Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.Der zehende Discurs/ met Pater Schott/ mit diesem Namlosen Scribenten/ soviel ich/ ausdeß Herrn Goldsterns Erzehlung mercken können/ in soweit über ein/ daß er/ durch den Geist Gottes/ die Lufft/ oder die Himmel-Lufft/ ver- stehet. Denn daß P. Schott den allbereit gestirnten Himmel damit mei- nen solte/ ist nicht vermutlich: sondern er verstehet allein die Materi und Substantz deß Himmels/ nemlich die Lufft. Winterschild. Um Verzeihung! mein Herr. Es sihet/ als ob die- (c) Inanis sich/
Der zehende Discurs/ met Pater Schott/ mit dieſem Namloſen Scribenten/ ſoviel ich/ ausdeß Herꝛn Goldſterns Erzehlung mercken koͤnnen/ in ſoweit uͤber ein/ daß er/ durch den Geiſt Gottes/ die Lufft/ oder die Himmel-Lufft/ ver- ſtehet. Denn daß P. Schott den allbereit geſtirnten Himmel damit mei- nen ſolte/ iſt nicht vermutlich: ſondern er verſtehet allein die Materi und Subſtantz deß Himmels/ nemlich die Lufft. Winterſchild. Um Verzeihung! mein Herꝛ. Es ſihet/ als ob die- (c) Inanis ſich/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0232" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der zehende Discurs/</hi></fw><lb/> met Pater Schott/ mit dieſem Namloſen Scribenten/ ſoviel ich/ aus<lb/> deß Herꝛn <hi rendition="#fr">Goldſterns</hi> Erzehlung mercken koͤnnen/ in ſoweit uͤber ein/<lb/> daß er/ durch den Geiſt Gottes/ die Lufft/ oder die Himmel-Lufft/ ver-<lb/> ſtehet. Denn daß P. Schott den allbereit geſtirnten Himmel damit mei-<lb/> nen ſolte/ iſt nicht vermutlich: ſondern er verſtehet allein die Materi und<lb/> Subſtantz deß Himmels/ nemlich die Lufft.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Winterſchild.</hi> Um Verzeihung! mein Herꝛ. Es ſihet/ als ob die-<lb/> ſer ungenannte Author einen ehr- und irrſuͤchtigen Geiſt gehabt; weil er<lb/> ſich unterſtehet/ zu verdammen die jenige/ ſo ſeiner Meinung nicht gleich<lb/> huldigen wollen. Was iſt das fuͤr ein alberner und ungegruͤndeter Be-<lb/> weis/ daß der H. Geiſt kein Geiſt Gottes/ ſondern Gott ſelbſt/ ſey? Sol-<lb/> te denn nicht der H. Geiſt/ wenn er gleich <hi rendition="#fr">Gottes Geiſt</hi> genennet wuͤrde/<lb/> einen Weg wie den andren/ Gott/ und die dritte Perſon in der H. Drey-<lb/> faltigkeit verbleiben; ſo muͤſte die Schrifft deß H. Geiſtes/ ja Gott ſelbſt/<lb/> offt fehlen/ wenn er den H. Geiſt ſeinen Geiſt nennet. Wie offt wird der H.<lb/> Geiſt doch/ von dem H. Geiſte ſelbſten der <hi rendition="#fr">Geiſt deß HErꝛn/</hi> genennet!<lb/> Der <hi rendition="#fr">Geiſt deß HErꝛn</hi> (ſpricht David) <hi rendition="#fr">hat durch mich geredt:</hi> und<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi> 2. Sam.<lb/> 23. v. 2. 3.</note>gleich darauf nennet er dieſen <hi rendition="#fr">Geiſt deß HErꝛn</hi> den <hi rendition="#fr">Gott Jſrael.</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi><lb/> Jm 15. Hauptſtuͤck deß andren Buchs der Chronic ſtehet/ auf Aſaria<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>)</hi> Ephef.<lb/> 4. v. 30.</note>ſey der <hi rendition="#fr">Geiſt Gottes</hi> gekommen. Und Paulus warnet die Epheſer/ daß<lb/> ſie nicht betruͤben ſollen den <hi rendition="#fr">heiligen Geiſt Gottes.</hi> <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">b</hi>)</hi> Alſo ſihet mein<lb/><note place="left">Was die<lb/> anfangs-<lb/> erſchaſſene<lb/> Himmel<lb/> und Erde<lb/> bedeuten.</note>Herꝛ/ wie dieſer ungenannte Kluͤgling mit Schanden beſteht/ indem er<lb/> aus reformirſuͤchtigem Unverſtande tadelt und laͤſtert/ was der Heiligen<lb/> Schrifft allerdings gemaͤß iſt/ und gar keinen Grund fuͤrbringt/ warum<lb/> man den Geiſt Gottes/ wo von Moſes redet/ vielmehr fuͤr den Wind/<lb/> als fuͤr den H. Geiſt ſelbſt/ halten wuͤſte.</p><lb/> <p><note place="left"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">c</hi>) Inanis<lb/> illa &</hi> ἀκα-<lb/> τασκεύαστος<lb/><hi rendition="#aq">primitus<lb/> creata mo-<lb/> les;</hi> wie es<lb/> H. <hi rendition="#aq">D. Glas-<lb/> ſius</hi> nennet.</note>Daß es der Wind ſolle geweſen ſeyn/ iſt nicht vermutlich: weil da-<lb/> mals noch keine rechte Lufft/ ſondern Himmel und Erde/ alles/ in dem<lb/> groſſen erſt-erſchaffenen waͤſſerigem Klumpen/ durch einander verwirret<lb/> war. Denn dieſer verworrene und noch unbereitete Hauff/ <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">c</hi>)</hi> ſo am erſten<lb/> erſchaffen ward/ iſt <hi rendition="#fr">Himmel und Erde/</hi> wovon Moſes ſagt/ daß Gott<lb/> dieſelbe am Anfange habe erſchaſſen: und wird deßwegen alſo/ von der<lb/> Schrifft/ genannt/ weil Himmel und Erde daraus werden ſolten. <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">d</hi>)</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">d</hi>) Glaſſ. in<lb/> Grammat.<lb/> ſacra lib. 3.<lb/> Tract. 1. de<lb/> Nomine c.</hi> 3</note>Wenn nun geſagt wird/ <hi rendition="#fr">der Geiſt Gottes ſchwebte auf dem Waſ-<lb/> ſer;</hi> bedeutet ſolches eigentlich kein hin und her ſchweben/ flattern/ oder<lb/> ſchwimmen; ſondern die gewaltige lebendig-machende Krafft deß Heili-<lb/> gen Geiſtes/ der allen Dingen/ Leben/ Bewegung/ und Weſen/ in der<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">e</hi>) Baſil.<lb/> Hom. 2.<lb/> Hex<supplied>a</supplied>em.</hi></note>Schoͤpffung/ mittheilet. Geſtaltſam es auch Baſilius <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">e</hi>)</hi> deßwegen<lb/> ζωτικὴν τινα δύ@μιν <hi rendition="#fr">eine belebende Krafft</hi> nennet. Auguſtinus berufft<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich/</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0232]
Der zehende Discurs/
met Pater Schott/ mit dieſem Namloſen Scribenten/ ſoviel ich/ aus
deß Herꝛn Goldſterns Erzehlung mercken koͤnnen/ in ſoweit uͤber ein/
daß er/ durch den Geiſt Gottes/ die Lufft/ oder die Himmel-Lufft/ ver-
ſtehet. Denn daß P. Schott den allbereit geſtirnten Himmel damit mei-
nen ſolte/ iſt nicht vermutlich: ſondern er verſtehet allein die Materi und
Subſtantz deß Himmels/ nemlich die Lufft.
Winterſchild. Um Verzeihung! mein Herꝛ. Es ſihet/ als ob die-
ſer ungenannte Author einen ehr- und irrſuͤchtigen Geiſt gehabt; weil er
ſich unterſtehet/ zu verdammen die jenige/ ſo ſeiner Meinung nicht gleich
huldigen wollen. Was iſt das fuͤr ein alberner und ungegruͤndeter Be-
weis/ daß der H. Geiſt kein Geiſt Gottes/ ſondern Gott ſelbſt/ ſey? Sol-
te denn nicht der H. Geiſt/ wenn er gleich Gottes Geiſt genennet wuͤrde/
einen Weg wie den andren/ Gott/ und die dritte Perſon in der H. Drey-
faltigkeit verbleiben; ſo muͤſte die Schrifft deß H. Geiſtes/ ja Gott ſelbſt/
offt fehlen/ wenn er den H. Geiſt ſeinen Geiſt nennet. Wie offt wird der H.
Geiſt doch/ von dem H. Geiſte ſelbſten der Geiſt deß HErꝛn/ genennet!
Der Geiſt deß HErꝛn (ſpricht David) hat durch mich geredt: und
gleich darauf nennet er dieſen Geiſt deß HErꝛn den Gott Jſrael. (a)
Jm 15. Hauptſtuͤck deß andren Buchs der Chronic ſtehet/ auf Aſaria
ſey der Geiſt Gottes gekommen. Und Paulus warnet die Epheſer/ daß
ſie nicht betruͤben ſollen den heiligen Geiſt Gottes. (b) Alſo ſihet mein
Herꝛ/ wie dieſer ungenannte Kluͤgling mit Schanden beſteht/ indem er
aus reformirſuͤchtigem Unverſtande tadelt und laͤſtert/ was der Heiligen
Schrifft allerdings gemaͤß iſt/ und gar keinen Grund fuͤrbringt/ warum
man den Geiſt Gottes/ wo von Moſes redet/ vielmehr fuͤr den Wind/
als fuͤr den H. Geiſt ſelbſt/ halten wuͤſte.
(a) 2. Sam.
23. v. 2. 3.
(b) Ephef.
4. v. 30.
Was die
anfangs-
erſchaſſene
Himmel
und Erde
bedeuten.
Daß es der Wind ſolle geweſen ſeyn/ iſt nicht vermutlich: weil da-
mals noch keine rechte Lufft/ ſondern Himmel und Erde/ alles/ in dem
groſſen erſt-erſchaffenen waͤſſerigem Klumpen/ durch einander verwirret
war. Denn dieſer verworrene und noch unbereitete Hauff/ (c) ſo am erſten
erſchaffen ward/ iſt Himmel und Erde/ wovon Moſes ſagt/ daß Gott
dieſelbe am Anfange habe erſchaſſen: und wird deßwegen alſo/ von der
Schrifft/ genannt/ weil Himmel und Erde daraus werden ſolten. (d)
Wenn nun geſagt wird/ der Geiſt Gottes ſchwebte auf dem Waſ-
ſer; bedeutet ſolches eigentlich kein hin und her ſchweben/ flattern/ oder
ſchwimmen; ſondern die gewaltige lebendig-machende Krafft deß Heili-
gen Geiſtes/ der allen Dingen/ Leben/ Bewegung/ und Weſen/ in der
Schoͤpffung/ mittheilet. Geſtaltſam es auch Baſilius (e) deßwegen
ζωτικὴν τινα δύ@μιν eine belebende Krafft nennet. Auguſtinus berufft
ſich/
(c) Inanis
illa & ἀκα-
τασκεύαστος
primitus
creata mo-
les; wie es
H. D. Glas-
ſius nennet.
(d) Glaſſ. in
Grammat.
ſacra lib. 3.
Tract. 1. de
Nomine c. 3
(e) Baſil.
Hom. 2.
Hexaem.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |