Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.vom Himmel. Himmel hart wäre; man müsste denn eine Leerheit (vacuum) oderDurchdringung eines Körpers durch den andren/ zu geben: weil aber solches der Vernunfft und Natur zuwidern: so folget/ der Himmel müsse lusstiger Art seyn/ damit der Mond also seinen Kreis-Lauff darinn könne verrichten. Adlerhaupt. Es vergleichen sich doch gleichwol nicht alle die jenige/ Goldstern. Am glaublichsten scheinet/ der gantze gestirnte Him- Was aber Pater Schottus ausgiebt/ daß der Stern-HimmelWas etli- Schönwald. Jhrer etliche wollen auch nicht zugeben/ daß das so B b iij
vom Himmel. Himmel hart waͤre; man muͤſſte denn eine Leerheit (vacuum) oderDurchdringung eines Koͤrpers durch den andren/ zu geben: weil aber ſolches der Vernunfft und Natur zuwidern: ſo folget/ der Himmel muͤſſe luſſtiger Art ſeyn/ damit der Mond alſo ſeinen Kreis-Lauff darinn koͤnne verrichten. Adlerhaupt. Es vergleichen ſich doch gleichwol nicht alle die jenige/ Goldſtern. Am glaublichſten ſcheinet/ der gantze geſtirnte Him- Was aber Pater Schottus ausgiebt/ daß der Stern-HimmelWas etli- Schoͤnwald. Jhrer etliche wollen auch nicht zugeben/ daß das ſo B b iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0229" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Himmel.</hi></fw><lb/> Himmel hart waͤre; man muͤſſte denn eine Leerheit <hi rendition="#aq">(vacuum)</hi> oder<lb/> Durchdringung eines Koͤrpers durch den andren/ zu geben: weil aber<lb/> ſolches der Vernunfft und Natur zuwidern: ſo folget/ der Himmel muͤſſe<lb/> luſſtiger Art ſeyn/ damit der Mond alſo ſeinen Kreis-Lauff darinn koͤnne<lb/> verrichten.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Adlerhaupt.</hi> Es vergleichen ſich doch gleichwol nicht alle die jenige/<lb/> ſo ihn fuͤr elementariſch achten/ hieruͤber/ aus was fuͤr einem Element er<lb/> beſtehe. Denn etlichen iſt er feurig/ andren waͤſſerig/ den dritten lufftig.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Goldſtern.</hi> Am glaublichſten ſcheinet/ der gantze geſtirnte Him-<lb/> mel/ bis an das oberhimmliſche Gewaͤſſer/ ſey nichts anders/ denn der<lb/> allerreinſte und gelinde ſie Lufft/ eine uͤberaus zarte und hoͤchſt-gelaͤuterte<lb/> Lufft/ ſag ich: welchen/ ſeiner reineſten Vollkommenheit wegen/ man nicht<lb/> unfuͤglich auch ein Feuer nennen moͤchte; gleichwie viele/ auf gleiche Weiſe/<lb/> den jenigen reinen und ſubtilen Lufft/ der zwiſchen dem Mond-gewoͤlbe/<lb/><hi rendition="#aq">(Concavo Lunæ)</hi> und unſerer Lufft/ ſich befindet/ gleichfalls <hi rendition="#fr">Feuer</hi> nen-<lb/> nen. Ligt derhalben nicht viel daran/ ob man den Himmel <hi rendition="#fr">lufftig/</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">feurig</hi> heiſſen will. Doch iſt er/ im Wercke ſelbſten/ lufftig. Hiemit ſtim-<lb/> met vor angezogener Voſſius auch ziemlich uͤberein/ wenn er ſpricht <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>)</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">a</hi>) l. 2. de<lb/> Idol.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">Es fehlet ſo fern; daß wir dafuͤr halten ſolten/ zwiſchen der Lufft/<lb/> und dem Himmel/ ſey das Element eines reinen Feuers begriffen/<lb/> daß wir viel mehr glauben/</hi> es ſey/ wo <hi rendition="#fr">nicht durch den gantzen<lb/> Himmel/ doch aufs wenigſte bis an die Fixſterne/ uͤberall Lufft:<lb/> und unſere Lufft zwar/ in der Raritet/ aber nicht weſentlicher<lb/> Geſtalt</hi> <hi rendition="#aq">(ſpecie)</hi> <hi rendition="#fr">oder gantzer Natur nach/ von dem Himmel un-<lb/> terſchieden.</hi></p><lb/> <p>Was aber Pater Schottus ausgiebt/ daß der Stern-Himmel<note place="right">Was etli-<lb/> che/ durch<lb/> den Geiſt/<lb/> verſtehen/ ſo<lb/> auf dem<lb/> Waſſer ge-<lb/> ſchwebt.</note><lb/> eben derſelbige/ ſo am Anfange von Gott erſchaffen worden/ und durch<lb/> den Geiſt Gottes/ welcher auf dem Waſſer ſchwebte/ zu verſtehen/ wel-<lb/> cher <hi rendition="#fr">Geiſt-Gottes</hi> die Lufft und der Himmel geweſen; daruͤber moͤgen<lb/> andere urtheilen. Er verſpricht/ die Gegenbeweisthuͤmer/ in ſeinem Werck<lb/><hi rendition="#aq">de Mundo mirabili,</hi> zu widerlegen: welches ich nicht geſehen/ auch/ wie<lb/> man mich berichtet/ zum Druck annoch nicht gelanget iſt. Weil aber das<lb/> Firmament/ als der Sternen Sitz/ nach der Scheidung deß Gewaͤſſers/<lb/> aller erſt herfuͤr gekommen; ſo kan je/ durch den/ am Anfange erſchaffenen/<lb/> Himmel/ nicht gleich die erſt-hernach zugerichtete Feſte deß Himmels be-<lb/> deutet werden.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Schoͤnwald.</hi> Jhrer etliche wollen auch nicht zugeben/ daß das<lb/> jenige/ welches Anfangs/ ſamt der Erden/ erſchaffen/ <hi rendition="#fr">Himmel</hi> zu nen-<lb/> nen; ſondern vielmehr Gewaͤſſer; wegen deß Worts/ @ <hi rendition="#aq">Schamaim</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b iij</fw><fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0229]
vom Himmel.
Himmel hart waͤre; man muͤſſte denn eine Leerheit (vacuum) oder
Durchdringung eines Koͤrpers durch den andren/ zu geben: weil aber
ſolches der Vernunfft und Natur zuwidern: ſo folget/ der Himmel muͤſſe
luſſtiger Art ſeyn/ damit der Mond alſo ſeinen Kreis-Lauff darinn koͤnne
verrichten.
Adlerhaupt. Es vergleichen ſich doch gleichwol nicht alle die jenige/
ſo ihn fuͤr elementariſch achten/ hieruͤber/ aus was fuͤr einem Element er
beſtehe. Denn etlichen iſt er feurig/ andren waͤſſerig/ den dritten lufftig.
Goldſtern. Am glaublichſten ſcheinet/ der gantze geſtirnte Him-
mel/ bis an das oberhimmliſche Gewaͤſſer/ ſey nichts anders/ denn der
allerreinſte und gelinde ſie Lufft/ eine uͤberaus zarte und hoͤchſt-gelaͤuterte
Lufft/ ſag ich: welchen/ ſeiner reineſten Vollkommenheit wegen/ man nicht
unfuͤglich auch ein Feuer nennen moͤchte; gleichwie viele/ auf gleiche Weiſe/
den jenigen reinen und ſubtilen Lufft/ der zwiſchen dem Mond-gewoͤlbe/
(Concavo Lunæ) und unſerer Lufft/ ſich befindet/ gleichfalls Feuer nen-
nen. Ligt derhalben nicht viel daran/ ob man den Himmel lufftig/ oder
feurig heiſſen will. Doch iſt er/ im Wercke ſelbſten/ lufftig. Hiemit ſtim-
met vor angezogener Voſſius auch ziemlich uͤberein/ wenn er ſpricht (a)
Es fehlet ſo fern; daß wir dafuͤr halten ſolten/ zwiſchen der Lufft/
und dem Himmel/ ſey das Element eines reinen Feuers begriffen/
daß wir viel mehr glauben/ es ſey/ wo nicht durch den gantzen
Himmel/ doch aufs wenigſte bis an die Fixſterne/ uͤberall Lufft:
und unſere Lufft zwar/ in der Raritet/ aber nicht weſentlicher
Geſtalt (ſpecie) oder gantzer Natur nach/ von dem Himmel un-
terſchieden.
(a) l. 2. de
Idol.
Was aber Pater Schottus ausgiebt/ daß der Stern-Himmel
eben derſelbige/ ſo am Anfange von Gott erſchaffen worden/ und durch
den Geiſt Gottes/ welcher auf dem Waſſer ſchwebte/ zu verſtehen/ wel-
cher Geiſt-Gottes die Lufft und der Himmel geweſen; daruͤber moͤgen
andere urtheilen. Er verſpricht/ die Gegenbeweisthuͤmer/ in ſeinem Werck
de Mundo mirabili, zu widerlegen: welches ich nicht geſehen/ auch/ wie
man mich berichtet/ zum Druck annoch nicht gelanget iſt. Weil aber das
Firmament/ als der Sternen Sitz/ nach der Scheidung deß Gewaͤſſers/
aller erſt herfuͤr gekommen; ſo kan je/ durch den/ am Anfange erſchaffenen/
Himmel/ nicht gleich die erſt-hernach zugerichtete Feſte deß Himmels be-
deutet werden.
Was etli-
che/ durch
den Geiſt/
verſtehen/ ſo
auf dem
Waſſer ge-
ſchwebt.
Schoͤnwald. Jhrer etliche wollen auch nicht zugeben/ daß das
jenige/ welches Anfangs/ ſamt der Erden/ erſchaffen/ Himmel zu nen-
nen; ſondern vielmehr Gewaͤſſer; wegen deß Worts/ @ Schamaim
ſo
B b iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |