auf
Erden iſt. Jm gleichen: Suchet/ was droben iſt/ da Chriſtus iſt/
ſitzend zu der Rechten Gottes. (a) Der Herꝛ wolle nicht gedencken/ ob
ſuchte ich/ meinem Heilande/ durch das Sitzen hiemit einen verſperrten
Ort
(a) Coloſſ.
3. v. 1. 2.
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